Warnung vorne weg: Rekordlänge - nix zu tun. Kein Happy End. Wahrscheinlich. Hohes Frustrationsrisiko..
Es ist der 02.03.2022, 23:02 und in etwa dreizehn Stunden steht meine dritte Knieoperation binnen 25 Monaten an. Auf zwei ASKs in Oldenburg und Braunschweig folgt nun eine offene Operation am Hoffaschen Fettkörper (?), so zumindest die verbriefte Indikation des Arztes. Im Leben ist es dann OP #5 an diesem Knie. Das ist keine Geschichte, die zwangsweise gut enden muss.
Ich weiß nicht, ob ich daran glauben soll…also die Idee mit dem Hoffaschen Fettkörper. Was ich weiß, ist, dass ich medial unterhalb der Patella eine deutliche Verhärtung verspüren kann, von der ich hier im Forum bestimmt schon hundertfach berichtet habe – eine Verhärtung, die viele Ärzte nicht tasten konnten, als banal abtaten („Verhärtungen gibt es viele“) und der ich immer noch eine große Bedeutung für meine nicht enden wollenden Knieprobleme zuschreibe. Auch wenn es nicht immer
100% eindeutig ist, denn…
Gleichzeitig hat die Story Lücken wie ein Schweizer Käse. Da ist immer noch meine im Zeitverlauf gewachsenen Bakerzyste, die sich aller Logik nach auch aus irgendeiner Reizung speist, die wiederum niemand zu kennen scheint und von der mir jeder Arzt sagt, dass es eigentlich eine intraartikuläre Ursache geben muss, da es für eine Bakerzyste kaum anders sein kann. Da sind immer noch meine durch das Knie verteilten Knorpelschäden, die es zwar gibt, aber denen niemand eine gravierende Bedeutung zuschreibt – Grad 3 am Femurkondylus, hinter der Kniescheibe & natürlich auch irgendwo lateral, wo mir vor etwas mehr als 20 Jahren Knochenknorpelzylinder für das Sprunggelenk entnommen wurden. Für eine Bakerzyste soll das aber auch alles nicht ausreichen. Was weiß ich, .All diese Baustellen werden in etwas mehr als zwölf Stunden nicht angetastet – es geht lediglich, sofern man bei einem recht großen Schnitt medial am Knie von lediglich sprechen kann – um eine Verhärtung oder Vernarbung irgendeiner Struktur, die der Hoffa sein könnte.
Ewig habe ich mit mir gerungen, diesen OP-Termin auch tatsächlich anzugehen. All die Ärzte, zu denen ich von Norden bis Süden und Osten bis Western gereist bin, sind bis zu meinem aktuellen Arzt in Hannover eigentlich nicht richtig auf das Thema angesprungen, wenngleich ich gefühlt seit zwei Jahren darauf poche, dass dort unterhalb der Kniescheibe etwas auch Tastbares irgendwie nicht in Ordnung ist – vgl. auch Physiotherapeut, der „so etwas in 25 Jahren noch nicht gespürt hat“.
Vielleicht hätte es der Arzt des deutschen Olympiateams (Winterspiele) auch entdeckt…dort hätte ich Ende der Woche einen Termin in München gehabt, den ich nun aber abgesagt habe. Nicht noch mehr Ärzte, Meinungen, Bahnkilometer. Nicht wieder München. Das hatte ich ja schon 3x. Es ist ja schon nicht normal, wie viel ich bislang selber durch die Lande geeiert bin.
Momentan fühle ich mich dem Ganzen irgendwie fatalistisch, aber auch mit einer irgendwie kranken Vorfreude, ausgeliefert.
