So recht kann ich die Kurvenargumentation in der Studie in kausaler Hinischt nicht nachvollziehen oder anders ausgedrückt: Warum soll auf kurviger Straße die Leuchtkraft bzw. der Effekt von dynamischer Beleuchtung auf nachfolgende Autos schlecher sein als von statischer (dauerhafter) Beleuchtung?
Kann man das überhaupt vergleichen, weil doch auf kurviger Straße das Fahrverhalten von Autofahrern grundsätzlich ein anderers ist als auf gerader Strecke?
Das steht in der Studie (teils indirekt) drin, kurz zusammengefasst:
- Es geht nicht um die Eigenschaft des Lichtes an sich, sondern die Unterschiede in der Wahrnehmung/Identifizierung des Radfahrers als solchen durch den Autofahrer in unterschiedlichen Situationen, da nur das die erwünschte Aufmerksamkeit sicherstellt
- Stichwort "selective degradation hypothesis" bei Sehen im Dunkeln, und neuropsychologische Aspekte des "Sehens". Also der Unterscheid zwischen der physikalische Sichtbarkeit ("Photonen auf der Netzhaut") <> kognitive Wahrnehmung/Bewertung ("das ist ein Radfahrer"). Das meiste, was wir biophysisch sehen, filtert unser Gehirn aus, aber unser Gehirn ist sehr sensitiv für alles, was wie biologische/menschliche Bewegung aussieht.
- Auf kurvigen Strecken (siehe Teststrecke im Versuch) erfolgt bereits die rein physikalische Sichtbarkeit erst recht spät, auf diesen recht kurzen Distanzen scheint dann bereits ein "normales" Rückicht zu reichen, um auch die Wahrnehmung als Fahrradfahrer zu ermöglichen, wahrscheinlich auch da man dann oft bereits im Sichtbereich der Autoscheinwerfer ist (meine Meinung: das ist ähnlich auch im Stadtverkehr so). Bei gleicher Gesamt-Lumenzahl verbessern bewegte Zusatzlichter dann weder Sichtbarkeit noch die Wahrnehmung als Radfahrer signifikant
- Auf langen graden Strecken (also typischerweise außerorts) dagegen erhöht u.A. sichtbare Biomotion (=Zusatzlichter an beweglichen Körperteilen) die frühzeitige Identifizierung eines sichtbaren roten Lichtpunktes als einen "Radfahrer" aus hohem Abstand, was durch die typischen hohen Differenzgeschwindigkeiten dann auch sicherheitsrelevant ist.
Daher sind nachts innerorts eher leuchtstarke, weitwinklige, und flächig abstrahlende (= weniger Blendwirkung trotz vieler Lumen, im Vergleich zu Punktquellen) Lichter sinnvoll (z.B. Knog Cobber, MagicShine Seeme 180 etc.), und außerorts eher leuchtstarke, engwinklige Punktstrahler (z.B. Lupine Rotlicht, alle Rücklichter von Exposure Lights), plus Zusatzsstrahler an beweglichen Körperteilen (Biomotion).
Ob passive Reflektoren hier ähnlich viel bringen, bezweifle ich, da ein normales Abblendlicht diese erst recht spät anstrahlt, LEDs sind m.M.n. deutlich besser.
Mal ganz praktisch: Ich habe mir selber mit selbstklebenden Klettband und zwei "Cateye Wearable Mini" mal folgendes selber gebastelt:
Ist für eine Bastellösung brauchbar, billig, wiegt nix, Laufzeit >60h, sitzt ausreichend fest. Mehr Lumen und wiederaufladbar wäre natürlich besser, aber da gibt es - soweit ich weiss - nichts brauchbares Fertiges, und für Klett muss es sehr leicht bleiben (hier 12 Gramm).