Bei Konstanthaltung der HF würde auch meine Leistung mit höherer TF abfallen. Kein Wunder, da eine schnellere Bewegung mit konstanten (Muskel)Massen (Beine) nur im mechanischen Optimalfall völlig verlustfrei aufrechtzuerhalten wäre. Meine Beine sind aber nun mal keine Schwungräder.
Der biomechanische Wirkungsgrad ist entsprechend bei Trittfrequenzen um 40-60/min am höchsten (
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20386335). Das sind aber Trittfrequenzen, die weit unter jenen der "Wohlfühlfrequenz" und noch weiter unter jenen der maximalen Zeitfahrleistung liegen. Der Wirkungsgrad (engl. "gross efficiency") ist also längst nicht der einzig entscheidende Faktor. Selbst der "große-Mühlen-Wuchter" Bert Grabsch würde nicht auf die Idee kommen, ein EZF mit 50er-Kadenz zu fahren. Allenfalls Triathleten, die u.a. auch auf metabolische Sparsamkeit achten müssen, sind gelegentlich mit so geringer TF (und unterhalb ihrer Maximalleistung) unterwegs.
Der "Normalfahrer" lernt die Optimaldrehzahl, bei der er die höchste Ermüdungsresistenz hat, am direktesten auf einem Leistungs-gesteuerten Ergometer (oder einer Leistungs-gesteuerten Rolle), bei dem der Widerstand bei höherer TF entsprechend absinkt. Schon eine einzige Fahrt nahe der FTP bzw. knapp über ihr bildet ein entsprechendes Körpergefühl aus. Macht man das gleiche auf der Straße mit einem Leistungsmess-System, dann ist das auch zu erkennen - aber das "Biofeedback" ist nicht wie auf dem Ergometer direkt spürbar. Fahrer, die sich durch eine Pulsuhr lenken/blenden lassen, würden hingegen zu einer geringeren TF "erzogen" werden, obwohl sie dadurch aus ihrem Leistungsoptimum herauswandern (Trathleten-Fehler?). Dazu kommt, dass man am ersten Tag nach Ruhetagen eine höhere TF einpegelt, an Folgetagen oder nach entsprechender Vorerschöpfung immer niedrigere. Schon innerhalb eines einzigen Zeitfahrens nimmt die Trittfrequenz in aller Regel etwas ab, selbst wenn man sich zu hoher TF antreibt.
Wenn wir bei einer fixen Leistung x durch höhere Trittfrequenzen eine höhere Herzkreislauflast haben, welche Bedeutung hat das auf unsere Leistungsgrenzen?
Für die Leistungsgrenzen selber hat es quasi keine Bedeutung. Wer "nach Leistung fährt" und den Pulsgurt daheim lässt, bekommt von diesen Variabilitäten gar nichts mit. Nur für jene, die ihre Leistungslevel durch die Pulsuhr definieren, würde eine deutliche Veränderung der TF zu einer veränderten Leistung führen. Das sind dann aber nicht die realen Leistungsgrenzen, sondern selbsterfundene.
Andere hier vorgebrachte Interpretationsversuche kann ich nicht nachvollziehen. Die TF/HF-Korrelation stellt sich schon nach wenigen Minuten ein, hat also mit "cardic drift" nichts zu tun. Was die Wärmeabfuhr angeht, kommt es stark auf die Außenbedingungen und die Bekleidung an, ob sie überhaupt (und dann in wenigen Minuten) zu einer erhöhten Kreislauflast führt. Wie es bei gleich weit gestellten Gefäßen und geringerem Schlagvolumen zu einer schnelleren Kapillarströmung und verringerten Sauerstoffabgabe kommen solle, bleibt mir verborgen. Der bei hoher TF sinkende Wirkungsgrad beweist zudem das Gegenteil: es kommt bei gleicher mechanischer Leistung zu einer höheren (!) Sauerstoffabgabe.
Man sollte sich auch von der Vorstellung lösen, dass eine große Kreislauflast etwas "Schlechtes" sei. Um eine hohe Leistung immer noch aerob erbringen zu können, ist doch ein hoher Sauerstofftransport im Gegenteil sehr wünschenswert. Kann ich also die gleiche Leistung mit einem Herzzeitvolumen von 20 l/min (z.B. HF 170/min bei TF 100/min) statt mit 18 l/min (z.B. HF 156/min bei TF 80/min) erbringen, dann kann ich damit einen typischen Verlust von 10% beim Wirkungsgrad (s. Abb. 3 in
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21437606) kompensieren.