Aber die Story stimmt halt nicht komplett. Und der Arzt wies mich auch freundlicherweise darauf hin, dass es sich bei dem Ganzen um Vernarbungen handeln könnte, die sehr gerne die Eigenschaft haben, stumpf wieder zurückzukommen. Weniger schlimm. Genauso. Schlimmer. Man könne dies zwar versuchen zu verhindern, indem man im Gewebe viel verödet, aber eine Garantie gäbe es halt nicht. Somit…manche meiner Symptome, die nicht von der Hand zu weisen sind, werden nicht angegangen und es schwebt die Gefahr im Raum, dass alles sowieso für die Katz ist.
Aber…auch wenn es hier und dort mal gute oder bessere Tage gibt, möchte ich mir noch einmal die Chance geben, richtig ins Leben zurückzukommen. All meine Sorgen nicht mal mehr meine Arbeit in Teilzeit hinzubekommen haben sich als falsch erwiesen. Das habe ich bislang dieses Schuljahr mehr als ein Halbjahr lang mit nur normal wenigen Ausfällen geschafft, auch wenn es mir dabei oft hundsmiserabel ging – irgendwie bin ich aber über die Monate in einen resignativen Trott hineingestolpert, der mir teilweise das Gefühl gab, es wäre besser geworden. Einigte tausend Kilometer Rad bin ich wahrscheinlich recht langsam auch in den letzten Jahren gefahren. Immer dasselbe Spiel – bloß nicht einklicken, bloß nicht ziehen, Pausen alle 30-40 Minuten, Schnitt von 23 bis 25 je nach Wind, bloß keine Anstiege. Immer gleich. Für den Kopf besser als nix, fürs Gemüt trotzdem oft zum verzweifeln, da man optisch – für Außenstehende – so gesund und fit daherkommt und dabei so vor die Hunde geht.
Aber trotzdem ist alles immer nur Knie-Knie-Knie, denn das „Gefühl von besser geworden“ geht auch Hand in Hand damit, dass ich einfach nur viel besser im Ignorieren und Tolerieren von Schmerzen geworden bin – bis ich wieder bei Versuchen der Normalität merke, wie wenig geht. Dass ich morgens, bevor ich es die Treppe herunterschaffe, fünf Minuten im Bad auf dem Boden mein Knie irgendwie einbewege – mittlerweile normal. Die Treppe ohne Vorbereitung? Nur mit Geländer und einem ganz üblen Gefühl. Irgendwie gewöhnt man sich aber halt daran, aber nachdem man alle „Muss-Bewegungen“ des Tages geschafft hat, zieht man um halb sechs gerne den Schlafanzug an.
Da war zum Beispiel der gestrige Tag – erst bis mittags in der Schule, dann noch mit dem Rad einen kleinen Umweg von knapp 20kim mit einem Brötchen beim Bäcker eine Stadt weiter entfernt nach Hause zurück, dann der Anruf vom Hausarzt, dass die Blutwerte nicht per Fax nach Hannover geschickt werden können, da immer nur Fehlermeldungen kämen. Ob ich mir die Werte nicht noch eben rausholen wolle…
Und dann noch einmal 8 km Rad um 17:30 als das Knie eigentlich schon durch war. Mit einer „Go fuck you“-Mentalität aufs Rad. Und dann 18:10 wieder zu Hause gewesen und nicht mehr gehen können. Also schon..aber nur mit übelsten Schmerzen und einer gefühlten medialen Murmel, um die ich das Gelenk irgendwie herumbugsieren musste. Prinzessin-auf-der-Erbe-Style. Ganz ehrlich…wenn man solche Momente hat, in denen man weiß, dass man sich grob um 18 Uhr am besten den ganzen Tag gar nicht mehr bewegen sollte, da das Knie total durch ist und das Bett braucht…und das seit 2 Jahren so geht…oftmals schon deutlich früher am Tag…dann hat man mit nicht einmal Mitte 40 einfach auch keinen Spaß mehr – Rollstuhlschicksale bei anderen hin oder her.
