zur zweiten viner maschine bin ich durch meine suche nach einem leichten nivachrome rahmen für den einsatz bei frühjahrsklassikern u.ä. gekommen. die gelbe pro team genius lungerte als youngtimer mißachtet in der italienischen bucht.
entstanden ist der auftragsgelötete rahmen im todesjahr vivianos, 1992. jedenfalls wurde der "pro team" aus columbus genius rohrsatz 1992 in der tour als neuheit präsentiert mit sagenhaften 2350 gramm für das komplette rahmenset. nicht nur dem logo war zu jener zeit der rote stern abhanden gekommen und dem "v" heutiger tage gewichen, auch die preis-contenance war dem unternehmen aus pistoia etwas aus dem auge geraten. 3.500 deutsche märker sollte der geneigte sportsfreund in jenen tagen für das gestell berappen. na gut, ein adäquates bianchi war damals sicher auch nicht günstiger.
mit meinem bescheidenen einschätzungsvermögen würde ich aber dennoch sagen, daß der modellnamen durchaus programm war.
wunderbare verarbeitung und pornöser lack, dieses mal in fettem gelbmetallic und dunkelblau-metallic changierenden decals. drall, aber dennoch irgendwie sparsam. dazu kein stück chrom außer am anlötsockel für den umwerfer. keine innenverlegten züge, die gab es damals bei bianchi, waren aber nichts für den zielorientierten pragmatiker. tendeziell zudem gewichtsträchtiger als zwei schlichte, aber bestens verarbeitete anlöt-zuggegenhalter.
gelandet war das rad bei mir mit einem rahmen der eher lager denn benutzungsspuren trug und einer zustandsmäßig so gar nicht dazu passenden
veloce gruppe. die war so abgeroxt, daß sie bis auf die ergos (momentan) herunter kam und durch das einzig wirklich adäquate für diesen rahmen ersetzt wurde: campagnolo record titanium. dazu habe ich mir einen laufradsatz aus 9-11.f recordnaben, mit 2.0-1.5-2.0 sapim-laser-speichen und anodisierten
mavic reflex
felgen für schlauchreifen aufbauen lassen (1490 gramm). die tubos sind conti sprinter gatorskin ( vlaanderen ruft ;-).
soweit zu meiner persönlichen evolution der maschine. ob 1992 eine schaltung mit ergos montiert war kann man bezweifeln, anlötsockel für rahmenschalthebel sind vorhanden und mit den einzigen japanteilen des rades belegt: einstellbare DA zuggegenhalter.
der rahmen mißt 58 ct am sitzrohr, oberrohr hab ich gerade nicht im kopf (wassen glück ;.) müßte 570 oder 575 sein. auch hier liegt der radstand unter 1 meter. mehr als 25er
reifen gehen nicht am sitzrohr vorbei. im grazielen 130er hinterbau steckt keine verstärkungsstrebe, die (hinten durchbrochenen) ausfaller könnten mit columbus beprägt sein, ich bin mir aber nicht sicher. unicrowngabel aus genius.
fahrfertig wie gezeigt bringt das rad inklusive den look kéo pedalen und flaschenhaltern 8,3 kg auf die waage, ohne irgendwelche aktiven leichtbau bemühungen außerhalb des standardsortiments (sieht man mal von den titanschrauben der gruppe ab).
das rad fährt sich sehr antrittsfreudig, wohl auch dem lrs geschuldet, es ist phänominal komfortabel wenn der belag rauh wird oder man ins pavé einbiegt. der rahmen hat einen ausgeprägten flex ohne im wiegetritt schwächen im tretlagerbereich oder an den
bremsen zu zeigen. man kann es reißen wie man mag, es schleift und rappelt nichts. auf der gepflegten abfahrt will es eine starke hand und ist definitiv nichts für schwache nerven. hat man den dreh zum reinbremsen herausen läßt es sich wunderbar in alle kurven drücken um sie gierigst aufzufressen ...
meine bisherige einschätzung "mein persönlicher volltreffer für die geplanten einsätze". nicht unbedingt ein rad für jeden. aber das sind wohl eigenheiten die aus dem damals gepflegten stahlleichtbau mit leichtem oversize kernrahmen und grazielen gabeln und hinterbauten resultieren.
derzeit bildlich noch undokumentiert hat das rad außer dem beginnenden verlust der anodisierung auf den bremsflanken während einiger "test"-kilometer ein paar kleine veränderungen erfahren. die ominöse aufgedruckte "87" auf dem 135 gramm team-edition-slr mit der genialen farbe hat sich mir nach etwa 1600 geduldigen km offenbart "ab 87 km tut der arXXX weh". wenigstens meiner. daher ist er jetzt durch einen a-konformen fizik arione ersetzt. der modolo q-7 anatomic-lenker war zu schmal für den erforderlichen griff auf pavé, den dienst verrichtet jetzt ein klassischer 64-42 "giro d'italia" (scheinbar meine lieblingslenkerform, früher oder später jedenfalls ...) naturalemente mit einem entsprechendem cinelli-vorbau. der 26,0 3ttt klappvorbau brauchte viele tricks und zuletzt eine riesenportion carbonmontagepaste um den modolo-lenker mit 26,0 klemmbereich wenn auch knackend festzuhalten. irgendwie traue ich diesen klapp-schaftvorbauten nicht wirklich, der zum lenker passende modolo-klappvorbau schien noch ganz andere 26,0 millimeter zu haben.
vielleicht ist es die crux des tatsächlich gefahrenen rades (immer wieder meine rede ;-), daß im katalog alles so schön aussieht, aber die wirklichkeit doch pragmatisch wesentlich besser ist aus bewährten alten (die lenkeinheit ist älter als der rahmen) und gediegener moderne (die schaltung, 9-fach übrigens, ist jünger als der rahmen)(über den fahrer schweige ich mich aus ...;-)
so, das ist jetzt dochmal wieder eher persönlich denn sachlich neutral, der aufhellung der geschichte dienend, geworden.
gruß
klaus ;-)