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Licht am Rennrad: Die Regeln der StVZO

Ich denke es komtm schon stark darauf an, wo man unterwegs ist. In der Stadt kann ich mir schon vorstellen, dass ein durchgängig blinkendes Licht besser gesehen wird. Bei uns auf dem Land habe ich das Gefühl, blinkende Lichter deutlich eher/ schneller zu erfassen. Nachts mache ich mir lieber zwei Rücklichter dran: Eines blinkt, das andere ist im Dauermodus.
 
Moinsen

Ich bin da ganz egoistisch.

Wenn ich hier aus der City heraus will, nehme ich eine alte Bahntrasse und habe dort jeweils 2-3 etwas längere und sparsam beleuchtete Tunnel. Beobachtung: kaum jemand hat ein Rücklicht absichtlich eingeschaltet, meistens sind es E-Biker. Rennradfahrer mit Rücklicht blinken meistens. Da ist mir nur Frontlicht an lieber, weil auch dadurch erkenne ich, daß dort jemand ist, Blinklicht ist die unangenehmste Version eines Rücklichtes.
Frontbeleuchtung: 30% fährt ohne Licht, gerne auch links oder mittig. Geht mal garnicht. Dazu unbeleuchtete Inliner und Scooter. 60% blenden, rund die Hälfte davon blinkt zusätzlich.

Ich will solche Beleuchtungsaggressoren nicht, kann mir nicht vorstellen, daß es motorisierten Verkehrsteilnehmern anders geht. Zwar sehe ich den Blender, dafür aber nichts anderes mehr. Deshalb versuche ich mich an die Regeln zu halten, zumindest bei aktivem Licht. Gelingt mir auch nicht immer, aber die Leuchtmittel ohne Zulassung stelle ich dann trotzdem blendfrei und nicht blinkend ein.

Gruß
dasulf
 
Es ist mit dem "Blinken" im Prinzip wie mit allen Licht- und Schallsignalen. "Blinken" oder ein anderweitiges kurzzeitiges Signal impliziert meistens eine zeitlich und räumlich limitierte Aktion (Abbiegen, Warnungen, Gefahrenstellen). Ich denke nicht, dass sich irgendein Radfahrer von uns als Gefahr sieht oder vor sich selbst warnen möchte.
Hatte letztens auch einen Rennradfahrer beim Marathon recht lang am Anstieg vor mir mit so einem nervenden LED-Blinklichtding...am Tag. What the fuck?

Mit'm Auto fahr ich doch auch nicht mit einer blinkenen Rücklichtleuchte durch die Nacht...oder durch den Tag.
 
Hatte letztens auch einen Rennradfahrer beim Marathon recht lang am Anstieg vor mir mit so einem nervenden LED-Blinklichtding...am Tag. What the fuck?
Wenn du sehen willst wie ich das allerletzte Watt aus mir herauspresse, pack' mir so 'nen Blinker ins Sichtfeld, gibt ja nur einen Weg den aus den Augen zu bekommen...
 
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Wichtig und eine wirkliche Erleichterung ist doch, dass batteriebetriebene Beleuchtung erlaubt ist. Bezüglich der Vorschriften zur seitlichen Kenntlichmachung: Jeweils 2 Katzenaugen in die Speichen und man ist konform. Vorschriften zu Vorder-und Rücklicht sind auch klar umrissen und eben Blinklicht am Fahrrad ist verboten, mir egal, weil offensichtlich auch hier, die Einen sagen so, die Anderen so, also wurde sich gesetzestechnisch nunmal auf die Einen geeinigt. Einzig die Sache mit den Pedalreflektoren ist m.u.M. etwas ärgerlich, denn an beidseitig SPD's kann man Keine befestigen und tatsächlich meine ich, im Dunkeln sind diese Reflektoren schon sehr wichtig, damit Autofahrer den seitlichen Mindestabstand einschätzen und einhalten können. Grundsätzlich halte ich sportliches Fahrradfahren in der Dunkelheit für zu gefährlich, nicht nur wegen der Gefährdung durch andere Verkehrsteilnehmer, sondern auch, weil man selber z.b. Hindernisse und Strassenschäden möglicherweise zu spät erkennt oder weil man im Falle eines Unfalles vielleicht erst viel zu spät entdeckt wird oder man sich nicht deutlich bemerkbar machen kann (Strassengraben), eventuell auf der Strasse liegend sogar überrollt wird. Gleiches gilt für mich für das Motorradfahren bei Nacht.
Bedeutet du fährst jetzt im Herbst/Winter garnicht mehr Rennrad?
Denn es gibt Leute die nur abends nach Feierabend Zeit dazu haben. Oder es wird am Wochenende mal später, oder man will nen Brevet fahren... Machst du alles nicht? Immer nur die kleine Hausrunde tagsüber und das wars? Da kann ich ja gleich auf dem kickr bleiben 🤷‍♀️