Große Sorgen habe ich natürlich, dass alles durch die OP noch schlimmer wird. Dass der Hoffa gar nicht das Problem ist, dort etwas weggenommen wird und ich dann on top noch Probleme mit dem Hoffa habe, die ich so vorher nicht hatte. So richtig eindeutig war die Indikation auch wieder nicht…Infiltrationen haben nie etwas geholfen, Taping sowieso nicht, eigentlich gar nichts. Nur immer Schmerzen, Volumengefühl, nichtssagende MRTs, ratlose Ärzte. Schulterzucken. Resignation. Trotz.
„Seien Sie nicht ihr eigener Arzt“ hatte mich ein Neurologe / Psychologe mal vor etwas mehr als einem Jahr gewarnt, aber mit dieser OP fühle ich mich jetzt so, da ich gegen jede Menge ärztlichen Sachverstand so lange durch die Gegend geeiert bin, bis mir endlich einmal jemand das Knie dort aufschnippelt, wo ich meine Hauptprobleme verankere. Ich werde berichten…und ich habe bzw. verspüre einen seltsame Mischung aus Lethargie, Vorfreude und Untergangsstimmung. Irgendwie alles beisammen und zusammen. Beim Einchecken ins Krankenhaus…ich wollte schon Hotel schreiben…wurde ich übrigens sowohl auf Station als auch bei der Anästhesie danach gefragt, ob es eine Schlittenprothese oder eine Vollprothese wird. Ich hoffe, davon bin ich noch ein gutes Stück entfernt…
Etwas komisch finde ich es dieses Mal, in einer sehr kleinen Privatklinik gelandet zu sein. Irgendwie wirkt alles durchökonomisiert – der Laden braucht mich als Patienten der Praxis halt auch anschließend als Patient im quasi praxiszugehörigen Minikrankenhaus. Aber wird man in einem Uniklinikum oder einer anderen Klinik anders behandelt? Irgendwie glaube ich es auch nicht, hier ist es nur mehr „in your face“.
Da ist dieser fade Beigeschmack zu dem Ganzen, dass ich mir für eine Operation, die man normalerweise nicht macht, eine Klinik gesucht habe, die wirklich nur vorrangig auf Gewinn ausgerichtet ist. Gleichzeitig ist natürlich das Klinikum Oldenburg, Ort der ersten ASK, auch nicht nur auf Verluste und Zuschüsse ausgerichtet – dass da eine ASK an Privatpatienten auch gerne gemacht wird, ist auch klar. Die OP habe ich mir damals aber auch eher selber zugelabert – eine echte Indikation jenseits gravierender Probleme ohne klare Ursache gab es ja auch damals nicht.
Und hier in Hannover? Dass Doppelzimmer in Einzelbelegung mit großem Fernseher ist zwar nett…aber ist das alles gut für mein Knie? Habe ich mir die OP nicht nur selber herbeigelabert? Was mache ich hier eigentlich? Warum kann ich nicht einfach akzeptieren, dass das Knie nicht wieder wird?
03.03.2022 – 08:46: Die Nacht war alles andere als gut. Normalerweise schlafe ich kaum einmal später als zehn Uhr ein…gestern Abend war es nur ein unruhiges Hin- und Her hier im Spitalzimmer bis zur Geisterstunde.
Danach war ich gefühlt alle 20 Minuten wach, bevor ich dann gegen sechs aufgestanden bin, nur um nicht zu wissen, wohin. Ein paar Liegestützen im Bad, ein paar Sit Ups, geduscht, wieder ins Bett. Die Zeit will nicht verrinnen. Kurz draußen gewesen. Einmal um den Pudding gelatscht, auch wenn ich es wegen Corona nicht sollte.
Ein paar schnellere Schritte gemacht. Drei Stufen einer kleinen Treppe rauf- und runtergehüpft. Danach wieder der elendige Druckpunkt, den ich auch hier im Bett immer noch spüre. Der Rest vom Knie fühlt sich besser oder gut an…vielleicht kann man dort einfache etwas entfernen?
