So, nun zum Fahrbereicht. Um es vorwegzunehmen,
@sulka hat Unrecht. Das CV kann nicht alles besser als das Barcellona.
Am Samstag fuhr ich eine echt schöne Runde beim Bianchi-Treffen mit dem Barca. Es rollt wunderbar. Die Sitzposition ist perfekt. Der Lenkerlenker liegt extrem gut in der Hand, besser als jedes LB. Dafür ist der
Sattel halt nur zeitlich passend, zu meinem Hintern jedenfalls passt er nicht so toll. Glücklicherweise ist mein Hintern recht gnädig, sodass ich auch 3 oder 4 Stunde drauf sitzen kann, ohne ihn wund zu reiben. Aber in Mittelteil ist er einfach zu breit, genau wie fast alle Sättel zu der Zeit. Dazu ist er hinten zu schmal und oben rund, was bewirkt, dass nicht die Sitzbeine drauf sitzen, sondern der Damm. Wenn man sich an das Reibungsschalten erst mal gewöhnt hat, geht es recht flott, der Vorteil ist, dass man fast jedesmal nach unten schaut dabei und gleich weiß, wo man ist in den Gängen. So viele sind es ja auch nicht. Schnelle Kurven nimmt das Barca locker, steuert leicht ein, ohne übernervös zu sein, genau wie man es von einem italienischen RR erwartet. Fahrbahnunebenheiten werden besser gefiltert als bei Aluhobeln.
Dazu bekomt man jedes Mal ein Grinsen ins Gesicht, wenn man runter schaut und dieses schöne Rad zwischen seinen Beinen sieht. Und egal, wo man anhält, bewundernde Kommentare und Blicke sind gesichert.
Am Sonntag dann das CV. OK, es ist leichter, das merkt man beim Fahren. Es rollt deutlich leichter, besonders an kleinen Steigungen und beim Wiegetritt merkt man das. Auch, dass es viel steifer ist, die Kraft viel direkter überträgt. Wobei dazu sicher auch der bessere Kraftschluss der Pedale beiträgt. Der Lenker greift sich sehr angenehm, die Hebel liegen perfekt in der Hand, das
Lenkerband ist griffig und gleichzeitig weich gepolstert, das edle Gefühl von echtem Leder kommt aber nicht auf. Die Sitzposition ist die gleiche, wie beim Barca, ebenso perfekt. Der
Sattel allerdings passt toll, ist an den richtigen Stellen ausgeschnitten, da reibt nichts, drückt nichts. Federn tut er trotzdem gut. Zum Schalten, was soll ich sagen? Ich habe noch kleinere Unsicherheiten mit der Schaltfunktion nach 25 Jahren auf STIs. Aber nach kurzem Nachdenken findet sich das, die Schaltvorgänge sind superleicht, definiert und wahnsinnig schnell und präzise. An die Funktion der Ergos werde ich mich sicher auch recht schnell gewöhnt haben. Kurven nimmt man fast immer zu langsam, zum einen, weil die
Bremsen zwar toll dosiert, aber extrem kräftig zubeißen, noch mal eine Klasse besser als die letzten Dura Ace der 7800-Serie. Zum anderen, da die
Reifen (
Schwalbe pro one tubeless) ein tolles Feedback vermitteln. Die Geo ist kurvengierig, aber nicht nervös, trotzdem schneller und direkter als das alte Rad, hängt vielleicht auch mit dem Gewicht zusammen. Fahrbahnunebenheiten werden eigentlich genausogut gefiltert, viel besser jedenfalls als mit Alurädern. Jetzt könnte ich natürlich behaupten, das liegt alles an den countervail-Fasern, dafür müsste ich allerdings andere Räder mit den gleichen LRS und
Reifen fahren. Die Tubeless sollen ja einen guten Teil zu Komfort, niedrigem Rollwiederstand und guter Kurvenhaftung beitragen. Obwohl die Velofelxe am Koga sicher auch schon toll sind, scheinen die Pro ons noch besser zu sein, oder ist es doch das Rad? Das Einzige, was das CV nicht besser kann, ist das Gefühl beim fahren. OK, es ist unterschiedlich, klar. Beim einem denkt man an einen tollen Oldtimer, an die Stunden der Restauration, das Glänzen der Komponenten, beim anderen an high-tech, in der Sonne schimmernde Carbonfasern. Trotzdem zaubern beide Räder ein Dauergrinsen in mein Gesicht. Ich kann auch nicht sagen, welches ich lieber habe, da es einfach schlecht vergleichbar ist. Beide Räder haben einen unterschiedlichen Sinn. Das Barca ist ein toller Oldtimer, das CV ein kompromissloser, moderner Renner. Beide sind toll, ich geb sie nicht wieder her.
Und natürlich, nüchtern betrachtet würde ich heute in einem Radrennen das CV wählen, weil es funktionell natürlich die viel bessere Maschine ist. Oder genauer gesagt, das Beste, was ich je gefahren bin. Wenn das nicht so wäre, wäre es mehr als peinlich für Bianchi und traurig für die Entwicklung der letzten 40 Jahre. Mit einem Formel 1 Wagen von 77 fährt man ja heute auch keine Formel 1 Rennen mehr.