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für Freunde der Berliner Radbaukunst

Ich packe das mal hier rein, weil der Tipp das es was aus Berlin sei aus dem Forum kam.
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Tja, die Frage ist, was den Rahmen zu einem Berliner machen soll. Zum einen und wohl am offensichtlichsten sind die hinteren Ausfallenden. Das wurde ja hier schon für Büchner und Polauke festgestellt. Hanow hatte etwas andere Ausfaller, mit kürzerer Spitze. Dann wäre da noch die runde Aufnahme für die hintere Bremse und die muffenlose Einbindung des Bremssteges in den Hinterbau - auch typisch für Büchner und Polauke. Bei den Hanows waren die Bremsstege ja rechteckig. Der kurze Spiegel spricht für Büchner oder Hanow, Polräder und das Kuschkow haben den Spiegel größer angelegt. Die Gabel ist wohl eher universell und ward öfter an den Hanow-Rädern gesehen. Alles in allem also "Berliner Schule", aber trotzdem nicht ganz eindeutig zuzuordnen würde ich sagen. Die aufgelötete Zughülse auf der Kettenstrebe macht es noch etwas rätselhafter...
 
Mal eine Frage zur Fahrradindustrie in den späten 1940ern:

Ich lese hier und in anderen Fäden immer wieder von "bestimmt aus den 1940ern/1950ern". Dabei frage ich mich immer, ob 1940er stimmen kann. (Wenn dann ja nur Ende der 1940er)

Denn Deutschland lag am wirtschaftlich am Boden, viele Industriebestriebe wurden nach dem Krieg demontiert. Der Bedarf an anderen Gütern aus Eisen war vielleicht größer (Haushalts- und Küchenartikel usw.)

Anderseits könnte es vielleicht schon stimmen, denn Räder waren im Vgl. zu Automobilen und Motorrädern "billige" Fortbewegungs- und eingeschränkt auch Transportmittel.

Also kann das stimmen, dass schon Ende der 1940er die Fahrradproduktion aufgenommen wurde?
Das entscheidende Datum in dieser Hinsicht war die Währungsreform in der Trizone und den drei Westsektoren Berlins am 20. Juni 1948 (die Bundesrepublik Deutschland wurde ja dann erst 1949 gegründet) - man kann sich den Effekt in der kargen, grauen, kriegsbeschädigten Nachkriegszeit wahrscheinlich gar nicht überraschend genug vorstellen, wie der Abschnitt 'Wahrnehmung in der Bevölkerung' des verlinkten Wikipedia-Artikels deutlich macht: "Am Samstag, dem 19. Juni 1948, schlossen noch viele Geschäfte mit der Begründung „Erkrankung“, „Umbau“ oder „ausverkauft“. Am 20. Juni 1948 dagegen füllten sich die Schaufenster (manchmal mit erläuternden Schildern wie: „keine gehorteten Waren“) mit Lebensmitteln, Toilettenartikeln, Schnaps, Schokolade und Zigaretten. Oft wurden vom Kopfgeld spontan unwichtige Luxusgüter gekauft. [...] Insgesamt war die Währungsreform das im positiven Sinne markanteste kollektive Erlebnis in der westdeutschen Nachkriegszeit nach 1945, vor allem weil Ludwig Erhard sie mit der fast völligen Aufhebung der „Bewirtschaftung“ (Rationierung) der Güter des Alltagsbedarfes verband: „Auf einmal gab es alles!“".

Natürlich blieben die Zeiten trotzdem generell schwierig, und die meisten Menschen hatten weiterhin wenig Geld (und wohnten zudem oft unter schwierigen Bedingungen in halbzerstörten Häusern oder Behelfsheimen), aber es gab nun wenigstens eindeutige Anzeichen einer Normalisierung und einer Rückkehr zu einer halbwegs normalen Wirtschaft - mit der Währungsreform wurde ja auch der Tauschwirtschaft auf den Schwarzmärkten der Boden entzogen, die zuvor eine wichtige Rolle in der Versorgung zumal der Berliner Bevölkerung gespielt hatte.

Im Osten Deutschlands und dem russischen Sektor Berlins blieb dieses erste kleine "Wirtschaftswunder" mangels Ressourcen aus (die russischen Demontagen und vor allem die Reparationsleistungen aus der ostdeutschen Wirtschaft sollten ja noch einige Jahre weitergehen). Die Russen erkannten sofort die potentielle Sprengkraft dieser Maßnahme in den westlichen Besatzungszonen - nicht zufällig begannen sie am 24. Juni 1948 mit der vollständigen Blockade aller Zufahrtswege nach West-Berlin ...
 
Die Gabelkrone soll auch typisch für Grunow o. Polauke sein:idee:.

Ja, wir hatten hier schon zwei Hanow-Räder mit dieser Gabelkrone.

Ja, der Bremssteg ist mir auch von Hanow bekannt.