Parallel aber wieder viel zu viel Internet…Arthrolyse, vernarbter Hoffa…es ist nicht gerade so, als würde man online andauernd lesen, dass das eine gute Ausgangslage ist. Aber so richtig passt alles, was ich zu lesen finde, auch nicht zu diesem Knie. Meine Hauptsorge ist, dass ich nach der OP mit einem Riesenschnitt am Knie aufwache und der Arzt mir entweder mitteilt, dass er nix finden konnte oder dann in irgendeiner Form von Aktionismus genau das passiert, wovor mich ein Arzt in Oldenburg einmal warnte… „Irgendwann finden Sie den einen, der zuviel wegschneidet und dann haben Sie die Katastrophe“. Ich würde mich gerade nicht als psychisch sonderlich stabil bezeichnen und eine Hälfte von mir möchte die Koffer packen und abhauen – die andere Hälfte ist der festen Überzeugung, dass ich mein ganzes Leben diesen Dauerdruckpunktschmerz haben werde, wenn ich jetzt diese Chance bei einem zweifelsohne erfahrenen Kniechirurgen nicht nutze. Dies macht es alles nicht gerade einfach.
09:49 Uhr. Es ist unglaublich, wie die Zeit nicht umgeht. Ich kann mich auch durch nichts mehr ablenken. Zwei Stunden kann es noch dauern, problemlos. Oder weniger, oder mehr. Faszinierend…ich habe Hunger und Durst und kann mich darüber ernsthaft aufregen, jetzt, wo ggf. die Operation bevorsteht, die das Dilemma der letzten 2+ Jahre verbessert – blicke ich zum Fenster heraus, ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Perfektes Rennradwetter. Perfektes Lebenswetter. Okay, Realitätseinschub: Normalerweise wäre ich jetzt in der Schule. Unterricht bis 13:00. Früher hätte das Rennrad draußen gewartet – eben noch 25km bis zum Abholen der Kinder aus dem Kindergarten um 14:25. Selbst die E-Mail für meine Krankmeldung halte ich noch zurück, da ich mich dem Ganzen noch nicht vollends ausliefern bzw. stellen will. Die Mail kann ich auch noch später schreiben. Das interessiert eigentlich vor Ort auch keinen. Für heute und morgen bin ich raus; Montag ist im Schulalltrag noch sehr lange hin. Viele Aufgaben habe ich bis zur OP nicht mehr. Einmal duschen…OP-Klamotten anziehen. Andauernd taste ich mein Knie ab, habe im Moment auch – absolute Fokussierung sei Dank – einen leichten Ruheschmerz medial der Patella. Taste ich das Knie links und rechts ab, fühlt sich eigentlich alles genau gleich an – nur eben medial fühlt sich das kaputte Knie knotiger / voluminöser an. Und da ist natürlich die Bakerzyste. Ob man dort einfach das fluffig-dröhnende Volumengefühl „wegschnippeln“ kann? „Sie müssen nicht glauben, dass jemand da Schnipp macht und alles ist gut“, hat auch ein Arzt einmal zu mir gesagt. Aber was, wenn doch? Und was ist, wenn nach der OP alles so ist wie vorher…finde ich endlich Ruhe und akzeptiere ein eingeschränktes Leben? Wohlwissend, dass es zumindest für mich schwer sein wird, dann trotz ständiger Schmerzen Frieden zu finden? Mit Operationen muss es das dann aber erst einmal gewesen sein…2 Arthroskopien vor 12 und 25 Monaten und nun eine offene OP dort, wo ich mein Hauptproblem verorte. Danach kann man wirklich nichts mehr machen…schreibe ich und lasse mir die Tür offen, dass dies natürlich nicht so ist. Wieder zehn Minuten vergangen. Schrecklich.