Deswegen mach ich ja z.B. so viele flectr an mein Rad. Sind zwar nicht die "erlaubten" aber genau da wo sie sein sollen und gut gesehen werden.

Und ich werd mir nie im Leben mehr Katzenaugen in die Speichen klemmen. Damit hab ich in 25 Jahren radfahren soviel Mist erlebt. Fallen einfach mal so raus, zerbrechen bei Kälte, gehen wie gesagt verloren (ja auch wenn sie richtig sitzen) können geklaut werden, Speichen beschädigen und und und. Und natürlich sehen die endkacke aus.
Meine Flectr können ohne Fön nicht abgezogen werden, verloren gehen etc. und sehen gut aus.

Mit ner gescheiten Radbrille (Kontrastverstärkend) und ner gescheiten Lampe ggf. sogar mit Fernlicht (z.B. Lupine) sehe ich sehr gut auch im Dunkeln. Dann fahre ich halt nicht mehr 30er Schnitt, und bergab keine 50 mehr. Und wenn ich nen Unfall baue hab ich nen Garmin das den selbständig erkennt und meinen Kontakten meldet mit Position + helle, kontrastreiche und reflekteierende Kleidung. Da müsste ich schon nen Abhang im Wald runterpurzeln damit mich die Autofahrer nicht liegen sehen...

Also ich sehe kein Problem darin, abends zu fahren. Zumal einige vielleicht auch nur 1 Rad haben und sich das einerseits nicht komplett verbauen wollen andererseits auch mal abends wohin müssen/wollen.
 
Aber nun stellt dir mal vor, viele hätte blinkendes Rücklicht: Regen, Dunkelheit, Berufsverkehr und 20 Radler mit in unterschiedlichem Rhythmus und aus dem Takt blinkenden Rücklichtern vor dir. Teils auch welche ohne Blinken, teils welche mit Bremslicht.

Wäre das wirklich hilfreich? Ich habe große Zweifel.
Bremslicht ist aber nun erlaubt.
 
Ja, war auch anders gemeint, als es rüberkommt. Ich wollte nur das Chaos an verschiedenen Lichtsignalen darstellen, um gegen das Geblinke zu argumentieren.
 
Ich beobachte seit geraumer Zeit nicht nur hier, wie man das allgegenwärtige "immer mehr, immer mehr" beim Licht eben mit noch mehr Licht kontern will (auch im Kfz-Verkehr, in der Straßenbeleuchtung, ...) oder mit Blinklicht gegenhalten, wo das nicht möglich ist.

Das ist grundsätzlich erstmal verständlich und kann ja für die Einzelperson auch sinnvoll sein, aber ich frage mich gerade, welche Möglichkeiten eine interessierte Gemeinschaft hätte, diesem "immer mehr" sinnvoll und effektiv entgegenzutreten.

