pjotr
Radprofi, gefangen im Körper einer Hobbylusche
Hmmm ... vielleicht etwas unglücklich formuliert. Wenn man mal den Mittelwert von 60% nimmt um es nicht so kompliziert werden zu lassen, dann bedeutet 60% von VO2max = 1,05 - 1,20 * FTP. Hiervon auch der Mittelwert = 0,6 * 1,125 = 67,5% der FTP-Leistung. Das wiederum ist eindeutiges L2 oder auch GA1-Tempo. Da wird niemand (auch kein "Klassiker") widersprechen wollen, dass damit die Fettverbrennung wohl am besten funktioniert.
In "Relation between plasma lactate concentration and fat oxidation rates over a wide range of exercise intensities" von Achten und Jeukendrup (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14750010) lag das Maximum der Fettoxidationsrate z.B. bei 63% der Vo2max der Probanden und damit ganz knapp über dem Einsetzen des Laktanstiegs im Blut (LIAB) von 61% der Vo2max. (Dass beide Werte sehr eng miteinander verbunden sind zeigen auch andere Untersuchungen.) Der Lactat Threshold der Probanden lag bei 82% der VO2 max. Zur Bestimmung der LT wurde in der Studie die D-Max-Methode verwendet, die nach Coggans-Blogeintrag hier http://www.trainingandracingwithapowermeter.com/2010/08/estimation-of-functional-threshold.html im Vergleich mit anderen Methoden zur LT-Bestimmung die größte "Nähe" zur FTP aufweist. Wenn man die Prozentzahlen in ein konkretes Beispiel umrechnet ergibt sich bei einer FTP von 300 Watt eine maximale Fettoxidationsrate bei 230 Watt. Das entspricht in Coggans Trainingszonen Systematik in etwa der Grenze zwischen L2 "Endurance" und L3 "Tempo". (Zu beachten ist dabei, dass die Prozentzahlen aus der Studie Durchschnittswerte für die untersuchte Gruppe darstellen, die indiviudellen Abweichungen von diesem Druchschnittswert aber durchaus beachtlich sein können, wie man an den angegebenen Standradabweichungen in der Pubmed-Zusammenfassung sieht)
Die Tatsache, dass die Fettverbungsrate bei der genannten Intensität maximal wird darf indes nicht zu der Fehlinterpretion führen, dass man genau bei (oder auch unter) dieser Intensität trainieren müsse um den Fettstoffwechsel zu optimieren, denn der Steuerungsmechanismus für die Fettverbrennung bzw. dessen Reduktion läuft offenbar über das Laktat. D.h. alles was die Laktatbildung bei einer gegebenen Leistungs X oberhalb des Einsetzens des Laktanstiegs verringert, vergrößert auch die Fettverbrennung - auch die beliebten 2*20 min. L4-Intervalle bewirken das.
Nochmal zum Begriff "Grundlagenausdauer":
Aus gegebenem Anlass darf ich mir da zur Zeit wieder viele Gedanken zu machen. Mir ist im letzten halben Jahr durch zahlreiche Infekte meine FTP stufenweise um 30% eingebrochen. Inzwischen definiere ich "Grundlagen" irgendwie anders. Bin derzeit nicht mal in der Lage meinen Schwellenpuls von 160 bpm über 10-15 min. aufrecht zu erhalten. D.h. ich muss mir erstmal mit geringer Intensität (L2 oder GA1) wieder einen Stoffwechsel zurückholen, der es mir ermöglicht "oben rum" nicht gleich einzugehen. Von daher teile ich Deine Aussage:
... nicht uneingeschränkt. Ab einem bestimmten Niveau gebe ich Dir recht, dass man mit intensiveren Trainingsinhalten auch die Grundlagen optimieren kann. Wenn man aber Anfänger ist oder nach langer Pause wieder reinkommen möchte, führt der Weg m.E. in die Sackgasse."wer heute noch grundlagenausdauer mit lang- und langsamfahren vereint ist meiner meinung veraltet und sollte sich umstrukturieren"
Ich sehe ehrlich gesagt nicht, dass der Einsatz der Trainingsmittel vom "Niveau" bestimmt. Wenn Du derzeit nicht in der Lage bist Deinen Schwellenpuls über 10-15 min. aufrecht zu erhalten wie Du schreibst, heisst das für mich nur eins, dass Du Deine FTP überschätzt. Schlussfolgerung daraus ist nicht, dass Du nur mit "lang und locker" weiterkommst, sondern, dass Du Deine FTP neu bestimmen musst und eventuelle Intervalle, wie die beliebten L4, bei korrigierter Intensität versuchen solltest. Damit will ich ausdrücklich nicht sagen, dass "lang und locker" nicht auch ein adäquates Mittel für Dich sein kann, meiner Meinung nach gibt es in der Frage der Trainingsmittel aber kein "entweder oder", sondern nur ein "sowohl als auch", dessen Aussgestaltung vom Zeitbudget und den individuellen Zielen (Spezifität" d.h. Wer lange Touren als Ziel hat muss auch längere Traingseinheiten machen) abhängt.
Gruß P.