Die Einflussgrößen für eine Espressomaschine sind so zahlreich und auch bei diesem Thema ist, ähnlich wie bei HiFi, eben auch eine Menge "Voodoo" dabei...!
Das unterschreibe ich gerne.
Quasi vom ersten selbstverdienten Geld, nach Wohnung und Auto, kaufte ich damals bei Bazzar in Düsseldorf eine Bazzar A2. Bei der wirklich guten Beratung im Ladengeschäft wurde mir fast schwindelig. Keine der von wirklich versierten Verkäufer aufgezählten Einflußgrößen hatte ich damals auf dem Schirm. Die Bazzar A2 ist baugleich zur Isomac Giada.
Anstatt damals auf die Isomac Variante mit der E61 Brühgruppe zu setzen kaufte ich lieber ein Mahlwerk aus gleichem Hause dazu. Das war vergleichbar dem Isomac Cuno von heute - also Kegelmahlwerk.
Die Einkreiser- und Kegelmahlwerk-Kombination hatte ich dann eigentlich sehr zufrieden viele Jahre.
Ok, ein Einkreiser tropft immer etwas nach und gleichzeitiger Bezug von Dampf und Espresso geht nicht. Es nervt auch ein wenig, wenn man viele Espressi ziehen will und nur zwei der Gäste geschäumte Milch erwarten, daß man zwischen den beiden Heizstufen immer eine Aufheizphase und eine lange Abkühlphase hat, da sonst der zu früh nach dem Schaum gezogene Kaffee verbrennt und bitter schmeckt. Aber damit kann man sich durchaus arrangieren.
Das Kegelmahlwerk hielt ich damals für vollkommen ausreichend; ist es auch bestimmt. Dazu aber später mehr.
Dann kaufte ich mir zuerst einen historischen Vollautomaten und ließ diesen Überholen. Hmmm, na ja, geht, erdet und ist strenggenommen nichts weiter als eine überdimensionale Kaffemaschine. Da kann man auch bei einer Krups T8 bleiben und die Milch im Topf aufwärmen und mit dem Schneebesen luftig schlagen. Mit Espresso-Kultur hat das nicht ganz so viel gemein.
Danach kam ein BFC Zweikreiser und weil das kleine Kegelmahlwerk daneben so verloren ausschaute ein großes Gastro-Scheibenmahlwerk von Fiorenzato. Ich hatte also die Gelegenheit beide direkt miteinander zu vergleichen. Meint gleicher Kaffee, gleicher Mahlgrad, gleiches Wasser, gleiche Brühtemperatur, um mal bei all den Meriten der Espressokultur und dem, was im Kaffe-Netz und anderen Plattformen für den Espressogenuß so immer wieder als wichtig beschrieben wird.
Die Bohnen kamen auch schon lange nicht mehr von Lavazza oder irgendeiner anderen Industriefirma sondern von einer damals noch kleinen Münchner Rösterei -
Cafe Fausto.
Da war ich dann selbst echt baff. Wie gesagt es war alles gleich, nur die Art und Weise, wie die Bohnen gemahlen wurden hatte sich geändert und trotzdem schmeckte der Espresso sehr deutlich unterschiedlich. Mit dem Kegelmahlwerk war er rasser, schärfer und wirkte etwas verbrannt - also ähnlich zu heißem Brühwasser. Mit dem Scheibenmahlwerk war er samtig weich, sehr geschmackvoll, hatte mehr schmeckbare und degustierbare Aromen, mehr Fülle, mehr Substanz, mehr Kraft - einfach mehr Geschmack.
So einen deutlichen Unterschied hatte ich zwischen der Isomac Giada und dem Zweikreiser von BFC mit der sehr wertigen Ausführung der E61 Brühgruppe (auch hier gibt es Qualitätsunterschiede) nicht festgestellt. Wenn ich ehrlich bin, dann war der Unterschied zwischen den beiden Maschinen sogar eher gering bzw. konnte ich den nicht so klar und für mich eindeutig zuordnen.
