Am Sonntag war dann der große Tag. Wir hatten uns nach erfolgreicher Bewältigung der 75km vor zwei Jahren mutig für die 135km angemeldet. Die Idee war, dass sich die nur wenig mehr Höhenmeter der 135er Runde auf eine viel längere Strecke verteilen und sie deshalb vielleicht sogar einfacher und angenehmer zu fahren sein wird als die 75er mit ihren doch (für Ostfriesen) recht fiesen Anstiegen.
Der Wecker klingelte um 5:00, Frühstück um diese Zeit war kein Problem da freier Zugang zur Küche des B&B mit der Wirtin abgesprochen war ("Oh, please help yourself!") und kurz nach halb sechs ging's los. Die drei flotten Fahrer, die uns direkt auf dem Weg vom Borgo Argenina nach Gaiole entgegenkamen, tun mir heute noch leid. Sie mussten gleich die erste Abfahrt verpasst haben. Nur wussten wir das da noch nicht, sonst hätten wir sie gewarnt. Kurz nach 6:00 waren wir in Gaiole in gefühlt klirrender Kälte am fast leeren Start. Man konnte praktisch direkt durchfahren. Kein Vergleich zum stundenlangen Getümmel des 38/75km Starts vor zwei Jahren. Die Auffahrt nach Brolio durch die Fackel-Allee (ok, dickere Teelichter) bei Sonnenaufgang und leichten Nebelschwaden in den Tälern ist phantastisch, eigentlich schon hart an der Kitsch-Grenze und nur die holprigen Abfahrtsteile auf den Schotterwegen holen einen wieder in die Realität zurück.
Und gleich nach der ersten langen Abfahrt nach etwas mehr als 25km passierte es: Ich wollte rechtzeitig vor der nächsten knackigen Steigung in den kleinsten Gang schalten und habe dabei die Kette in die Speichen gehauen, der Freilauf blockierte sofort und riss die Kette von meinem Schwung getragen mit. Ein sehr hässliches Geräusch und meine Fahrt war vorbei. Vier Speichen gebrochen, die übrigen verknickt und das Rad nur nach kompletten Lösen der übrigen Speichen überhaupt noch schiebbar. Mein Bruder fuhr weiter und ich marschierte los Richtung Siena.
An dieser Stelle vielen Dank an alle, die gehalten haben und ihre Hilfe anboten und vor allem an den netten Fotograf aus Stuttgart, der mich nach Siena mitgenommen hat!
Wenigstens konnte ich vorher noch meinen Ersatz Mantel einem Tandemfahrer mit behindertem Stoker geben, die erst ihren normalen Mantel geschrottet hatten und dann einen Schlauchreifen(!) auf die normale Clincher Felge gewürgt hatten, womit sie aber nur ein paar Meter weit gekommen waren. Sie haben mir (zum Glück) 20€ für den Challenge Paris-Roubaix aufgedrängt, die ich aber kurz danach bitter benötigte, weil ich ohne sie nicht mit dem Taxi von Siena wieder nach Gaiole gekommen wäre. Abends habe ich sie in Gaiole wieder getroffen, sie hatten die lange Strecke tatsächlich ohne weitere Pannen geschafft.
Also, ich bin nur 25km weit gekommen und schlimmer als das kaputte Hinterrad und die entgangene Erfahrung der übrigen Strecke wiegt mein stark angekratztes Schrauber-Image, weil eine von mir nachlässig eingestellte Schaltung die Ursache war.
(Die Bilder der Reststrecke sind von meinem Bruder)