HeikoS69
Plattsnacker
Ich muss mal wieder was loswerden.
Weil ich keinen Blog oder so habe mache ich das hier. Ist ja noch Platz.
Es geht um Spécialités TA Pedale, „First generation“ aus 1952 sowie die Neuauflage aus den 70ern und deren Fortführung bis ca. 2008, was sich so im Laufe der Jahre an Infos bei mir angesammelt hat.
TA Pedale erster Generation haben dank Richard Byrne und seines virtuellen Speedplay Pedal Museums
den Ruf, der heilige Gral erfahrener Sammler zu sein:
„TA Pedal (First Generation) 1949
First generation TA pedals are considered the "Holy Grail" of vintage pedals by seasoned collectors. These pedals are so rare that if you are lucky enough to find them you should be prepared to pay thousands of dollars for them. They feature a cartridge bearing on the outside, a needle bearing on the inside and can be greased through the dustcap. Both the body and cage are made of alloy. The first generation TA pedal can be identified by the four nuts used to attach the quill and no toe strap guide-pin on the the Inside.“
Um die Einschätzung mit dem heiligen Gral einzusortieren, muss man allerdings wissen, dass Byrne für sein Paar dieser Pedale im Jahre 2005 3.300,-- USD hingeblättert hat. Damit dürften das wohl die teuersten jemals versteigerten Fahrradpedale gewesen sein.
Die Jahresangabe 1949 ist falsch. „No toe strap guide-pin“ ist auch nicht so ganz richtig.
Auf Messe Salon de Paris 4.-14.10.1951 hat T.A. einen Prototypen gezeigt, der vom Aussehen her der Zeichnung im zeitgleich (also während des Salons) von George Navet eingereichten Patentantrag gleicht
(Dank an @Velocifer, hast Du noch die Patenttexte?), das allerdings bis auf die Lagerung wenig mit dem späteren Pedal zu tun hat. Rene Herse hatte schon einen Prototypen an einem seiner Ausstellungsräder.
“T.A. präsentiert dieses hoch entwickelte Pedal auf der Messe; das kurbelseitige Lager ist ein NADELLA-Nadellager, während an der Deckelseite ein SKF Rillenkugellager ist.
Der Korpus und die Flanken sind aus Leichtmetall gefertigt. Am Deckelende sieht man einen TECALEMIT-Schmiernippel, der ohne Demontage eine schnelle und einfache Druckschmierung der Lager erlaubt.“
“SPECIALITES T.A.
mit seinen Kettenblättern, Ritzeln und Adaptern aus Leichtmetall, die in unseren Artikeln ausführlich dokumentiert wurden.
In der allerletzten Stunde wurde dieses Programm um das T.A. Pedal erweitert. Das Pedal ebenfalls aus Leichtmetall, mit einem Nadellager auf der Kurbelseite und einem SKF-Kugellager auf der Deckelseite.“
„[…] Lassen Sie uns einige Neuerungen beachten: Hier ist eine unsichtbare Gewinde-Scheinwerferhalterung, die Verwendung der TA-Pedale mit Nadellagern und der neue CYCLO mit doppeltem Führungsfuß [...]“
„Schließlich ist hier der Prototyp des T.A.-Pedals mit Rillenkugellager am Ende der Achse und Nadellager auf der Kurbelseite, ein teures Modell, das aber bei denjenigen Rennfahrern und Cyclotouristen, die die beste Leistung wollen, ein großer Erfolg werden sollte.“
„T.A. - Die gesamte Kettenblattserie mit den neuen Dreifachbaugarnituren und vor allem einem hochwertigen Pedal mit Rillenkugellager am Außenende, Nadellager auf der Kurbelseite und Druckschmiervorrichtung. Der Preis wird notwendigerweise ziemlich hoch sein, aber es ist wirklich eine schöne mechanische Umsetzung.“
Unter „Neuheiten“ berichtet „Le Cycle“ dann wieder im März 1952 über das TA Pedal erster Generation, in einer Bauweise, wie es auch tatsächlich verkauft wurde. Einleitend steht geschrieben, dass T.A. die Entwicklung zweier Produkte abgeschlossen hätte. Damit sollte eigentlich klar sein, dass die ersten Pedale 1952 gefertigt wurden.
“T.A. ist spezialisiert auf schöne Zubehörteile für Wettkämpfer und Cyclotouristen und hat die Entwicklung von zwei Artikeln abgeschlossen, die zur Sauberkeit des Erscheinungsbildes und zur Leistungsfähigkeit des Rades beitragen.
