AW: Warum ist bei fast allen die TF am Berg niedriger als in der Ebene?
Tja dann frag Dich mal weiter, und lies derweil erstmal die zitierten Artikel. [...] Allerdings solltest Du Das Zitat nicht nur posten, sondern auch verstehen:
was steht dort...
Schau mal,Piet, manchmal bin selbst ich rücksichtsvoll, vor allem wenn ich es mit "Fan-Gemeinden" irgendwelcher Gurus zu tun habe, hier also den Fans von "Pjotr". Gut, du hast es gewollt, also gehen wir in die vollen und nehmen uns die "richtig falschen" Aussagen vor:
[...] ..., erhöht man die Tf und damit Kontraktionsgeschwindigkeit geht das zu Lasten der Kraft.
Das ist in dieser Absolutheit auf jeden Fall falsch, bezieht man es auf konkrete Situationen, ist es immernoch
weitaus überwiegend falsch:
- Situation A, Gewichtheben: Jeder Gewichtheber weiß, daß es - um hohe Lasten zur Hochstrecke zu bringen, in erster Linie darauf ankommt, schnell zu sein - und ich gehe doch mal davon aus, daß Gewichtheber was von Kraft verstehen, oder?
- Situation B, Bergsprint:Wenn es darauf ankommt, am Berg zu Sprinten - hier ist nicht die Rede vom "Durchdrücken" nach einer insgesamt schnellen Bergauffahrt - wird man immer eine niedrigere Übersetzung wählen.
Was beim Blick in die Praxis noch mit vielen Unwägbarkeiten behaftet ist, die auch zu Verzerrungen der tatsächlichen Sachverhalte führen kann, wird dann beim Blick in ein Fachbuch vollends klar:
"... kann ein Muskel bei sehr schneller Verkürzung viel weniger Kraft generieren als bei langsamer Verkürzung." (Schmidt/Lang: Physiologie des Menschen, 30. Auflage, S. 127) scheint die Aussage von Pjotr zu unterstützen. Weiter:
"Man erkennt, daß die Leistung bei leichter und bei schwerer Last submaximal ist. Bei einer Belastung, die etwa einem Drittel der maximalen isometrischen Kraft entspricht [...] ist die Leistung maximal." (ebd.) zeigt den Denkfehler auf: Es geht nämlich bei allen Sportarten, in denen es auf
Bewegung ankommt - und dazu gehört eben auch das Gewichtheben - immer in erster Linie um die Leistung, nicht um die aufgebrachte Kraft. Besonders eindrucksvoll wird dies tatsächlich am
Kraftsport deutlich. Obwohl ein Gewichtheber, der eine bestimmte festgelegte Last schneller hebt, eine höhere Leistung erbringt, ist er so besser in der Lage eine höhere Last zur Hochstrecke zu bringen, als wenn er es "langsam" versuchen würde.
D.h., die Ausgangsaussage ist auch hier mal wieder "per se" richtig, bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser, ausschließlich auf die Kraft konzentrierte Aspekt als weitgehend irrelevant. Wenn dies schon für Kraftsportler gilt, um wieviel mehr muß es für Ausdauersportler gelten, die ja den Krafteinsatz durch das Vorhandensein einer Schaltung frei wählen können?!
Es geht also im Kern nicht um Aussagen, die in ihrer Tendenz eindeutig auf ein Maximum oder Minimum hinsteuern, sondern um ein Optimum. Und das war in den vorher hier zitierten Artikeln längst geklärt, da brauchte man nicht den armen Pjotr herauszuzerren...
Aber wenn schon, denn schon, lesen wir weiter:
Die liegt daran, dass das Pedal bei höherer Trittfrequenz sich schneller durch die Kreisbahn bewegt und damit die Zeit in dem die Muskelkraft ausgeübt werden kann geringer ist, als bei niedriger Tf. Dummerweise braucht ein Muskel nämlich eine gewisse Zeit, bis während der Kontraktion die volle Kraft aufgebaut ist. Daher gilt, je schneller der Muskel kontrahiert, desto niedriger die durchschnittliche Kraft die dabei freigesetzt wird.
