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Eigenbau: Ein Rahmen für meinen Vater

Bis mitte der 80ziger konnten wir noch über den Einkauf der Firma Reynolds 531 Rohre kaufen
Vom Einkauf gabs ne Rechnung die in der Buchhaltung beglichen wurde
 

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Re: Eigenbau: Ein Rahmen für meinen Vater
Mir gefallen die Front-/Gepäckträger sehr gut. Sie haben eine schöne Formgebung, die Ausführung ist mehr als gelungen. Gratulation und danke für diesen wunderbaren Faden. Deinem Vater wünsche ich viel Freude mit diesem Gesamtkunstwerk.
Die Rohre sind übrigens aus rostfreiem Duplexstahl 1.4462, laut Georg Blaschke entsprechend dem alten Columbus Metax. Sie behalten auch völlig durchgeglüht ihre Stabilität, sollen aber laut Datenblatt nicht zwischen 700 und 980 °C verarbeitet werden - also mit hochprozentigem Silberlot (und Glück) oder geschweißt. Die Zugfestigkeit liegt auf dem Niveau von 25CrMo4.
Duplex ist ein sehr moderner Werkstoff (korrosionsbeständiger und gleichzeitig hochfester Stahl). Dafür muss man beim Erwärmen den besagten Temperaturbereich tatsächlich meiden, sonst führt dies zur Sigma-Phase (eine intermetallische Versprödung). Nachzulesen z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Sigma-Phase
 
Nachdem das Rad nochmal für ein paar Tage bei mir war, hat es jetzt auch endlich Licht! Aber das konnte ich natürlich nicht einfach nur aus käuflichen Teilen zusammenstellen...
Zuerst einmal stand im Anforderungskatalog, dass die Beleuchtung von einem Dynamo gespeist werden soll: Kann man nicht zuhause vergessen und ist auch nicht "leer", wenn man dann wirklich mal Licht braucht.
Dann sollte sie ordentlich hell sein, vor allem auch bei niedriger Geschwindigkeit. Ich bin der Meinung, dass man gerade bei minimaler Geschwindigkeit oft maximales Licht braucht, weil ich mich dann meistens in stockfinsterer Nacht auf irgendwelchen Zickzackpfaden befinde, bzw. an steilen Anstiegen nicht auf Standlicht zurückfallen oder gar komplett um die Sichtbarkeit bangen möchte. Gemessen an solchen realistischen Situationen sollte die Beleuchtung notfalls auch ganz ohne Dynamo für ca. 15 - 20 Minuten ordentliches "Fahrlicht" bieten. Die ganze Lichtanlage wird vermutlich zwar nicht oft benutzt, sollte dann aber wenigstens wirklich gut sein. Der Dynamo sollte abschaltbar sein, leichtlaufend und leichtgewichtig, möglichst auch schön anzusehen.
Das führte schonmal zwingend zur Kombination des dreipoligen Drehstrom-Velogical mit einem darauf ausgelegten Forumslader:
http://www.velogical-engineering.com/velo-grid---fahrrad-bordstromsystem
http://www.forumslader.de/forumslader-fuer-velogical/
Der Scheinwerfer ist ein normaler iQ-X, umgebaut auf 12 V mit einer Platine vom Macher des Forumsladers:
http://www.forumslader.de/automatiklader/erweiterungen/iq-x-fuer-forumslader/

So weit, so gut - wären da nicht folgende weiteren Bedingungen gewesen:
  • der Ahead-Forumslader passt nicht in den 1"-Gabelschaft
  • Lader und Akkus im Sitzrohr sind zwar eine schöne Idee, aber noch mehr meterlage Kabel wollte ich dann doch nicht im Rahmen haben
  • irgendwie fand ich die Idee scharf, die komplette 12-V-Frontleuchteneinheit abnehmbar zu machen, um bei nächtlichen Reifenpannen oder zum Zeltaufbauen eine ordentliche Lampe zu haben
Anfangs hatte ich ja überlegt, die Ladereinheit in ein schlankes Festplattengehäuse zu bauen, das gleichzeitig die Grundplatte des Frontträgers ist. Der Träger hätte dann also nur drei kurze Streben zum Verschrauben am Gehäuse, und einen Scheinwerferhalter; das Gehäusegewicht würde gewissermaßen im Trägergewicht aufgehen und der Träger damit kaum schwerer werden. Sicher eine schöne Lösung für ein anderes Rad.
Für die abnehmbare Leuchteneinheit hätte ich ebenfalls ein eckiges oder ovales Gehäuse verwendet und eher auf eine dezente Optik am Rad gesetzt, als auf eine echte Taschenlampe - hätte nicht @ignatz beim gemeinsamen Abendessen dieses Bild ins Spiel gebracht:

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Danach waren wir alle dermaßen aus dem Häuschen, dass ich noch Tage später breit grinsen musste: DAS in modern ist doch eigentlich DIE Idee, oder?