Wenn ich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte erstmal vom Auto aus betrachte, was als gängiger Maßstab leicht fällt, finde ich:
  • Gutes Fahrlicht bei Nacht ist viel wert, da gibt es nichts zu meckern.
    Wenn gutes Fahrlicht aber bei motorisierten Verkehrsteilnehmern längst sichergestellt ist, also mindestens Halogen, meistens aber schon Gasentladung und gelegentlich LED, wirken weitere Maßnahmen zunehmend fragwürdig:
  • Reflektierende Straßenschilder, vor allem außerorts. Ich meine - die Dinger sind meistens riesig, müssen die einem unbedingt überall so gleißend entgegenschlagen, wie es aus dem Scheinwerfer kommt? Wenn es sowieso schon viel zu viele solche Schilder gibt? Das Ergebnis ist doch nur, dass man auf einer einsamen Landstraße neben so einem Schild nicht mehr viel erkennt.
  • Reflektierende Straßenmarkierungen, gleiches Thema. Haben wir ernsthaft Probleme, außerorts die Grenzen des Fahrbahnbelags oder Sperrflächen zu erkennen? Echt jetzt? Würde da nicht der simple, weiße Strich ohne Glasperlen reichen, der das über 50 Jahre lang auch bei sehr viel schlechterem Licht getan hat? Mich würde wirklich die Unfallstatistik interessieren, wie viele Leute jährlich einfach mal so seitlich in die Büsche oder Leitplanken fahren und das bei reflektierenden Begrenzungsstreifen nicht getan hätten.
  • Tagfahrlicht. Schon vor über 20 Jahren warb der ADAC für dessen Nachrüstung - und zeigte genau in seinen Werbematerialien, was jeder normale Mensch dabei denkt: "Und die Fußgänger? Und die Radfahrer? Und die Motorradfahrer?" Abgebildet war ein Mittelklasseauto auf einer schattigen Allee, einmal mit und einmal ohne Tagfahrlicht. Auf dem zweiten Bild war eine Einmündung samt Absperrgitter/"Radlerschleuse" kaum noch zu erkennen. Tolle Idee. Ganz ehrlich: Wer am hellichten Tag mit Licht fährt, hat doch echt einen laufen - und wer tagsüber wirklich Licht braucht, kann es dann auch einfach anschalten. Zum Beispiel in einem Tunnel, oder bei Nebel.
  • Xenonlicht. Je blauer, desto besser gilt da scheinbar so sehr, dass es in den ersten Jahren einen Markt für blaugefärbte Halogenbirnchen gab, wo vorher eher das französische Gelblicht imitiert wurde, z.B. mit den Allweather-/Allseason-Birnen. Wer das wirklich mal direkt vergleichen konnte, stellte oft fest: Im gleichen Lichtstrom mit "gelblicher" Farbtemperatur erkennen viele Menschen mehr, vor allem in den weniger gut ausgeleuchteten Randbereichen. "Xenonlicht" müsste übrigens genausowenig blau sein, wie LED-Licht.
  • Kleine Lichtquellen, Projektionsscheinwerfer. BMW machte diesen Fehler schon mit dem Halogenlicht, seitdem zogen fast alle Hersteller nach: Wozu noch ein teures Streuglas, wenn man mit einer ausgefeilten Linse und einem ausgefeilten Reflektor (oder ganz ohne solchen) die gleiche Lichtstärke doch viel billiger und auf kleinerem Raum erreichen kann? Dumm nur, dass die gleiche Menge Licht aus einer kleineren Austrittsfläche von anderen Verkehrsteilnehmern deutlich störender wahrgenommen wird; sie "blendet" eben, obwohl die Scheinwerfer völlig korrekt eingestellt sind (das Thema finden wir ja auch beim Rad). Mercedes hat einige Jahre lang am Streuglas festgehalten, auch vor Xenonlampen; eine gute und richtige Entscheidung. Ausgerechnet auf den Wannenreflektor mit rückwärtsgerichtetem Emitter kam bei den Kfz-Herstellern lange niemand, da war in der Serienfertigung sogar die Radbranche schneller.
  • Adaptives Kurvenlicht. Ein mitschwenkender Abblendscheinwerfer wie beim seligen Citroen DS ist eine feine und richtige Sache, ein vom Lenkeinschlag angeschalteter Nebelscheinwerfer nicht. Das ist in jeder Hinsicht dämlich und eigentlich eine Frechheit, sowas als Innovation verkaufen zu wollen. Es nervt, es sieht einfach auch irgendwie "kaputt" aus.
  • Ambientebeleuchtung. Wer um alles in der Welt braucht farbiges Stimmungslicht in einem fahrenden Auto? Und wovon lenkt das selbstverständlich ab, na? Richtig. Dank solchem Unfug braucht man draußen dann wieder mehr Licht.
  • Unübersichtliche Autos geben der ganzen Sache dann den Rest, da hilft auch kein noch so helles Licht.

Vom angeblich mündigen Verbraucher aus braucht man sich dem ganzen Thema nicht zu nähern, das wäre hoffnungslos. Immer mehr ist halt längst auch immer geiler, und irgendwie will das ja jeder.

