So, dann kommt mal mein Rechtfertigugnsroman:
Gewünscht habe ich mir 9:59, gerechnet habe ich mit unter 9:50 und geworden sind es 10:40.
Vor 6 Wochen habe ich einen 20 Minuten Test gemacht und dabei kam ne FTP von 295 raus. Habe aber gleich festgestellt, dasss ich mich nicht an Kapis Empfehlungen halten kann, die 254 Watt am Kühtai war für mich viel zu schnell. Bin dann die letzten Wochen viel im Bereich 220-240W gefahren. Mein Plan war dann 240W am Kühtai, 230 am Jaufen und 220 am Timmelsjoch, bzw mehr falls möglich. Bin die gesamte Strecke in Teilen abgefahren, das Kühtai insgesamt 4 mal. Vor 2,5 Wochen bin ich eine 5000hm Tour gefahren (Kühtai Rodeo + Praxmar), der erste Anstieg mit 240 Watt, fast alle restlichen mit ~230. Das hat mich sehr optimistisch gestimmt. Zwar habe ich zwischen den Anstiegen gebummelt und es gab keine Strecke wie auf den Brenner, aber ich war überzeugt in der Rennsituation meine 240W, 230W und dann 220W+ treten zu können und somit mein Ziel leicht erreichen. Ich habe mir dann noch einen kleinen Infekt eingefangen, der die letzten längeren Fahrten verhindert hat, aber ich war rechtzeitig wieder fit.
Am Sonntag war ich dann ausgeschlafen und stand recht weit vorne. Meine angepeilten Watt hatte ich im Kopf, notiert habe ich mir meine Ernährungsstrategie und die Durchggangszeiten um 09:59 zu erreichen.
Bis zum Kühtai lief es fast perfekt. Die Pace war nicht ganz so stetig wie wenn ich alleine fahre, aber alles im Rahmen und ich war wie erhofft 4 Minuten vor der notierten Zeit für die 09:59.
Die Abfahrt runter lief im oberen Teil sehr gut, dann waren es aber ein dichtes Fahrerfeld. Es wurde ständig hin und her überholt (ich bin selber auch schuldig). Das hat das vorausschauende Fahren erschwert.
Dafür hatte ich dann unten raus direkt eine schnelle Truppe, perfekt. Bis mich nach Kematen jemand darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich hinten Luft verliere.
Seitdem ich tubeless fahre, habe ich bei normalen Fahrten für den Notfall einen
Schlauch dabei, n Adapter für die Tankstellen, aber keine
Pumpe. Ich denk mir, im schlimmsten Fall
klingel ich am nächstbesten Haus, jeder Haushalt in Tirol hat eine
Pumpe daheim. Seitdem ich tubeless fahre (1,5 Jahre), hatte ich aber noch keinen einzigen Platten. Also habe ich an meiner Strategie hier zum Training nichts geändert. Ich habs riskiert im Notfall jemanden nach ner
Pumpe fragen zu müssen, aber ich habe das Risiko für verschwindend gering gehalten. Habe die Woche davor auch neue Mäntel aufgezogen. Im Nachhinein natürlich dumm von mir keine
Pumpe mitzunehmen und den alten
Schlauch nicht zu prüfen. Gerade in den Abfahrten mit den hohen Geschwindigkeiten und vielen Mitfahrern ist das RIsiko deutlich größer ein Schlagloch zu erwischen.
