In der Off-Season gucke ich ja nicht so regelmäßig ins Forum und wenn doch mal wieder in einen Thread wie diesen klicke, merke ich schnell, warum nicht. Da aber in der Radsportwelt derzeit nicht viel passiert, finde ich es schon in Ordnung, wenn man dann hier ein paar alte Geschichten am Kaminfeuer aufwärmt.
Ich habe als Jugendlicher durch die starke mediale Präsenz um Telekon und Ullrich Interesse am Radsport entwickelt - in meiner direkten Umgebung war davon sonst nichts zu sehen - und habe natürlich Ulle die Daumen gedrückt, wobei Jens Voigt mein persönlicher Favorit war. Ein Rennrad konnte ich mir jedoch nicht leisten und war mit einem anderen Sport auch gut ausgelastet.
Als dann das ganze Ausmaß des Dopings offenbar wurde, hat es mir nachhaltig die Lust an diesem Sport versaut und meine Achtung vor den Protagonisten hat sich in Rauch aufgelöst. Für den Absturz des Sportes nicht nur in meinen Augen tragen die damaligen Fahrer und Funktionäre die Verantwortung. Das war kein Naturereignis, das über sie gekommen ist auch wenn ich die einzelnen Entscheidungen durchaus nachvollziehen kann.
Ich will auch nicht mit dem moralischen Zeigefinger wedeln, doch Armstrong und Ullrich sind charakterlich für mich keine Vorbilder und bei Heldenverehrung bin ich ohnehin skeptisch. Speziell Ullrich wirkt auf mich immer sehr naiv und unkontrolliert. Es ist dabei schon interessant wie stark Ullrichs Fanbasis in Teilen weiterhin ist. Es ist aber auch offensichtlich, dass das ein extrem emotionales Thema ist, das für einige mit teuren Erinnerungen verbunden ist, die sie sich erhalten wollen. Es macht daher wenig Sinn von den echten Fans eine andere Sichtweise zu verlangen. Die Mühe kann man sich wirklich sparen.
Auf der anderen Seite würde ich aber auch erwarten, dass die Fans hier auch die Kritik an Ullrich ertragen. Er geht aus freien Stücken wieder einmal an die Öffentlichkeit. Dann muss die Öffentlichkeit auch über ihn reden dürfen und zwar auch die Kritiker...