Interessanter wird da schon die Energie-, sprich: Umweltbilanz.
Sagen wir mal, bei einem alten Auto mit echter Glühfadenbeleuchtung werden bei Abblendlicht um die 150 Watt fällig. Realistisch nachgerechnet sind es oft eher 170, aber ach, egal. Das ist nicht viel, das ist im Vergleich zur Motorleistung und Lichtmaschinenleistung ein Witz und fällt auch beim Mehrverbrauch kaum ins Gewicht, aber aufgebracht werden muss diese Leistung eben doch. 0,15 Liter mögen das rechnerisch sein; wer mal lange Strecken nachts gefahren ist, wird vielleicht bemerkt haben, dass es bei manchen Autos mehr ist.
Im Xenon-Zeitalter bleiben davon vielleicht noch 100 Watt übrig, mit LED und Tagfahrlicht gern sehr viel weniger und der Mehrverbrauch wird kaum noch außerhalb des Toleranzbereichs zweier identischer Fahrzeuge liegen, den einzelnen Nutzer stört das also nicht.
ABER:
Wenn der nötige Zusatzaufwand für Kfz-Zwangsbeleuchtung am Tag auch nur einem Energieäquivalent von 10 ml Benzin auf 100 km entspricht und wir noch viele Jahre in der realen Welt den Verbrennungsmotor als zahlenmäßig überwiegende Antriebsform akzeptieren müssen, und wenn wir das auf eine innerdeutsche Pkw-Gesamtfahrleistung von ca. 640 Milliarden Kilometern pro Jahr umrechnen, sind es eben auch 64 Millionen Liter Benzin, die vollkommen nutzlos verfeuert werden.
Die fiese Pauschalisierung "alle Autos fahren immer mit Licht" steht dabei dem real deutlich höheren Energiebedarf der allermeisten Fahrzeuge gegenüber, die das tatsächlich tun; Tag- und Nachtkilometer müsste man natürlich noch aufdröseln. Dennoch ergibt sich da eine interessante Einsparmöglichkeit ohne echte Reue.

Die weitgehend unnötige, heute aber leider übliche "Schlossbeleuchtung" nächtlicher Ansiedlungen (öffentliche Flächen, Wege und Privathaushalte) müsste man auch mal so betrachten.
Auch da würde ich mich über eine Unfallstatistik freuen, falls es sie denn geben sollte: Kommen in hell erleuchteten Innenstädten womöglich prozentual mehr Radfahrer und Fußgänger zu Schaden, als in solchen mit sparsamerem Licht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Bedeutet du fährst jetzt im Herbst/Winter garnicht mehr Rennrad?
Doch, es gibt ja zb noch das Wochenende. Nachts fahren tue ich mir nicht an, würde mir auch bei bester Beleuchtung keinen Spass machen, weil ich immer auch noch was von der Natur und der Umgebung geniessen möchte (wohne auf dem Land). Ist aber auch nur ein Nebengedanke, grundsätzlich meine ich nur, dass blinkende Lichter am Fahrrad nicht STVO-Konform sind, betrübt mich nicht, wenn, dann finde ich Dauerbeleuchtung in jedem Fall sinnvoller. Da ich selber nur tagsüber unterwegs bin, habe ich weder an meinem Rennrad noch an meinem Mountainbike Licht (Schande über mich), für das MB werde ich mir aber noch wieder mal Lampen anschaffen, wenn es denn doch mal unerwartet aus Witterungsgründen etwas früher dunkel wird (Speichenreflektoren (je 2) sind seit 16 Jahren unverändert dran, nie was mit gehabt).
 
Wenn der nötige Zusatzaufwand für Kfz-Zwangsbeleuchtung am Tag auch nur einem Energieäquivalent von 10 ml Benzin auf 100 km entspricht und wir noch viele Jahre in der realen Welt den Verbrennungsmotor als zahlenmäßig überwiegende Antriebsform akzeptieren müssen, und wenn wir das auf eine innerdeutsche Pkw-Gesamtfahrleistung von ca. 640 Milliarden Kilometern pro Jahr umrechnen, sind es eben auch 6,4 Milliarden Liter Benzin, die vollkommen nutzlos verfeuert werden.

Guter Artikel. Ein Detail fiel mir auf: Es sind 64 Mio. Liter, wenn ich mich nicht verrechne.
 
