Ich hab mir übrigens mal vor ca. 20 Jahren relativ günstig einen gebrauchten Rahmen bei meinem Händler besorgt (Internetz war damals noch kein Thema und die große weltweite Verfügbarkeit und auch das entspr. Angebot gabs damals noch nicht). Als Träninxrahmen war er i.O., er wurde mehrmals auf- und wieder abgebaut, mit unterschiedlichen Teilen dran, übrigens mein erster Klassikeraufbau, nachdem ich mein 1992er Bianchi verkauft und der gangmäßigen Hochrüstung zum Trotz beschlossen hatte, nur noch bewährtes Material bis 6-fach zu fahren. An dem Rahmen war einiges sonderbar, was mir aber erst später auffiel, denn es waren alle passrelevanten Teile dabei (Tretlager, Steuersatz, Sattelstütze...), so dass ich mir keine Gedanken machen musste. Der Lack war übrigens ein scheußlicher Neubezug, man konnte hie und da noch die blaue Originalfarbe erahnen, die Gabel war vollverchromt und entlackt. Dass sie mal lackiert war, konnte man an Farbresten an den Ausfallern und am Gabelschaft sehen. Und an den Feilenhieben am Gabelkopf, die nicht wegpoliert wurden.
Ein paar leckere Details waren aber dran und als ich mir das Sitzrohr mal genauer ansah, bemerkte ich spiralförmige Verstärkungen. Also war der Rahmen kein Billigzeux à la Aelle, sondern wahrscheinlich SPX (Sattelstützendurchmesser 26,4 mm). Das ist für einen 55er Rahmen zwar ungewöhnlich (bei so kleinen Größen wurde ja normalerweise das dünnwandigere SLX verwendet), aber der Rahmen ist supersteif und hat sich bei Bergetappen sehr gut bewährt.
Hier mal ein paar Bilder von den Details der Ausganxlage:
Hier kann man übrigens gut sehen, wie zugekleistert die Cinelli-Muffe ist:
Der Hersteller dieses Geröhrs war mir jahrelang unbekannt, ich habe mich daher in den einschlägigen Foren informieren wollen, es kamen viele Hinweise, aber nicht der richtige. Bis voriges Jahr, als sich hier im forum zufälligerweise ejmand fand, der diesen Rahmen fast exakt identifizieren konnte. Aber es war zu spät, da war der Rahmen schon lackiert, in meiner Wunschfarbe orangemetallik, und wieder "zeitgerecht" aufgebaut. Glücklicherweise sind die Teile wirklich exakt epochengerecht. Es ist übrigens eine Gitane Professional, Bj. zwischen 1986 und 1988. Einige Details stimmen nicht so genau wir die Katalogangaben, z.B. die Eingänge der Bremszüge am Oberrohr und vor allem das Rohrmaterial.
Nunja, was soll ich sagen. Das Rad war 2010 wieder im Renneinsatz und hat sogar auch eine Etappe im Sprint gewonnen. Jetzt sieht es so aus:
Die O-Gabel liegt noch als Reserve im Regal, hier ist eine Cinelli verbaut, die früher in einem anderen (mittlwerweile verschrotteten) Rad als Ersatzgabel drin war.
Obwohl mir das Rad 2 cm zu klein ist, ist es eines derer, die ich am liebsten bewege. Obwohl der Rahmen etwas schwer, aber dafür schöin steif ist, wiegt das Komplettrad nur 9,5 kg.