Wo war ich stehengeblieben?
[OT:
Meine Güte, ich konnte ja nicht ahnen, wie sich diese Geschichte(n) entwickeln würden. Ich wollte doch nur einen Aufbau-Fred anfangen und andere an meinen kleinen Lernerfolgen teilhaben lassen
Mittlerweile bin ich schon nicht mehr sicher, ob es überhaupt noch wie angekündigt "Lach- und Sachgeschichten" sind. Wenigstens ist es jetzt noch mit Hanka und Marianne ein sachlicher Beitrag mit Bezug zum Radrennsport geworden ...
Um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Da alles sollte nur Spaß bereiten! Und bevor es endgültig in vollends Alberne abgleitet, gebt bitte Bescheid.
Ach scheiße, ja, das Leben ernst genug, da muss man auch mal den Possenreißer spielen dürfen. Humor ist eben nicht, wenn man trotzdem lacht, sondern gerade deswegen!
Jetzt also noch ein letzter Abschnitt, damit wir alle wieder heile und halbwegs sinnvoll aus dieser Geschichte herauskommen. Danach wenden wir uns dann wieder ernsthaften Fragen zum Aufbau zu: Teile und Farben. Versprochen. /OT]
Die zweite offene Frage: wie konnte es überhaupt zu dieser - naja sagen wir mal "Meinungsverschiedenheit" - in der Werkstatt kommen?
Ich war immer der Ansicht, dass mein Haus (ein eher altertümlicher, aber dennoch schöner Begriff, meint er doch nicht nur das Gebäude daselbst,
sondern Mensch und Getier, was in ihm kreucht und fleucht und wohnt, nebst aller unbelebten Materie, womit natürlich und vor allem auch unmotorisierte Zweiräder ausdrücklich eingeschlossen sind
), dass also mein Haus nicht nur frei ist von nationalen und separatistischen Bestrebungen und erst recht völkischer Wahnvorstellungen völlig unverdächtig ist, sondern dass wir auch eine natürliche und ungezwungene Atmosphäre der Toleranz und Freundschaft kultivieren.
Der ausreichende Beleg hierfür mag sein, dass der Hausgründer - also ich - in früheren Zeiten an zahlreichen AntiFa-Demonstrationen teilgenommen hat, Teile von Grundstücken im Hunsrück erworben hat um Pershing-Stationierungen zu verhindern und sich für vielfältige Verhinderungszwecke an ebenso vielfältige und verschiedenartige Gegenstände gekettet hat.
Auf Bilder verzichte ich an dieser Stelle, um den guten Geschmack nicht zu verletzen
)
Eine möglicherweise marginal ausgeprägte persönliche Vorliebe für Räder aus dem südeuropäischen Stiefelland ist allein begründet in Tradition und Ästethik
Andere Herkunftsländer sind völlig ebenbürtig, so sie denn entsprechend schöne Kunstwerke hervorbringen.
Also, eine mangelnde Sozialisierung in Brüderlichkeit und Anerkennung kann nicht der Grund für den Streit gewesen sein.
Was also hat die Freunde im Keller bewogen, sofort mit den Kettern zu klirren gegenüber dem geschundenen Heimkehrer, der so knapp nicht nur dem Besenwagen - diese Vorstellung allein ist schon schlimm genug - nein, noch schlimmer, gar der Schrottpresse - welch garstig Wort - entkommen war.
Warum haben sie ihn nicht herzlich in die Lenkerenden geschlossen, ihm eine starke Gabelschulter zur Erholung hingehalten und ihm bereitwillig Trost und Teile gespendet?
Fehlte etwas in dem Werkstattraum, oder war etwas zu viel, was diese Bekundungen velophiler Solidarität unterdrückte?
Ich betrachtete die Werkstatt genauer. Sie ist so, wie eine Werkstatt sein soll. Ausreichende Vielfalt und Anzahl von Werkzeugen und Utensilien - nicht in höchster, aber gehobener Qualität und ausreichende Menge.
Ja, zugegeben, hier und da ein wenig vollgestellt und geordnet in einem System, dass sich vorwiegend dem Eingeweihten erschließt, und das auch nicht immer auf den ersten Blick, aber das ist alles nur der häuslichen Platznot geschuldet, kein Grund für übermäßige Agression überhaupt: was ist im Leben schon perfekt ...
Olfaktorisch scheint auch alles in Ordnung. Beim Betreten wabert in fließenden Bewegungen der unvergleichlich süßliche, leicht herb-bittere Duftvon Ölen und Fetten über den Boden und krabbelt langsam am Hosenbeim empor ... herrlich!
Für Fälle der geruchlichen Überbelastung ist ein Fenster für eine notwendige Lüftung vorhanden, das darüber hinaus auch Tageslicht vermittelt.
Also, auch in dieser Hinsicht unverdächtig.
Ich forschte weiter, blickte intensiv nach verräterischen Spuren ...
Da!
Das war's!
Da fehlt was!
Der femenine Einfluss.
Das weiblich Intuitive, Vermittlende, Barmherzige. Das war nicht da. Keine Frau weit und breit! Keine Spur davon.