[…]
TA-Pedale sind viel teurer als alle anderen Pedale. Mal sehen, warum: Äußerlich betrachten wir ein schönes, sehr mechanisches Teil aus Leichtmetall, einen einteiligen Käfig, der mit 4 Hülsenschrauben am Gehäuse befestigt ist. Keine empfindlichen Öffnungen; nur 2 Löcher zur
Befestigung des Pedalhakens; der äußerste Bogen leicht angehoben, gibt der geschwungenen Sohle einen guten Sitz und verhindert, dass der Fuß nach außen rutscht.
Ein Schraubverschluss trägt in der Mitte einen Schmiernippel, der eine sehr gefragte Möglichkeit der schnellen und einfachen Schmierung bietet; und dieser Schmiernippel ist gut zugänglich, während er durch den Auslauf des Käfigs perfekt geschützt ist.
Aber lassen Sie uns dieses Pedal auseinander nehmen!
Die Achse aus gehärtetem Stahl ist robust und kurz. Zwei Teile werden nach der Bearbeitung geschliffen; auf der Kurbelseite nimmt diese Fläche das 12 m/m lange Hauptnadellager auf.
Am anderen Ende befindet sich ein Kugellager, das gegen den Anschlag abgestützt ist, der die Durchmesserdifferenz der Achse bildet. Diese Lager werden kraftvoll in den Pedalkörper aus Leichtmetall-Druckguss gedrückt.
Auf der Kurbelseite wird die Abdichtung durch eine in eine Aussparung im Nadellager eingebettete Filzdichtung gewährleistet, die durch einen versenkten, bündig mit dem Gehäuse verschraubten Deckel angezogen wird.
Die Achse wird durch eine Mutter befestigt, die eine Scheibe gegen den Innenring des Kugellagers anzieht.
Der Endstopfen, der den Schmiernippel trägt, wird mit einem Stiftschlüssel fixiert, der in eine kleine Kerbe einrastet.
Der einzige Teil des Pedals, der sich abnutzen kann, ist derjenige, der mit der Sohle in Berührung kommt: Dieser Käfig ist abnehmbar und leicht austauschbar. Er besteht aus einem Band aus geschnittenem Dural, durchbohrt und geformt. Wir werden feststellen, dass er mit 4 Hülsenschrauben des gleichen Typs wie die bei den Kettenblättern verwendeten befestigt wird, und dass die Schraubenköpfe in die Materialstärke des Käfigs eingebettet sind.
Der Pedalriemen muss nicht durch ein Knopfloch geführt werden, er bleibt hinter dem Kopf der Käfigbefestigungsschraube stecken, bewegt sich nicht mehr und verschleißt nicht, da er auf einer Fläche von 8 m/m Breite aufliegt.
Wir glauben, dass wir Ihnen hier alle Gründe genannt haben, die den Preis von T.A. Pedalen rechtfertigen.
Hochfeste Stahlachse, Präzisionslager in einem wirklich abgedichteten Gehäuse, einfache Druckschmierung, geringes Gewicht und rostfreies Gehäuse (Leichtmetall), einteiliger Käfig, der eine gute Auflagefläche bietet und nach Verschleiß sofort austauschbar ist.
