Gestern hab ich gemerkt, was ein social network ist: meim erster Gedanke beim Erblicken dieses Buches in unserer lokalen Bücherei war: wär das was für die Stahlheinis ?
Gehört eigentlich nicht zu meinem Beuteschema, was Literatur angeht, aber ich hab es nicht bereut. Gut, es geht nicht um Rennräder/Rennen, sondern um Fahrradkuriere, aber davon hat´s hier im Forum ja auch einige (ehemalige) ? Es riecht jedenfalls genügend nach Kettenöl, um ihm eine Chance zu geben.
Der Grundplot ist das einzige, was ein bisschen gaga ist und ziemlich konstruiert: pensionierter Postler besucht zum erstenmal Sohn in Hamburg und vertritt ihn als Kurier wg. dessen frischer Unfallverletzung. Wer jetzt eine krachige durchgeknallte Phantasiehandlung erwartet, wird enttäuscht - G. sei Dank ! Wolf Schmid, der Autor, bleibt schön auf dem Teppich. Es ist flott, aber nie anbiedernd cool geschrieben, mit stimmigen Dialogen und gut gelungenen nachdenklichen Passagen - und es hat Witz. Ich musste an die üblichen Verdächtigen - Sven Regener, Heinz Strunk, ja sogar Wolfgang Herrndorf (wg. der lebensbejahenden Grundstimmung, s. "tschick") - denken, auch Pedalpilot Doppel-Zwo spielt in einem leicht subversiven Milieu und der Autor kennt sich dort bestens aus, er war selbst Fahrradkurier - in Hamburg, wo es spielt. Es ist ebenfalls eine Hommage an die "schönste Stadt der Welt"(S.89) - äh, naja ...- und ihr schlechtes Wetter. Angehängt ist so eine Art alternativer Stadtrundgang mit den Augen eines Kuriers. Also all in all: wärmste Empfehlung !
Übrigens auch deshalb, weil es das ERSTE Buch des Leipziger Liesmich-Verlags ist. Ich wünsche dem Unternehmen reichlich Erfolg !