AW: Berlin - Brocken 2008
Es war Sonntag, die Sonne brannte schon um sechs Uhr morgens vom Himmel und ich wartete am Park Sanssouci auf Boniperti ('Ich teste mal den neuen 100g-Carbonsattel auf der 300km Tour') und Claus - 'Mr. Unterlenker' - von der 10 Uhr-Gruppe. Zu dritt ließen wir die Kurbeln kreisen und fuhren durch das erwachende Havelland in Richtung Ferch. Dem Radweg folgten wir durch den Wald über Beelitz bis Brück. Der angesagte Wind aus NW kam genau aus SW und frischte so langsam auf. Den beiden Tempomachern war das egal - der Tacho musste mindestens 33 anzeigen:
So konnte der Wind nicht verhindern dass wir um 9:44 Uhr die Elbe bei Breitenhagen erreichten:
Für einen Taler schaffte uns der Fährmann in die Magdeburger Börde. Während wir bereits ~120km hinter uns gebracht hatten, stiegen die Camper am Elbufer gerade aus ihren Schlafsäcken. Wir machten die erste Futterpause. Bis dahin war es mir wegen des hohen Tempos nicht möglich gewesen, feste Nahrung aufzunehmen. Wie machen die das im Rennen? Auch Emanuelle-Chantal verlangte nach einer Pause, aber mit etwas Tufo-Soße fürs Hinterrad konnte ich sie überreden, weiter zu rollen. Die blöde Plattenstraße nach Calbe hatte mich schon vor zwei Jahren genervt. Danach ging es besser:
Bei Kilometer 160 tauchte am Horizont der Brocken auf:
Irgendwo hier in den Hügeln des Harzvorlandes ließ ich meine beiden Mitstreiter ziehen. Bonipertis enger Zeitplan ließ kein Geluller zu und ich wollte meine letzten Kräfte für die steilen Rampen sparen. An der Tanke in Quedlinburg trafen wir uns noch mal kurz. Ich rollte dann entspannt durch die wunderschöne mittelalterliche Altstadt von Quedlinburg:
In Thale waren die 200km voll und außerdem Sachsen-Anhalt-Tag. Nachdem ich mich durch den Rummel gekämpft hatte, fast vom Ural-Laster geplättet wurde und im Schrittempo durch Ansammlungen betrunkener Hexen eierte, erfuhr ich, dass die Straße nach Treseburg gleich am Ortseingang abgegangen war. Also zurück...Thale kostete mich bestimmt 20 Minuten.
Dafür ging es mit 14% zur Sache. Erst versuchte ich es im Wiegetritt, dann im Zick-Zack unter Ausnutzung der gesamten Straßenbreite und am Ende mit Trittfrequenz 40. Und das nur, weil ich mal wissen wollte, wie die Profis das mit 39x21 am Galibier machen...
Nach 4 Kilometern war ich oben und es ging über Treseburg und Altenbrak zur Staumauer der Rappbodetalsperre:
(Hier wird übrigens kaum Strom erzeugt, sondern die Trinkwasserversorgung sicher gestellt.) Zu einigen Motoradfahrern fiel mir nur der Sanitäterspruch mit dem Nierchenwetter ein...
Bei Schierke habe ich dann auf die beiden Wurmbergbezwinger gewartet.
Dann ging's noch 15km bergab nach Wernigerode und der HEX nach Berlin erwartete uns. Für mich waren es 270 schöne Kilometer mit gutem Trainingseffekt. Erst schnell, dann steil. Dass ich den Wurmberg ausgelassen habe, war nicht schlimm.
Danke an Boniperti für die Planung der Strecke und auch an Claus für den Windschatten.