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ISO, BSC, ITA, FRA, FG — Gewinde am Fahrrad, ein Sammelfaden

Auf Anregung von @ms83 teile ich hier mal meine Kenntnisse zur Ermittlung eines Schraubkranzgewindes, von welchem man dieses weder kennt, noch es am Kranz (in irgendeiner Form) angegeben ist.

Hinweis: Das ISO-Gewinde schließe ich hier mal aus, da es sich zu nahe zwischen dem britischen und dem italienischen Gewinde befindet (und daher auch für beide verwendbar ist).

Man drehe eine linke Tretlagerschale mit BSA/BSC-Gewinde (von Hand!) in das Freilaufgewinde des Kranzes ein.

Das Ergebnis können folgende 3 Varianten sein:

  1. Lässt sich die Schale nicht reindrehen (nach 1-2 Gewindegängen ist Schluss), handelt es sich um ein französisches Gewinde.
  2. Lässt sich die Schale prima reindrehen und wackelt (im weit eingedrehten Zustand) nicht, handelt es sich um ein britisches Gewinde
  3. Lässt sich die Schale leicht eindrehen und hat (im weit eingedrehten Zustand) etwas Spiel, handelt es sich um ein italienisches Gewinde

Hier zwei Fotos von diesem Vorgang:

Anhang anzeigen 1438165
Anhang anzeigen 1438166
(in diesem Fall handelte es sich um einen SunTour Kranz mit britischem Gewinde und die Tretlagerschale passte optimal)
Ich möchte diesen schönen pragmatischen Ansatz noch etwas ergänzen.

In der mechanischen Welt ist nichts existent ohne Toleranzen.
Das hier:
Freewheel Threading.png

Ist unsere Bibel, für die Unterscheidung von ITA/BSA/Franz.
Aber eigentlich besitzt jedes dieser Maße Toleranzen (die Steigung ist herstellungsbedingt fast frei davon).

Beispiel:
https://normdreh.de/services/rechner-gewindetoleranzen/

Screenshot_20240528-080621.png

Screenshot_20240528-080642.png


Wie man sieht, hat der Außendurchmesser je nach Toleranzklasse fast 2 Zehntel Toleranz, der Innendurchmesser auch fast.
Das sind zusammen fast 4 Zehntel, die eine zusammengehörige Kombination aus Freilauf und Nabe MEHR oder WENIGER Luft haben können!

Der Unterschied zwischen theoretischem ITA und BSA Außendurchmesser beträgt nur 2 Zehntel, ist also geringer, als die mögliche Spannweite innerhalb einer passenden Paarung.

Kann das sein?

In der Praxis wird stichprobenhaft mit Gewindelehren geprüft. In der Regel sorgt das dafür, dass die Teile überwiegend ein Mass in der Toleranzmitte haben.

Wenn man aber aus "geht leicht oder schwer rein" Rückschlüsse ziehen will, sollte man zusätzlich zum Messschieber greifen und mal gucken, ob die vorliegenden Teile eher toleranzmittig oder eher Ausreißer sind.

PS:
Das erklärt auch, das nicht jeder Abweichling dadurch zustande gekommen sein muss, dass schonmal ein nicht ganz passendes Gewinde drübergedreht würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Frage:
Kann ich mit 14G Gewinderollen ein brauchbares Gewinde auf 1.8mm Speichen rollen?

Eigentlich hat man für jedes Gewinde einen eigenen Satz Rollen. Nun gut, meist ist ja auch entweder der Durchmesser oder die Steigung signifikant anders.

Beim Gewindeschneiden auf der Drehbank hingegen reicht für metrisches Gewinde genau eine Wendeplatte. Der Flankenwinkel ist gleich, die Steigung ensteht durch den Vorschub, den Durchmesser stellt man am Support ein.

Nun aber Speichengewinde rollen:

1745327430293.png


14G und 15G haben die gleiche Steigung und die Durchmesser unterscheiden sich gerade mal mu 0.2mm.

Ich bin mir bei so einem Rollkopf eines Hozan oder Cyclus nicht sicher, wie die Rollen und das Werkstück ineinander greifen:
1745327609242.png


Ist da genug Platz, den 14G Kopf weit genug zusammenzudrehen, dass er auf eine 1.8er Speiche ein 15G Gewinde rollt?

