Hallo allerseits...einmal wieder...
Viel Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen, aber ich wollte zumindest einmal wieder eine Wasserstandsmeldung von mir geben, die allerdings durchwachsen ausfällt.
Rund drei Monate sind seit der OP nun ins Land gezogen, 5 Monate seitdem die Probleme massiv geworden sind, sechseinhalb Monate seit meinem Sturz aufs Knie. 4 Monate seit meinem letzten Arbeitstag.
Was mir mittlerweile ganz gut gelingt, ist, den Sturz nicht mehr als singuläre, schicksalhafte und lebensverändernde Zäsur zu betrachten - mit etwas Distanz bin ich ziemlich fest davon überzeugt, dass viele der Probleme, die ich heute habe, auch ohne den Sturz zutage getreten wären. Vielleicht etwas später, aber vielleicht nicht einmal dies. Immerhin war ich 6 Wochen nach dem Sturz ja noch einigermaßen okay unterwegs, radelte 1000+ km, ging schwimmen und so weiter - wenngleich ich seit dem Sturz natürlich ständig Probleme medial am Knie hatte, diese jedoch auf die Prellung schob. Aber bereits vorher war nicht alles prima, denn...
Den Sommer 2019 über hatte ich oft unterbewusst, das Gefühl, das rechte Knie einmal richtig schonen zu müssen, kann mich an Besuche im Freibad erinnern, bei denen ich den Beinschlag rechts gar nicht mehr voll gemacht habe (da das Knie nach dem Schwimmen manchmal kurzfristig nicht gut war) und weiß auch, dass ich die Knieeinklemmungen, die im Dezember und insbesondere dann im Januar unerträglich oft auftauchten, auch bereits damals sporadisch, wenn auch sehr sporadisch, erlebte und in meinem Radtagebuch dokumentierte. Somit...das Knie hatte den Knorpelschaden wahrscheinlich schon vor dem Sturz und der Sturz hat dann ggf. nur beschleunigt, was mir irgendwann eh um die Ohren geflogen wäre.
Das macht es zwar nicht in Gänze besser, aber ich kann wieder an der Kurve, wo ich gestürzt bin, vorbeifahren, ohne mir ständig zu denken, dass ich dort mein Knie binnen weniger Sekundenbruchteile ruinierte und mit Variable X oder Y alles anders gekommen wäre.
"Ruinierte" ist vielleicht auch etwas übertrieben, da es mir immer noch nicht möglich ist, die Zukunft zu prognostizieren, aber im "Hier und jetzt" ist das Knie immer noch sehr unbefriedigend.
@wounded knee, kann ich dazu nur zusammenfassen, dass wohl noch nicht viel Zeit ins Land gegangen ist (auch wenn es "nur" eine Glättung und Teilsynovektomie war, sind 100 Tage ggf. noch nicht die Welt), ich immer noch viel zu sehr ans Knie denke (da es umgekehrt auch sehr viel mit mir kommuniziert), ich immer noch damit hadere, dass das Knie ggf. nie wieder so sein wird, dass ich noch machen kann, was ich gerne problemlos gemacht hätte und ich noch an Gewohnheiten hänge, die ich ungern an den Nagel hänge.
Primär geht es dabei natürlich um das Radfahren, wenngleich dies mittlerweile auch irgendwie wieder geht - ich fahre häufiger mal 50km-Runden mit 0 Höhenmeter und einem 24/25er Schnitt, wobei das Knie danach nicht signifikant schlechter als davor ist, sich aber dabei auch nie so anfühlt, als wäre man jetzt der Meinung, dass das Ganze jetzt traumhaft schön wäre - es ist weniger ein direkter Schmerz als mehr eine ständig leicht druckhafte Präsenz - und es fühlt sich halt so an, als würde mir ständig und fortlaufend jemand die Hand aufs Knie legen - Abstandsgebote hin oder her.