Genug, um die anspruchsvollsten Kunden zufrieden zu stellen!“
Bereits im Jahr der Einführung wurde die Pedalachse im Bereich des Nadellagers verstärkt, resultierend in einem größeren Lager und einem dort dickeren Pedalkörper. Außerdem wurde die kurbelseitige Dichtung vereinfacht. Statt eines eingeschraubten Deckels vor einer eingelassenen Filzdichtung sind da jetzt zwei auf- bzw. eingepresste Bleche, als Labyrintdichtung geformt. Vorgestellt wieder beim Salon de Paris, Okt. 1952
„T.A. verstärkte Achse und doppelter Metalldichtring am Pedal mit Nadellagern.“
„Überall kommen Pedale mit Ringlagern und auch Nadellagern zum Einsatz. Es sei darauf hingewiesen, dass die T.A. leicht modifiziert wurde, mit einer noch stärkeren Achse, (übrigens mehr für das Auge als für die Sicherheit!).“
„[...]Wir müssen den Erfolg einiger neuer Zubehörteile für die Ausrüstung dieser Maschinen feststellen, wie z.B. die kurzen IDEALE-Sättel, Typen 51, 58 und 60, die T.A.-Pedale mit Nadellagern und die MAFC "Racer"-Bremse.[...]“
„Die T.A. Kettenblätter und Pedale sind ein großer Erfolg.“
„Hier ist das nadelgelagerte Pedal mit einer ganz gehärteten 12-mm-Achse, das bei den letzten Tests im CTA-Labor dem enormen Gewicht von 600 kg standgehalten hat.“
„[...]Um der Perfektion willen wurden die Pedale mit einer verstärkten Achse versehen und werden von den Handwerkern von "Maßanfertigungen" eingesetzt.“
In der Berichterstattung zur 1953er Messe werden in der Rubrik TA die Pedale als Bestandteil des Produktprogrammes noch einmal sehr kurz erwähnt (nur in "Le Cycliste"), 1954 nicht mehr. In einem Artikel über die 1958er Messe wird noch mal auf die Pedale Bezug genommen, die "ein paar Jahre zuvor" dort gezeigt worden seien. Kunden bedauerten das Verschwinden und die Navet Brüder versicherten, das noch nichts definitv entschieden sei.
Die erste Generation der TA Pedale gab es (mindestens) in drei Ausführungen, vom 1951er Prototypen mal abgesehen:
Wann die Stifte für die Riemen hinzugekommen sind, weiß ich nicht.
1961, Le Cycle Juli/August, Seite 34:
Aus der Berichterstattung über die Tour de France, von Daniel Rebour geschrieben. Offenbar ein echter Fan von diesen Pedalen:
"Aber wir warten immer noch darauf, dass ein französischer Hersteller ein echtes Pedal für Rennfahrer kommerziell herstellt, was es im Ausland bereits gibt. Vor einigen Jahren wurde ein solches Pedal von T.A. perfekt hergestellt, aber leider ist keine Markteinführung den seltenen und ausgezeichneten Prototypen gefolgt."
Er trauert auch in seinem 1962er Buch diesen Pedalen hinterher, in dem 1975er Buch immer noch, selbst im 1976er Reprint davon, obwohl auf der gegenüberliegenden Seite bereits eine Zeichnung der Neuauflage abgedruckt ist ...
„Vor einigen Jahren hätten wir eine weitere Marke hinzufügen können, die von T.A., die wirklich auf die Bedürfnisse des Wettkampfes ausgerichtet ist. Ausgestattet mit einem kurbelseitigen Nadellager und einem Rillenkugellager an der Außenseite, mit einem Pedalkörper aus Leichtmetall und einem austauschbaren Duralkäfig, war es ein perfekter technischer Durchbruch; leider erschien sein Preis damals übertrieben, und die Produktion wurde eingestellt. Vielleicht werden wir sie eines Tages wieder sehen?“
Jan Heine kann (am 25.07.2002) auch etwas über den (relativen) Preis sagen: etwa 20% eines kompletten Singer Rades.
„I once saw a letter (1950 or 1952) from Alex Singer to a client/rider on his team suggesting the brand-new pedals by TA as potential equipment for his new randonneur bike. Compared to the then-standard Lyotards, they featured a roller bearing on the inboard side, a cartridge ball bearing outboard, and were considered absolutely mindboggling in their design, execution and quality. Mindboggling, too, was the cost, at about 20% or so of the cost of a complete Alex Singer randonneur. So few were sold, and that is why they are so rare.“
Das hier ungenannte Teammitglied könnte Jean Olbrecht gewesen sein. Den hat Jan Heine 05/2001 interviewt (VBQ Vol. 4 No. 1), der war Fahrer für Alex Singer (in Belgien) und hat im Winter 1952/53 (also kurz nach dem Salon 1952) ein neues Rad bei Singer geordert.
Was genau dies Rad gekostet hat, steht zufällig auf der Seite von Cycles-Alex-Singer (mit Bild vom Rad):
„[...]En 1952, le vélo chromé commandé par Jean Olbrecht coûtait 12 000 Francs Belges, soit 3 mois de salaire d'un bon employé spécialisé.
C'était évidemment le haut de gamme.[...]“
„[...]1952 kostete das von Jean Olbrecht bestellte verchromte Fahrrad 12.000 belgische Francs oder 3 Monatsgehälter eines guten Facharbeiters.