Ich beobachte seit geraumer Zeit nicht nur hier, wie man das allgegenwärtige "immer mehr, immer mehr" beim Licht eben mit noch mehr Licht kontern will (auch im Kfz-Verkehr, in der Straßenbeleuchtung, ...) oder mit Blinklicht gegenhalten, wo das nicht möglich ist.

Das ist grundsätzlich erstmal verständlich und kann ja für die Einzelperson auch sinnvoll sein, aber ich frage mich gerade, welche Möglichkeiten eine interessierte Gemeinschaft hätte, diesem "immer mehr" sinnvoll und effektiv entgegenzutreten.

Wenn ich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte erstmal vom Auto aus betrachte, was als gängiger Maßstab leicht fällt, finde ich:
  • Gutes Fahrlicht bei Nacht ist viel wert, da gibt es nichts zu meckern.
    Wenn gutes Fahrlicht aber bei motorisierten Verkehrsteilnehmer längst sichergestellt ist, also mindestens Halogen, meistens aber schon Gasentladung und gelegentlich LED, wirken weitere Maßnahmen zunehmend fragwürdig:
  • Reflektierende Straßenschilder, vor allem außerorts. Ich meine - die Dinger sind meistens riesig, müssen die einem unbedingt überall so gleißend entgegenschlagen, wie es aus dem Scheinwerfer kommt? Wenn es sowieso schon viel zu viele solche Schilder gibt? Das Ergebnis ist doch nur, dass man auf einer einsamen Landstraße neben so einem Schild nicht mehr viel erkennt.
  • Reflektierende Straßenmarkierungen, gleiches Thema. Haben wir ernsthaft Probleme, außerorts die Grenzen des Fahrbahnbelags oder Sperrflächen zu erkennen? Echt jetzt? Würde da nicht der simple, weiße Strich ohne Glasperlen reichen, der das über 50 Jahre lang auch bei sehr viel schlechterem Licht getan hat? Mich würde wirklich die Unfallstatistik interessieren, wie viele Leute jährlich einfach mal so seitlich in die Büsche oder Leitplanken fahren und das bei reflektierenden Begrenzungsstreifen nicht getan hätten.
  • Tagfahrlicht. Schon vor über 20 Jahren warb der ADAC für dessen Nachrüstung - und zeigte genau in seinen Werbematerialien, was jeder normale Mensch dabei denkt: "Und die Fußgänger? Und die Radfahrer? Und die Motorradfahrer?" Abgebildet war ein Mittelklasseauto auf einer schattigen Allee, einmal mit und einmal ohne Tagfahrlicht. Auf dem zweiten Bild war eine Einmündung samt Absperrgitter/"Radlerschleuse" kaum noch zu erkennen. Tolle Idee. Ganz ehrlich: Wer am hellichten Tag mit Licht fährt, hat doch echt einen laufen - und wer tagsüber wirklich Licht braucht, kann es dann auch einfach anschalten. Zum Beispiel in einem Tunnel, oder bei Nebel.
  • Xenonlicht. Je blauer, desto besser gilt da scheinbar so sehr, dass es in den ersten Jahren einen Markt für blaugefärbte Halogenbirnchen gab, wo vorher eher das französische Gelblicht imitiert wurde, z.B. mit den Allweather-/Allseason-Birnen. Wer das wirklich mal direkt vergleichen konnte, stellte oft fest: Im gleichen Lichtstrom mit "gelblicher" Farbtemperatur erkennen viele Menschen mehr, vor allem in den weniger gut ausgeleuchteten Randbereichen. "Xenonlicht" müsste übrigens genausowenig blau sein, wie LED-Licht.
  • Kleine Lichtquellen, Projektionsscheinwerfer. BMW machte diesen Fehler schon mit dem Halogenlicht, seitdem zogen fast alle Hersteller nach: Wozu noch ein teures Streuglas, wenn man mit einer ausgefeilten Linse und einem ausgefeilten Reflektor (oder ganz ohne solchen) die gleiche Lichtstärke doch viel billiger und auf kleinerem Raum erreichen kann? Dumm nur, dass die gleiche Menge Licht aus einer kleineren Austrittsfläche von anderen Verkehrsteilnehmern deutlich störender wahrgenommen wird; sie "blendet" eben, obwohl die Scheinwerfer völlig korrekt eingestellt sind (das Thema finden wir ja auch beim Rad). Mercedes hat einige Jahre lang am Streuglas festgehalten, auch vor Xenonlampen; eine gute und richtige Entscheidung. Ausgerechnet auf den Wannenreflektor mit rückwärtsgerichtetem Emitter kam bei den Kfz-Herstellern lange niemand, da war in der Serienfertigung sogar die Radbranche schneller.
  • Adaptives Kurvenlicht. Ein mitschwenkender Abblendscheinwerfer wie beim seligen Citroen DS ist eine feine und richtige Sache, ein vom Lenkeinschlag angeschalteter Nebelscheinwerfer nicht. Das ist in jeder Hinsicht dämlich und eigentlich eine Frechheit, sowas als Innovation verkaufen zu wollen. Es nervt, es sieht einfach auch irgendwie "kaputt" aus.
  • Ambientebeleuchtung. Wer um alles in der Welt braucht farbiges Stimmungslicht in einem fahrenden Auto? Und wovon lenkt das selbstverständlich ab, na? Richtig. Dank solchem Unfug braucht man draußen dann wieder mehr Licht.
  • Unübersichtliche Autos geben der ganzen Sache dann den Rest, da hilft auch kein noch so helles Licht.