Gesagt, getan.
 
Der iQ-X neben einem 32-mm-Alurohr von mindestens 20 cm Länge, das Rohr am Halter einer Lupine:



Die neue Platine: Kabel auf der falschen Seite angelötet, um sie hinten statt unten aus dem Gehäuse führen zu können.
Hier noch nicht zu sehen: Zwei weitere Kabel für einen "Ferntaster", der den Hauptschalter komplett ersetzt. Jens During hat bei der Entwicklung der Platine wirklich an alles gedacht!



Der Deckel des Scheinwerfers am Rohr angelötet:



Ja, auch Alu kann man hartlöten! Die Temperatur ist dabei aber nah am Schmelzpunkt der Bauteile und man muss wirklich lang und viel Hitze einleiten, ich hatte also durchaus Angstschweiß auf der Stirn wegen des womöglich dahinschmelzenden Deckels. Sieht aber nach dem Schleifen ganz manierlich aus.

Die Einzelteile der Leuchte, noch ohne den Unterbau des Schalters:



Für die Kabeldurchführung modifizierter Tune-Expander "Gum-Gum" mit wunderbar geringer Bauhöhe, die Hartgummischeibe als Positionierhilfe direkt an die Aheadplatine geklebt. Reduzierhülse, um das 32er Rohr mit der 1/1/8"-Aheadkappe zusammenzubringen, die dann fast bündig abschließt (Hülse wird noch mit dem Gehäuse verklebt). Flacher Abschlussdeckel mit Senkkopfschraube, damit die Lampe darauf ggf. stehen kann - die Schraube selbst ist natürlich noch verbesserungswürdig. Der Absatz am Deckel dient zur exakten Ausrichtung, muss aber Platz lassen für die USB-Ladebuchse.



Ein winziges Loch in der Platine zum Druckausgleich, den der Lader unbedingt haben soll. Das Gehäuse ist sonst vollkommen dicht.



Der Lampenkopf am Gehäuse - sieht aus, als wäre es so gedacht gewesen:





Die Anschlusstecker für Dynamo und Rücklicht, der Kabelaustritt wird noch mit Silikon abgedichtet:



Ich hatte erst noch vor, den Steckern einen Halter zu bauen, der sie ganz nah parallel zum Gehäuse führt, fand die freie Beweglichkeit dann aber sinnvoller.
 
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Das komplette Gerät hat stattliche Maglite-Ausmaße und ist mit ca. 340 g auch kein ausgesprochenes Leichtgewicht, macht aber Eindruck:







Der Schalter musste leider einen dicken, knubbeligen Unterbau bekommen, weil er sonst zu weit ins Gehäuse geragt hätte. Leider findet die blaue Rückwandbeleuchtung der Scheinwerferplatine nicht ihren Weg durch das volle Gehäuse und die Reihe winziger Löcher in den Plexiglasknubbel, obwohl man sie bei abgenommenem Aheadring recht deutlich im Gehäuse funkeln sieht.
Die Montage des Schalterkabels hatte ihren ganz eigenen Reiz, weil es sich ja nicht zusammen mit dem Scheinwerfer und dem restlichen Lader frei im Gehäuse drehen kann, wenn man den Scheinwerfer einschraubt... Beim nächsten Mal kommt der Schalter also woanders hin, z.B. auf den Aheadring. Weitere Schalter irgendwo am Rad lassen sich übrigens einfach in Reihe schalten, wenn man sie haben möchte.

USB-Buchse nach unten, damit darin kein Wasser stehen bleibt; Verkabelung auf kürzestem Weg:



Der Generator: Genauso leise, wie die zweipoligen Modelle, nicht spürbar schwerer laufend, liefert aber bei höherem Tempo über 20 Watt.
Der Halter samt Feder wurde von Velogical wirklich deutlich verbessert: Wesentlich höhere Federkraft/steifere Feder, spielfreie Führung der Feder im Röhrchen, Klemmverbindung stabiler.





