K
kamikaze_dasOriginal
AW: Warum ist bei fast allen die TF am Berg niedriger als in der Ebene?
Zeit für ein kleines Zwischenfazit.
Vorweg: Ich hatte den Diskussionsverlauf eigentlich so gesehen, daß irgendwann die Frage, wie das Phänomen soz. "wissenschaftlich" zu erklären sei, vielen nicht mehr so wichtig war - gewissermaßen: Es ist wie es ist.
Das hätte dann zur Folge, daß man darauf aufbauend Fragen nach einem sinnvollen Training, sinnvoller Trainings- und Wettkampfübersetzungen usw. stellen könnte.
Trotzdem erstmal die bisher gebrachten Begründungen für das Phänomen als solchem:
Insgesamt sicher keine vollständige Liste, auch mit vielen Doppelungen. Vor allem um das Thema "Trägheit" scheint sich vieles zu drehen.
Wie gesagt: Ich fände eine Diskussion über Schlußfolgerungen nun eigentlich sinnvoller, aber solange wir nicht wissen, "warum es so ist, wie es ist", ist natürlich die Diskussion über das Phänomen als solchem und wo es herkommt, immernoch interessant.
k.
Zeit für ein kleines Zwischenfazit.
Vorweg: Ich hatte den Diskussionsverlauf eigentlich so gesehen, daß irgendwann die Frage, wie das Phänomen soz. "wissenschaftlich" zu erklären sei, vielen nicht mehr so wichtig war - gewissermaßen: Es ist wie es ist.
Das hätte dann zur Folge, daß man darauf aufbauend Fragen nach einem sinnvollen Training, sinnvoller Trainings- und Wettkampfübersetzungen usw. stellen könnte.
Trotzdem erstmal die bisher gebrachten Begründungen für das Phänomen als solchem:
- Begründungen, die wissenschaftlich weiterverfolgt werden. Da wären zuallererst mal die zu nennen, die in dem anfangs zitierten Artikel im Fazit genannt werden:
- Einfluss der Oberkörperposition bzw. -bewegung auf die Leistungsfähigkeit und die optimale Trittfrequenz
- Einfluss der Begrenzung der Sauerstoffaufnahme auf die optimale Trittfrequenz
- Einfluss der Trägheit auf die Tritttechnik und auf die optimale Trittfrequenz
- Desweiteren ist hier die nachweisbar später einsetzende und endende Kontraktion der Muskeln zu nennen, die bei höheren Frequenzen stärker zum tragen kommt und deshalb beim Fahren in der Ebene besser durch den "Schwung" kompensiert werden kann.
- Begründungen aus anderen Foren:
- Dukesim: Es liegt daran (wenn ich ihn richtig verstehe), daß berghoch die Massenträgheit uns nicht so gut über die Totpunkte des Tretzyklus hilft.
- PatriceClerq: Im Flachen brauchen wir eine Art "Reserve", um bei immer mal vorkommenden Änderungen der äußeren Bedingungen, die aber , auch wenn sie klein sind, Watt-Schwankungen von +/- 50W ausmachen können, reagieren zu können und bei Attacken usw. schnell beschleunigen zu können.
- Soyac: "Langsam ist ökonomischer"
- Ders: Es gibt soz. eine "nervale Ermüdung" (mit meinen Worten), die stets eine Tendenz zu langsamen Trittfrequenzen bewirkt, am Berg besonders, weil besonders anstrengend.
- Aus diesem Forum:
Von Mi67:
Wenn ich schon "Schuld" an diesem Thema tragen soll, dann lest doch einfach in dem Artikel. Die relevantesten Hypothesen stehen ja schliesslich drin:
1. mehr beteiligte Muskelmasse bei aufrechter Körperposition zwingt den Körper zu höherer (Sauerstoff)Ökonomisierung, also in langsamere Muskelverkürzungsgeschwindigkeit
2. wellige Tempocharakteristik am Berg, wobei mir schwant, dass auch hier wieder die bevorzugte Muskelverkürzungsgeschwindigkeit hineinspielt, also die wellige Funktion, die in Abb. 6 gezeigt ist, liegt am Berg möglicherweise so, dass die Spitzen der Wellen bei Fahrten in der Ebene und am Berg in etwa auf gleicher Höhe liegen. Im Mittelwert läge man dann bei der Bergfahrt alleine wegen dieses Effektes bereits ca. 3-5 Umdrehungen/min tiefer. Wer dies noch tiefer durchleuchten will, der überlege mal, wie sich die Abb. 4 und damit die Arbeitspunkte in Abb. 5 verändern würden, wenn man das wellige Geschwindigkeitsprofil einer Rampenfahrt dort mit berücksichtigt.