Es war offensichtlich das Beste aus dem Sortiment.[...]“
Also ein halbes Facharbeiter-Monatsgehalt für ein Paar Fahrradpedale.
(Edit: Nach ein bisschen Umrechnerei auf Basis historischer Wechselkurse und Durchschnittseinkommen (nicht! Kaufkraft) entspräche der Preis des genannten Singer Rades etwa 9.000,-- Euro, der der Pedale 1.800,-- Euro). <=== siehe Edit unten vom 01.06.2019
Ob es nun wirklich das „perfekte Pedal“ war, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Abschmierbarkeit von außen ist jedenfalls nicht schlecht. Der auswechselbare Käfig bringt wenig, wenn er nicht mehr produziert wird. Der Bruch des Pedalkörpers beim zuletzt versteigerten Paar (siehe Anlage) an genau der Stelle dürfte konstruktionsbedingt sein (andererseits haben die Pedale auch einige km auf dem Buckel).
Die nachträgliche Verstärkung der Pedalachse resultierte in einem größeren Lager und einem dort dickeren Pedalkörper. Ich frage mich, warum man das machte. War es wirklich „um der Perfektion willen“ oder doch das Ausmerzen eines Konstruktionsfehlers (gebrochene Achsen) oder ein „nice to have“, wie die späteren Stifte zur Führung der Pedalriemen? Auf jeden Fall kann man auf dem Fotos abgenutzter Pedale sehen, dass der Fuß an der Innenseite maßgeblich auf dem Pedalkörper lastete und nicht wie man erwarten sollte vorwiegend auf dem Pedalkäfig.
Ich sortiere die TA Pedale der ersten Generation ein als teure (Klein)Serien-Tuningteile für Enthusiasten und damit ihrer Zeit weit voraus.
In der Anlage habe ich alle Infos und Daten zu tatsächlichen Paaren (11 insgesamt) zusammengetragen, inkl. Preisen und vielen Fotos sowie die frz. Originaltexte aus obigen Artikeln.
==================================================
Edit vom 11.05.2019
Ich habe auf meinem Tablet noch ein Foto von einem 12ten (?) Paar gefunden. Ich weiß aber nicht mehr woher. Runtergeladen 11.04.18. Möglicherweise aus der Auktion, wo ich keine Fotos von habe.
Edit vom 02.07.2019: Das IST das Paar 6 in der Anlage, aus der Auktion ohne Photos. Das hat ein Kanadier gekauft.
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Edit vom 01.06.2019:
In einem Stapel ersteigerter Schnipsel aus UK war zufällig eine Anzeige von Ron Kitching mit den Pedalen und dem Preis dazu!! Datum war keines dabei, kann eigentlich nur aus 1952 oder 53 sein:
79 Schillinge, 6 Pence wenn ich das richtig verstehe, also 3,975 Britische Pfund. Das waren 1953 46,50 DM und damit 13,5% eines Monatsdurchschnitts(brutto)entgeltes (der Begriff aus der Sozialversicherung) in Deutschland. Heute wären 13,5% vom Durchnittsentgelt 437,-- Euro.
Das erscheint mir wesentlich realistischer als obiger Rechenweg über die Angaben von Heine.
Zufällig hat auch eine Rene Herse Preisliste aus 1953 auf Pfund Basis zumindest in Abschnitten im Netz überlebt
Dessen Modell Cyclotourisme ohne Extras kostete zum Beispiel 48,75 Pfund, das wären 1,68 deutsche Monatsdurchschnitts(brutto)entgelte, heute in etwa 5.500,-- Euro. Auch das erscheint mir realistischer als die oben zunächst ausgerechneten 9000 Euro für ein Singer.
Wenn ich die Pfund Preise der Pedale in Relation setze zu den Pfund Preisen der Herse Räder, komme ich je nach Modell auf mindestens 6% bei einem vollverchromten Campingmodell und max. 10% bei einem Standard Rennrad. Das passt meines Erachtens auch besser als 20% eines Singer Rades, wie von Heine angeführt.
Wenn Rebour in der Nachbetrachtung feststellt, dass die Pedale nie wirklich über Prototypenstatus hinausgekommen sind, stellt sich natürlich die Frage, ob sie in England tatsächlich verkauft worden sind, oder nur verkauft worden wären bei genügend Bestellungen und einem folgenden Produktionslauf.
Ich weiß es auch nicht.
BTW: Was sind eigentlich Payre Pedale???