Trotzdem habe ich das Teil etwas verändert: den "Auslöser" mit einer Speiche verlängert und ein kleines Blechstück hinten an den Halter geklebt, damit man den verlängerten Auslöser nicht versehentlich in die Speichen klappen kann (deshalb ist der originale ja so kurz).



Kabelführung mit kleinen Kabelbindern an den extra angelöteten Ösen:





Und der fertige Trümmer am (fast) fertigen Rad - ziemlich fett, aber auf jeden Fall für staunende Blicke und viele Fragen gut.

 
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Der Lupinenhalter ist mit dem Gewicht der Lampe etwas überfordert und neigt zum Schwingen, ich werde also einen zweiten direkt dahintersetzen oder ihn mit zwei passend zurechtgesägten Aluplatten versteifen. Der zierliche Träger schwingt dagegen kaum.
Das Lampengehäuse könnte auch ein Kohlefaserrohr sein. Zusammen mit einem Kohlefaser-Abschlussdeckel wäre die Lampe dann ca. 80 g leichter: 260 g wären schon eher eine Ansage.
Beim nächsten Mal würde ich vermutlich aber doch ein kompaktes, ovales oder eckiges Gehäuse nehmen (Akkus dann neben dem Lader, Gehäuseabmessungen ca. 100 x 50 x 30 mm) und den Scheinwerfer daran schwenkbar mit seiner normalen Schrauböse befestigen. Der Schweinwerfer würde seinen normalen Schalter behalten, der zusätzliche Fernschalter könnte direkt am Lenker sitzen. Die gesamte Einheit wäre ebenfalls abnehmbar, die Taschenlampenoptik stünde aber nicht im Vordergrund.

Der Scheinwerfer hat zwei Stufen: Normalmodus mit ca. 3 W (programmierbar) und Vollgas mit 9 W, was schon ganz ordentlich ist. Unter die 3 W fällt er auch bei leeren Akkus nie, solange der Dynamo mitläuft. Ohne Verbraucher sind die Akkus bei einer Reisegeschwindigkeit von ca. 25 km/h in ca. einer halben Stunde geladen; mit voller Beleuchtung müsste man für einen dauerhaften Überschuss aber schon wirklich flott fahren, um inklusive Rücklicht ca. 10 - 11 W zu liefern. Bei ca. 30 km/h müsste das hinkommen.
Das Rücklicht kann ein ganz normales 6-V-Teil sein, der Scheinwerferausgang ist entsprechend ausgelegt. Zum Rücklicht selbst sage ich bei nächster Gelegenheit noch was.

Als Taschenlampe hat der Forumslader aber einen systembedingten Nachteil: Er meldet sich nach drei Minuten Inaktivität ab, um durch die eigene Elektronik keinen Strom zu vergeuden. Sind Dynamo und/oder Licht also länger als drei Minuten aus, geht die Lampe auch nicht mehr allein mit dem Schalter an: Man muss sie also am besten brennend vom Kabel trennen. Weil der Lader aber sowieso schon verschiedene Schaltimpulse und -folgen erkennt, lässt sich sicher noch ein kleines Programm unterbringen für "Lader dauerhaft an". Ich frage mal direkt nach, wie das aussehen könnte.
 
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Das mit der Taschenlampe ist ein interessanter Ansatz. Gefällt mir.
Bei Gedankenspielen rund um den Velogical hatte ich mal ganz andere Ideen. Ich glaube, wir sollten uns mal zu einem Kolloquium Fahrradbeluchtung zusammensetzen. Da ist sicher noch einiges an Potenzial drin.
 
Na los, lass hören! Immer gern!
Ist ja schon fertig und würde bei Dir auch nicht passen, weil Dein Träger nicht breit genug ist.
Hab ich bei den Japanern vor geraumer Zeit gefunden:
img_4.jpg


Ist / war eigentlich für die Montage von Batterielampen an der Vorderradachse gedacht.
Gab es auch für Schnellspanner.

img_2.jpg


So was in der Art schwebte mir als Flügelmutter oder -schraubenschnellmontage am Frontträger vor.
 
Ah! Ein schöner, ausreichend steifer Halter, nicht übel!
 
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