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Die letzte große Rundfahrt des Jahres feiert ihren 75. Geburtstag, zum Jubiläum gibt es nun ein rotes Trikot für den Spitzenreiter statt des Goldenen. Die Vuelta startet am 28. August in Sevilla mit einem Mannschaftszeitfahren über 13 km und endet nach 3.400 km in der spanischen Hauptstadt Madrid. Dazwischen liegen zehn Flachetappen, acht Bergetappen (davon fünf Bergankünfte) und ein Einzelzeitfahren über 46 km.
Auf fast jeder Etappe gibt es einen etwas schwierigeren Anstieg, aber die erste Etappe, die für die Klassmentfahrer interessant werden dürfte, wird die 4. Etappe sein, dort gibt es etwa 8 km vor dem Ziel eine Bergwertung der 2. Kategorie. Bis zur 8. Etappe sollten die Abschnitte wieder den Sprintern liegen, dort wird dann kurz vor dem Ziel der Alto Xorret del Catí passiert, einen Anstieg der 1. Kategorie, auch die 9. Etappe bietet einige Anstiege, aber die sind nicht schwer genug um große Abstände herauszufahren. Die 11. Etappe geht nach Andorra, wo es die erste Bergankunft der diesjährigen Vuelta gibt, es folgen wieder zwei Etappen für die Sprinter, bevor es auf der 14. Etappe hinauf nach Peña Cabarga geht, einen Anstieg mit 5,9 km und 9,2% durchschnittliche Steigung. Schon einen Tag danach führt die Rundfahrt zu den Lagos de Covadonga und wiederrum einen Tag später endet die Etappe auf dem Alto de Cotabello. Nach diesen drei Bergankünften dürfen die Fahrer einen Ruhetag genießen, aber die Fahrer, die auf den Gesamtsieg fahren müssen schon aufs morgige Zeitfahren schauen, es ist 46 km lang und topfeben. Relativ eben sind auch die folgenden zwei Etappen. Die 20. und vorletzte Etappe endet wieder auf einem Berg, dem Bola del Mundo, der mit 2.247 m die höchste Bergankunft aller dreiwöchigen Rundfahrten in diesem Jahr darstellt. Wenn die Fahrer diesen Anstieg bezwungen haben, haben sie nur noch 85 km auf der letzten Etappe in Madrid vor sich.
An sich ist es eine berglastige Rundfahrt und auch die Vuelta 2010 hat wie die Tour und der Giro nur ein langes Zeitfahren. Der Sieger muss aufjedenfall gut Klettern können, hier die Favoriten auf den Gesamtsieg:
Fränk Schleck (30, Lux) Team Saxo Bank
Einen herben Schlag musste Fränk Schleck auf der Tour de France Etappe nach Arenberg hinnehmen, auf einem Pavesektor stürzte er schwer und brach sich das Schlüsselbein, das Touraus. Nach ein paar Tagen gab er allerdings schon gekannt, dass er bei der Vuelta an den Start gehen wird. Er ist ein guter Kletterer und die wenigen Zeitfahrkilometer werden ihm zu Gute kommen, genauso, dass es seine erste dreiwöchige Rundfahrt in diesem Jahr ist und dass er das gesamte Team hinter sich haben wird.
Andy Schleck (25, Lux) Team Saxo Bank
Der jüngere Bruder von Fränk gewann bei der Tour de France in diesem Jahr zwei Etappen und belegte am Ende Rang 2. hinter Contador. Er war auch der einzige, der mit dem Spanier in den Bergen mithalten konnte und er hat auch das Talent dazu, zwei große Rundfahrten in einem Jahr auf einem hohen Niveau zu bestreiten, allerdings wird er sich wohl in die Dienste seinen Bruders stellen. Sollte Fränk allerdings Probleme bekommen, wird er sicher in seine Bresche springen können. Es ist übrigens eines der letzten Rennen, das die Schleckbrüder in den Farben von Saxo Bank bestreiten werden.