Vogel Randonneur - Daniel Rebour Scans - Guylaine Kataloge
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Weil ich keinen Blog oder so habe mache ich das hier. Ist ja noch Platz.
Es geht um Spécialités TA Pedale, „First generation“ aus 1952 sowie die Neuauflage aus den 70ern und deren Fortführung bis ca. 2008, was sich so im Laufe der Jahre an Infos bei mir angesammelt hat.
TA Pedale erster Generation haben dank Richard Byrne und seines virtuellen Speedplay Pedal Museums
den Ruf, der heilige Gral erfahrener Sammler zu sein:
„TA Pedal (First Generation) 1949
First generation TA pedals are considered the "Holy Grail" of vintage pedals by seasoned collectors. These pedals are so rare that if you are lucky enough to find them you should be prepared to pay thousands of dollars for them. They feature a cartridge bearing on the outside, a needle bearing on the inside and can be greased through the dustcap. Both the body and cage are made of alloy. The first generation TA pedal can be identified by the four nuts used to attach the quill and no toe strap guide-pin on the the Inside.“
Um die Einschätzung mit dem heiligen Gral einzusortieren, muss man allerdings wissen, dass Byrne für sein Paar dieser Pedale im Jahre 2005 3.300,-- USD hingeblättert hat. Damit dürften das wohl die teuersten jemals versteigerten Fahrradpedale gewesen sein.
Die Jahresangabe 1949 ist falsch. „No toe strap guide-pin“ ist auch nicht so ganz richtig.
Auf Messe Salon de Paris 4.-14.10.1951 hat T.A. einen Prototypen gezeigt, der vom Aussehen her der Zeichnung im zeitgleich (also während des Salons) von George Navet eingereichten Patentantrag gleicht
(Dank an @Velocifer, hast Du noch die Patenttexte?), das allerdings bis auf die Lagerung wenig mit dem späteren Pedal zu tun hat. Rene Herse hatte schon einen Prototypen an einem seiner Ausstellungsräder.
“T.A. präsentiert dieses hoch entwickelte Pedal auf der Messe; das kurbelseitige Lager ist ein NADELLA-Nadellager, während an der Deckelseite ein SKF Rillenkugellager ist.
Der Korpus und die Flanken sind aus Leichtmetall gefertigt. Am Deckelende sieht man einen TECALEMIT-Schmiernippel, der ohne Demontage eine schnelle und einfache Druckschmierung der Lager erlaubt.“
“SPECIALITES T.A.
mit seinen Kettenblättern, Ritzeln und Adaptern aus Leichtmetall, die in unseren Artikeln ausführlich dokumentiert wurden.
In der allerletzten Stunde wurde dieses Programm um das T.A. Pedal erweitert. Das Pedal ebenfalls aus Leichtmetall, mit einem Nadellager auf der Kurbelseite und einem SKF-Kugellager auf der Deckelseite.“
„[…] Lassen Sie uns einige Neuerungen beachten: Hier ist eine unsichtbare Gewinde-Scheinwerferhalterung, die Verwendung der TA-Pedale mit Nadellagern und der neue CYCLO mit doppeltem Führungsfuß [...]“
„Schließlich ist hier der Prototyp des T.A.-Pedals mit Rillenkugellager am Ende der Achse und Nadellager auf der Kurbelseite, ein teures Modell, das aber bei denjenigen Rennfahrern und Cyclotouristen, die die beste Leistung wollen, ein großer Erfolg werden sollte.“
„T.A. - Die gesamte Kettenblattserie mit den neuen Dreifachbaugarnituren und vor allem einem hochwertigen Pedal mit Rillenkugellager am Außenende, Nadellager auf der Kurbelseite und Druckschmiervorrichtung. Der Preis wird notwendigerweise ziemlich hoch sein, aber es ist wirklich eine schöne mechanische Umsetzung.“
Unter „Neuheiten“ berichtet „Le Cycle“ dann wieder im März 1952 über das TA Pedal erster Generation, in einer Bauweise, wie es auch tatsächlich verkauft wurde. Einleitend steht geschrieben, dass T.A. die Entwicklung zweier Produkte abgeschlossen hätte. Damit sollte eigentlich klar sein, dass die ersten Pedale 1952 gefertigt wurden.
“T.A. ist spezialisiert auf schöne Zubehörteile für Wettkämpfer und Cyclotouristen und hat die Entwicklung von zwei Artikeln abgeschlossen, die zur Sauberkeit des Erscheinungsbildes und zur Leistungsfähigkeit des Rades beitragen.
