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Konkrete Konfliktsituationen im Verkehr

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Neongelb ist keine Lebensgarantie, nö. Der Artikel erklärt vielleicht warum und man muss gut Englisch können.
"... oft wird gar keine positive Wirkung festgestellt..." Deswegen fahre ich nicht in Schwarz auf der Straße herum oder im Dunkeln ohne Licht! Ich freue mich, wenn ich unter den "nicht oft" fahre, denn dann bin ich unter den Gesehenen (dämlicher Satz, ja).

Übrigens: Pedalreflextoren habe ich am Rennrad dran. Warum denn nicht.
Das ist halt so, ob das nun vordergründig einleuchtend ist oder nicht. Es gibt mehrere Studien, die verschiedene Sichtbarkeitshilfen (verschiedene Lichter mit verschiedenen Helligkeiten, neonfarbende Kleidung, reflektierende Westen, Reflexaufkleber usw.) in verschiedenen Lichtsituationen miteinander verglichen haben, und die Neontrikots- oder Westen sind in der Rangliste tendenziell eher weiter unten. Am besten hilft noch eine Neon- oder Reflex-Hose (und dort vermutlich wegen Biomotion).

Neon hilft übrigens nur tagsüber, da künstliches Licht sehr wenig UV-Anteil hat, worauf die Funktionsweise von Neonfarben beruht.

Im Hellen kann Schwarz in bestimmten Situationen sogar sichtbarer sein als Neon, da die allein die Kontrastunterschiede zum Hintergrund wichtig sind, und zwar egal ob hell auf dunkel oder umgekehrt. Im Dunklen ohne Licht in Schwarzer Kleidung ist natürlich maximal schlecht.
 
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Lies mal die Artikel auf der zitierten Website, die Forschungsergebnisse zu HiViz Kleidung sind sehr uneinheitlich und oft wird gar keine positive Wirkung festgestellt. Hängt damit zusammen, das das rein physikalische Sehen (also Photonen auf der Netzhaut) nicht das eigentliche Problem ist.
Ich kan nur für mich sprechen und mir fällt die Kleidung auf. Warum sie mir auffällt, kann ich nicht sagen.
Ich habe zum Thema Gesehen werden schon mal das "Unsichtbare Gorilla Experiment" verlinkt.
War das vll auch deswegen so, weil der Gorilla schwarz war, wie drei der Teilnehmer. Was wäre gewesen, hätte man dem Gorilla ein neonfarbenes Shirt angezogen, um ihn von den Teilnehmern deutlich hervorzuheben?

Das Gehirn greift auf Erfahrung zurück. Je mehr das Gehirn an einen Vorgang gewöhnt ist, ihn "kennt", umso eher kommt der Vorgang ins Unterbewusstsein, sogenannte processing fluency. Je weniger das Gehirn den Vorgang kennt, umso mehr muss es arbeiten, der Mensch muss sich dann damit auseinandersetzen. Wenn also eine Neonfarbe im Verkehr nicht normal ist, muss sich das Gehirn damit eher bewusst auseinandersetzen als mit einer dunklen Farbe.

Carnivore haben üblicherweise ein Fell, das sie in der Umgebung tarnt. Die Evolution hat diese Tarnung als vorteilhaft vererbt, um Beutetiere zu jagen. Es muss also ein Zusammenhang zwischen Signalfarben bzw. Tarnfarben und Sichtbarkeit/Erkennbarkeit bestehen, sonst würden Löwenfelle nicht nur graugelb sein.

Bspw. diese Beschreibung zur Processing Fluency in https://www.grin.com/document/456652

Alter und Oppenheimer (2009) definieren processing fluency, Verarbeitungsflüssigkeit, als das subjektive Erleben der Leichtigkeit, mit der Personen eingehende Informationen auswerten können. Sie stellt einen bedeutsamen metakognitiven Hinweisreiz in der Urteilsfindung dar. Bei Entscheidungsprozessen ist sie somit wesentlich essentieller als zum Beispiel der rein kognitive Inhalt einer Botschaft (Alter & Oppenheimer, 2009). Winkielman, Schwarz, Fazendeiro und Reber (2003) fanden in ihren Untersuchungen heraus, dass durch die Manipulation der Verarbeitungs-flüssigkeit eine zuverlässige Beeinflussung von Urteilen möglich ist. Eine hohe Verarbeitungsflüssigkeit gilt als Indikator für einen ordnungsgemäßen Ablauf in der Umwelt sowie im kognitiven Bereich. Lassen sich diesbezüglich Schwierigkeiten feststellen, wird von niedriger Verarbeitungsflüssigkeit gesprochen (Winkielman et al., 2003).
 