(hinzu kommen können zumindest aus meiner Sicht:
3. Ermüdungs-bedingtes Absinken der favorisierten TF an längeren Rampen wegen höherer Anteile der langsamer erschöpfenden slow-twitch-Muskulatur an der Leistungsbereitstellung
4. harmonischerer Wechsel zwischen Wiegetritt/Sitzendfahrt
5. im Fall von Rampen in größerer Höhe der sinkende Sauerstoff-Partialdruck, der wiederum zur Ökonomisierung zwingt
6. bei Rennen die höhere Reaktionsbereitschaft im Fall einer Attacke)
So weit zu den biomechanischen Hintergründen, die aus meiner Sicht eine um vielleicht 10-15% geringere TF am Berg begründen können.
In der Realität findet man wesentlich häufiger und dann auch mit stärkerer Auswirkung auf die TF Ursachen in folgenden Faktoren:
7. Fahrer hat nicht die zu seiner Steigleistung (Hm/h) passenden Übersetzungen montiert (betrifft an Rampen ab 10% Steigung > 90% aller Hobbyradler und wohl auch > 50% der aktiven Rennsportler)
8. Fahrer ist psychisch konditioniert ("am Berg muss hart getreten werden")
... M.E. sind es zwei wesentliche Punkte:
- Die am Berg verlängerte Belastungsphase (weil sonst bei jedem Tritt rund um die Totpunkte des Tretzyklus die Geschwindigkeit stark abfallen würde) verlangt nach einer längeren Entlastung. Die physiologischen Grundlagen sind m. Wissens nicht geklärt, aber diese Hypothese setzt voraus, daß die "erholungsnotwendige" Entlastungszeit nicht proportional zur Belastungszeit wächst. Sonst würde es ja nichts bringen. In Zahlen und stark vereinfacht: Wenn man für eine 0,2 s lange Belastung eine 0,47 s lange Entlastung braucht, läuft dies auf eine 90er Tf hinaus (0,2 + 0,47 = 2/3 sek - > x 60 = 90 U/min), wenn man für eine 0,4 s lange Belastung "nur" 0,6 s Entlastung bräuchte, läuft es analog auf eine 60er Tf hinaus.
[*]"Mikrobeschleunigungen" im Verlaufe des Tretzyklus bewirken bei langsamer Fahrt geringere Beschleunigungskräfte als bei schneller Fahrt. Deshalb tritt man beim Fahren mit 53/12 (39 km/h, Tf 69 U/min) praktisch "gegen die Wand", während man bei gleiche Leistung und gleicher Tf am Berg sehr "bequem" fährt.
- Die am Berg verlängerte Belastungsphase (weil sonst bei jedem Tritt rund um die Totpunkte des Tretzyklus die Geschwindigkeit stark abfallen würde) verlangt nach einer längeren Entlastung. Die physiologischen Grundlagen sind m. Wissens nicht geklärt, aber diese Hypothese setzt voraus, daß die "erholungsnotwendige" Entlastungszeit nicht proportional zur Belastungszeit wächst. Sonst würde es ja nichts bringen. In Zahlen und stark vereinfacht: Wenn man für eine 0,2 s lange Belastung eine 0,47 s lange Entlastung braucht, läuft dies auf eine 90er Tf hinaus (0,2 + 0,47 = 2/3 sek - > x 60 = 90 U/min), wenn man für eine 0,4 s lange Belastung "nur" 0,6 s Entlastung bräuchte, läuft es analog auf eine 60er Tf hinaus.
Insgesamt sicher keine vollständige Liste, auch mit vielen Doppelungen. Vor allem um das Thema "Trägheit" scheint sich vieles zu drehen.
Wie gesagt: Ich fände eine Diskussion über Schlußfolgerungen nun eigentlich sinnvoller, aber solange wir nicht wissen, "warum es so ist, wie es ist", ist natürlich die Diskussion über das Phänomen als solchem und wo es herkommt, immernoch interessant.
k.