[…]
TA-Pedale sind viel teurer als alle anderen Pedale. Mal sehen, warum: Äußerlich betrachten wir ein schönes, sehr mechanisches Teil aus Leichtmetall, einen einteiligen Käfig, der mit 4 Hülsenschrauben am Gehäuse befestigt ist. Keine empfindlichen Öffnungen; nur 2 Löcher zur
Befestigung des Pedalhakens; der äußerste Bogen leicht angehoben, gibt der geschwungenen Sohle einen guten Sitz und verhindert, dass der Fuß nach außen rutscht.
Ein Schraubverschluss trägt in der Mitte einen Schmiernippel, der eine sehr gefragte Möglichkeit der schnellen und einfachen Schmierung bietet; und dieser Schmiernippel ist gut zugänglich, während er durch den Auslauf des Käfigs perfekt geschützt ist.
Aber lassen Sie uns dieses Pedal auseinander nehmen!
Die Achse aus gehärtetem Stahl ist robust und kurz. Zwei Teile werden nach der Bearbeitung geschliffen; auf der Kurbelseite nimmt diese Fläche das 12 m/m lange Hauptnadellager auf.
Am anderen Ende befindet sich ein Kugellager, das gegen den Anschlag abgestützt ist, der die Durchmesserdifferenz der Achse bildet. Diese Lager werden kraftvoll in den Pedalkörper aus Leichtmetall-Druckguss gedrückt.
Auf der Kurbelseite wird die Abdichtung durch eine in eine Aussparung im Nadellager eingebettete Filzdichtung gewährleistet, die durch einen versenkten, bündig mit dem Gehäuse verschraubten Deckel angezogen wird.
Die Achse wird durch eine Mutter befestigt, die eine Scheibe gegen den Innenring des Kugellagers anzieht.
Der Endstopfen, der den Schmiernippel trägt, wird mit einem Stiftschlüssel fixiert, der in eine kleine Kerbe einrastet.
Der einzige Teil des Pedals, der sich abnutzen kann, ist derjenige, der mit der Sohle in Berührung kommt: Dieser Käfig ist abnehmbar und leicht austauschbar. Er besteht aus einem Band aus geschnittenem Dural, durchbohrt und geformt. Wir werden feststellen, dass er mit 4 Hülsenschrauben des gleichen Typs wie die bei den Kettenblättern verwendeten befestigt wird, und dass die Schraubenköpfe in die Materialstärke des Käfigs eingebettet sind.
Der Pedalriemen muss nicht durch ein Knopfloch geführt werden, er bleibt hinter dem Kopf der Käfigbefestigungsschraube stecken, bewegt sich nicht mehr und verschleißt nicht, da er auf einer Fläche von 8 m/m Breite aufliegt.
Wir glauben, dass wir Ihnen hier alle Gründe genannt haben, die den Preis von T.A. Pedalen rechtfertigen.
Hochfeste Stahlachse, Präzisionslager in einem wirklich abgedichteten Gehäuse, einfache Druckschmierung, geringes Gewicht und rostfreies Gehäuse (Leichtmetall), einteiliger Käfig, der eine gute Auflagefläche bietet und nach Verschleiß sofort austauschbar ist.
