(1) Registrieren des Objektes ("da ist irgendwas") ---> (2) Identifizierung des Objektes ("Ist ein Fahrradfahrer") ---> (3) Bewertung & Priorisierung ("Fährt auf meiner Spur. Spur ist eng. Gefahr") ---> (4) Voraussage des Vektors (Richtung, Geschwindigkeit) ---> (5) Handlung ("Ausweichen/Platz lassen/Bremsen...").
Das sind im wesentlichen die kognitiven Abläufe bei der Verarbeitung visueller Information im Verkehr. Das macht man unbewusst, mehrfach pro Sekunde, mit den verschiedenen Objekten im Sichtfeld. Das Rücklicht übernimmt hier daher im Dunklen eine wichtige, komplexe Aufgabe, da es lange das einzige ist, was ein Autofahrer vom Radfahrer sieht, lange bevor die Scheinwerfer ihn/sie erleuchten können.
Im Dunkeln verbessert Blinken lediglich Verarbeitungszeit bei (1), verlängert diese aber dafür wesentlich bei (2) und (4). Der Netto-Effekt bei alleiniger Verwendung eines Blinklichtes ist im Dunklen üblicherweise negativ im Vergleich mit Dauerlicht.
Das ist dann auch der Unterschied zum Polizei/Kranken/Feuerwehrwagen - der hat nämlich ganz normale Front-und Rücklichter, die diese Aufgabe übernehmen, das Blaulicht ist lediglich ein zusätzliches "hallo aufpassen".
Blinkende Rückleuchten nachts waren vielleicht sinnvoll in Zeiten, wo es keine lichtstarken LEDs gab und damit die Gefahr bestand, gar nicht erst nicht gesehen zu werden. Bei zu lichtschwachen Lampen ist der Netto-Effekt des Blinkens dann vielleicht noch positiv (2-5 fallen aus wenn 1 nicht sichergestellt ist).
Viel besser ist es jedoch, lichtstarke Rückleuchten zu verwenden, auch dies minimiert die initiale Reaktionszeit bei (1), ohne aber (2) und (4) zu verschlechtern. Damit diese trotz dafür nötiger ca. >50 Lumen dann nicht blenden, sollte man Punktstrahler (kleine sehr helle LEDs mit kleinem Abstrahlwinkel) vermeiden . Glücklicherweise gibt es aber mittlerweile gute flächige strahlende Lampen, seit neuestem mit COB-LED. Große Leuchtfläche + viele Lumen = Gut.
Ich selber benutze nachts ein 125 Lumen COB-LED Rücklicht, welches das Licht gleichmäßig und weitwinklig über eine ca. 9cm2 große Fläche abstrahlt (kein Punktstrahler, der würde nachts bei dieser Leuchtstärke blenden). Blendet nicht, nervt nicht und ist trotzdem mehr als sichtbar, auch im Lichtermeer der Stadt. Ein lichtstarker Frontscheinwerfer hat nachts übrigens ebenfalls einen wesentlichen Effekt auf (1), auch von hinten. Die Sigma Blaze, die für mich unverständlicherweise immer so gut bewertet wird, ist ein schwacher Punktstrahler. Ich habe die selber, nutze die aber nur als Backup (klein und lange Akkulaufzeit - verbraucht halt kaum was, da dunkel und engwinklige Abstrahlung).
Blinkende Rücklichter (und übrigens auch lichtstarke, eng abstrahlende Punktstrahler) machen aber Sinn in speziellen Situationen, z.B. Fahren auf Überlandstrecken tagsüber. Der Unterschied zur Nachtfahrt ist hier, dass es nur noch darauf ankommt, die initiale Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die eigentlichen Schritte 2-5 finden danach mit den normalen visuellen Informationen des Fahrradfahrers statt. Und tagsüber stört das Blinken auch nicht mehr. Für solche Fahrten nutze ich selber ein Lupine Rotlicht (int. Version, ein sehr leuchtstarker Punktstrahler), je nach Strecke mit oder ohne Blinken.
Zusammenfassung:
Blinkelicht im Dunklen = eher schlecht
Blinkelicht im Hellen = u.U. gut