Das Gehirn greift auf Erfahrung zurück. Je mehr das Gehirn an einen Vorgang gewöhnt ist, ihn "kennt", umso eher kommt der Vorgang ins Unterbewusstsein, sogenannte processing fluency. Je weniger das Gehirn den Vorgang kennt, umso mehr muss es arbeiten, der Mensch muss sich dann damit auseinandersetzen. Wenn also eine Neonfarbe im Verkehr nicht normal ist, muss sich das Gehirn damit eher bewusst auseinandersetzen als mit einer dunklen Farbe.
Process fluency hat mit Urteilsfindung/Entscheidung, aber nichts mit Sehen zu tun, ist ein komplett anderer Bereich. Beim Sehen ist es gerade nicht so, das ist neurospychologisch gut erforscht (und oben verlinkt).
Bevor "man" etwas sieht, muss es das Gehirn verarbeitet haben. Das meiste, was als Photonen auf die Retina trifft, wird ausgefiltert, bevor es die kognitiven Prozesse erreicht, bei denen unbewusste oder bewusste Entscheidungen stattfinden.
 
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Ja, genau darum gehts im Prinzip. Ist ein echtes Problem im Straßenverkehr, und Radfahrer überschätzen regelmäßig ihre eigene Erkennbarkeit extrem, das ist gut erforscht.
Und die Konsequenz? Extrem defensiv fahren und deshalb auch auf einer eindeutig vorfahrtsberechtigten Hauptstr. an jeder Einmündung abbremsen und aufpassen, ob der KfZ-Lenker auch tatsächlich hält? Obwohl für ihn die Einmündung sehr gut einsehbar ist, ich als Radlerin knallrot gekleidet bin und eigentlich zügig auf der Straße unterwegs sein möchte? Genau diesen Fall hatte ich leider vor ein paar Tagen und liege jetzt mit operierter Schulterfraktur bis morgen noch stationär....


Bereits im Februar hat mich auf einer kaum befahrenen Wirtschaftswegkreuzung (rechts vor links, ich hatte Vorfahrt)ein PKW- Lenker übersehen. Der hätte sich, da seine Sicht durch Sträucher eingeschränkt war, aber viel langsamer an die Kreuzung rantasten müssen. War heller Tag und ich trug Neonfarben 😏. Aber meine Beckenfraktur musste wenigstens nicht operiert werden....
 
Process fluency hat mit Urteilsfindung/Entscheidung, aber nichts mit Sehen zu tun, ist ein komplett anderer Bereich. Beim Sehen ist es gerade nicht so, das ist neurospychologisch gut erforscht (und oben verlinkt).
Bevor "man" etwas sieht, muss es das Gehirn verarbeitet haben. Das meiste, was als Photonen auf die Retina trifft, wird ausgefiltert, bevor es die kognitiven Prozesse erreicht, auf denen unbewusste oder bewusste Entscheidungen stattfinden.
Kannst Du mir erklären, warum Carnivore üblicherweise ein Fellfarbe haben, die sie für Beutetiere schwer erkennbar werden lässt? Dort geht es ja ums Gesehenwerden. Warum haben Tarnfarben einen evolutionären Vorteil? Was passiert im Gehirn des Beutetiers bei Tarn- bzw. Signalfarben?

Edit: Dann gilt das Gorillaexperiment aber nicht. Weil dort klar erwähnt wurde, dass die Probanden den Gorilla gesehen, ihn aber nicht bemerkt hätten (Augen waren Sekunden auf den Gorilla gerichtet, er wurde als unwichtig nicht ins Bewusstsein gehoben)
 
Und die Konsequenz? Extrem defensiv fahren und deshalb auch auf einer eindeutig vorfahrtsberechtigten Hauptstr. an jeder Einmündung abbremsen und aufpassen, ob der KfZ-Lenker auch tatsächlich hält? Obwohl für ihn die Einmündung sehr gut einsehbar ist, ich als Radlerin knallrot gekleidet bin und eigentlich zügig auf der Straße unterwegs sein möchte? Genau diesen Fall hatte ich leider vor ein paar Tagen und liege jetzt mit operierter Schulterfraktur bis morgen noch stationär....


Bereits im Februar hat mich auf einer kaum befahrenen Wirtschaftswegkreuzung (rechts vor links, ich hatte Vorfahrt)ein PKW- Lenker übersehen. Der hätte sich, da seine Sicht durch Sträucher eingeschränkt war, aber viel langsamer an die Kreuzung rantasten müssen. War heller Tag und ich trug Neonfarben 😏. Aber meine Beckenfraktur musste wenigstens nicht operiert werden....
Tut mir leid, gute Besserung!