Wieder
er se richtig, hier aber falsch begründet (es liegt an der begrenzten Leistung, daß die Kraft bei höherer Geschwindigkeit nur geringer sein kann, das ist einfachste Physik) und in der Konsequenz falsch weitergedacht:
Was Du erlebt hast passt hier also genau rein, hohe Tf geht zu Lasten der Kraft, die Leistung geht runter.
Bis "geht zu Lasten der Kraft" war's richtig, "die Leistung geht runter" ist dann - mal wieder per se - komplett falsch: Vielmehr geht die Leistung vor erreichen des Geschw./Kraft-Optimums hoch, nach des Erreichen natürlich wieder runter.
Durch Training kann man das verbessern, ob das wirklich große Leistungssprünge ermöglicht ist aber unsicher.
Jetzt kommen wir der Sache schon näher, denn tatsächlich ist das verzögerte Einsetzen der Kraft ein nervales Problem und kann daher durch Optimierung des dahinterstehenden Bewegungsprogramms, sprich: Übung, auf "Sportdeutsch" Training, verbessert werden. Und eben nicht nur in Richtung "großer Leistungssprünge", sondern in Richtung sehr großer Leistungssprünge.
Dafür dass eine TF > 100 per se besser ist gibt es jedenfalls keine Belege.
Nach allem, was wir bisher über "per se"-Aussagen gelernt haben (implizite wie explizite "per se"-Aussagen...
), braucht dieser bereits beim letzen Mal zitierte Satz nun wohl nicht mehr kommentiert werden.
Das Optimum liegt nach allem was man weiß eher zwischen 90 und 100. Rein vom Stoffwechsel her betrachtet ist sogar eine niedrige TF vorteilhaft, die Effizienz des Systems Mensch ist bei einer Tf von 60 am größten.
Hier wechselt er zwischen einer rein auf den Radsport bezogenen Aussage, die selbst dort noch zu differenzieren wäre, zu einer pauschal-menschlichen Aussage (die ich sogar unterstützen würde...):
Tatsächlich muß man stark differenzieren: Bei Gehern gelten bspw. Wiederholfrequenzen von um die 110 als optimal, bei 100-m-Sprintern solche um 120, bei Rudern solche um die 45, bei Eisschnelläufern weit darunter usw. usf.
Beim Radsport gilt bei aller zu beachtenden Differenzierung, daß sämtliche Höchstleistungen im Ausdauerbereich (ganz zu schweigen vom Sprint) ab 1 Std. abwärts mit Tfen von über 100 erreicht werden.
Und gerade weil das so ist, daß die neuromuskulären Beschränkungen eher auf eine Ineffizienz hoher Trittfrequenzen hinauslaufen, ist das
Üben hier so wichtig.
Das Problem ist also: Man muß sich wirklich im Training
zusammenreißen und die hohen Trittfrequenzen üben (!) und Aussagen, wie sie hier von den "Spaßbetonten" gerne mal so in den Raum geworfen werden wie "ich schalte, wenn's mit dem Gang nicht so gut geht und achte nicht darauf, welcher Gang aufliegt" etc., sind Ausdruck dieser fehlenden Disziplin im Training (daß ist dann auch das Haupt-Muster der selbsternannten "Spaß-Fahrer": Weil's ja nur Spaß ist, muß man sich nicht disziplinieren - "Der Fuchs und die Trauben", sag' ich da nur...
).
Im vorliegenden Fall war es übrigens so, daß der betr. Fragesteller einfach nur übertrieben hatte. Wenn Pjotr also wirklich derjenige wäre, der Fragen kurz und bündig und treffend beantwortet, hätte er auch einfach einen Satz schreiben können:
"Wenn du bis jetzt ca. 85 U/min getreten hast und jetzt beim Versuch durchschnittlich 100 zu treten, gescheitert bist, versuch's doch einfach mal mit der 'goldenen Mitte' von 92!"
Das hätte gereicht, ich hätte mich vermutlich nicht des Zusatzkommentars "Zu wenig und zuviel, ist aller... " enthalten können...
k.