10:06. Ich kriege den Laptop nicht aus, die Zeit steht auf der Stelle. Eine steile These: Entweder beim originären Sturz oder bei der ersten Arthroskopie oder einer Mischung aus beidem wurde ein Teil anteromediales Gewebe verletzt (Hoffa, Retinakulum, whatever). Dies reizt ständig das Knie. Daher die Bakerzyste. Alle Behandlungen und die zweite Arthroskopie waren totaler Quatsch, da der Störfaktor einfach dort ist. Dieser wird heute entfernt. Dann ist in relativ kurzer Zeit alles vorbei. Dieser ganze Blog ist dann Zeugnis einer vollends übertriebenen Überverkomplizierung eines eigentlich offensichtlichen Befunds / Vorfalls, den es so nur im ärztlichen Alltag nicht gibt. Basta.
11:10. Es geht los. 10 Minuten Warnung. Schick machen für den OP. Gerade noch ein Video über Hoffa & Scar tissue auf Youtube geschaut. "All you have to do is to loosen up this scar tissue…” blabla.
21:03: Die Operation liegt nun etwa sieben -Stunden hinter mir. Ein Leben von 30 bis 40 Jahren mit dem Knie vor mir. Leider sagt mir mein Körpergefühl momentan, dass ich mich zumindest nach diesem Eingriff nicht auf eine deutliche Besserung freuen sollte, wenngleich es noch Hoffnung gibt. Aber natürlich hatte ich innerlich auch irgendwie gehofft und gebetet, dass mein persistenter Dauerschmerz durch einen irgendwie heilsamen Schmerz nach der OP ersetzt würde. Stattdessen ist da mein altbekannter Dauerschmerz und der Neue.
Direkt nach der OP und noch im Zwischenreich zwischen Wachen und Schlafen im Aufwachraum kam der Arzt mit seinem / einem Handy und berichtete mir kurz, dass „die Operation sich gelohnt hat“. Was er damit meinte, zeigte er mir dann auf Fotos – es wurde eine recht stattliche Masse Fettgewebe vom Hoffa entnommen – die Fotos habe ich nicht zur Hand, aber das Segment maß schon fast 4cm in der Länge und 3cm in der Höhe (fein säuberlich neben einem Lineal fotografiert).
Wie man jetzt aber genau bestimmt, wie man so einen Lappen aus dem Gelenk entfernt…dies sei mir ein Rätsel. Auf Anhieb ist mir nur klar, dass dies für ein so zartes Gelenk wie das Knie – alles Gelabere vom größten Gelenk im Körper mal beiseite geschafft – schon eine ganze Menge an Volumen ist – man lege einmal ein Lineal ans Knie und schaue was 4cm dann doch wirklich sind. Und etwa 3 hoch – in der Fläche Man würde auf dem ausgeschnittenen Stück auch schon weiße Flächen sehen – das Gewebe wäre durch den ständigen Druck schon quasi in Form des Femurkondyls gedrückt worden und hätte auch bis in das Gelenk geragt. Fragen, die mir später kommen: Hätte man dies dann nicht auch bei den ASKs sehen müssen…oder ist alles neu oder anders?
Der Haken an dem Ganzen: Ich liege jetzt hier im Bett bzw. war mir auch nach der OP beim Aufwachen gleich schnell der Tatsache bewusst, dass mein typischer gruseliger Schmerz immer noch da ist. Jetzt kann man natürlich hoffen und beten und beten und hoffen, dass dieser Schmerz dieses Mal vom Schnitt und der Resektion selbst kommt, aber das Gefühl ist mir einfach viel zu verdammt vertraut; viel zu verdammt, um mit Überzeugung daran zu glauben, dass die OP viel oder überhaupt etwas geholfen hat.
Und dann sind da noch die Stories im Internet, dass man vom Hoffa am besten nix oder nicht zu viel entfernen sollte…und grob 4x3 cm natürlich schon eine Menge Fläche sind, an deren Stelle jetzt ? ist. Vakuum? Ein Loch? Eine Spielwiese für neues Narbengewebe?