Von angeblich mündigen Verbraucher aus braucht man sich dem ganzen Thema nicht zu nähern, das wäre hoffnungslos. Immer mehr ist halt längst auch immer geiler, und irgendwie will das ja jeder.

Interessanter wird da schon die Energie-, sprich: Umweltbilanz.
Sagen wir mal, bei einem alten Auto mit echter Glühfadenbeleuchtung werden bei Abblendlicht um die 150 Watt fällig. Realistisch nachgerechnet sind es oft eher 170, aber ach, egal. Das ist nicht viel, das ist im Vergleich zur Motorleistung und Lichtmaschinenleistung ein Witz und fällt auch beim Mehrverbrauch kaum ins Gewicht, aber aufgebracht werden muss diese Leistung eben doch. 0,15 Liter mögen das rechnerisch sein; wer mal lange Strecken nachts gefahren ist, wird vielleicht bemerkt haben, dass es bei manchen Autos mehr ist.
Im Xenon-Zeitalter bleiben davon vielleicht noch 100 Watt übrig, mit LED und Tagfahrlicht gern sehr viel weniger und der Mehrverbrauch wird kaum noch außerhalb des Toleranzbereichs zweier identischer Fahrzeuge liegen, den einzelnen Nutzer stört das also nicht.
ABER:
Wenn der nötige Zusatzaufwand für Kfz-Zwangsbeleuchtung am Tag auch nur einem Energieäquivalent von 10 ml Benzin auf 100 km entspricht und wir noch viele Jahre in der realen Welt den Verbrennungsmotor als zahlenmäßig überwiegende Antriebsform akzeptieren müssen, und wenn wir das auf eine innerdeutsche Pkw-Gesamtfahrleistung von ca. 640 Milliarden Kilometern pro Jahr umrechnen, sind es eben auch 64 Millionen Liter Benzin, die vollkommen nutzlos verfeuert werden.
Die fiese Pauschalisierung "alle Autos fahren immer mit Licht" steht dabei dem real deutlich höheren Energiebedarf der allermeisten Fahrzeuge gegenüber, die das tatsächlich tun; Tag- und Nachtkilometer müsste man natürlich noch aufdröseln. Dennoch ergibt sich da eine interessante Einsparmöglichkeit ohne echte Reue.

Die weitgehend unnötige, heute aber leider übliche "Schlossbeleuchtung" nächtlicher Ansiedlungen (öffentliche Flächen, Wege und Privathaushalte) müsste man auch mal so betrachten.
Auch da würde ich mich über eine Unfallstatistik freuen, falls es sie denn geben sollte: Kommen in hell erleuchteten Innenstädten womöglich prozentual mehr Radfahrer und Fußgänger zu Schaden, als in solchen mit sparsamerem Licht?
N'abend

