AW: Bridgestone Oldie
Hallo, auf der Suche nach 'nem Oldie für die nächste Wintersaison bin ich über ein Bridgestone RS 800 gestolpert. Fotos habe ich leider keine.(kann ich eventuell nachreichen)
Mach' das mal bitte - den Zustand und den Wert eines Rades kann man an Hand von Fotos immer besser beurteilen.
Rahmen sieht auf den ersten Blick für das Alter noch top aus (Farbe ist allerdings gewöhnungsbedürftig - ist so ein Braunton).
Vermutlich ist es dieses seltsame Rubinrot, das mein RS 800 ebenfalls hat - sieht bei jedem Lichteinfall anders aus, und manchmal eben auch braun...
Leider ist dieser Metalliclack relativ kratz- und schlagempfindlich - nicht optimal für ein Gebrauchsrad. Ich habe aber einen passenden Nadellack (mit Goldflitter drin
) zum Ausbessern gefunden ...
Die Anbauteile sind im Großen und Ganzen noch original. Verbaut ist eine
shimano golden arrow (ist wohl ein 105 Vorgänger - korrigiert mich, wenn ich falsch liege) 5- oder 6-fach.
Die "Golden Arrow" ist an diesem Rad richtig, wobei die 'Bridgestone'-gelabelten
Bremsen von Dia Compe stammen, wie vermutlich auch die Bremsgriffe (meine waren nicht mehr original; jetzt habe ich Weinmann dran), und die Kurbelgarnitur ist von SR (Sakae Ringyo) - meine Kettenblätter waren verschlissen, deswegen ist da jetzt auch eine "Golden Arrow"-Kurbelgarnitur dran
Bridgestone stand eigentlich früher immer mehr auf der "Nicht-
Shimano-Seite" und hat seine Räder mit SunTour, Dia Compe, SR etc. ausgestattet, aber um 1985 (Baujahr meines Rades) scheint sich das dann schon geändert zu haben. Die "Golden Arrow" ist tatsächlich der Vorläufer der 105er (Bj. 1984-86) und eine qualitativ schon sehr gute Gruppe - die Unterschiede zur 600er "Arabesque" liegen nur im Design (ich hab' beide und find die "Golden Arrow" schöner ...). Die "Golden Arrow" ist aus meiner Sicht auch heute noch voll "alltagstauglich", wenn man mit Friktionschaltern ungehen kann/will. Das RS 800 hatte schon 6 Zahnkränze - Uniglide, inzwischen etwas schwerer zu bekommen und meistens nicht mehr ganz billig - da lohnt sich der Umbau entweder auf eine zeitgenössische 6-fach-Schraubkranz-Nabe, oder besser noch auf eine 7-fach-Kassettennabe (für die Du dann aber vermutlich den Hinterbau um ein paar Millimeter aufweiten müßtest).
Dabei sind ein paar 08/15 Chromfelgen. Ob die ursprünglich dazu gehörten, weiß ich nicht - jedenfalls sind selbige ziemlich runter.
Nein, Chromfelgen gehören nicht an dieses Rad, da sind original Araya-Alufelgen verbaut gewesen, mit
Shimano-Naben (die mit den grauen Abschlußkappen, die im Alter bräunlich werden ...) und mit Chromspeichen.
Gesetzt der Fall die
Felgen müßten neu, zuzüglich eines passenden Schaltwerks, vielleicht neue Züge, neue Mäntel - lohnt die Angelegenheit trotzdem?
Die
Felgen bzw. die kompletten Laufräder müssen sicherlich neu, ebenso die Züge, die Kette und die Mäntel, das kannst Du schon mal fest "einplanen". Passende Räder gibt es gebraucht (manchmal hängt noch ein Fahrrad dran ...
) für 50-80 Euro (natürlich auch billiger oder teuer, aber ich denke, dass Du für dieses Geld ohne allzu langes Suchen etwas Brauchbares bekommen solltest),
Reifen kosten Dich vielleicht 30 Euro, der Kleinkram vielleicht noch mal +/-40 Euro. Für 50 Euro machst Du aus meiner Sicht (so weit man das ohne Fotos sagen kann ...) nichts falsch; mit etwas Glück könnte man ein entsprechendes komplettes Rad für 100-150 Euro in der Bucht bekommen, allerdings stünden dann vermutlich auch noch mal "Investitionen" an. Ein RS 800 mit RH 69 wäre vor etwa einem halben Jahr für 200 Euro "Sofort kaufen"-Preis zu haben gewesen, angeblich komplett überholt (was aber anhand des kleinen Auktionsfotos wirklich nicht zu prüfen war ...