Der Gabelkopf sieht auch ähnlich aus.
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Einfach schön :daumen:


Hallo wurstipursti, ich denke schon, dass Du eine große Hilfe bist. Der Hinweis auf Hans Grunow scheint mir sehr passend. Ich habe da ein Hanow im Netz gefunden (fahrradjusti), dass viele der von Dir genannten Merkmale zeigt. Und diese passen eigentlich perfekt zu dem Kuschkow gelabelten Stück.
Da sind der ungewöhnliche Bremssteg, die Anlage der Sitzstreben, Seriennummer vierstellig und auf der Sitzmuffe, sehr ähnliche Ausfallenden, Dreieck auf der Gabelmuffe und die Drahtösen als Zugführung unter dem Oberrohr.
Es scheint da also eine gewisse Berliner Tradition des Rahmenbaus zwischen den 1930er und den 1950er Jahren bei FBL, Grunow und Paupitz gegeben zu haben.
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Mich würde in diesem Zusammenhang auch interessieren, wieviele Rahmen die einzelnen Spezialisten dann wirklich gebaut haben. Ich könnte mir vorstellen, dass es gar nicht sooo viele waren. Spätestens Anfang/Mitte der 50er Jahre kamen dann ja die Massenhersteller wie Bauer, Rabeneick und Co zum Zuge. Und die haben ja auch den hochwertigen Rennradbereich abgedeckt...

Um die Frage nach der Zahl zu klären, müsste man wohl die Bücher mit den Rahmennumern kennen. Oder das Finanzamt fragen :eek:.

Zum Vergleich:
Willy Elsner aus Zeuthen hat von den frühen 1960er bis in die 1990er Jahre etwa 3000 Rahmen selbst gebaut und etwa 3000 Diamant-Rahmen umgebaut - vor allem für Vereine und ambitionierte Rennfahrer in der DDR. Neben ihm gab es DDR-weit zwei, drei weitere Rahmenbauer.
6000 Rahmen in 30 Berufsjahren finde ich für einen einzelnen Rahmenbauer schon ziemlich sportlich.
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Die meisten Aufkleber hat der Vorbesitzer bei beiden Rädern nachträglich bzw. zusätzlich angebracht.
Elsner hat seinen Meister 1963 gemacht. Sein Meisterstück existiert noch heute und ist demnächst in einer kleinen Ausstellung zu sehen.
Hier noch ein schöner Artikel zum Meister aus Nachwendezeiten:
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Schönes Rad mit toller Lackierung, aber ein ziemlich kleiner Rahmen. Schöne Sattelstütze, seltener Scheeren-Vorbau, FB-Naben und die alten Weinmann 730 -das zeigt alles in die Fünfziger Jahre.

Immerhin gibt es noch mindestens ein weiteres Rad von Radsport-Hoffmann.
Spannend sind die unterschiedlichen Firmenlogos. Poste doch bitte noch ein aussagekräftiges Bild von Deinem Logo!

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Aus dem Berliner Fernsprechbuch von 1940 stammt dieser Eintrag:
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Der Laden lag im damaligen Wedding, sehr dicht an der Bernauer Straße, die ja 1961 dann mit der Mauer dicht gemacht wurde. Vielleicht hat der Besitzer seinen Laden danach in einen anderen Bezirk verlegt...
 
Der Auszug aus dem amtlichen Fernsprechbuch von 1969/70 zeigt, dass Radsport-Hoffmann ein zweites Geschäft in der Reichenberger Straße in Berlin 36 (also Kreuzberg) eröffnet hatte.

https://digital.zlb.de/viewer/image/15849345_1969-70/212/LOG_0005/

Auf der gleichen Seite im Fernsprechbuch sind auch die großen Meister versammelt:
Lüders, Paupitz und Polauke.
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Danke ttrebess, das mit dem Firmenlogo werde ich nachholen. Momentan steht das Radl bei mir im Büro mit einem Platten nach der ersten Ausfahrt nach dem Abstauben.
Trotz vieler Vergleichsobjekte ala Paupitz, Büchner, Hanow, etc. kann ich den Rahmen nicht zuordnen. Umso mehr wundert mich die Gabelkrone, (siehe Bild Nr. 3 in meinem Beitrag) die ich so schon an früheren Cinelli Modell B nur in verchromt gesehen habe.
Entschuldigt das benutzen fremder Bilder!
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Danke ttrebess, das mit dem Firmenlogo werde ich nachholen. Momentan steht das Radl bei mir im Büro mit einem Platten nach der ersten Ausfahrt nach dem Abstauben.
Trotz vieler Vergleichsobjekte ala Paupitz, Büchner, Hanow, etc. kann ich den Rahmen nicht zuordnen. Umso mehr wundert mich die Gabelkrone, (siehe Bild Nr. 3 in meinem Beitrag) die ich so schon an früheren Cinelli Modell B nur in verchromt gesehen habe.
Entschuldigt das benutzen fremder Bilder!Anhang anzeigen 456050
Die Aufschrift auf den Weltmeisterringen ist auf französisch, es könnte also auch ein Rahmen aus Frankreich sein. Polauke führte ja auch Peugeot-Rahmen.
 