Aber ansonsten: ja, so wie das menschliche Gehirn funktioniert, wäre das genau richtig. Ich mache es selber nicht so (dein Beispiel), sonder fahre durch, aber versuche, einen "Notweg" zu haben, falls mich der PKW/LKW Fahrer dann doch nicht sieht. Trotzdem ist das halt ein bewusstes Risiko, was ich gegen meine Freude am Radfahren ständig abwäge.

Mann kann einiges tun, um die eigene Sichtbarkeit und Erkennbarkeit als Radfahrer zu erhöhen, aber eine Garantie, "kognitiv gesehen" zu werden, gibt es nicht.
 
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Kannst Du mir erklären, warum Carnivore üblicherweise ein Fellfarbe haben, die sie für Beutetiere schwer erkennbar werden lässt? Dort geht es ja ums Gesehenwerden. Warum haben Tarnfarben einen evolutionären Vorteil? Was passiert im Gehirn des Beutetiers bei Tarn- bzw. Signalfarben?
Du übersiehst, dass Sehen kein simpler Vorgang ist, sondern ein komplexe Kette an Vorgängen (Physisch -> Physiologisch -> Psychophysisch -> Kognitiv). An jeder Stelle der Kette kann dabei ggf. die Sichtbarkeit/Erkennen beeinflusst werden. In Deinem Tarnfarben-Beispiel (Löwe in Savanne) passiert das bereits auf frühen Stufen, wobei eine Tarnfarbe evolutionär versucht, die Sensitivität der Farbauflösung der Stäbchen/Zäpfchenzellen zu unterschreiten, oder zumindest dafür zu sorgen, dass in einem der späteren Schritte ein psychophysischer oder kognitiver Filter anschlägt.

perception small.png



Es gibt aber sehr viele Beispiele im Verkehr, wo es deutliche Kontraste gibt, gute Umgebungshelligkeit, grelle Farben, helle LED-Lichter etc. und man als Radfahrer trotzdem übersehen wird, das passiert dann auf einer der späteren Stufen und kann dann der Grund für Aussagen wie "er stand plötzlich vor mir" oder "sie tauchte auf einmal auf" sein. Das muss nicht immer zwingend eine Ausrede sein, unser Gehirn funktioniert so.

Ich hab eine gute Übersicht schon oben verlinkt, wenn Du Dich ernsthaft dafür interessierst, kommst Du um ein paar Artikel oder Bücher über die Grundlagen nicht herum.

Hier mal die gesamte Gründe, die auf verschiedenen Ebenen dazu führen, dass man etwas nicht sieht, obwohl es da ist - so kompliziert ist das wirklich. Die Punkte, die ich oben erwähnt habe, sind u.A. "Inattentional Blindness", "Automaticity", "Familiarity Blindness".

Screenshot 2022-11-09 at 17.29.44.jpg

Screenshot 2022-11-09 at 17.30.03.jpg

Screenshot 2022-11-09 at 17.30.19.jpg

Quelle: http://www.visualexpert.com/Resources/failuretosee.html
 
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Hier mal die gesamte Gründe, die auf verschiedenen Ebenen dazu führen, dass man etwas nicht sieht, obwohl es da ist - so kompliziert ist das wirklich. Die Punkte, die ich oben erwähnt habe, sind u.A. "Inattentional Blindness", "Automaticity", "Familiarity Blindness".
Sehr interessant. Ich hatte oben processing fluency angesprochen, was offenbar nichts mit dem Sehen zu tun hat. Ich hatte mich bezüglich Propaganda/Werbung/Beeinflussung von Menschen in psychologische Vorgänge eingelesen (bin Jurist, kein Psychologe, also werfe ich sicher viele Begrifflichkeiten unstrukturiert durcheinander). Und dort läuft es so ab:

Das menschliche Gehirn nutzt unbewusste Heuristik, um Tatsachen als richtig oder falsch einzuordnen: Unbekannte Tatsache -> Wiederholung -> leichter zu verarbeiten -> wahre Tatsache

Wiederholung ist der entscheidende Vorgang bei der Beeinflussung von Menschen, weil bekannte Umstände leichter verarbeitet werden können und das Gehirn dadurch diese Umstände als richtig einstuft.

Eine Studie aus 2015 hat sogar nachgewiesen, dass Wiederholung so stark ist, dass es vorherige Kenntnis "überschreibt". Der Mensch hat Kenntnis, dass eine Tatsache falsch ist, und durch Wiederholung kann er überzeugt werden, dass sie richtig ist!

