In der Werkstoffkunde kann es - anders als z.B. in der Philosophie - kaum "Meinungen" geben.
Das Tückische bei CFK ist leider, daß die Festigkeit nur in Faserrichtung gegeben ist.
Einwirkungen quer zur Faserrichtung dagegen sind etwas unschön: CFK ist hier sehr wenig gutmütig.
Es kommt hier letztlich immer entscheidend darauf an, wie das verunfallte Material gefertigt wurde.
In dieser Hinsicht sind Metalle - egal ob Stahl oder Alu - jedenfalls im Vorteil.
Die pauschale Behauptung, ein Sturz mit einem Carbon-Rahmen sei unbedenklicher als ein solcher mit Alu-Rahmen,
ist deshalb falsch. Ich würde pauschal sogar eher das Gegenteil behaupten.
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Generell ist es aber ganz falsch, per "Ferndiagnose" und ohne Ansehen des Materials den verunfallten Rahmen "gesund" zu schreiben.
Im Zweifel würde ich dem Laien immer raten, einen Fachmann aufzusuchen.
Alles andere ist - gefährliche - Kaffeesatzleserei.
Auch wenn der Beitrag schon ein paar Wochen alt ist, kann ich dem nur voll und ganz zustimmen!!!
Wie von z1000 schon erwähnt, ist die viel propagierte hohe Festigkeit von CFK als reine Zugfestigkeit definitiv nur in Faserrichtung gegeben - quer dazu kommt buchstäblich nur das Harz zum tragen und dies kann bekanntlich nahezu nichts! Ein technisch nutzbares (z.B. quasiisotropes) CFK-Laminat hat nur etwas mehr als den e-Modul (laienhaft "Widerstand gegen Verformen") von Aluminium, nur ca. 40% von Stahl, aber leider nicht deren Fähigkeit, plastisch zu beulen oder zu biegen. Somit ist eine punkt- oder linienförmige Schlageinwirkung, über ein bestimmtes Level hinaus, fast immer mit einer oft kaum sichtbaren Beschädigung der Matrix verbunden!
An diesen Stellen hat das Laminat nun nicht mehr die ursprüngliche, meist im Rahmen einer FEM-Simulation ermittelte, notwendige Festigkeit, wird also bei bestimmungsgemäßem Gebrauch irgendwann unter Fatigue-Gesichtspunkten versagen. Dies betrifft natürlich keine Rahmen oder Bikes, die ohnehin nur als HighTech-Deko herhalten und leistungsmäßig ihrem Fahrer weit überlegen sind. Solche Rahmen werden nie auch nur in der Nähe ihres Belastungsmaximums betrieben und bleiben daher unter Umständen, trotz Beschädigung, noch längere Zeit unauffällig!
Da es bei CFK nun, im Gegensatz zu den im Rahmenbau verwendeten Metallen, kein gutmütiges Beulen oder sich ankündigendes Knicken gibt, geht das Versagen oft verhältnismäßig schnell oder auch schlagartig vonstatten! Ob dabei nun ein Rahmen in zwei oder drei Teile zerfällt oder am Stück bleibt und sich nur zusammenfaltet, weil die Kohlefasern evtl. nicht abreissen, sondern sich "nur" lokal ihres Harzes entledigt haben, ist für den Fahrer zweitrangig! Entsprechende Verletzungen sind garantiert - besonders angenehm, eine abgebrochene CFK-Sattelstütze im Allerwertesten wiederzufinden!
Vor diesem Hintergrund finde ich das bedenkliche Halbwissen, mit dem hier letztlich über Leben und Gesundheit anderer (ebenso unwissender) CFK-Fahrer beratschlagt wird, leider ziemlich daneben!
Sorry for that ...