Um nochmal kurz auf die Privilegien des Autoverkehrs zu sprechen zu kommen.
MIr ging es dabei eigentlich überhaupt nicht um die direkt oder indirekt finanziellen Privilegien sondern um Folgendes:
1. Ampelschaltungen sind grüne Welle auf Autoverkehr ausgerichtet, das heißt unter Umständen man kommt mit dem Fahrrad an jeder Ampel bei "gerade rot geworden" an.
2. Indirektes Abbiegen mit dem Fahrrad führt dazu, dass man innerhalb kurzer Distanz, beispielsweise 100m statt wie mit dem Auto 2 mal abzubiegen 6 mal abbiegen muss weil geradeaus und geradeaus im rechten Winkel dazu und wenn man "Glück" hat gibts für freilaufende Abbiegespuren für die Autos nochmal eine eigene Ampel für den Fahrradverkehr, auf die man noch warten muss.
3. Verbotenes Gehwegparken wir praktisch nicht sanktioniert, Parken überhaupt ist viel viel viel zu billig, wird null sanktioniert und wenn, dann kostet es immer noch viel zu wenig. Beispiel gefällig? Es wurde in Heidelberg für viel Geld ein Parkhaus gebaut, damit die Anwohner in Neuenheim direkt am Neckar gut und sicher parken können. Es kommt aber weiterhin günstiger verboten halb auf dem Gehweg zu parken, als sich einen Stellplatz im Parkhaus anzumieten, außerdem müsste man vom Parkhaus ja dann noch ca. 1-5Minuten !zu Fuß! nach Hause laufen. Und wenn doch kontrolliert wird, dann bekommt ein und derselbe innerhalb von einer Woche 3 mal einen "normalen" Knollen, keine Steigerung wegen Vorsatz, kein nix. Von der Stadt so gewollt. Abschleppen bei Falschparken? Fehlanzeige, Parkkralle um das Falschparken unattraktiv zu machen, so wie in machen Regionen in Italien? Fehlanzeige. Wir haben es spasseshalber mal selbst probiert in Warnemünde: Überall Parkverbot, außer für Anwohner. Bei der Ferienwohnung hätten wir für 35€ die Woche einen Stellplatz mieten können. Falsch Parken dagegen kostet 10€. Sobald man also pro Woche im Schnitt nicht mehr als 3 mal falsch parkt, lohnt sich das Falschparken finanziell. Hier müssten die Summen x100 genommen werden und täglich kontrolliert werden - ist aber nicht gewollt, weil eben das Auto immernoch heilig ist und die große Platzverschwendung gesellschaftlich akzeptiert.
4. Verkehrsgefährdendes Falschparken beispielsweise in der Kurve, Gehwege komplett zuparken, oder so eng, dass man praktisch nicht dran vorbei kommt, ohne das Auto zu berühren und ggf. den Lack zu zerkratzen.
Passiert jetzt z.B. ein tödlicher Unfall, weil ein Kind wegen des parkenden Autos auf die Straße ausweichen muss, dann passiert dem Parker reichlich wenig, weil a) keine Halterhaftung, man kann sich also praktisch immer rausreden selbst nicht geparkt zu haben und b) weil ja praktisch das Kind offenbar nicht richtig geguckt hat und der Autofaher auf der Straße nicht usw. -> wenn man sich aber durchquetscht oder auch sonstwie nur ein bisschen das Auto beschädigt ist es gleich eine Straftat -> Sachbeschädigung. Das führt dazu, dass geltendes Recht permanent missachtet werden kann und man keinerlei Rechthabe hat dies abzustellen.
5. Allgemeine Verkehrsführung zu Lasten des Fahrrads verglichen mit dem Auto. Manche Fahrradverkehrsführungen mit Radwegen (miit Benutzungspflicht) verlaufen häufig so, dass man z.B. um geradeaus der Vorfahrtsstraße zu folgen an 2 Ampeln halten muss (einmal für freilaufende Rechtsabbieger und dann noch für den eigentlich untergeordneten Querverkehr), statt nur eine Ampelschaltung für die Radfahrer zu haben. Oder es gibt keine Ampel, aber 2 mal Vorfahrt achten für den Radverkehr während auf der Fahrbahn die Vorfahtsstraße verläuft. Oder man möchte geradeaus, aber der benutzungspflichtige Radweg wechselt von rechts nach links und wieder nach rechts. Man möchte also der Vorfahrtsstraße folgen, hat aber 2 mal Wartezeiten wegen Fahrbahnquerung.
6. Instandhaltung Radwege vs Fahrbahn, also während beispielsweise die Fahrbahn am Tag x von Blättern befreit wird, passiert das gleiche für den Radweg entweder nie, oder erst Tage oder Wochen später, obwohl die Gefahr für die Radfahrer ungleich höher ist. Gleiches gilt für das Wegräumen von Scherben oder anderer Gefahrenstellen.
Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen, bei denen der KFZ-Verkehr massiv bevorteilt wird. Und um diese alltäglichen Privilegien ging es mir vor allem.