Ein wenig kommt es mir so vor, als strampele ich mit einem leichten Unwohlsein den schönen Raderinnerungen der Vergangenheit nach - über die Alpen sehe ich mich so in diesem Leben noch nicht wieder fahren und nach den 50km bin ich meistens auch sehr froh, wieder zu Hause zu sein und das Ganze erfolgreich eingetütet zu haben. Riesige Lust auf 10km mehr sind Mangelware.
Was ich auch gelernt habe, ist, dass ein Knie auf unendlich viele verschiedene Arten und Weisen schmerzen kann. Vor zwei Wochen hätte ich davon geschrieben, dass ich oft das Gefühl habe, dass mir das ganze Knie "zukrampft", prinzipiell oberhalb der Kniescheibe - eine Empfindung, die jetzt wieder fast durchgehend weg ist, aber von einem gruselig beängstigendem Ziehen abgelöst wurde, unter dem ich nachts und insbesondere morgens sowie nach längerer Belastung leide - vom Gefühl vergleichbar mit einem frisch umgeknicktem Sprunggelenk.
Stehe ich nachts oder morgens auf, hinke ich unglaublich und kann das Bein überhaupt nicht schmerzfrei durchbewegen - der Schmerz schießt mir richtig durch den Körper, legt sich aber meistens nach den ersten Schritten bzw. ist jetzt, gerade haben wir Mittag, eigentlich als wirkliches Problem weg (es fühlt sich immer noch nicht gut an, aber man kann damit leben). Von allen mir mittlerweile bekannten Schmerzen ist dieses Stechen mit am übelsten, aber auch am kurzlebigsten - meistens geht es um Minuten bis vielleicht zu ner Viertelstunde nach dem Aufstehen, aber in der Zeit wünscht man sich beinahe eine Amputation herbei.
Vielleicht liegt es auch, eine naive Therorie der letzten Tage, an meinen neuen (4-5 Wochen alten) Einlagen mit Außenranderhöhung (zur medialen Entlastung), da diese in den Schuhen, die ich momentan meistens trage, nicht
100% passen (sprich: Ich habe rechts vom Fuß im rechten Schuh immer noch 1-2mm Platz und rutsche etwas hin und her; nur marginal, aber etwas). Ob dies wirklich eine Rolle spielt oder ich mir nur einen Strohhalm suche und warum diese Probleme dann erst nach 3 Wochen begannen...was weiß ich. Die Einlage ist erst einmal raus, ohne dass sich das Ziehen gebessert hat. Der Versuch wird fortgesetzt. Am Ende verschwindet wahrscheinlich das Ziehen, die Einlagen waren irrelevant, ich trage keine Einlagen mehr und das Knie wird dadurch schlechter.
Ebenso problematisch ist nach wie vor der mediale Gelenkspalt, wobei ich dort noch jede Menge Verdickungen ertasten kann (am anderen Knie einen frei tastbaren Gelenkspalt), was mich vermuten lässt, dass entweder die arthroskopischen Zugänge noch nicht ganz verheilt sind, dort viel Narbengewebe ist, welches noch weicher werden muss (googelt man viel, findet man, dass so etwas auch mal ein Jahr oder länger dauern kann) oder schlichtweg, das wäre der übelste Fall, der Knorpelschaden irgendwie sein Unwesen treibt, was dann bedeuten würde, dass ich nie wieder richtig lange gehen oder stehen kann. Trage ich all das meinem Orthopäden des Vertrauens vor (momentan ambulante Reha), kommt nur ein "kann schon sein", gepaart mit der Aussage, dass das Knie jetzt kaum noch geschwollen ist, im Ultraschall kaum noch Flüssigkeit daherkommt und die Bakerzyste je nach Tagesform zwischen 5x2x2 und 5x2x1cm groß ist. Die kann natürlich auch mal auf Nerven gehen oder stören, aber auch hier...was weiß man schon.
