... das hier ist eigentlich mit der interessanteste thread der letzten jahre.
Ich würde den Thread gerne mit weiteren Details zu den frühen Franzosen beleben, doch leider fehlt es mir an Anschauungsmaterial.
Derweil bastele ich weiter an meinem 1977er "Kettler Alu-Rad 2600" und erfreue mich an den zum Teil kuriosen Detaillösungen, wie etwa der verstecken Kabelführung an der Vorderradgabel, wo die Kabel unter einer Abdeckplatte an der Innenseite der Gabel, direkt unterhalb der Gabelkrone, geführt werden. Klar, dass dann neben den Lichtkabeln auch der Zug für die Torpedo-Dreigangnabe durch den Rahmen geführt wird. Der Fundzustand meines
2600 war in genau dieser Hinsicht nicht ganz original, hatte der Vorbesitzer doch den Zug mit Kabelbindern an das Unterrohr geheftet. Wie schrecklich unelegant.
Der bereits früher erwähnte Artikel aus
Trekkingbike 2009 bietet eine winzig kleine Reproduktion einer Kaufhof-Anzeige aus dem Jahre 1977, die ich marketing-historisch interessant finde. In diesem "goldenen Kaufhof-Angebot" wird ein "Alu Futur Rad" (man beachte die futuristische Schrift für
ALU FUTUR) angepriesen, für DM 480, das man "schon jetzt" erwerben könne, aber erst ab "1.6.77" bezahlen müsse, in 10 Raten zu DM 53. Damals war nix mit zinsfreier Ratenzahlung.
Kettler hat offensichtlich sein erstes Rad vorab als "Exclusiv vom Kaufhof!"-Modell vermarktet und erst später (wohl ab Herbst 1977, denn im
RADmagazin Oktober 1977 wird es bereits als "Kettler 2600" als Neuheit vorgestellt) als "Kettler Alu-Rad 2600" angeboten. Damit dürfte die Kaufhaus-Anzeige aus dem Frühjahr 1977 stammen oder vielleicht auf Ende 1976 zu datieren sein.
Technisch interessant für meine Wiederherstellungsarbeit (und auf dem stark vergrößerten Foto gerade noch zu erkennen): die Gepäckträger der ersten Generation waren mit
Bibia-Spanngurten ausgestattet, nicht mit Federklappen, was bei meinem Rad mit drei durchgängigen Querstreben auch nicht gegangen wäre. Spätere Modelle hatten hinten eine Öffnung, so dass rechts und links Federn für die Spannklappe aufgesteckt werden konnten.
Überrascht hat mich an meinem Kettler auch die Ausstattung mit Ambrosio-
Felgen und (vorne) mit einer Maillard-Nabe. Ansonsten viel Deutsches. Am Werkzeugkästchen hing sogar noch ein charmantes Miniaturvorhängeschloss von
Abus,
made in Germany. Drinnen dann Asperg-
Flickzeug, Inbus-Schlüssel, Knochen, der übliche Torpedo-Schlüssel von F&S, ein Schraubenzieher – nahezu alles "Made in Germany". Deng Xiaoping, der Ende 1978 an die Macht kam und China zur auch wirtschaftlichen Supermacht machte, sollte das sehr bald ändern.