AW: Aus Schrott mach neu: Aufbau eines Durifort 888
Es ist gar nicht so leicht, eine ordentliche Lackieranleitung zu knipsen, wenn man allein ist und schon im typischen Schwitztüten-Anzug steckt!
Als Film mit Helfer wäre das deutlich sinnvoller, aber hier mal so ganz grob die Zutaten und Arbeitsschritte für eine ordentliche Garagenpfusch-Lackierung.
Man braucht:
- eine sehr gut beleuchtete (!) Halle oder Garage (idealerweise natürlich eine Lackierkabine mit Absaugung)
- einen leistungsfähigen Kompressor, für weniger Lärmbelästigung am besten in einem anderen Raum untergebracht; Druckminderer mit Wasserabscheider und Schlauch
- eine Spritzpistole, am besten mit mehreren Düsensätzen für verschiedene Lacksorten, am besten nebelreduziert (HVLP)
- einen fusselfreien Lackieranzug, in dem man ordentlich schwitzt
- eine gut sitzende, leichte Gasmaske mit passendem Filter für organische Dämpfe
- Einmalhandschuhe
- fusselfreie Lappen
- Entfetter
- Staubbindetuch
- vernünftigen Zweikomponentenlack
- Reinigungsverdünnung
- eine sinnvolle Halterung für den Rahmen
- einen regnerischen Tag (weniger Staub und Insekten)
- Geduld
- und belastbare Nachbarn
Der Kompressor sollte auf jeden Fall den Luftbedarf der Spritzpistole deutlich übertreffen, um beim Lackieren nicht dauernd mitlaufen zu müssen.
Bei der Spritzpistole entscheidet über das Ergebnis in erster Linie, wie gut man mit ihr vertraut ist - nicht Ausführung, Modell und Preis! Wobei sich hochwertige Modelle allerdings auch wirklich besser "anfühlen" und bedienen lassen.
Ob man ein nebelreduziertes oder ein normales Modell verwendet, hängt von mehreren Bedingungen ab. Nebelreduzierte HVLP(
high
volume,
low
pressure)-Pistolen verschwenden weniger Material und sind oft leiser, haben aber auch einen höheren Luftbedarf und fühlen sich ziemlich seltsam an, wenn man die klassische Variante gewöhnt ist. Ich mag sie eigentlich nicht so gern.
Hier erstmal die Halterung für den Rahmen:
Alter Schraubstock, Gewindestange, durchbohrte Holzkugeln und ein paar Muttern. Der Rahmen sitzt darin ordentlich fest, man spart sich das Abdecken des Tretlagergewindes und kann alle Stellen des Rahmens erreichen; mir gefällt diese Variante bislang am besten.
An Drähten oder Seilen aufhängen ist immer irgendwie blöd, weil der Rahmen dann pendelt oder wackelt, und kopfüber an einer alten Sattelstütze einspannen ist auch doof, weil man dabei die optisch wichtigeren Bereiche schlechter erreicht. Einspannen an einer alten Hinterachse oder einem Schaltwerksbolzen verdeckt dagegen immer einen kleinen Bereich der Ausfallenden.
Dann wird abgeklebt:
Ich verwende gern "zusammengeknuddeltes" Abdeckband für die Gewinde, weil es sich direkt nach dem Lackieren ganz einfach entfernen lässt und daher keine abstehenden Lackränder entstehen, wie bei einer teilweise eingedrehten Schraube, die erst nach dem Aushärten des Lacks wieder entfernt wird.
Dann wird entfettet. Spiritus, Bremsenreiniger oder Verdünnung ginge dafür auch, Terpentinersatz eher nicht (ist leicht ölig).
Entfetter richtig satt und nass auftragen und gut wischen, fusselfreien Lappen verwenden. Erstaunt war ich, wie viel von der grauen Fertan-Schicht doch noch am Lappen hängenblieb.
Wenn man es genau nimmt, sollte anschließend noch ein klebriges Staubbindetuch zum Einsatz kommen. Weil die Grundierung später nochmal geschliffen wird, würde etwas Staub aber nicht wirklich stören.
Meine allerliebste Epoxy-Grundierung.
Ist nicht schön zu verarbeiten (zäh, sehr langsam trocknend/härtend) und neigt bei zu dickem Auftrag zur Bläschenbildung ("Kochen"), haftet aber hervoragend und wird auch ziemlich schlagfest. Ist sehr "kompakt", schwindet beim Trocknen also kaum und trägt recht stark auf. Nass gut schleifbar, aber deutlich härter als Acryl-Grundierfüller.