Fürs erste kann ich aber nichts machen. Liege hier im Bett. Kriege meine Schmerzmittel. Schaue zu, wie rote Suppe in die Redondrainage tropft und hadere damit, was das alles für ein Leben geworden ist. Immer wieder Operationen, immer wieder Schmerzen usw. Aufstehen darf ich theoretisch schon wieder, ganz praktisch ist es selbst mit Krücken noch ein arg schweres Unterfangen, da da ja dieser ständige Schmerz an der Stelle ist, wo immer mein ständiger Schmerz war.
Und auch bleibt? Für heute hilft nur einschlafen und auf Morgen warten. Von Erleichterung ist auf jeden Fall wenig zu spüren und alle meine weiteren Fragen zur Resektion und so weiter müssen mindestens 3 Tage warten, da der operierende Arzt morgen unterwegs ist, am Samstag jemand anders kommt und er selber erst am Sonntag wieder vorbeischaut.
Andererseits nützt Reden jetzt auch nur etwas für das Gewissen oder den Kopf…die Schnitte sind gemacht, das Knie ist dick verpackt, passieren wird eh nix. Als Anmerkung noch: Die Bakerzyste hätte man sich während der OP auch angesehen, aber die wäre sehr sehr kompliziert, über zig Kompartments ziehend und insoweit ausgesprochen atypisch, als dass es keinen direkten Rückflussmechanismus ins Gelenk zurück gibt. Eine sehr außergewöhnliche Bakerzsyste, die man, wenn überhaupt nur offen operativ „wie einen Leistenbruch“ operieren könnte. Nach den ersten OPs gab es 3 bzw. 2 Bakerzystenrupturen. Ich fürchte, dies steht mir nun auch wieder bevor…
08:42 am Folgetag. Nicht gut. Eigentlich wollte ich all diese Einträge auch gar nicht veröffentlichen…oder nur, wenn alles irgendwie gut gehen würde. Jetzt denke ich mir „sch__ß drauf“ und weiß, dass ggf. Antworten à la „erst mal Abwarten“ kommen werden. Stimmt natürlich auch.
Alternativen gibt es zudem auch keine. Aber dieser brennende Schmerz genau dort, wo er immer war…aber natürlich auch in dem Areal, in dem jetzt etwas gemacht wurde. Es wäre zu schön, wenn es einfach nur ein Wundschmerz von der Resektion und/oder der Narbe wäre…ist ja auch alles nicht einmal 24h alt.
Aber es ist einfach so ein seltsamer Schmerz…so drückend persistent und schwer greifbar, wie ich ihn schon viel zu lange kenne. Quasi ein deja-vu zur letzten OP. Ich werde weiterhin berichten, aber erst einmal liegt jetzt ein hartes Stück Arbeit bzw. überwiegend „Abwarten“ vor mir. Das Ziel ist ungewiss. Ich hoffe zumindest, am Ende des Ganzen nicht noch schlechter als zuvor dazustehen. Und ja, „das kann man doch 24h post-OP gar nicht beurteilen“ – stimmt natürlich, Ball flach halten, abwarten, aber es wäre schon faszinierend bis seltsam, wenn der postoperative OP-Schmerz ziemlich genau dem präoperativen Dauerschmerz gleicht. Kann natürlich sein.
Anmerkungen zu dieser Privatklinik: Alles prima, man wird oft besucht und gefragt, ob noch was getan werden kann. Keine Einwände. Aber wer baut ein Minikrankenhaus, überwiegend für Gelenksoperationen, so, dass a) man nur von der Tür aus und nicht vom Bett das Deckenlicht schalten kann und b) der WC-Sitz megakrass tief ist - gestern auf der ersten üblen Krückenreise zum Bad gemerkt. Große Fernseher sind ja nett…aber die Basics, die natürlich überhaupt nicht entscheidend sind, sind teilweise schon arg blind.