OK, anders gefragt - was ist die empfohlene raumgröße in m² und m³ für diese Lautsprecher?
Erinnern mich an die Klipsch-Hörner, da gab es auch interessante Empfehlungen, in welchen Räumen sie eingesetzt werden sollten (a.k.a. Fabrikloft..)
Die Basshörner von Philips standen früher in Kinosälen.
Diese neuzeitlichen Empfehlungen in Bezug auf Raumgrößen spiegeln etwas ganz anderes wieder, als darunter verstanden wird. Hier geht es einerseits um den Hub des Tieftöners, der einzusetzenden Energie für diesen Hub und der im Resultat von der Membran verdrängten Luft und der resultierenden SPL. Bei Mittel- und Hochton ist diese Betrachtung zwar physikalisch identisch, aber in dieser Betrachtungsrichtung eher nebensächlich.
Vereinfacht zeigt diese "Größe" eigentlich nur an, welchen Maximalpegel man mit welchem Lautsprecher in welcher Raumgröße noch erreichen kann und im Umkehrschluß wieviel Leistung man dafür in den Lautsprecher pumpen muß. Eine Aussage über den zu erzielenden Klang oder das resultierende Klangbild/ den resultierenden Klangeindruck ergibt das nicht.
Auch gibt diese "Größe" keinen direkten Bezug zwischen Lautsprechergröße und Raum wieder. Sie zeigt maximal die physikalische Grenze für (zu) kleine Lautsprecher auf. Hier ist der Hintergrund, daß man den Hub der Membran (nachträglich, also im Sinne, wenn einmal gebaut) nicht (mehr) vergrößern kann und die Schwingspule die maximal verträgliche Leistung für den einzelnen Treiber begrenzt. Man kann also irgendwann einfach nicht mehr mehr Leistung hinzuführen um den für einen vollem Pegel (voller Pegel meint hier einen Bassbereich, der genauso laut wie der Mittel- und Hochton-Anteil der wiedergegebenen Musik ist) erforderlichen Hub im Basstreiber zu ermöglichen.
Welche Klipsch Hörner meinst Du? Meinst Du das grundsätzlich sehr problematische Eckhorn oder die La Scala?
Zum Eckhorn ist ein ausführlicheres Gespräch mit z.B. Dieter Fricke oder Heiner Basil Martion sehr hilfreich. Das ist eine Fehlkonstruktion und unabhängig von der Raumgröße in fast keinem Raum und ohne zusätzliche Maßnahmen sauber betreibbar (es schnarrt und atmet). Vor Allem nicht als Zwei- oder Dreiwegerich. Es erfordert mindestens 4 Wege und das läßt sich damit auch nur dann sauber umsetzen, wenn man es als Horn für den Oberbass/ unteren Mittelton nutzt und darunter ein echtes Bassabteil dazuwastelt.
Ich ahtte einige Freunde, die sich an dem Ding lange Zeit die Zähne ausgebissen haben und am Schluß genau in diese Richtung wanderten, um dann zu erkennen, daßman das mit anderen Gehäusen sinnvoller und einfacher haben kann. Heiner Basil Martion zeigt in seiner Orgon übrigens sehr eindrucksvoll, wie es besser geht. Dessen Bassabteil funktioniert und setzt auf ähnliche Konstruktionsansättze auf.
Die La Scala dagegen war ursprünglich als Kampagnen-Lautsprecher für Jahrmärkte und Politikveranstaltungen gedacht. Sie wurde auch zuallererst bei einem Wahlkampf in den Staaten eingesetzt. Erst später als Bühnenlautsprecher.
Deshalb adressiert sie eigentlich auch einen auf den Tonumfang der menschlichen Stimme zugeschnittenen Frequenzgang und produziert deshalb auch unabhängig vom Raum und dessen Größe oder der applizierten Leistung keinen Tiefbass.
PS.:
Altec und Western Electric haben solche Konzepte schon gut 30 Jahre zuvor auf den Markt gebracht. Das nannte man damals Public Adressing Systems und waren eignetlich reine Mittelton-Applikationen. Die großen Multisegmenthörner von Altec gehörten am Anfang in diese Klasse und der gehypte WE 755 full range speaker war ursprünglich als solcher Adressing-LS in Schiffsbäuchen der Marine geplant. Es gab sogar noch eine wasserfeste Version für die Decksmontage.
PPS.:
Bitte alles Geschriebene nicht falsch verstehen. Aus jedem Lautsprecher kommt irgendwie (wertfrei) Musik raus. Ob und wie man das dann bewertet ist individuell und sehr subjektiv. Jeder hat hier einen anderen Qualitätsmaßstab. Und das ist auch gut so.
Mein Qualitätsmaßstab liegt hier halt einfach extrem hoch und orientiert sich an dem, was man im Rundfunk so "hinzauberte" und was technisch möglich ist. Also technisch begründbar und sinnvoll, sowie dann Cost no Object. Das führte mich dann vor vielen Jahren weg von Kaufgeräten und hin zu anspruchsvollem DIY, dem Austausch mit Gleichgesinnten (z.B. European Triode Festival), vielen Freunden aus der Szene (auch aus dem Professionellen Sektor der Szene), Teil von Schrauber- und Lötgemeinschaften (z.B. Münchner Triodenmafia).