Vincenzo Nibali (25, Ita) Liquigas Doimo
Lo Squalo, der Hai, wie er auch genannt wird, bestritt im Mai den Giro, dort gewann eine Etappe, trug drei Tage Rosa und beendete die Italienrundfaht auf Platz 3 und dass, obwohl er eigentlich gar nicht für die Rundfahrt vorgesehen war, er ersetzte nur seinen gesperrten Teamkollegen Pellizotti. Er ist ein guter Kletterer und ein starker Zeitfahrer, die Rundfahrt wird er als Kapitän bestreiten können.
Denis Menchov (32, Rus) Rabobank
2005 und 2007 gewann der Russe in den Diensten des niederländischen Teams Rabobank die Vuelta, letztere dominierte er und gewann neben dem goldenen Trikot auch noch die Bergwertung und die Kombinationswertung, in der Punktewertung landete er auf Rang 2. Bei der Tour de France erreichte er mit Platz 3 das Podium, es war seine beste Platzierung bisher. Menchov ist allerdings einer, der häufig mal einen schlechten Tag auf einer wichtigen Etappe erwischt und ob er zwei Rundfahrten auf einem hohen Niveau bestreiten kann ist auch fraglich, letztes Jahr schaffte er das nicht. Er gewann zwar den Giro, kam aber bei der Tour nicht über einen 51. Platz hinaus. Gegenüber seinen direkter Konkurrenten um den Gesamtsieg dürfte er der stärkste Zeitfahrer sein, aber wenn er in den Bergen nicht mithalten kann, wird ihm das auch nicht viel nützen.
Igor Anton (27, Esp) Euskaltel-Euskadi
Der Baske konnte seinen ersten Sieg bei den Profis bei der Vuelta 2006 erringen, damals erreichte er auf dem Calar Alto als erster die Ziellinie, ein erstes Zeichen dafür, welche Kletterfähigkeiten er hat. Allerdings konnte er bisher nicht bei einer großen Rundfahrt auftrupfen, die Vulta 2010 wird er als Kapitän bestreiten und vielleicht gelingt im der endgültige Durchbruch. Dieses Jahr konnte er bei der Vuelta a Castillia y Leon bei einer Bergankunft Alberto Contador schlagen und eine Etappe der Tour de Romandie gewinnen. Er hat dieses Jahr auch noch keine dreiwöichige Rundfahrt in den Knochen.
Carlos Sastre (35, Esp) Cervelo TestTeam
Vergebens waren seine Versuche eine Etappe zu gewinnen bei den diesjährigen Austragungen des Giros und der Tour, auch in der Gesamtwertung fuhr er hinterher, ob er bei der Vuelta nochmal in Topform ist wird sich herausstellen, immerhin hat er ja schon Giro und Tour in den Beinen. Trotzdem darf man ihn nicht abschreiben, er kennt seinen Körper sehr gut und wenn er keine Körner mehr hätte, würde er sich auch diese Rundfahrt nicht mehr antun.
Roman Kreuziger (24, Ita) Liquigas Doimo
Mit Platz 9 war er der beste Liquigas-Fahrer und mit 24 Jahren hat er noch viel Zeit um zu reifen. Wahrscheinlich wird er für Nibali Helferdienste Leisten können, aber wenn dieser schwächelt, wie es Basso bei der Tour tat, kann er die Kapitänsrolle übernehmen. Er kommt zwar gut die Berge hoch, aber mit den besten Kletterern kann er noch nicht mithalten.
Ezequiel Mosquera (35, Esp) Xacobeo Galicia
Jährlich zur Vuelta zeigt sich Mosquera in einer guten Form, für einen Sieg hat es noch bisher noch nicht gerreicht, aber mit zwei 5. Plätzen und einen 4. Platz, zeigt er, dass er durchaus für eine kleine Überraschung gut ist. Er ist nicht allzu verwöhnt was Siege betrifft, in seiner Karriere, die er bereits 1999 begann, gewann er erst fünf Rennen.