Genug, um die anspruchsvollsten Kunden zufrieden zu stellen!“
Bereits im Jahr der Einführung wurde die Pedalachse im Bereich des Nadellagers verstärkt, resultierend in einem größeren Lager und einem dort dickeren Pedalkörper. Außerdem wurde die kurbelseitige Dichtung vereinfacht. Statt eines eingeschraubten Deckels vor einer eingelassenen Filzdichtung sind da jetzt zwei auf- bzw. eingepresste Bleche, als Labyrintdichtung geformt. Vorgestellt wieder beim Salon de Paris, Okt. 1952
„T.A. verstärkte Achse und doppelter Metalldichtring am Pedal mit Nadellagern.“
„Überall kommen Pedale mit Ringlagern und auch Nadellagern zum Einsatz. Es sei darauf hingewiesen, dass die T.A. leicht modifiziert wurde, mit einer noch stärkeren Achse, (übrigens mehr für das Auge als für die Sicherheit!).“
„[...]Wir müssen den Erfolg einiger neuer Zubehörteile für die Ausrüstung dieser Maschinen feststellen, wie z.B. die kurzen IDEALE-Sättel, Typen 51, 58 und 60, die T.A.-Pedale mit Nadellagern und die MAFC "Racer"-Bremse.[...]“
„Die T.A. Kettenblätter und Pedale sind ein großer Erfolg.“
„Hier ist das nadelgelagerte Pedal mit einer ganz gehärteten 12-mm-Achse, das bei den letzten Tests im CTA-Labor dem enormen Gewicht von 600 kg standgehalten hat.“
„[...]Um der Perfektion willen wurden die Pedale mit einer verstärkten Achse versehen und werden von den Handwerkern von "Maßanfertigungen" eingesetzt.“
In der Berichterstattung zur 1953er Messe werden in der Rubrik TA die Pedale als Bestandteil des Produktprogrammes noch einmal sehr kurz erwähnt (nur in "Le Cycliste"), 1954 nicht mehr. In einem Artikel über die 1958er Messe wird noch mal auf die Pedale Bezug genommen, die "ein paar Jahre zuvor" dort gezeigt worden seien. Kunden bedauerten das Verschwinden und die Navet Brüder versicherten, das noch nichts definitv entschieden sei.
Die erste Generation der TA Pedale gab es (mindestens) in drei Ausführungen, vom 1951er Prototypen mal abgesehen:
Wann die Stifte für die Riemen hinzugekommen sind, weiß ich nicht.
1961, Le Cycle Juli/August, Seite 34:
Aus der Berichterstattung über die Tour de France, von Daniel Rebour geschrieben. Offenbar ein echter Fan von diesen Pedalen:
"Aber wir warten immer noch darauf, dass ein französischer Hersteller ein echtes Pedal für Rennfahrer kommerziell herstellt, was es im Ausland bereits gibt. Vor einigen Jahren wurde ein solches Pedal von T.A. perfekt hergestellt, aber leider ist keine Markteinführung den seltenen und ausgezeichneten Prototypen gefolgt."
Er trauert auch in seinem 1962er Buch diesen Pedalen hinterher, in dem 1975er Buch immer noch, selbst im 1976er Reprint davon, obwohl auf der gegenüberliegenden Seite bereits eine Zeichnung der Neuauflage abgedruckt ist ...
„Vor einigen Jahren hätten wir eine weitere Marke hinzufügen können, die von T.A., die wirklich auf die Bedürfnisse des Wettkampfes ausgerichtet ist. Ausgestattet mit einem kurbelseitigen Nadellager und einem Rillenkugellager an der Außenseite, mit einem Pedalkörper aus Leichtmetall und einem austauschbaren Duralkäfig, war es ein perfekter technischer Durchbruch; leider erschien sein Preis damals übertrieben, und die Produktion wurde eingestellt. Vielleicht werden wir sie eines Tages wieder sehen?“
Jan Heine kann (am 25.07.2002) auch etwas über den (relativen) Preis sagen: etwa 20% eines kompletten Singer Rades.
„I once saw a letter (1950 or 1952) from Alex Singer to a client/rider on his team suggesting the brand-new pedals by TA as potential equipment for his new randonneur bike. Compared to the then-standard Lyotards, they featured a roller bearing on the inboard side, a cartridge ball bearing outboard, and were considered absolutely mindboggling in their design, execution and quality. Mindboggling, too, was the cost, at about 20% or so of the cost of a complete Alex Singer randonneur. So few were sold, and that is why they are so rare.“
Das hier ungenannte Teammitglied könnte Jean Olbrecht gewesen sein. Den hat Jan Heine 05/2001 interviewt (VBQ Vol. 4 No. 1), der war Fahrer für Alex Singer (in Belgien) und hat im Winter 1952/53 (also kurz nach dem Salon 1952) ein neues Rad bei Singer geordert.
Was genau dies Rad gekostet hat, steht zufällig auf der Seite von Cycles-Alex-Singer (mit Bild vom Rad):
„[...]En 1952, le vélo chromé commandé par Jean Olbrecht coûtait 12 000 Francs Belges, soit 3 mois de salaire d'un bon employé spécialisé.
C'était évidemment le haut de gamme.[...]“
„[...]1952 kostete das von Jean Olbrecht bestellte verchromte Fahrrad 12.000 belgische Francs oder 3 Monatsgehälter eines guten Facharbeiters.
Es war offensichtlich das Beste aus dem Sortiment.[...]“
Also ein halbes Facharbeiter-Monatsgehalt für ein Paar Fahrradpedale.
