CAD? Das würde auf meinem "halbveralteten" Mac nicht laufen und ich könnte es auch nicht bedienen.
Die Bögen werden von den Rohrbiegern vorgegeben (Tischgerät und Handgerät), bzw. von zufällig anwesenden Hilfsmitteln wie einer Orangenpresse, wenn keine passende Rolle zur Hand ist (untere Röhrchen der Frontträgers).
Alles andere ergibt sich aus dem Rahmen selbst, der vorderen Bremse, den Schutzblechen, den Taschen/der Schuhgröße (bzw. vorn dem Vergleich mit anderen Konstruktionen von der Länge her) und einer guten Portion Augenmaß.
Zuerst habe ich die oberen Bögen gebaut. Die Befestigungsaugen (Rosetten aus dem Holzbau, leider nicht rostfrei) habe ich mit einem Rohrstück auf den passenden Abstand gebracht, wie ich es sonst bei Gepäckträgerösen mit einer Gewindestange mache, weil ich ja nicht am Rahmen löten konnte. Da kam es sehr gelegen, dass die dünneren Röhrchen den perfekten Innendurchmesser für M5-Gewinde haben.
Wenn die Enden des Bogens genau aufs richtige Maß geschliffen wurden (Dremel mit zufällig exakt passenden Schleifkappen!), kommen die Augen samt Hilfsverbindung dort automatisch in die richtige Position und werden lose aufliegend angelötet. Beim vorderen Unterteil war das bei der hinteren Buchse etwas fummelig und musste schrittweise angepasst werden; Buchse am Rahmen, Unterteil mit Holzklötzchen und Wasserwaage über dem Vorderrad. Die Augen bekommen kleine Bohrungen zu den Rohren hin, damit die heiße Luft entweichen und das Flussmittel später ausgespült werden kann.
Wenn die Basisbögen stimmen, ergibt sich der Rest eigentlich von selbst. Der Form des hinteren Trägers ging allerdings eine kurze Diskussion mit
@ta22os voraus, und wir haben jetzt eine ganze Sammlung möglicher und mehr oder weniger sinnvoller Lösungen.
Die Verbindungen in einiger Entfernung zum Lack habe ich tatsächlich am Rahmen gelötet (und in meinem Arbeitszimmer, weil das ganz einfach ist und keinen Dreck macht). Für die unteren Augen der vorderen Trägers gab es wieder eine kleine Hilfskonstruktion aus einem stabilen Blech und etwas Bindedraht; am hinteren Träger reichte unten wieder ein Distanzrohr. Beide Träger passen spannungsfrei an den Rahmen, was mich etwas überrascht hat. Ich merke schon: Ich hätte mehr Fotos vom bauen machen sollen...
Die Rohre sind übrigens aus rostfreiem Duplexstahl 1.4462, laut Georg Blaschke entsprechend dem alten Columbus Metax. Sie behalten auch völlig durchgeglüht ihre Stabilität, sollen aber laut Datenblatt nicht zwischen 700 und 980 °C verarbeitet werden - also mit hochprozentigem Silberlot (und Glück) oder geschweißt. Die Zugfestigkeit liegt auf dem Niveau von 25CrMo4.
Der vordere Träger besteht aus Rohren mit 6,35 x 0,89 mm, beim hinteren sind es 8 x 1.
Der einizige Lieferant auf deutschem bzw. europäischem Boden, der diese Bezeichnung verdient und obendrein auch Kleinkunden freundlich und zu nachvollziehbaren Preisen bedient, ist MST in Ratingen:
https://www.mst-edelstahlrohr.de/de/
Bei mittlerweile über 50 anderen Lieferanten und sogenannten "Herstellern" (= China-Importeuren mit klingenden Namen) gab es entweder hilfloses Schulterzucken, oder das Schweigen im Walde, oder Preisvorstellungen vom 4- bis zum 38-fachen (!). Offenbar haben einige große Hersteller und Verfahrensentwickler ihr Know-How und ihre Maschinen längst aufgegeben und kaufen die Rohre in China oder Indien, wobei der Stahl selbst aber europäisch sein kann und die fertigen Rohre auch schonmal über die USA und England wieder nach Deutschland kommen. Dreimal Zoll, viermal Transportkosten, bis zu fünf Mal Handelsspanne, gewürzt mit etwas Gier - ich kam mir da bei manchen Anbietern ehrlich gesagt verarscht vor. Ganz abgesehen davon, dass man die höherfesten, nicht rostfreien Standardqualitäten in Deutschland garnicht mehr bekommt.
Und wer heute noch glaubt, dass Columbus ein Rohrhersteller ist (oder jemals war), dem sei ein Blick auf diese Seite hier empfohlen:
http://www.trafiltubi.com/it/
Auch deren Preisgestaltung spricht übrigens dafür, dass sie in Wahrheit Importeure sind.