Vom Bauchgefühl her glaube ich allerdings, dass längere Belastungen, insbesondere gehen und stehen, zu einer vermehrten Flüssigkeitsproduktion im Knie führen, diese Verdickungen / Verhärtungen dann mehr stören und ich dann z.B. nach einer Stunde auf den Beinen medial die Probleme bekomme. Zumindest besteht immer ein direkter Zusammenhang zwischen stehen und gehen und den Problemen. Im Sitzen drückt es nur dumpf.
Gestern stand einmal ein 7km Familienspaziergang auf dem Programm und was die erste Stunde ganz gut ging, war am Ende ein reines Grauen, welches dann ins Ziel gebracht werden musste (wortlos humpelte ich, in der Sphäre der totalen sozialen Inkompetenz angekommen, vorne weg und wollte nur noch das Auto erreichen, so einen Druck hatte ich medial im Knie; kaum am Auto angekommen und mich auf den Sitz geschmissen, fing die "wie umgeknickt" Zieherei wieder an. Nach der einstündigen Rückfahrt humpelte ich dann in die Bude und hatte vielleicht noch einmal eine Stunden später wieder einigermaßen Ruhe.
Was Physiotherapie angeht, habe ich meine ambulante Reha nun nach 17 Terminen (von 20 verschriebenen) abgebrochen bzw offiziell erst einmal unterbrochen, da ich es ab morgen wieder bei der Arbeit probieren möchte - dank Corona (Lehrer) stehen nur wenige Stunden an und mir hängt das Dasein als Dauerpatient zum Hals heraus.
Darüber hinaus habe ich auch nicht mehr das Gefühl, dass mir die Reha viel hilft und ich die wenigen Stunden, mit denen die Schule in Präsenzform wieder losgeht, einmal probieren könnte Aquajogging mag zwar von der Logik auf Papier gut sein, verdoppelt aber jedes Mal gefühlt meine dann knallvoll gefüllte Bakerzyste, so dass ich die ersten Minuten aus dem Wasser kaum gehen kann - dann legt es sich wieder. Ich befinde mich somit in einer Situation, in der ich zwar weiß, dass das, was ich mache, nach allen Regeln der Kunst und Vernunft gut fürs Knie sein muss, mein Knie selber dieses aber anders kommuniziert.
Krafttraining an Geräten ist okay, aber muskuläre Defizite können meine Restbeschwerden auch kaum erklären, davon bin ich überzeugt. Was Gleichgewicht & Koordination angeht, ist das operierte Bein besser als das andere - fühlt sich dadurch aber auch nicht zwangsweise besser an. Von Elektrokram halte ich nichts & somit
@Recordfahrer: Das Ding brauche ich nicht; einer der Physiotherapeuten meinte auch relativ vielsagend, dass es zwar keinen direkten Beweis dafür gibt, dass es etwas hilft, aber auch keine Studien, die das Gegenteil beweisen.
Somit: Die Erfahrung war nicht schlecht, man lernt viele Leute kennen, die noch mehr im Acker sind, zudem auch viele, die in der ambulanten Reha mehr oder weniger Urlaub machen und dies recht offen so sagen, muskulär hat es sicherlich etwas gebracht, ich habe noch einmal eine 6-wöchige Krankschreibung zum weiteren Hoffen auf Besserung erhalten, aber ob es wirklich etwas gebracht hat? Keine Ahnung - psychologisch war es hilfreich, das Gefühl gehabt zu haben, selber etwas zu machen, aber zuletzt grauste es mir auch schon immer vor den Rehatagen, die fürs Knie sehr anstregend waren und mir eher das Gefühl gaben, jetzt etwas zu tun, was mein Knie erst einmal wieder verschlechtert.
In 100 Tagen die nächste Wasserstandsmeldung...wenn mir die Schmerzen bei der Arbeit, da muss ich definitiv viel gehen und stehen...wieder um die Ohren fliegen, kann ich immer noch zurück in die Reha und mich in eine weitere Krankschreibung flüchten, aber ich hoffe einfach, dass das Knie ganz ganz langsam (weiter????) besser wird und ich irgendwie bis in die Sommerferien komme und dabei das Knie Stück für Stück vergesse.