Die Verarbeitungsflüssigkeit hatte ich auf diese Gewöhnung an typische Farben im Verkehr bezogen (Neonfarben sind untypisch im Verkehr, das Gehirn stellt nur Zusammenhang zu Bauarbeitern und Bikern her, aktiviert also einen "bewussten" Vorgang).

Jetzt kommst Du, und sagst mir, dass ähnliche Mechanismen auch beim Sehen existieren.

Hier die Studie

https://www.apa.org/pubs/journals/features/xge-0000098.pdf
ELdTP5rWwAIdu6C.jpg
 
Was ich grad gelesen habe: die Radfahrerin war wohl vom Betonmischer überfahren und lag teilweise unter einem Rad. Die Notärztin hat vor Ort entschieden, den Betonmischer von der Verletzten herunterfahren zu lassen statt anzuheben und zu bergen.
Das ist natürlich nicht schön, aber stehenlassen ohne Option zum anheben ist auch blöd.
Weiss auch nicht wie ich entschieden hätte...Kommt auch u.a. drauf an welcher Körperteil eingeklemmt ist.
Unschöne Situation.

https://www.spiegel.de/panorama/let...-haben-a-6d6d592e-4e55-447e-a04a-cb680aa98505
 
Was ich grad gelesen habe: die Radfahrerin war wohl vom Betonmischer überfahren und lag teilweise unter einem Rad. Die Notärztin hat vor Ort entschieden, den Betonmischer von der Verletzten herunterfahren zu lassen statt anzuheben und zu bergen.
Das ist natürlich nicht schön, aber stehenlassen ohne Option zum anheben ist auch blöd.
Weiss auch nicht wie ich entschieden hätte...Kommt auch u.a. drauf an welcher Körperteil eingeklemmt ist.
Unschöne Situation.

https://www.spiegel.de/panorama/let...-haben-a-6d6d592e-4e55-447e-a04a-cb680aa98505
Die notärztin vor Ort hat zu Protokoll gegeben, dass sie, auch wenn der Rüstwagen vor Ort gewesen wäre, sie den Betonmischer dennoch hätte aus eigener Kraft entfernt hätte. Da Schnelligkeit wohl oberstes Gebot war.
 
Wer hat den Betonmischer da gefahren, der Fahrer ist doch direkt nach dem Unfall von diesem Psycho schwer mit einem Messerstich verletzt worden.
Man stelle sich mal vor der wäre in die falsche Richtung gefahren...
 
Wer hat den Betonmischer da gefahren, der Fahrer ist doch direkt nach dem Unfall von diesem Psycho schwer mit einem Messerstich verletzt worden.
Man stelle sich mal vor der wäre in die falsche Richtung gefahren...
In Berlin sind die Rettungssanitäter ausgebildete Feuerwehrleute. Diese haben in der Regel auch eine maschinistenausbildung und einen LKW Führerschein. Also vermute ich mal, dass die Feuerwehrleute das gemacht haben.
 
Was ich grad gelesen habe: die Radfahrerin war wohl vom Betonmischer überfahren und lag teilweise unter einem Rad. Die Notärztin hat vor Ort entschieden, den Betonmischer von der Verletzten herunterfahren zu lassen statt anzuheben und zu bergen.
Das ist natürlich nicht schön, aber stehenlassen ohne Option zum anheben ist auch blöd.
Weiss auch nicht wie ich entschieden hätte...Kommt auch u.a. drauf an welcher Körperteil eingeklemmt ist.
Unschöne Situation.

https://www.spiegel.de/panorama/let...-haben-a-6d6d592e-4e55-447e-a04a-cb680aa98505

Läuft unter Crashrettung (Sofortrettung) das ist dann gegeben, wenn der Zustand so kritisch ist, das weitere Verletzungen in Kauf genommen werden um das Leben zu Retten bzw. zu versuchen es zu Retten
 
In Berlin sind die Rettungssanitäter ausgebildete Feuerwehrleute. Diese haben in der Regel auch eine maschinistenausbildung und einen LKW Führerschein. Also vermute ich mal, dass die Feuerwehrleute das gemacht haben.

Weniger vermuten mehr faktisches Wissen.
In Berlin sind definitiv nicht alle Rettungssanitäter und/oder Notfallsanitäter auch (Berufs)Feuerwehrleute.
Wer schlussendlich das Fahrzeug bewegt hat ist ohnehin unerheblich.
 
Um das Bein zu befreien ist ein 2.Mal über den Körper der Patientin gefahren worden.
Ich bin jahrzehntelang NEF gefahren und habe auch die Ausbildung zum LNA, das nur am Rande.
Ich bin nicht sicher ob ich das genauso entschieden hätte...
 
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