Ich habe auch eine Zeit lang ein paar Mahlwerke gesammelt und ausprobiert. Das hier schon mehrfach genannte Gaggia MDF ist von den günstigeren Mühlen noch die Mühle, die für mich den schmackhaftesten Espresso produziert.
Heute freue ich mich immer noch täglich, wenn ich morgens die BFC einschalte, um dann nach dem Gang ins Bad einen vernünftigen Espresso ziehen zu können, zeitgleich Wasser für Tee oder einen Americano entnehmen oder eben Milch aufschäumen kann.
Was gibt es sonst noch zu beachten? Na ja, das Wasser. Ich habe nie mit stillem Mineralwasser rum experimentiert, wie das die "Nerds" und Spezialisten in den Foren immer wieder beschreiben. Das habe ich als Voodoo abgetan; auch deshalb, weil man zu jedem Wasser fünf Meinungen und zwölf Urteile, daß das Leitungswasser da ja noch besser wäre, lesen kann. Damit war das für mich also eigentlich als Nerd-Thema abgestempelt.
Jetzt kennt aber Brüderchen den Espresso bei mir und besitzt ebenfalls eine BFC sowie ein Scheibenmahlwerk. Ich habe ihm dann aber nacheinander Bohnen von
Fausto, von
Alt Wien Kaffee und meiner liebsten
toskanischen Rösterrei mitgegeben und jedesmal sagte er, daß der Espresso bei ihm anders schmeckt. Also kann an dem Wasserthema durchaus was dran sein und es fällt mir nur nicht so auf, weil sich das Münchner und Wiener Leitungswasser dann wohl sehr ähnlich sind.
Apropos der neuen Maschinenmarke Xenia. Ich habe da einen Spezl, der ist in Sachen Espresso ein ewig Suchender und fast schon eher ein Pedant (im positiven Sinne, denn ich mag ihn ja wirklich und wir sind befreundet). Er war damals auf verschiedenen Messen, hat den Erbauer der Xenia wohl auch besucht, sich, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, am Crowd Fundig für die Kiste beteiligt und total von der angeblich sensationellen Maschine überzeugt. Er war es auch, der mit die Bohnen und Sorten von Alt Wien Kaffee näher brachte.
Na ja, er war bei mir zu Besuch, er berichtete von den Vorzügen der Xenia und was die nicht alles besser und wie man das herausschmecken könnte und weshalb das wichtig wäre. Dann kredenzte ich meine toskanische Lieblingsbohne und er war baff. Alle zuvor angeblich für einen nach alter Väter Sitte aufgebauten Zweikreiser nicht möglichen Geschmackseindrücke fand er in der kleinen weißen Tasse gefüllt mir toskanischem Mahlgut und Brühwasser wieder.
Vor zwei Jahren gab es übrigens in Gaiole einen kleinen Espressostand und man machte dort heftigen Wirbel um das Mahlgut und die Zubereitung. Da wurde das Mahlwerk alle Nasen lang nachjustiert, die Menge des Mahlgutes genau und bis auf das Zehntelgramm abgewogen und die Brühtemperatur sowie die Durchlaufzeit für jedes Häuflein gemahlener Bohnen exakt berechnet und adjustiert. Ein echtes Schauspiel.
Wer genau hinsah, der erkannte, daß es nicht nur um die Bohne ging sondern auch um die Maschine - eine Xenia. Das war quasi der ital. Vertreter für Xenia. Der Espresso bei der lieben Marissa in der Jolly Bar oder dem anderen Café in der Fußgängerzone schmeckte auch nicht schlechter. Selbst der am Bianchi-Stand konnte mit dem Zauber-Wunder-Super-Megaaufwands-Espresso mithalten.
Mein Fazit: Es wird nix so heiß gegessen, wie es gekocht wird oder manchmal echt viel Wind um fast nix.