Na, was da drinsteht, sollte auch mit Vorsicht genossen werden. "Die ersten Seitenzugbremsen könnte Campagnolo in den 60er Jahren hergestellt haben" - so ein Unfug!
Zu den Übersetzungen steht auch nichts drin, deswegen versuch ich es mal ganz kurz und einfach:
Jedes Bremsprinzip basiert auf Hebelverhältnissen. Es gibt die Übersetzung am Bremshebel und die an den Bremsarmen. Diese Hebelverhältnisse müssen aufeinander abgestimmt sein, damit zum einen die Bremsleistung groß genug ist und zum anderen der Hebelweg ausreichend ist, um die
Bremsbeläge an die Felge zu führen und Druck aufzubauen. Bei Eingelenkbremsen ist dieses Verhältnis in einem bestimmten Bereich (je nach Herstellern können z.B. die Übersetzungen an den Bremshebeln in geringen Grenzen variieren, wodurch man z.B. eine etwas bessere oder schlechtere Bremsleistung erzielt, einfach durch Tauschen der Bremshebel). Bei Doppelgelenkern ist das Hebelverhältnis an den Bremszangen ein anderes (längerer Weg). Daher muss auch die Bremshebelübersetzung eine andere sein (in Richtung mehr Seileinholweg). Durch die bessere Übersetzung an den Bremszangen und die geringeren Seilkräfte, verbunden mit verbesserten Zügen, ergibt sich eine bessere Bremswirkung bei Doppelgelenkbremsen.
Natürlich nur unter optimalen Voraussetzungen, wie gruppengleiche
Bremsen und Hebel und gute Züge/Hüllen.
Wenn wir eine Doppelgelenkbremse mit einem alten Bremshebel kombinieren, hat das zur Folge, dass theoretisch die Bremskraft an der Zange höher wird, da der Bremshebel kürzer übersetzt ist. Praktisch aber ist der Hebelweg größer, um die Bremse zu bewgen, was dazu führen kann, dass der Hebel schon anliegt, wenn an der Bremse noch nicht genug Druck aufgebaut ist. Das kann man nur dadurch kompensieren, dass die Bremse sehr eng eingestellt wird, dabei muss das Rad aber auch sehr präzise laufen. Im Wiegetritt kann es trotzdem zum Schleifen an den Bremsbacken kommen, gerade bei größeren Leicht-Stahlrahmen, die sich beträchtlich verwinden können.
Anders herum ist es noch schlimmer: wenn ich einen Bremshebel mit langer Übersetzung (z.B. STI) mit einer Eingelenkbremse kombiniere, ist die Bremskraft schlechter als mit einem alten Hebel, der ja "schärfer" übersetzt ist.