Das klingt schon etwas polemisch, aber recht hast du. Es gibt wohl irgendwo in der Eifel ein Lichtschutzgebiet, woanders wohl auch. Dort ist es wirklich dunkel, die Augen adaptieren es und man empfindet ne alte ixon iq im Eco Mode als schon etwas drüber. Das waren 10Lux? Das wäre wahrscheinlich mit der heutigen Technik (gerne auch rot/gelblich) sicherlich mit sehr wenig Leistung möglich. Ich denke mal, (die Premium mit doppeltem Lichtstrom als Anhaltspunkt, wobei die auch schon in die Jahre gekommen ist) 50h mit einer Ladung Akkus sollte drin sein (4×AA, 1,2V, 2200mAh, ≈10Wh). Das wären 200mW. Habt ihr eine Ahnung, wie leicht sich das bei einem Nabendynamo anfühlt gegenüber ...
Stattdessen blenden wir uns mit blauem Licht. Und letzten Endes muß man mitmachen, weil die Lichtschutzgebiete nicht komplett Deutschland abdecken und so auch keine Argumente gegen zu helle Scheinwerfer gebracht werden können.

Gruß
dasulf
 
Das war ausnahmsweise nicht überspitzt und böse gemeint, sondern ich sehe das wirklich so:
Warum sollte man etwas entwickeln, anbieten, haben oder verwenden, das für die eigentliche Aufgabe in dieser Form keinen nennenswerten Nutzen hat und sogar eine Reihe von Nachteilen mit sich bringt? Und ab wann sollte man sich dagegen wehren, bzw. wie?

Die Liste an Beispielen wäre wirlklich lang und ich ziele damit im technischen Bereich eher in Richtung konstruktive Ästhetik und Technikfolgenabschätzung.
"Eine Sache wirklich richtig machen" und "mit dieser Sache nichts falsch machen": Zum Designprozess gehört beides unbedingt, zu Styling und Lifestyle leider nur selten und zu zwanghaftem Wachstum fast nie.

Und letzten Endes muß man mitmachen,
... ist das, was mich an vielen solchen Dingen noch am meisten stört. Gut auf den Punkt gebracht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum sollte man etwas entwickeln, anbieten, haben oder verwenden, das für die eigentliche Aufgabe in dieser Form keinen nennenswerten Nutzen hat und sogar eine Reihe von Nachteilen mit sich bringt? Und ab wann sollte man sich dagegen wehren, bzw. wie?
Es ist liegt schon im eigenen Interesse, solche Entwicklungen zb der Lichttechnik am Auto nicht zu begrüssen, da sie mit immer höheren Kosten für Material und Arbeitskosten verbunden sind, ohne tatsächlich einen Vorteil zu erbringen. Das blaue Xenon-Licht bei meinem Audi hatte mich jedenfalls nie wirklich überzeugt und die Reparatur-Austauschkosten für Kurvenlichtscheinwerfer, nachdem die Scheiben blind wurden, waren enorm. Du sprachst ausserdem BMW an, so wie ich das mitverfolgt habe, hat diese Firma schon seit den 80-ziger Jahren besonders im Luxussegment merkwürdige Scheinwerferkonstruktionen verbaut. Das Abblendlicht der 7-er-Reihe ab 1987 war absolut grottenschlecht, war damals schon mit einer Art Linse versehen statt einer Streuscheibe. Absolut unverständlich. Aber zumindestens haben diese Scheinwerfer niemals irgend jemanden geblendet.
 
Wie sich die Lichttechnik am Auto verändert hat finde Ich so oder so einfach nur furchtbar.
Da finde Ich das kaltweiße Licht aus den Xenonscheinwerfer geradezu angenehm, im Gegensatz zu den neuen, automatischen (gut, kann man abschalten), LED-Matrix Scheinwerfer oder wie die ganzen Hersteller diese Lichtsysteme nennen.
Als entgegenkommendes Fahrzeug wird man erstmal lange geblendet, bis entweder abgeblendet wird, oder das System das Fahrzeug erkennt und aus dem Lichtkegel ausblendet.
Hat man so Einen hinter sich, habe Ich die Dauerbefeuerung in den Außenspiegeln.
BMW und MB finde Ich da ganz besonders auffällig und schlimm.

Und hier wird über STVZO und / oder Nicht-STVZO konformer Fahrradbeleuchtung diskutiert.
 
Wenn der nötige Zusatzaufwand für Kfz-Zwangsbeleuchtung am Tag auch nur einem Energieäquivalent von 10 ml Benzin auf 100 km entspricht und wir noch viele Jahre in der realen Welt den Verbrennungsmotor als zahlenmäßig überwiegende Antriebsform akzeptieren müssen, und wenn wir das auf eine innerdeutsche Pkw-Gesamtfahrleistung von ca. 640 Milliarden Kilometern pro Jahr umrechnen, sind es eben auch 64 Millionen Liter Benzin, die vollkommen nutzlos verfeuert werden.
Sehr interessanter Ansatz 👍 Hat grad meinen Horizont etwas erweitert.