Nein, ich meine nicht die Hinterlassenschaften weiblicher Häuslichkeit wie Spitzendeckchen und Dekorationsartikel, die ihn Warenäusern gerne unter dem Deckmantel "Geschenkartikel" verdingt werden (Eine missverständliche Bezeichnung überdies, werden diese Artikel doch nicht verschenkt, sondern man muss sie kaufen! Genau wie Buchhhändler ein unsäglicher Euphemismus ist, kann man doch über die Preise bei Büchern gar nicht handeln, weil sie feststehen ...).
Entschiedenes Nein, also kein Nippes, dieser ist demiurgischen Handlungen zwar nicht direkt abträglich, aber eben auch nicht nützlich.
Ich weiß nicht, ob es Euch schon aufgefallen ist: Spitzendeckchen lassen sich nur in Ausnahmefällen zum Reinigen der Kette verwenden. Und mit einem z.B. blauen Zier-Delfin aus Muranoglas, egal welcher Größe, wüsste selbst ich nichts Sinnstiftendes im heimwerkerlichen Sinne anzustellen
Dekorationsartikel jedweder Art leiden erfahrungsgemäß unter Einflüssen wie Naben- und Innenlagerfett, Sprühölen, Werkstattbieren, metallischen Sägespänen und Carbonstäuben, halt all dem, was landläufig in der ignoranten Welt als "Schmutz" bezeichnet wird, von dem wir Eingeweihte wissen, dass - wenn es sich tatsächlich um "Schmutz" handeln sollte - dann doch lediglich um ganz sauberen Schmutz.
Ich meine tatsächlich auch nicht der Restspuren der Gegenwart meiner Gefährtin, wenn Sie Paketband aus dem Schrank oder in besonderen Ausnahmefällen, falls der Gatte nicht zugegen ist, sogar Hammer und Nagel entnimmt.
Und schon gar nicht die sprichwörtliche weibliche Rabulistik (in rethorischer Weise die Kunst des Missverstehens). Die Zahl der Beispiele ist Legion, hier nur die Top 3 in der Hitparade femininer Immer-Recht-Behalten-Wollen-Fallen
:
- Wenn Du mich wirklich liebtest, dann ... [schon verloren. dies ist die infamste Version, weil er gar nicht mehr zu antworten braucht]
- Liebst Du mich nicht mehr? Du berührst mich gar nicht! [er will sie streicheln] Pack mich nicht an!
- Soll ich das blaue Kleid anziehen oder das rote? [Antwort beliebig] Ach, was gefällt Dir denn an dem roten [blauen] nicht? Trägt es zu sehr auf? Ach, Du findest mich also zu dick?
[Nur der Vollständigkeit sei angemerkt, dass die letzte Frage nicht nur unfair, sondern darüber hinaus im höchsten Maße dumm ist: Fragen nach dem Attribut "rot oder blau" werden von echten Männern (wie dem unvergesslichen Steve McQueen) unabhängig von dem grammatikalischen Bezugsobjekt im Satz, immer, immer, immer, sofort und ausschließlich auf Drähte, Bomben und die Entschärfung selbiger bezogen.
Niemals auf Kleider! Das ist kein provoziertes Missverständnis unsererseits, sondern wir sind einfach so verdrahtet!]
Nein,
das Fehlende war das Schöne, Liebreizende, Anmutige, das Reine, das Unverfälschte, das Ursprüngliche, das unprätenziös auffällig Unauffällige.
hier in der Jaegher Werkstatt erkennt man es deutlich:
Eine Werkstatt ohne
Hötzeklötze (großartiges Wort, vielen herzlichen Dank an Marijke Amado, das war in irgendeiner dieser Mode-Shopping-Sendungen, hab ich nur am Rande mitbekommen
... eine großartige Wortschöpfung, ein kongeniales Homoioteleuton, weil sie ja meistens paarweise auftauchen, also zwei Hötzeklötze, also eigentlich immer, wenn man mal von der dreibrüstigen Hure von Eroticon IV im "Per Anhalter durch die Galaxis" absieht
... Heidi Klum nennt ihre ja Hans und Franz (
http://www.shortnews.de/id/667912/h...he-brueste-eine-heisst-hans-eine-heisst-franz), aber gegen
Hötzeklötze kann die ja einpacken
... Hötzeklötze, ich lach mich krank, ich krieg ich gar nicht wieder ein
).
Ähem [räusper],
Wo war ich? Ach ja, also, Eine Werkstatt ohne Hötzeklötze-Kalender ist keine echte Werkstatt!
Fast unnötig zu erwähnen, dass die korrekte Anzeige der julianischen Einheiten von Tag und Monat sekundär ist. Primär sind allein die sekundären Geschlechtsmerkmale!
[OT:
ich lobe mich nur ungern selbst, aber in aller Bescheidenheit: dieses primär-sekundär Wortspiel ist doch recht gelungen ]
Mehr noch: Paradoxerweise zeigen die Kalender mit unbekleideten Frauen
niemals das laufende Jahr an, sind also mindestens vom Vorjahr! Gute Werkstätten beherbergen Kalender, die an Aktualität schon mehrere Jahre eingebüßt haben.
