Eure Meinung zu diesem Überholvorgang (bergab) eines Autofahrers?
Ich hatte mal wieder ein meiner Meinung nach unschönes Erlebnis mit einem Autofahrer. Ich persönlich empfinde das versuchte Überholmanöver des Autofahrers bergab als extrem gefährlich. Der Typ kann ein paar Sekunden warten und mich unten, wenn die Straße wieder breiter und flacher wird, ohne Probleme und mit ausreichend Abstand überholen. Stattdessen hubt er mich da an. Ich habe mich mega erschrocken. Die durchschnittliche "Geisterfahrerin" würde bei sowas evtl. sogar stürzen.
Was meint Ihr? Bin ich überempfindlich oder war das gefährlich?
Meine Meinung?
In der letzten Frage ist das ODER unpassend.
Überempfindlich meine ich, trifft zu, weil diese Verkehrssituation ziemlich alltäglich ist. Gefährlich ist die Situation, lebensgefährdend gegenüber dem Radfahrer, unzulässig nach unseren Regeln. Der Autofahrer bzw. die Fahrerin hatte Angst vor einem Unfall, was die Bremsung zeigt, aber versteht die Nöte des Radfahrers überhaupt nicht und die betreffenden Verkehrsregeln waren unbekannt oder, was ich eher glaube, während der Fahrt ausgeblendet. Es ging hier ja nicht um die wenig bekannten 2 m Abstand oder um eine zulässig Höchstgeschwindigkeit sondern dass hier gar nicht überholt werden durfte. Es ging um die wichtigste Vorschrift, die die wohl am häufigsten missachtet wird:
STVO § 1 Grundregeln
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Die Regeln, die aber dem eigenen Schutz und dem eigenen Vorankommen dienen, sind nie ausgeblendet. Der da behindert mich, hier ist kein Überholverbot usw. Das Ausblenden, so meine ich, ist bei Radfahrern aber auch so, weil menschlich. Radfahrer haben allerdings den Nachteil der Ungeschütztheit, während Autofahrer in ihrer Schutzzelle herumfahren. Das wissen wir ja schon alle. Die meisten Autofahrer sicherlich auch, nur haben sie das gerade nicht im Kopf, was da sein sollte. Was hilft es? Wir bräuchten ein anderes Volk, ruhiger, geduldiger, verständlicher.
Ich hatte genau so eine Situation vor 2 Wochen in den Alpen, auf einer Abfahrt vom Col de l'Iseran. Wenig Verkehr. Rechts Felsen, links die Absturzkante, Tempo so 35 km/h, gebremst weil steil und Serpentinen, Auto im Rückspiegel bemerkt, Überholversuch, Auto fällt zurück, ich schaue nach vorn wo Platz dafür ist oder Platz zum Vorbeilassen, und schon fuhr das Auto an mir vorbei, bremst danach wieder ab, weil auch fürs Auto zu schnell. Nach 1-2 Minuten stand das Auto am Straßenrand und der Fahrer knipste ein Foto. Cabrio, offen, deutsche Autonummer. Ein Zufall, dass es ein Deutscher war? Gefühlt nein.
Ich hielt und sagte dem Fahrer, er habe sich rücksichtlos verhalten, wohl nicht "absichtlich rücksichtslos" aber rücksichtslos LEBENSgefährdend. Antwort etwa so: Warum, was habe er gemacht, da war doch nichts. Ich sagte, er habe mich zu plötzlich und gefährlich eng überholt, ich hätte vor Schreck gegen die Felsen kratzen können oder beim Ausweichen vor Schlaglöchern oder Steinen gegen das Auto schrammen können, und dann? Rücksichtslos eben!
Er kam auf mich zu und ich sagte, mehr muss nicht gesagt werden und fuhr lieber weiter. Nach 2-3 Minuten weiter unten, wo die Straße breiter war, überholte er mit geschätzt 1,70 m Abstand. Das ist OK und in Frankreich auch vorschriftsgemäß. Er hatte sicherlich nachgedacht.
Allgemein ging es auf meiner Radtour in Frankreich mit französischen Autofahrern entspannter zu, als ich es in Deutschland gewohnt bin. Mal abgesehen von Motorradfahrern aller Länder. In Deutschland sind solche rücksichtlosen Überholmanöver m.E. üblich, ob in der Stadt oder außerorts im Gebirge.
Wenn man also megaerschrocken und überempfindlich ist, muss man das verarbeiten, die oben gemachten Ratschläge überlegen, abwägen, und sich irgendwie anpassen. Andernfalls kann man wohl bald nicht mehr Rad fahren, ohne die Krise zu kriegen. Ich finde einen Rückspiegel nützlicher als ein Variogerät, d.h. ein kleiner Lenkerendspiegel. So hat man einen Überholer vielleicht im Blickwinkel und kann wenigstens die Spur halten. Ausweichen geht ja schlecht, vor allem wenn man zu weit rechts fährt.