(Edit: Nach ein bisschen Umrechnerei auf Basis historischer Wechselkurse und Durchschnittseinkommen (nicht! Kaufkraft) entspräche der Preis des genannten Singer Rades etwa 9.000,-- Euro, der der Pedale 1.800,-- Euro). <=== siehe Edit unten vom 01.06.2019
Ob es nun wirklich das „perfekte Pedal“ war, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Abschmierbarkeit von außen ist jedenfalls nicht schlecht. Der auswechselbare Käfig bringt wenig, wenn er nicht mehr produziert wird. Der Bruch des Pedalkörpers beim zuletzt versteigerten Paar (siehe Anlage) an genau der Stelle dürfte konstruktionsbedingt sein (andererseits haben die Pedale auch einige km auf dem Buckel).
Die nachträgliche Verstärkung der Pedalachse resultierte in einem größeren Lager und einem dort dickeren Pedalkörper. Ich frage mich, warum man das machte. War es wirklich „um der Perfektion willen“ oder doch das Ausmerzen eines Konstruktionsfehlers (gebrochene Achsen) oder ein „nice to have“, wie die späteren Stifte zur Führung der Pedalriemen? Auf jeden Fall kann man auf dem Fotos abgenutzter Pedale sehen, dass der Fuß an der Innenseite maßgeblich auf dem Pedalkörper lastete und nicht wie man erwarten sollte vorwiegend auf dem Pedalkäfig.
Ich sortiere die TA Pedale der ersten Generation ein als teure (Klein)Serien-Tuningteile für Enthusiasten und damit ihrer Zeit weit voraus.
In der Anlage habe ich alle Infos und Daten zu tatsächlichen Paaren (11 insgesamt) zusammengetragen, inkl. Preisen und vielen Fotos sowie die frz. Originaltexte aus obigen Artikeln.
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Edit vom 11.05.2019
Ich habe auf meinem Tablet noch ein Foto von einem 12ten (?) Paar gefunden. Ich weiß aber nicht mehr woher. Runtergeladen 11.04.18. Möglicherweise aus der Auktion, wo ich keine Fotos von habe.
Edit vom 02.07.2019: Das IST das Paar 6 in der Anlage, aus der Auktion ohne Photos. Das hat ein Kanadier gekauft.
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Edit vom 01.06.2019:
In einem Stapel ersteigerter Schnipsel aus UK war zufällig eine Anzeige von Ron Kitching mit den Pedalen und dem Preis dazu!! Datum war keines dabei, kann eigentlich nur aus 1952 oder 53 sein:
79 Schillinge, 6 Pence wenn ich das richtig verstehe, also 3,975 Britische Pfund. Das waren 1953 46,50 DM und damit 13,5% eines Monatsdurchschnitts(brutto)entgeltes (der Begriff aus der Sozialversicherung) in Deutschland. Heute wären 13,5% vom Durchnittsentgelt 437,-- Euro.
Das erscheint mir wesentlich realistischer als obiger Rechenweg über die Angaben von Heine.
Zufällig hat auch eine Rene Herse Preisliste aus 1953 auf Pfund Basis zumindest in Abschnitten im Netz überlebt
Dessen Modell Cyclotourisme ohne Extras kostete zum Beispiel 48,75 Pfund, das wären 1,68 deutsche Monatsdurchschnitts(brutto)entgelte, heute in etwa 5.500,-- Euro. Auch das erscheint mir realistischer als die oben zunächst ausgerechneten 9000 Euro für ein Singer.
Wenn ich die Pfund Preise der Pedale in Relation setze zu den Pfund Preisen der Herse Räder, komme ich je nach Modell auf mindestens 6% bei einem vollverchromten Campingmodell und max. 10% bei einem Standard Rennrad. Das passt meines Erachtens auch besser als 20% eines Singer Rades, wie von Heine angeführt.
Wenn Rebour in der Nachbetrachtung feststellt, dass die Pedale nie wirklich über Prototypenstatus hinausgekommen sind, stellt sich natürlich die Frage, ob sie in England tatsächlich verkauft worden sind, oder nur verkauft worden wären bei genügend Bestellungen und einem folgenden Produktionslauf.
Ich weiß es auch nicht.
BTW: Was sind eigentlich Payre Pedale???
Vogel Randonneur - Daniel Rebour Scans - Guylaine Kataloge
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