Und nein, mein Auto hat den ganzen Schnulli zum Glück noch nicht.
 
Und nein, mein Auto hat den ganzen Schnulli zum Glück noch nicht.

Dazu kam mir gerade auch was in den Sinn. 😅
Nehmen wir mal an, die 64 Millionen Liter Benzin im Jahr durch Tagfahrlicht an privaten Pkw wären viel zu hoch gegriffen (was ich nicht unbedingt glaube).
Sagen wir mal, es sind bloß 20 Millionen Liter.
Dann nehmen wir mal an, ich hätte ein altes Auto, nicht ganz klein und nicht ganz langsam, das sich bei mittelprächtiger Belastung so etwa 10 L auf 100 Kilometer nimmt. Und, dass ich mit diesem Auto so etwa 20.000 km pro Jahr fahre.
Dann könnte ich dieses Auto weitere 10.000 Jahre (zehn-tausend! Jahre!) betreiben mit der ungenutzten Benzinmenge eines einzigen Jahres, wenn Tagfahrlicht einfach wieder abgeschafft würde.

Realistisch fahre ich mit diesem Auto, das es wirklich gibt, aber kaum noch 10.000 km im Jahr und glaube nicht so ganz, dass es noch so lange halten würde, wie es dann müsste. Es hat übrigens noch Halogenlicht. Und das bleibt tagsüber aus.
 
Da finde Ich das kaltweiße Licht aus den Xenonscheinwerfer geradezu angenehm, im Gegensatz zu den neuen, automatischen (gut, kann man abschalten), LED-Matrix Scheinwerfer oder wie die ganzen Hersteller diese Lichtsysteme nennen.
Korrektur: Muss man anschalten. Ist nicht automatisch an, zumindest bei BMW.
Als entgegenkommendes Fahrzeug wird man erstmal lange geblendet, bis entweder abgeblendet wird, oder das System das Fahrzeug erkennt und aus dem Lichtkegel ausblendet.
Punkt 1 liegt am Fahrer, nicht an der Technik. Punkt 2: Die Technik reagiert nach meiner Beobachtung wesentlich schneller als der Mensch. Und das Ausblenden funktioniert gut, habe ich mit Freunden selbst ausprobiert.
Mit so einer 80er-Jahre-Funzel möchte ich heute nicht mehr unterwegs sein, weder im Auto noch auf dem Rad. Übrigens werde ich deutlich häufiger von E-Bikern geblendet (sogar oftmals tagsüber) als von Autos.
 
Korrektur: Muss man anschalten. Ist nicht automatisch an, zumindest bei BMW.

Punkt 1 liegt am Fahrer, nicht an der Technik. Punkt 2: Die Technik reagiert nach meiner Beobachtung wesentlich schneller als der Mensch. Und das Ausblenden funktioniert gut, habe ich mit Freunden selbst ausprobiert.
Mit so einer 80er-Jahre-Funzel möchte ich heute nicht mehr unterwegs sein, weder im Auto noch auf dem Rad. Übrigens werde ich deutlich häufiger von E-Bikern geblendet (sogar oftmals tagsüber) als von Autos.

Kann Ich nur in wenigen Ausnahmefällen bestätigen.
Auf kurviger oder hügeliger Strecke werde Ich lange geblendet bis der Assistent reagiert und eingreift.
 
Kann Ich nur in wenigen Ausnahmefällen bestätigen.
Auf kurviger oder hügeliger Strecke werde Ich lange geblendet bis der Assistent reagiert und eingreift.
Wenn die Automatik erst reagiert wenn direkte Sichtverbindung zum “gegnerischen“ Scheinwerfer besteht dann ist sie ja zwangsläufig viel schlechter als die meisten Menschen... Hinzu kommt dass Menschen in Situationen wo man Fernlicht nicht wirklich braucht auch gerne mal ein Stück durchgängig abgeblendet fahren um sich das geschalte zu sparen, während der Automatikfahrer an diesen Stellen dazu neigt die Maschine einfach machen zu lassen. Und das KBA dürfte wahrscheinlich sowieso fast alles durchwinken
 
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