Weil es im Biete-Thread gerade ein Thema war:
Anleitung zum amateurhaften Aufarbeiten runtergerockter STI's:
Benötigte Materialien
Das Aufarbeiten der STI's ist kein Hexenwerk, vielmehr Fleiß- und Geduldarbeit, die viel Ausdauer und Durchhaltevermögen verlangt. Hier 'ne kurze Anleitung, viel brauchst man dafür nicht:
• scharfer, spitzer Gegenstand um den Chrom zu entfernen (z.B. Feinmechaniker-Schraubendreher)
• Schleifpapier
• Dremel (nicht zwingend, erleichtert das Ganze aber etwas)
• Mirlon (Schleif-Vlies)
• autosol-Polierpaste
• NevrDull (Polierwatte)
• einen Quetschnippel oder ähnliches (dünnes Röhrchen), Hilfsmittel zur Montage der SLR-Feder
• einen Hammer und einen kurzen Metallstab (ein Inbus tut's auch) um den Bolzen rauszuschlagen
• diverse Inbusschlüssel
• ggf. zwei kleine Holzklötze (um den STI abzulegen und dann den Bolzen rauszuschlagen)
• etwa Alkohol (zur Demontage/Montage der Griffgummis)
• viel Zeit
• Asdauer
• Geduld
1. Schritt: Hebel demontieren
Also, der Chrom muss erstmal komplett runter. Den STI kann man dafür unkompliziert in zwei Teile, nämlich
"Schalteinheit mit Hebeln" und
"Griffkörper mit Lenkerschelle", zerlegen. Dazu von unten die kleine Madenschraube (Expl.zeichn. Teil #15) lösen, die den Bolzen (Teil #16)fixiert, um welche sich der Hebel beim
Bremsen dreht. Dann den Bolzen mit einem Stift-ähnlichem
Werkzeug und sanften Hammerschlägen austreiben; dabei auf die Feder (Teil #11) achten, die die Hebeleinheit nach dem
Bremsen immer wieder in die Ursprungsposition befördert (
Shimano Linear Response = SLR). Diese wird dabei nämlich frei. Tadaahhh! Nun hat man
• zwei große Teile (Schalteinheit und Griffkörper)
• eine Madenschraube (Teil #15)
• einen Bolzen (Teil #16, Achtung: Ausrichtung des Bolzens merken!)
• die SLR-Feder (die hoffentlich nicht irgendwo weggehopst ist, Teil #11)
2. Schritt: Alten Chrom entfernen
Nun habe ich soweit es geht den Chrom mit einem Feinmechaniker-Schraubendreher entfernt, jedoch nicht ohne vorher den Griffgummi vom Griffkörper demontiert zu haben. Dann kommt der mühsame Teil. Die Chromschicht ist dort, wo sie noch nicht von Feuchtigkeit unterwandert wurde, richtig hart und fest. Schleifen, schleifen, schleifen. Per Hand ist's ne echte sau Arbeit, mit 'nem Dremel geht das etwas schneller, braucht aber auch ordentlich Zeit. Außerdem führt das intensive Bearbeiten mit dem Dremel zu Wellen in der Oberfläche.
3. Schritt: Aluflächen glatt schleifen und polieren
Der nächste Schritt ist dann, diese (die Wellen) - am besten per Hand mit grobem Schleifpapier - rauszuschleifen. Das polieren ist dann eigentlich der unkomplizierteste Schritt und hier im Thread ja schon mehrfach detailliert beschrieben. Erstmal vielleicht noch mit recht grobem, dann immer feinerem Schleifpapier, dann mit Mirlon Schleifvlies, dann mit autosol und zu guter Letzt mit NevrDull. Das Ganze immer in kreisenden Bewegungen. Es nützt nichts, mit den feinen Schleifmitteln (autosol und NevrDull) zu arbeiten, wenn noch Kratzer oder Unebenheiten (leichte Wellen) vorhanden sind, die bekommt man damit nicht heraus - versucht es nicht. Es glänzt dann zwar schön, aber es sind dann halt "glänzende Kratzer", nicht schön, finde ich.
4. Schritt: Hebel wieder zusammenbauen
Wie "Demontage" (1. Schritt), nur in umgekehrter Reihenfolge
Na ja, ein paar Kniffe gibt es für die Wiedermontage schon. Als erstes gilt es, sich die Teile in der richtigen Reihenfolge und Position zurecht zu legen. Besonderes Augenmerk gilt dem Bolzen (Teil #16) und der SLR-Feder (Teil #11). Die kleine Madenschraube (Teil #15) ist nicht mittig, sondern leicht nach innen versetzt. Dementsprechend wird der Bolzen so ausgerichtet, dass die Nut, in welche die Madenschraube fasst, an der richtigen Stelle sitzt. Etwas fummilig ist das Zusammensetzen der zwei großen Teile und die richtige Position der SLR-Feder ohne Hilfsmittel. Dafür hatte ich mal über eine Stunde benötigt. Viel einfacher geht es mit dem
Shimano-Tool oder einem Quetschnippel, der als Verlängerung auf die SLR-Feder (Teil #11) geschoben wird. Die Feder wird so positioniert, dass der Haken (das umgebogene Ende) in das dafür vorgesehene seitliche Loch von Teil #8 greift. Das länger gerade Ende der Feder, auf dem das Hilfsmitte gesteckt wird, stützt sich später am Griffkörper ab. Nun alles behutsam zusammenschieben und so ausrichten, dass der Bolzen von der Seite wieder eingeschoben werden kann. Wenn er erstmal zu einem Drittel drin steckt, ist das Schlimmste geschafft. Ggf. ein wenig an den zwei großen Teilen vorsichtig etwas ruckeln, damit sie sich korrekt zueinander ausrichten, dann läßt der Bolzen sich komplett in die endgültige Position eintreiben. Auch hier kann man notfalls mit sanften Hammerschlägen nachhelfen. Zu guter Letzt sollte man die Madenschraube zur endgültigen Fixierung nicht vergessen. An manchen Stellen wird an dieser Stelle Schraubenkleber empfohlen, habe ich aber noch nie verwendet und erachte es auch nicht als zwingend notwendig. Etwas Alkohol erleichtert die abschließende Wiedermontage des Griffgummis.
Vorher:
Nachher:
Okay, man hätte noch den großen Hebel neu lackieren können. Dafür wäre aber eine deutlich tiefere Zerlegung der Hebel notwendig gewesen, an die ich mich bisher noch nie rangetraut habe.
Viel Spaß!