AW: Team PEST
Wieder einmal ein Lebenszeichen:
Der heutige Sonntag war wieder ein (etwas ungeplanter) WP Tag. Freitag in der Disco und Samstag auf einem Geburtstag gewesen. jeweils nach 3:00h ins Bett. Außerdem heute wieder um 13h Probe meines Männerballetts. Kaum Zeit zum Radeln...
Eigentlich.
9:30h: Onkel Hotte steht, wie immer, als erster auf und macht Frühstück für die Family. Das Auto haben wir im Nachbarort bei der Geb. Feier stehen lassen und sind mit dem Taxi heim. Spontane Idee nach dem Frühstück: Trotz Regen und Wind mit Schrotti die 44 km Runde über Bergshausen fahren. Schrotti da lassen, Auto mit heimbringen. 13h ist eh Probe in Berghausen. Schwester & Ich fahren da eh mit dem Auto hin, dann nehme ich nach der Probe auch wieder Schrotti mit heim.
Mein Plan wird abrupt, noch nicht einmal 1 km von daheim, durchkreuzt. Schrotti´s Schaltzug reißt. Ok, war klar, dass das irgendwann kommen musste. Diese Zugverlegung durch ein Lochblech am Rahmen als Widerlager, macht vor allem eines: Scheuern. Ok, also den Dorfberg auf 46-14 hoch und wieder heim. Ich verbaue grundsätzlich keine Neuteile in Schrotti, sondern nur noch altbrauchbare Teile aus Miss B, Keule und M, die dafür Neuteile erhalten. Durch diesen Umstand ist Schrotti wohl auch der einzige alte Arbeitsesel mit einer Dura Ace 7701 9x Kette, vollvernickelt. Die auf Miss B 4100 km bis zum Maß von 120,25 mm auf 6 Glieder gefahrene... Auch die
Schwalbe Marathon 28 mm stammen von Keule, die als Ersatz Marathon Racer 30 mm erhielt.
Heute gab es den Umwerferschaltzug von Keule, aus dem schon ein Draht ausgerissen war. So läuft Schrotti praktisch gratis und Miss B und Keule erhalten immer besseres Material.
Noch mal
WD 40 durch die Schalthülle jagen, Schaltzug rein. Läuft. Und zwar mit Sahne... Keule bekommt dafür den neuen Schaltzug mit speziellem
Shimano Schaltzugfett garniert verabreicht. Zeit hat das gekostet. Also wird es nichts mit der 44 km Runde. 14 km statt 5 durch die Verlängerung über das Kraftwerk und Dennhausen müssen reichen. Schrotti parken, mit dem Auto heim. Kurz darauf zurück und 2 Std. proben.
Um 15h verabschiede ich mich. Schwester fährt das Auto heim, ich wieder Schrotti, der brav vor der Tür gewartet hat. Es regnet leicht, der Wind hat aufgefrischt. 15:05h, es ist doch erst in 1,5 Std. dunkel... Also Niesterunde dranhängen. Schrotti mag seinen neuen alten Schaltzug. Da flutscht alles, was muss das alte Ding ausgelutscht gewesen sein. Der immer stärkere Südwind treibt uns auf 46-16 mit gefühlten 30-35 km/h voran. Das Niestetal herauf läuft es auch noch gut. Nieste, nördlicher Wendepunkt. Die gut 1 km lange Steigung (von 260 auf 310 m ü. N.N) über freies Feld hinauf zum Sensenstein genau gegen den Wind lässt mich Ungemütliches ahnen, doch Schrotti weis es besser und zieht souverän auf 46-24 durch. Die Abfahrt nach Kaufungen ist echte Arbeit: Kleine Tropfen stechen wie Nadeln in meine Augen, so dass ich den Kopf schräg nach rechts drehe. Auf 4-6 % Gefälle treten müssen, um durch den Wind nicht stehen zu bleiben hat auch was. Überrascht schaue ich daheim auf die Uhr: für 13 km stürmischen Gegenwind ab Nieste doch nur 34 min gebraucht. Brav Schrotti!
46 km gefahren. 2 Std. Reicht für heute. Ruhiger WE Ausklang mit Tatort für den Resttag.
19:05 h. Telefon. Bekannte fragt: „Bist du spontan?“ „Ja, ne, was ist denn?“ „Komm ins MT, The Bosshoss Konzert, ich habe eine Karte übrig.“ „Was kostet mich der Spass und wann?“ „Nichts, verfällt sonst eh, komm gleich und ruf mich noch mal an wenn du da bist, ich hol dich dann rein!“ Gedanklich sitze ich schon im Auto. Ich verabschiede mich kurz bei den Eltern. „Du willst da jetzt mit dem Rad hin?“, fragt Mutter. Ich fasse das so auf: Sprit ist teuer, stimmt auch, es ist WP, wozu hast du Schrotti? Ohne ein Wort gehe ich in meine Wohnung, hole die IXON von Keule und aus der Garage noch deren Rücklicht. Ich klemme mir das Rücklicht an den Hosenbund, die IXON auf den Lenker. Die löchrige Jeans krempele ich hoch, wie immer. Du fährst auf ein Rock Konzert, da ist das erlaubt.
Es eilt. Schrotti gibt alles. Leergefegte Strassen, es beginnt wieder zu Regnen, immer stärker. An der ersten Ampelkreuzung nach 7 km in der Stadt schüttet es. Ich schaue nach links: das Auto kennst du. Es ist der Kumpel eines meiner Kumpels. Onkel Hotte studiert noch Maschinenbau (zwar recht erfolgreich), aber er ist halt schon Pilot. Weißer 120d BMW, mit Freundin unterwegs. Onkel Hotte mit Schrotti, dafür ohne Freundin und überhaupt „leicht“ atze. Also mal nicht rüberwinken, für WP haben Außenstehende eh keinen Respekt/Verständnis. Lieber satten Ampelstart hinlegen und zusehen, dass du weiterkommst. Je mehr es regnet, desto schneller läuft Schrotti. 11 km in 24 min Wo andere Leute erschaudern, sind dies für mich Momente auf dem Rad, die mir einfach nur Spass machen. Man muss einfach nur stolz darauf sein, bekloppt zu sein.
Angekommen im MT. „Regnet es draußen?“, werde ich gefragt. „Es nieselt ein wenig.“, antworte ich. „Du siehst aus, als wärst du mit dem Rad da.“ „Ich bin es.“ Die Gesichter werden lang. „Du bist ja klatschnass.“ War ich nicht: „Wenn ich mal klatschnass bin, dann komme ich mal bei dir daheim vorbei und dann weißt du was klatschnass heißt!“ „Bei mir in der Wohnung sind nur die Frauen klatschnass!“ „Irgendwer muss es ja machen…“ Meine Bekannte: „So langsam habe ich ja mit dir gerechnet. Ich dachte ja mit dem Auto, ja, jetzt, doch, aber mit dem Fahrrad!“ „Gelernt ist gelernt.“
The Bosshoss Konzert läuft wunderbar und Onkel Hotte und Schrotti kommen sogar ohne Regen heim. So viel Erzählung, nur für 11 Punkte oder knapp 3 Std. Radeln…