Merke:
je besser die Werkstatt, desto abgelaufener der Nackedei-Kalender! Dass dabei auch die Farbkraft der Fotografien leidet, muss man billigend in Kauf nehmen.
Ich neige nicht zu Verschörungstheorien, bin indes fast sicher, dass eine ganze Sparte der Druck- und Papierindustrie davon lebt, in die Vergangenheit zurückdatierte Hötzklötze-Kalender für Werkstätten herzustellen!
Ich war schon ein bisschen stolz auf meiner Entdeckung.
Dinge zu erkennen, die vorhanden und offensichtlich sind, das ist nahezu trivial. Aber fehlende Dinge zu visualisieren und zu benennen, das kann nicht jeder ...
Gut!
Das Problem war erkannt, Abhilfe und Vorbeugung lagen auf der Hand.
Ich erinnerte mich an ein nettes Interview in einer ansonsten unbekannten und nicht erwähnenswerten Bergradzeitschrift mit dem Photografen von Cyclepassion.
Das ist sozusagen die einspurig-zweirädrige Antwort auf den Klassiker des Motorsports, den Pirelli-Kalender. Also posende Mädels mit Hardware. Mit dem Unterschied, dass die Models keine professionellen Models, sondern tatsächlich Rennfahrerinnen aus dem Renn- und Mountainbikebereich sind, einige Gravitiy Girls sind auch dabei.
http://www.roadbike.de/news/cyclepassion-2014-alle-bilder-des-kult-kalenders.955552.9.htm
Die Cyclepassion Kalender gibt es seit 2010 oder 2011. In dem Interview beschrieb der Photograf die besonderen Herausforderungen: Siegerposen waren offensichtlich kein Problem, Modelposen hingegen schon; Die Rennmädels ein bisschen zu verkrampft, eine gewisse Prüderie bei den Amerikanerinnen und seine eigene äthetische Grundentscheidung, ob Narben am Körper in den Fotos herausretuschiert werden sollen. Sie wurden nicht, weil sie dazu gehören.
Das musste es für meine Heimstatt sein, so ein Cyclepassion, am besten die Erstausgabe.
In der war auch unsere gute Hanka (Kupfernagel, Cross-Weltmeisterin von 2000, 2001, 2005 und 2008, die Ex von Mike Kluge - wer sie kennt, eher knabenhaft und hochgewachsen, Beine bis zum Himmel, also die Hanka in Lack und Leder, das hat schon was Besonderes ...)
Ein Jahr später sozuagen das Kontrastprogramm mit Marianne Vos. Gefühlt halb so groß wie Hanka (ich glaube, sie hat das kleinste Crossrad mit dem negativsten Vorbau, das ich kenne), blonde Zöpfchen ... aaaach, herrlich.
Ein ganz hübsches Rad übriges
Basso, italienische Farben
Also keine Zeit verlieren, am liebsten Sofortkauf bei
ebay
Bullshit, kein Treffer für cyclepassion. Aber so gar nichts. null, nada, rien, nieets, nothing, Ende Gelände, das war's Lars!
Ein neuer, also 2014er kommt aus o.g. Gründen gar nicht in Frage
hmm, hmm, hmm. Was tun?
Ich erinnerte mich dunkel, dass meine Gefährtin irgendwann mal einen Lambertz Kalender aus der Redaktion mit nach Hause brachte und meinte, die seien unter Sammlern sehr gefragt.
Lambertz sind die mit den Printen und Spekulatius aus Aachen.
Und die machen auch einen auf Pirelli. Mit Keksen.
Ich weiß bis heute nicht, was Weihnachtsgebäck - außer dem rechten müden Titel "sexy Süßigkeiten" - mit halbnackten Mädels neben Pferden auf spanischen Haziendas zu tun haben. Ein bisschen inhaltliche Nähe zum eigenen Produktportfolio kann man schließlich erwarten, oder? Oder fressen Pferde Domino-Steine?
Das war mir jedoch in diesem denkwürdigen Moment egal.
Ich hatte den Kalender damals uninteressiert durchgeblättert und dann auf den Haufen der bei
ebay zu verkaufenden Dinge gelegt. Dinge, die nach Auskunft der Anliefernden jedes für sich einen so ernom hohen Sammlerwert darstellen, dass ich nach dem Verkauf dieser Teile nicht nur für neue Rennräder Platz schaffen müsste, sondern auch für den unüberschauberen Haufen Bargeld meinen Keller werde ausbauen, ach was, den gesamten Garten unterkellern müssen
Unnötig zu erwähnen: Die Dinge harren immer noch der Verkaufsmöglichkeit und besagter Reichtum hatte jetzt noch nicht direkt bei mir angeklopft ... Aber der Kalender war noch da.
Also dieses gedruckte Gebäckteil muss für den ersten Wurf reichen.
Ein kurzer kontrollierender Blick: Jahr 2012. Geht noch so gerade.
Einen letzten Platz an der Wand freigeschaufelt und den Kalender feierlich aufgehängt.
Alles wird gut.