In meiner Gruppe und den folgenden hatte natürlich keiner Lust mit mir zu halten und seine
Pumpe/Kartusche zu leihen. Ich habe dann am Steckenrand jemanden mit Kartusche gefunden. Die Felge hatte ne kleine Delle und der Mantel war darüber kaputt. Bei Auffüllen mit der Kartusche hat die
Dichtmilch nicht sofort abgedichtet, also habe ich den
Reifen ausgebaut um den
Schlauch einzusetzen. Während dem ausbauen ist der
Reifen scheinbar wieder dicht geworden. Da in der Kartusche wahrscheinlich sowieso nicht mehr genug war um einen
Schlauch komplett zu füllen, haben wir den letzten Inhalt der Kartusche in den
Reifen gelassen und ich bin weiter. Habe auch direkt wieder ne gute Gruppe erwischt. Durch Innsbruck durch gings gut, aber nach einer halben Stunde ist am Brenneranstieg die Luft plötzlich wieder recht schnell entwichen. Das Fragen in der Gruppe nach Luft hat wenig geholfen, ich bin teilweise im Stand mit Druck auf dem Lenker gefahren, weil hinten fast keine Luft mehr drin war. Dann kam die Rettung, Zuschauer am Brenner hatten ein
Standpumpe dabei. Also dort raus, kurzer Pumpversuch aber gleich gesehen, besser den
Schlauch rein. Also
Reifen raus, Tubeless-Ventil abgeschraubt,
Schlauch ausgepackt. Ich habe an dem
Schlauch statt der Ventilkappe einen Ventiladapter drauf. Den runter und versucht das Ventil aufzuschrauben. Scheiße, das Gewinde am Ventil ist fest gepickt/oxidiert. Also da ewig versucht das aufzudrehen, die Zuschauer haben sich rührend um mich gekümmert, aber mit den Fingern keine Chance. Ein Motorradfahrer hatte dann
Werkzeug dabei, aber selbst mit Zangen haben wir es auch nicht geschafft. Irgendwann ist dann das vordere Teil vom Ventil abgebrochen. Dann haben wir (Zuschaer und ich) vorbei kommende Fahrer nach einem
Schlauch gebeten und einen bekommen. Dann ging es nach einer gefühlten Ewigkeit weiter. Im Nachhinein weiß ich, dass die 2 Reparaturstops insgesamt 29 Minuten gedauert haben. Mit langsamen Fahren davor und danach mindestens eine halbe Stunde Zeit Verlust.
Die zügigen Gruppen hatte ich dann verpasst, habe etwas gekämpft um zu einer Gruppe zu kommen, aber sie war nicht so groß, das Fahren war unrythmisch, zu schnell an den Anstiegen, teilweise recht langsam in der Geraden und der Gegennwind war oben raus richtig anstrengend. Am Brenner oben war ich dann 35 Minuten hinter der notierten Zeit und die Laune war dahin. Der Gegenwind war sogar in der Abfahrt nervig und am Jaufen habe ich dann überhaupt keinen Druck mehr auf die Pedale gebracht und mich in Selbstmitleid gebadet. Eine Mischung aus Ärger über mich warum ich keine
Pumpe dabei hatte und den
Schlauch kontrolliert habe und Jammer über mein Pech, dass mein erster Platten direkt am Ötzi kommt. Leichte Magenkrämpfe kamen auch dazu. Völlig demotiviert und fertig vom Brenner habe ich dann nur 204 statt der geplanten 230W im Durchschnitt geschafft. Habe zwar viele überholt, aber der Laune hat es auch nicht geholfen. An der Labe habe ich auch noch mehr Zeit gebraucht als erhofft. Vor der Abfahrt gabs Koffeintabletten. Beim Timmelsjoch war meine Laune dann wieder deutlich besser und ich habe, oben raus mit Krämpfen, einen Schnitt von 214W geschafft. Am Timmelsjoch oben war dann aber klar, dass ich die 9:30 auch nicht ganz schaffen werde. Es hat dann auch aus Kübeln geschüttet und zum Teil gehagelt, ich habe nach ner halben Minute am ganzen Körper gezittert und bin den oberen Teil sehr konservativ gefahren bin. Im Ziel war ich dann nach 09:40 mit einer Bewegungszeit von 9:00:31.
Fazit: Ausrüstungstechnisch dumm von mir, dazu Pech gehabt.
Dann aber auch einfach zu viel Kraft am Brenner verloren. Und meine Psyche ist bei sowas nicht gut, ich habe mich gedanklich selber runter gezogen anstatt das hinter mir zu lassen. Am Timmelsjoch hatte ich wieder Spaß.
Das wichtigste, ich bin heil angekommen. In der Abfahrt nach Ötz musste ich einem Sturz ausweichen und mit dem Platten in der Abfahrt hätte es mich auch gut aus der Kurve tragen können.
Jetzt bestelle ich mir erstmal eine Akku-
Pumpe und wahrscheinlich sollte ich mit dem Luftdruck raufgehen um einen Durchschlag zu verhinden.