AW: Hilfe mein Rennrad will nicht so schnell wie ich...
Das ist ein ausgesprochen schönes Rad und war damals ganz und gar nicht schlecht; ein dazu passender Fahrer wäre damit auch heute noch ganz normal schnell, wenn ansonsten alles funktioniert.
Lagerreibung, auch durch richtig kaputte Teile darin, spielt beim Fahrrad ab Tempo 30 aufwärts nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Dennoch solltest Du die Räder mal ausbauen, an den Achsen in die Hände nehmen und drehen, bzw. zumindest die Achsen selbst mit den Fingern drehen. Wenn das schwer, aber gleichmäßig geht, muss vielleicht nur frisches Fett rein - wenn es hakelt oder klemmt, sind Teile der Lagerung im Eimer, was sich aber durchaus meistens reparieren lässt.
Sollte die Hinterachse gebrochen sein, hast Du anschließend ihre Einzelteile in der Hand, wenn Du den Schnellspanner komplett rausziehst.
Wenn das Hinterrad schonmal draußen ist, nimm mal die Kette von den kleinen Zahnrädchen der Schaltung und schau, ob die sich noch leicht drehen lassen. Wenn nicht, kannst Du sie zerlegen und frisch fetten.
Verharztes Kettenöl kann Dir dagegen schon einen deutlicheren Streich spielen und entspricht vom Widerstand her in etwa einem deutlich zu niedrigen Reifendruck. Mach die Kette mal richtig sauber, z.B. mit Sprühöl ("
WD40") und einigen Lappen, und öle sei anschließend kräftig, z.B. mit gutem Motoröl oder Nähmaschinenöl.
Dann kannst Du noch schauen, ob vielleicht eine der
Bremsen ständig an der Felge schleift, und das ggf. korrigieren.
Ich vermute aber noch am ehesten, dass die Räder nicht "in der Spur" laufen und das Rad immer eine leichte Kurve fahren will, die Du unbewusst ausgleichst und damit zusätzliche Reibung am Hinterreifen erzeugst. Sowas kann wirklich richtig
bremsen.
Schau doch mal, ob das Hinterrad zu den unteren Streben rechts und links davon den gleichen Abstand hat und ob die Reifenmitte exakt unter der Mitte der Bremse steht.
Wenn das passt, peile von hinten nach Augenmaß, ob Sitzrohr und Felge in Flucht stehen.
Wenn das auch passt, schau, ob das Vorderrad mittig zur Bremse und ebenfalls "hochkant" nicht winklig zum Rahmen steht.
Anschließend stellst Du das Rad so hin, dass das Vorderrad exakt "geradeaus" steht, lässt es so von einem Helfer festhalten und legst ein langes, wirklich gerades Rohr unten am Hinterrad an - so, dass es
Reifen bzw. Felge an zwei möglichst weit auseinanderliegenden Stellen berührt, aber noch nicht den Speichen in die Quere kommt und zum Vorderrad zeigt (also ca. 5-10 cm über dem Boden). Am Vorderrad sollte es in gleicher Weise anliegen und nicht in irgendeinem Winkel vorbeilaufen (rechte und linke Seite testen).
Das Rad kann dafür natürlich auch auf
Sattel und Lenker gestellt werden, falls kein Helfer zur Hand ist - dann aber bitte höllisch auf die Bremszüge achtgeben und irgendwas unter den Lenker legen.
Natürlich ist der Rahmen Dir tatsächlich zu groß und es ist leider auch gar nicht möglich, für Leute in Deiner Größe sinnvolle Rahmen mit 28er Rädern zu bauen. Um eine vernünftig fahrbare Geometrie und wirklich leistungsfähige Sitzposition zu realisieren, braucht man da eigentlich 26er Räder und einen erfahrenen Rahmenbauer. Klingt fies, ist aber wahr.
Ein Stück weit kannst Du das kompensieren, indem Du Deine Grundposition zum vernünftigen Treten korrekt einstellst und anschließend den Abstand zum Lenker mit einem (viel) kürzeren Vorbau anpasst (dann kann der Lenker auch weder weiter runter, unter Sattelniveau).
Ganz kurz im Schnelldurchgang:
- Setz Dich auf das Rad und lass es ggf. von einem Helfer festhalten.
- Dreh eine Kurbel so, dass sie in Verlängerung des Sitzrohres nach unten zeigt ("5 Uhr"), und stell Deine Ferse (!) mittig aufs Pedal. Wenn Du dabei gerade sitzen bleibst (Becken!) und Dein Bein komplett durchgestreckt ist, passt die Ausgangshöhe und bei normaler Fußposition auf dem Pedal bleibt das Bein stets minimal angewinkelt.
- Dann dreh die Kurbel so, dass sie parallel zum Boden nach vorne zeigt ("3 Uhr"). Stell Deinen Fuß ganz normal aufs Pedal, also den Ballen über der Achse. Dann lass den Helfer ein Lot (Strick mit 'nem Ring dran o.ä.) von Deiner Kniescheibe fällen: Es soll durch die Pedalachse verlaufen. Ggf. Sattel weiter nach vorn oder hinten schieben und Höhe erneut kontrollieren.
- Langsame, kraftvolle Treter sitzen gern etwas höher und etwas weiter hinten, schnelle Pedalwirbler tun das Gegenteil.
- Anschließend lege Deinen Ellbogen an die Sattelspitze und strecke die Finger in Richtung Lenker aus. Tourenfahrer berühren ihn gerade eben, Rennfahrer bekommen schon mal 3-4 Finger der anderen Hand dazwischen.
- Korrigiere diesen Abstand bitte nicht durch Verschieben des Sattels, sondern durch einen Vorbau mit anderer Länge.
Dann hast Du zumindest eine ordentliche Sitzposition auf dem zu großen Rahmen und dessen Nachteile beschränken sich anschließend auf ein etwas sonderbares Fahrverhalten dank unpassender Gewichtsverteilung, aber damit kann man zurechtkommen.