Hallo,
ich schlage mich seit ca. 6 Jahren mit den hier beschriebenen Problemen rum und schreibe mal, was mir hilft. Bin kein Arzt, habe mich aber seit einigen Jahren damit beschäftigt. Alles hier ohne Garantie und wenn Du was probierst auf eigenes Risiko.
Vorne weg: Ich habe keine Lösung, sondern berichte nur über die eigenen Erfahrungen, mit den Symptomen klar zu kommen. (Habe damit einige Ärzte beschäftigt, darunter auch Spezialisten für seltene Muskelerkrankungen (Muskelbiopsie, genetisches Screening) , keine Ursache gefunden.)
0. Einfachste Lösung: Du hängst Dein Rad an den Nagel und die Probleme werden weg sein. (Ist leider meine Erfahrung von 6 Monaten Pause). Die gute Nachricht ist, Du hast es selbst in der Hand.
1. Mindestens jeden 2. Tag auf das Rad mindestens 1 Stunde (besser jeden Tag 90min, fahre im Jahr so 20-30Tkm)). Die Belastung sollte 10-20 Minuten Tempo-Schwelle sein, um einmal die Durchblutung in den Beinen richtig anzuregen. Jeden Tag mindesten 1x Oberschenkel-/Po-Massage in Venenflussrichtung.
2. Stresstage (wenig Schlaf, wenig Bewegung (Sitzen/Liegen), psychischer Stress etc., wenig Flüssigkeit, schlechte Ernährung, Erkrankung wie Erkältung) können Auslöser sein und sollten mit Radfahren beendet oder gestartet werden.
3. Wenn kein Radfahren möglich war, sollten Auslöser vermieden werden (siehe 4) und darauf geachtet werden:
- zuckerreiche Nahrung meiden
- viel Trinken
- regelmäßig proteinreich Essen (kohlehydratreduziert am Ruhetag, kohlehydratreich kurz vor der ersten Belastung nach Ruhe)
- Bewegung während des "Ruhetages", Spazieren, Schwimmen, ....
4.Auslöser sind beispielsweise
- längere Radpause (siehe 1)
- Stress (siehe 2)
- zuckerreiche Nahrung
- bestimmte Fette (hab ich noch nicht genau raus, vermutlich gehärtete Fette wie beispielsweise Kuvertüren auf Kuchen/ bestimmte Schokoladen und Eissorten)
- Aktivitäten wie Berg runter laufen, Springen, Rennen, starke abrupte Erschütterungen der Beinmuskeln
- Energiemangel bei langen Radfahrten: sehr lange sehr lockere (Fettverbrennung) Radfahrten ohne Glukosebeigabe
- Flüssigkeitsmangel
5. Was nicht hilft:
- entzündungshemmende Schmerzmittel
- Nahrungsergänzungsmittel als Puffer wie Natriumhydrogencarbonat oder Beta Alanin
6. Wenn es zu spät ist und die Schmerzen da sind:
a) akutes Auftreten -> sofort Belastung abbrechen, Muskel entlasten
(Wichtig, weil eine Kettenreaktion entsteht. Es kommen schnell mehr Muskelgruppen hinzu.)
b) Programm zum "Rausfahren der Schmerzen durchführen" (siehe 7)
c) b nicht geklappt, dann längere Ruhepause einplanen (Die richtigen Schmerzen kommen dann leider noch.)
- bei starken Schmerzen Blutwerke (CK) ärztlich kontrollieren (ggf. engmaschige Überwachung und Flüssigkeitsgabe)
- viel Trinken
- bei hoher CK auf Nahrung mit mehr Kohlehydraten wechseln (Abbau wird dadurch erleichtert)
d) nach 3-10 Tagen mit b) nochmal starten
7. Programm zum "Rausfahren der Schmerzen"
ACHTUNG! Überlege Dir, was Du Deinem Körper antun könntest, Schmerzen deuten immer auf ein Problem hin, welches sich dadurch noch verstärken könnte. Ich habe dadurch bisher nie Schaden erlitten, dass könnte Dir aber anders ergehen.
- Ziel 30-45 Minuten unter Belastung Radfahren (am besten kontrolliert auf der Rolle, dass Du immer abbrechen kannst)), sodass Du die letzten Minuten nahezu ohne Schmerzen treten kannst (es verbleibt ein leichter Muskelkater oder Du bist komplett schmerzfrei)
- Start bei möglichst gleichmäßiger Belastung auf dem Rad, rpm 45-60, Leistung 75-105%ftp (nicht locker!)
- Bei auftretenden Schmerzen, soweit möglich weiter fahren, Drehzahl niedrig halten, wenn möglich Belastung vorsichtig steigern (locker fahren hilft nicht, bewirkt das Gegenteil, Schmerzen nehmen zu!)
- !Bei starken Schmerzen Abbruch!
- Gehen die Schmerzen langsam zurück bzw. verlagern sich auf andere Muskelgruppen, Drehzahl halten oder vorsichtig anheben, Belastung halten
- Gehen die Schmerzen zurück, Drehzahl langsam steigern bis auf Wohlfühlmodus, Belastung nach ca. 30 min langsam reduzieren
Um über den Schmerz hinwegzukommen hilft manchmal:
Wechsel belasteter Muskelgruppen durch Wechsel von Steh- und Sitzposition, Wechsel Neigung (falls die eine Rolle mit variablem Anstellwinkel hast)
Manchmal treten zum Schluss in der lockern Phase doch noch vereinzelt Schmerzen auf (Du hast einfach sehr viele Muskelgruppen in Beinen und Po, die es alle zu belasten gilt.). Ich habe dann immer abgebrochen und am nächsten Tag nochmal auf das Rad gesetzt. Dann war alles o.k.
8. Sonstiges
- Manchmal treten punktuell Probleme bei langen ruhigen Ausfahrten auf. Es hilft: Kadenz runter, Power hoch, Energieriegel nehmen, Problem wenigen Minuten gelöst.
- Ich mache meine Dienstreisen mit Zug und Klapprad . 2x am Tag ordentlich Power mit dem Klapprad (hat hohe Übersetzung) geht auch.