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Was sind es eigentlich für Muffen? Bis auf dieses Rad besitze ich nur einige Italiener aus den 80ern mit gewöhnlichen Muffen um Columbus Geröhr.
 

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Schönes Rad mit toller Lackierung, aber ein ziemlich kleiner Rahmen. Schöne Sattelstütze, seltener Scheeren-Vorbau, FB-Naben und die alten Weinmann 730 -das zeigt alles in die Fünfziger Jahre.

Immerhin gibt es noch mindestens ein weiteres Rad von Radsport-Hoffmann.
Spannend sind die unterschiedlichen Firmenlogos. Poste doch bitte noch ein aussagekräftiges Bild von Deinem Logo!
Hier das Logo welches im Vergleich zum anderen viel dunkler ausfällt und man auf dem Trikot die Aufschrift Radsport-Hoffmann nicht erkennt.
 
Du schuldest uns natürlich immernoch bessere Bilder, aber das was wir da sehen können, passt sehr viel besser in die 50er. 30er würde ich ziemlich sicher ausschließen, aber ich lasse mich gerne belehren.

Leider finde ich tatsächlich kaum Zeit, deshalb nur in aller Kürze mein Senf:
Von der Gesamtheit der Merkmale her meine ich, dass der Kuschkow-Rahmen aus der Hand von Herrmann Büchner stammt (leider ist es mir nicht gelungen hier auf die Schnelle ein paar Bilder von meinem Büchner anzuhängen). Büchner hat in seinen späten Jahren, wohl in der frühen Nachkriegszeit bei Grunow gearbeitet, woraus sich erklären lässt, dass seine Formensprache weitere Verwendung bei Grunow gefunden hat. Auffällig ist vor allem, dass viele - nicht nur Berliner - Rahmenbauer weniger an eigenen Ideen sondern vielmehr am Kopieren bereits etablierter Designs interessiert waren. Das macht die eindeutige Zuordnung oft schwierig. Das gilt genauso für den von Diamant etablierten Gabelkopf. Es handelt sich bei den mir bekannten Exemplaren mitnichten immer um denselben Kopf, sondern nur um ähnliche desselben Gestaltungstyps.
Zu diesem Gabelkopf-Typ habe ich hier schon einmal etwas verzapft: http://www.ipernity.com/doc/305889/album/799620
Der erwähnte Rostagno-Kopf sieht meines Wissens anders aus, ihm fehlen die rhombische Form und die überkragenden Schultern.
Die Ausfaller kamen angeblich von Pesendorfer aus Köln und fanden meiner Erfahrung nach von den 30er bis in die 50er Jahre Verwendung.

Nachdem ich mir am Wochenende zwei Büchner-Rahmen angeschaut habe, bin ich mir sicher, dass der Kuschkow-Rahmen von Herrmann Büchner gelötet wurde. Darauf deutet zum einen der hier schon besprochene runde Bremssteg hin (anders als die eckige Bremsaufnahme bei Hans Grunow), der runde Steg fand sich auch an den beiden anderen Rahmen. Zum anderen passt auch der vierstellige Rahmennummern-Code zu Büchner. Auf den von ihm gelabelten Rahmen geben die ersten beiden Ziffern das Baujahr, die beiden letzen Ziffern das in dem jeweiligen Jahr gebaute Exemplar an.
Somit ist auch die Datierung des Kuschkow-Rahmens klar: Er wurde im Jahre 1950 als 15ter Rahmen hergestellt, das fällt also in die Zeit kurz nach der Währungsreform, als sich alles so ganz langsam erholte und eben auch wieder Sport- und Rennräder gebaut wurden.
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Nachdem ich mir am Wochenende zwei Büchner-Rahmen angeschaut habe, bin ich mir sicher, dass der Kuschkow-Rahmen von Herrmann Büchner gelötet wurde. Darauf deutet zum einen der hier schon besprochene runde Bremssteg hin (anders als die eckige Bremsaufnahme bei Hans Grunow), der runde Steg fand sich auch an den beiden anderen Rahmen. Zum anderen passt auch der vierstellige Rahmennummern-Code zu Büchner. Auf den von ihm gelabelten Rahmen geben die ersten beiden Ziffern das Baujahr, die beiden letzen Ziffern das in dem jeweiligen Jahr gebaute Exemplar an.
Somit ist auch die Datierung des Kuschkow-Rahmens klar: Er wurde im Jahre 1950 als 15ter Rahmen hergestellt, das fällt also in die Zeit kurz nach der Währungsreform, als sich alles so ganz langsam erholte und eben auch wieder Sport- und Rennräder gebaut wurden.
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Is so ein runder Bremssteg nicht auch an deinem "PAGELLI" Damenflitzer ?

MfG Jens
 
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