PS:
Es gibt verschiedene Rollköpfe für 13G/14G/15G. Aber das heisst ja noch nicht, dass es nicht vielleicht doch geht ....
 
dass er auf eine 1.8er Speiche ein 15G Gewinde rollt?
Du willst also ein FG2 auf eine Speiche mit ⌀ 1,8 mm walzen, aber dazu das eigentlich falsche Werkzeug benutzen, nämlich das, mit dem man normalerweise ein FG2,3 auf 2 mm Draht rollt, oder? Hab ich das so richtig verstanden?

Na wenn der Rollkopf einstellbar und bei 2,3 mm noch nicht am Anschlag ist, könntest Du das doch mal probieren und dann mit einem FG2 Speichennippel kontrollieren, ob's paßt, klemmt oder nicht geht. Die Differenz zwischen Außen- und Innen-⌀ ist ja auch bei beiden Gewinden gleich, 0,483 mm.
 
Das Thema ITA und FRA Steuersatz hatten wir hier noch nicht.
An meinem Alain Michel war ein Delta FRA Steuersatz montiert. Ich denke mal Erstausstattung.
Beim Austauschen der Innenteile habe ich auch mal einen ITA auf die Gabel geschraubt - ging auch.
Wie war das doch gleich, unterschiedlich ist ja die Steigung mit 25.4 zu 24. Welche Kombination ergibt ein Wackeln, ITA auf FRA-Schaft?
 
Das sog. Französische Gewinde ist M25×1, ITA oder auch BSA ist 1"×24 tpi (25,4mm×1,058).
Eine ITA-Mutter/Lagerschale wirst Du also mit Wackeln (⌀) oder/und Klemmen (Steigung) auf einen M25×1 Schaft kriegen, umgekehrt jedoch nicht, weil die M25-Mutter/Lagerschale im Durchmesser zu klein für einen 1" ITA/BSA-Schaft ist.

Genausowenig paßt eine 1" Mutter auf den Gewindeschaft bei Diamant/Mifa mit M26×1.
 
Du willst also ein FG2 auf eine Speiche mit ⌀ 1,8 mm walzen, aber dazu das eigentlich falsche Werkzeug benutzen, nämlich das, mit dem man normalerweise ein FG2,3 auf 2 mm Draht rollt, oder? Hab ich das so richtig verstanden?

Na wenn der Rollkopf einstellbar und bei 2,3 mm noch nicht am Anschlag ist, könntest Du das doch mal probieren und dann mit einem FG2 Speichennippel kontrollieren, ob's paßt, klemmt oder nicht geht. Die Differenz zwischen Außen- und Innen-⌀ ist ja auch bei beiden Gewinden gleich, 0,483 mm.
Ja, kommt m.E. auf einen Versuch an.
Ich wundere mich, dass es 3 verschiedene Rollköpfe für so wenig verschiedene Gewinde gibt ...
 
Ja, das ist eigenartig. Alle 3 Speichengewinde unterscheiden sich nur im Durchmesser.
 
Das sog. Französische Gewinde ist M25×1, ITA oder auch BSA ist 1"×24 tpi (25,4mm×1,058).
Eine ITA-Mutter/Lagerschale wirst Du also mit Wackeln (⌀) oder/und Klemmen (Steigung) auf einen M25×1 Schaft kriegen, umgekehrt jedoch nicht, weil die M25-Mutter/Lagerschale im Durchmesser zu klein für einen 1" ITA/BSA-Schaft ist.

Genausowenig paßt eine 1" Mutter auf den Gewindeschaft bei Diamant/Mifa mit M26×1.
Genau, das habe ich zwischenzeitlich auch mal ausprobiert, danke!
 
Ist da genug Platz, den 14G Kopf weit genug zusammenzudrehen, dass er auf eine 1.8er Speiche ein 15G Gewinde rollt?
Bei meiner "Hozan" ist der Rollkopf für 14G und 15G vorgesehen, steht so in der Anleitung.
Ich habe auch schon Gewinde auf 1,8 mm Speichen damit gerollt, müsste mit deinem Rollkopf problemlos
gehen.
 
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