Zum Anrühren nimmt man am besten einen Plastikbecher, auf dem das erforderliche Mischungsverhältnis schon aufgedruckt ist:
Schwer zugängliche Stellen und Hinterschneidungen wird der Lack beim Spritzen nicht immer erreichen, daher benutze ich dort einen Pinsel. Schließlich soll ja später nix rosten.
Werkzeug:
Diese Gasmaske von 3M fand ich bislang am besten. Sie sitzt gut und die Ersatzfilter sind nicht zu teuer, Nachteil ist allerdings der Auslass nach vorn/unten, weil bei längeren Einsätzen dort Kondenswasser raustropfen kann.
Die kleine HVLP-Spritzpistole ist für zähe Grundierung eigentlich nicht gedacht, schluckt sie aber mit ein wenig mehr Verdünnung ganz gut. Ich habe sie verwendet, weil dieser Rahmen viele verwinkelte Eckchen hat, die mit einer großen Pistole nicht so komfortabel zu erreichen wären (dafür ginge der Rest damit aber deutlich schneller!).
Zuerst kommen die Verbindungsstellen, weil man dort ziemlich oft absetzen und die Richtung ändern muss, um alles zu erreichen. "In einem Rutsch" beim zügigen Lackieren der Rohre würde man gefahr laufen, dort nicht alle Ecken zu erwischen und an anderen Stellen zu viel Lack aufzutragen.
Die Pistole ist zum Lackieren von Rohrgestellen sinnvollerweise auf "Punktstrahl" eingestellt, nicht auf "Breitstrahl".
Bei der zähen Grundierung ist es nicht nötig, zuerst den ganzen Rahmen dünn anzunebeln und kurz ablüften zu lassen - bei dünnflüssigeren Lacken ist das allerdings sinnvoll, um das "Weglaufen" zu verhindern; der Lack "klebt" dann besser am Rahmen.
Wenn alle Verbindungsstellen lackiert sind, kommen die Rohre.
Pistole langsam und gleichmäßig in Längsrichtung der Rohre bewegen - nicht im Radius des Unterarms schwenken, weil das einen ungleichmäßigen Farbauftrag zur Folge hätte. Abstand variiert je nach Lack, Pistole und Arbeitsgeschwindigkeit, das muss man ausprobieren.
Luft ständig "gezogen" halten, am Anfang der Bewegung Farbe zugeben (Abzug "durchziehen") und am Ende wieder herausnehmen. Lässt man den Abzug völlig los, unterbricht das auch den Luftstrom, was bei manchen Pistolen das "Sabbern" einiger dickerer Tropfen beim nächsten Betätigen zur Folge hat. Eine "Bahn" = eine Bewegung in eine Richtung ohne Absetzen und "Hin-und-Her-Fuchteln"; danach kommt die nächste Bahn in einem anderen Winkel auf den angrenzenden Rohrbereich.
Wird in einer Lackierkabine nach unten abgesaugt, würde man oben mit dem Lackieren beginnen, bei Absaugung durch die Decke unten, aber bei Rohrgestellen ist das ziemlich egal.
Ich neige dazu, immer jeweils ein Rohr rundum zu besprühen und dann zum nächsten zu gehen, weil man dabei nichts "vergessen" kann. Beim Hinterbau finde ich es aber sinnvoller (weil schneller), jeweils beide Seiten aus der entsprechenden Richtung zu lackieren. Generell ist es besser, möglichst zügig zu arbeiten, um rauhe Stellen durch bereits antrocknenden Lack zu vermeiden.
Nach dem ersten Durchgang sollte man den Lack, je nach Sorte und Umgebungstemperatur, einige Minuten ablüften lassen. Dann folgt der zweite und ggf. nach einer weiteren Pause der dritte Durchgang.
Hier waren es drei, wegen der arg rostnarbigen Rohroberflächen und nicht immer hundertprozentig glatt nachbearbeiteten Lötstellen.
Stopfen aus den Gewinden zupfen, solange der Lack noch weich ist:
Weil die Epoxy-Grundierung ohne Wärmeeinwirkung ziemlich langsam aushärtet, werde ich wohl erst in zwei Tagen weitermachen.