Das mit dem
verbrannten Flussmittel an sehr langen Überlappungen passiert mir leider auch noch, z.B. an Verstärkungshülsen für Sitzrohre, mit denen dann muffenlos weitergearbeitet wird. Mittlerweile glaube ich, dass mir dabei eine möglichst große, aber nicht zu heiße Flamme eher hilft, also größere Spitze und mehr Abstand oder ersatzweiße einfach nur mehr Abstand und mehr Zeit. Eine richtige "Brause" würde ich da gern mal ausprobieren. Da tickt und arbeitet aber auch jeder anders.
Ansonsten bin ich auch ein großer Fan des
schwarzen Harris-Flussmittels "Stay Silv black". Das schließt sich zwar eher nicht so schön zu einer durchgehenden, glasigen Kruste um den kompletten Lötbereich (wie auf diversen Fotos im Netz), hält dafür aber wirklich einiges an Temperatur und Arbeitszeit aus und zeigt die richtige Temperatur wunderbar an, wenn es breitläuft und durchsichtig wird. Wenn man flott arbeitet, geht damit sogar Neusilber bzw. Messing. Also ein Flussmittel für alles.
Der offizielle Nachfolger in Deutschland ist Harris Eco Smart schwarz, bei dem ich aber eine unangenehme Eigenschaft beobachtet habe: Bei Erreichen der Zieltemperatur "schäumt" es irgendwie auf und es kann passieren, dass man die Ränder dieser Bläschen auf der Lotoberfläche sieht. Nicht so schön, wenn es außerhalb der Fahrradwelt ohne Lack und Nachbearbeitung später genau auf diese Stellen ankommt. Ansonsten tut es mehr oder weniger das gleiche und funktioniert auch bei höheren Temperaturen.
Auch sehr gut fand ich das graue Flussmittel von Cycle Design USA, Stainless light.
Beim
ausgetretenen Lot sehe ich das genauso: Lieber mal was wegfeilen, als hoffen und beten. Wenn möglich, drehe ich die Teile beim Löten so, dass die Lottropfen später nicht stören oder der Bereich sowieso weggeschliffen wird, z.B. an der Sitzmuffe oder am Gabelkopf mit der Öffnung nach unten.
Wenn es ganz übel gelaufen ist, kannst Du einen richtig fetten Lotklecks auch nochmal heißmachen und ein Stück Bowdenzug mit Flussmittel dranhalten, das ihn aufsaugt.
Doof wird es meistens bei Verbindungen, an die später nochmal was drankommt, z.B. die Sitzmuffe mit den seitlichen Sitzstreben. Da hat man wirklich ausnahmsweise mal einen scharfen Rand hinbekommen, und dann sabbert es genau dort wieder raus.
Für den Muffenrandartist von sehr großem Nutzen ist ein Satz kleine
Riffelfeilen, denen man direkt ansieht, was sie von uns wollen:
https://www.hoffmann-group.com/DE/d...lfeilen-Satz-SH-2-=-fein-(13-Stück)/p/528010-Natürlich geht das auch für weniger Geld und in Einzelteilen; such ggf. mal nach Corradi und blätter Dich dort durch die Programme oder besorg Dir für den Anfang erstmal einen Satz billige "Diamantfeilen" über
ebay.
Beim
Lötspalt war ich erstmal verunsichert von den Beschreibungen in Industriehandbüchern, z.B. von Fontargen: Demnach reicht es, die Lötstelle einfach grob zu schleifen und außer den Riefen überhaupt keinen Spalt zu haben, damit das Lot selbst nicht "tragen" muss und gewissermaßen nur die Kontaktstellen auflegiert. Das mag für Schneidplättchen auf ihren Haltern noch stimmen und umsetzbar sein, aber am Fahrradrahmen ist es eigentlich nicht zu schaffen.
Zum Glück kommt es da garnicht so sehr drauf an, weil fast alles immer irgendwie hält - da habe ich bei einigen Umbauten und Unfallrahmen auch schon gestaunt: 30 Jahre in Training und Stadtverkehr mit einem Gabelkopf, der an den Scheiden garnicht durchgehend fest war, und keiner hat's gemerkt. Der selbe Rahmen hat auch Rohre, die innerhalb der Muffen nicht aneinander stoßen. Das alles hat sein dritter Besitzer (ich) erst bei ein paar Umbauten bemerkt und ist anschließend damit trotzdem im Gelände gefahren; das Dreckding hält bis heute. Aber wenigstens den Gabelkopf hab ich nachgelötet.
Die interessantere Frage lautet also vielleicht nicht, was mit kleinen oder großen Fehlern trotzdem noch hält, sondern wie reduziert, dünnwandig und leicht man einen Rahmen theoretisch bauen könnte, der eben keinen dieser Fehler hat. Nutzlose Theorie, ich weiß.