Bahnanarama im Thüringer Wald, Teil 2
Wie angekündigt gibts noch was zu berichten von meiner Heimreise aus Jena, aber nur noch von einer Strecke zunächst. Warum, das erfahrt ihr gleich.
Auf diese Recherche hatte ich mich besonders gefreut, es geht um die Bahnstrecke Schmalkalden - Kleinschmalkalden - Brotterode. Deren Fertigstellung wurde durch ein spektakuläres Ereignis am 10. Juli 1895 stark beschleunigt (dh der zweite Teil der Strecke): an diesem Tag fackelte der Ort Brotterode fast vollständig ab, es gab 5 Tote. Der Ort war aber wirtschaftlich wichtig genug - Erzbergbau, Kleineisenindustrie - , um schnellstens einen Wiederaufbau zu organisieren. Zunächst war die sogenannte Trusetalbahn hilfreich, eine Schmalspurstrecke, die Brotterode aber nicht ganz erreichte. 1898 dann hatte man es geschafft, ein finanzieller Kraftakt der anliegenden Kommunen, weil offenbar übergeordnete Sozietäten zu langsam waren. Es ergab sich immerhin eine Betriebsgemeinschaft.
Ich fahre also bis Schmalkalden auf den wunderschönen Mommelsteinradweg - ach, ich vergaß: Schmalkalden ist
auch wunderschön ! - und wundere mich schon mal über den Namen. Dann geht es immer parallel zur Straße erst gemächlich, dann allmählich steiler werdend über Floh-Seligenthal nach Kleinschmalkalden. Ca. 1km vor dem Ort zwei schöne Eisenbahnmonumente. Zuerst der Hun
dsrücktunnel, 83m lang und schön mit Natursteinen ausgekleidet.
und direkt dahinter ein Viadukt, der leider mit potthässlichen Drahtfanggittern verschandelt wurde:
Kurz danach dann der Bahnhof Kleinschmalkalden, der als Kehrbahnhof sehr an den Bahnhof Rennsteig erinnert, nur dass es hier nicht in beiden Richtungen bergab geht.
Na gut, werden manche denken, der kann uns ja viel erzählen... Leider gibts da nix mehr, was wirklich zeigenswert wäre. Aber vielleicht erhält man eine ungefähre Vorstellung davon, was hier für Steigungsverhältnisse herrschen: schon vor diesem Punkt war die durchschnittliche Steigung bei 3% angekommen, und der Abschnitt nach links, nach Brotterode, steigt nun für etwa 3km kontinuierlich mit 3% an. Das war für reinen Adhäsionsbetrieb früher eine echte Ansage !
Die Idylle dieses nächsten Abschnitts läßt sich kaum beschreiben, ichschlechtfottograf hab einfach nur gestaunt. Man denkt unwillkürlich an die Berichte Blümchen pflückender Passagiere unterwegs. Mal fährt man auch durch dichten Wald oder schluchtenartige künstliche Einschnitte, es verwundert also nicht, dass einige Lokalfreaks die Wiederbelebung als Tourikutsche vorantreiben wollten. Sowieso war das Ende recht wechselhaft, nachdem die Gleise Anfang der 80er schon abgebaut waren, wurden sie für ein Kohlekraftwerk in B. wieder zurückgebaut. Nach 2000 war aber Schluss.
Für mich war auch Schluss, und zwar so was von ! Jetzt kapierte ich, was es mit dem "Mommelstein" auf sich hatte: offenbar irgendeine Kuppe in der Gegend, eigentlich endet der Radweg beim Haltepunkt Auwallenburg. "Bahnhof" kann man eigentlich nicht dazu sagen, weil da überhaupt niemand wohnt. Es muss vorrangig ein Verladepunkt für den Bergbau gewesen sein.
Man sieht den Zahn der Zeit bei der Arbeit. Vllt. noch mal die linke Seite in größer - was war wohl rechts mal zu sehen ?
Oh, jetzt widersprechen die Bildnebenschriften zT meiner Darstellung. Dass die sich bis Brotterode gekämpft haben mit der Schmalspurbahn, hatte ich gar nicht gefunden.
Gut bzw schlecht. Ich steh auf jeden Fall mitten im Wald. Vllt. geht ja was mit der alten Trasse nach B. ? Pustekuchen !
400m später... Ich hatte kurz vor Auwallenburg ein Pärchen getroffen, die mir sagten, dass hier schon etwa die Höhe von B. erreicht war. So wollte ich Höhenmeter sparen, aber natürlich nicht auf diesem ... äh ? Also zurück zum Haltepunkt und einen steinigen Waldweg mit irre Gefälle runtergeangstet, es wurde nur unwesentlich besser nach einer Waldgaststätte. Watt war ich froh, dass mich nach ca. 3km die Zivilisation wieder hatte. Ich war... im bzw in
Trusetal ! Damit hatte ich nicht gerechnet, die Trasse hatte einen großen Bogen weg von Brotterode vollführt und dieses Ziel war nun in weiter Ferne, naja, halt noch mal mindestens 200hm und 6km zurück in die Nähe des Rennsteigs.
So kam es, dass ich nix weiter über die Bahnen der Region herausfand. Dass mir die Trusetalbahn direkt vor die Füße gefallen war, wußte ich ob der Grundrecherche(s. erster Teil Anfang) gar nicht. Und Wutha-Ruhla und Tambach/Dietharz waren nun einfach zu ungünstig zu erreichen. Dass ich bei Schweina (hihi) auch noch mal irgendwo eine Bahntrasse überquerte - geschenkt.
Abschließend aber noch zwei "Beifänge": Hinter Eisenach im Werratal (Treffurt... da war auch mal was) auf Höhe von Eschwege übernachtete ich doch tatasächlich in Großtöpfer, dem Ort, in dem die "Kanonenbahn" ihren Weg ins Eichsfeld nimmt und der sogar einen Abzweig hatte. Im letzten Jahr schrub ich etwas über sie, weil ich einen Teil davon als Kind noch befahren hatte
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Leinefelde–Treysa Der Bahnhof von G. steht noch, außerhalb des Ortes und hundegesichert. Es ergab sich keine schöne Perspektive
Die Spuren der Trasse sind so gründlich getilgt, man kann sie nicht mal mehr erahnen.
Und noch ein Beifang: Bahnhof Unterrieden bei Witzenhausen - ich nehms zumindest stark an.
Das wars, wars das ? Einen hab ich noch, vergammelte Brücke bei HannMünden. Hat wohl was mit der Strecke Göttingen - Dransfeld - HannM zu tun, oder der Hafenbahn in HannM
Kurz dahinter steht das gelbe Ding, das ich im "Unterwegs..."-Faden gezeigt habe. Weiß immer noch nicht, was das ist. Egohl. Ich bin ferisch.