) - das fand ich einen angemessenen Preis, jedenfalls, wenn man dann wirklich erst einmal kein weiteres Geld hätte investieren müssen.
Bekommt man noch passende Schaltwerke in erschwinglichem Rahmen (in der Bucht ist zur Zeit nix)?
Das Schaltwerk kann natürlich "von ... bis" kosten; wenn es wieder ein "Golden Arrow" sein soll, bist Du meiner Meinung nach bei ibäh mit maximal 25 Euro dabei - wenn Du bei einem Fahrradhändler in der Grabbelkiste eines findest, bekommst Du es eventuell auch für 5 Euro oder gleich ganz geschenkt. Ich stell' mal ein Bild meines Schaltwerks ein, damit Du weißt, wonach Du suchen mußt
(Sollte ich vielleicht hier in den Gesuchethread setzen)
Das ist auch eine gute Idee - hier sind bestimmt Leute unterwegs, in deren "Fundus" so etwas schlummert ... "Golden Arrow"-Schaltwerke sind eigentlich noch ganz gut zu bekommen, die waren damals nicht selten. Eventuell wird auch bei mir demnächst ein gut erhaltenes Exemplar "frei".
Was ist allgemein zu dem Bridgestone Rad zu sagen. War/ist das was Nettes oder eher die damalige "Baumarktkategorie" - es sollte dann als Winterrad schon einiges aushalten.
Bridgestone war schon in den 1970er Jahren der größte japanische Fahrradhersteller (wenn ich mich nicht irre, haben die 6 Millionen Fahrräder im Jahr hergestellt), nur dass man das hier nicht so richtig mitbekommen hat - der Import begann erst 1980. Bridgestone hat damals tatsächlich sehr gute Räder gebaut und war damals sehr innovativ (sie haben z.B. das automatisierte Lötverfahren zur Praxisreife gebracht). Nach Deutschland haben sie immer nur die höherwertigen Modelle importiert. Das RS 800 war damals in Deutschland im Vergleich wohl "gehobene Mittelklasse", wie Du an der (prä-)105er Ausstattung erkennen kannst. Der Rahmen ist aus Chrom-Molybdän-Rohren hergestellt (Du müßtest eigentlich "CroMo 4130"-Aufkleber auf Rahmen und Gabel finden - 4130 ist eine amerikanische Bezeichnung für eine ursprünglich im Flugzeugbau verwendete CroMo-Legierung), also nicht unbedingt leicht, aber sehr stabil und relativ rostresistent, ideal für den Alltagsgebrauch (CroMo rostet langsamer als die höherwertigen dünnwandigen Rohrsätze; eine Innenkonservierung mit Wachs wäre für ein Winterrad trotzdem zu empfehlen); die Rohre sind "straight gauge", also nicht konifiziert, was wiederum nur ein "Gewichtsthema" ist. Die teureren RS-Modelle (mit "abnehmenden" Hunderter-Nummern) hatten dann konifizierte Rohre - ich habe aber bisher noch keines dieser höherwertigen Räder aus der Zeit 1985/86 gesehen. Die RS 800 gab es vor allem auch in großen Rahmenhöhen - bisher kenne ich nur rubinrote Exemplare in RH 69
Oder ist soetwas aufgrund des Alters und potentiell angespannter Ersatzteillage für den Alltag gar nicht praktikabel?
Doch, so ein Rad ist voll alltagstauglich, wenn man bereit ist, mit Unterrohr-Friktionsschaltern umzugehen - an einem Winterrad finde ich das nicht unbedingt optimal, denn auf glattem oder etwas "zweifelhaftem" (z.B. Rollsplitt) Untergrund "verkneift" man sich das Schalten dann manchmal doch und tritt lieber "zu dick" weiter ... Lenkerschalter sind da schon erheblich praktischer. Ansonsten ist so ein Rad schon auch heute noch brauchbar - Du solltest eventuell das Tretlager gegen ein wartungsfreies Patronenlager (ich nehme da gerne Kinex) tauschen, Räder mit Edelstahlspeichen verwenden und das Rad natürlich relativ regelmäßig säubern und pflegen (aber das empfiehlt sich bei einem modernen Fahrrad im Winter genauso), dann geht das schon
Und es macht viel Spaß, die Alu- und Carbonfraktion damit zu ärgern ...