Crocodillo
reißt die Klappe weit auf
Nicht ganz, für groben Schotter hätte es breitere Schlappen gebraucht.Also das was heute ein Gravelbike ist
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Nicht ganz, für groben Schotter hätte es breitere Schlappen gebraucht.Also das was heute ein Gravelbike ist
da will ich oft garnicht wissen was es für ein Rad ist weil ich den Namen so scheußlich finde - man könnte auch Querfeldein-Renner sagen aber dann wird man für einen schmärbäuchigen Opa mit Glatze gehaltenGravelbike
das ist ne Cobra Stūtze aus Alu..richtig erkannt..seltenstes Teil was lange in der Vitrine lag..Die musste da dran@knutson22 Hallo Knut,darf ich kurz nach der Sattelstütze fragen? Komm gerade nicht auf den Hersteller? Cobra? Soweit ich mich erinnere gab‘s die aus Alu oder Stahl?
Sieht im Galli/Campa Mix übrigens toll aus.
So sehen Sieger aus !!Zu jedem Rad gehört ja eine Geschichte. Sie ist schließlich das, was in unseren Rädern die Seele sichtbar macht. Und außerdem braucht ja auch der @xbiff momentan etwas Aufheiterung in seiner Quaratäne. Ich erzähle also heute die Geschichte der roten Königin der Landstraße.
Als ich am vergangenen Sonntagmorgen in mein Arbeitszimmer kam, war das stumme Geschnattere groß. Meine Peugeots dürfen ja im Arbeitszimmer wohnen, und so empfingen sie mich mit der virtuellen Botschaft, sie hätten die rote Königin nun nach langem Hin- und her überzeugt, im KDM aufzutreten.
„Und die Geschichte dazu?“
„Die musst Du natürlich auch erzählen. Wir kennen die ja schon ...“
„Da brauch‘ ich aber etwas Zeit ...“
„Ja, mach‘. Wir haben die rote Königin jetzt solange bearbeitet, dass sie endlich zugestimmt hat. Jetzt kneif‘ Du nicht ...“
„Bon, d’accord, wenn ihr also wollt ...“
„Ja, ja, ja ...“
Ich setz‘ mich also an den Rechner und hinter mir gibt’s ein Geruckel, weil alle – auch das PX8 - sehen wollten, was ich schreibe.
Habt ihr etwas Zeit? Ok, dann los ...
Wir müssen weit zurück gehen. Ein junger Franzose, nennen wir ihn Gilbert, hat die Unbilden des WW2 erlebt, war in Gefangenschaft, kam um ein Haar frei, kämpfte mutig in der Résistance, und bei den ganzen Wirren dieser Zeit kam seine Ausbildung leider zu kurz. Er lebte im Département Doubs, und ohne vernünftige Ausbildung blieb ihm nur die Möglichkeit, als ungelernte Kraft einen Fabrikjob anzunehmen.
Also machte er sich irgendwann auf nach Valentigney, um zunächst sein Glück bei Peugeot Cycles zu versuchen. Im Bus dorthin – er war nervös, weil er nicht wusste, was ihn erwartet – sah er dann auch noch diesen blonden Engel (nennen wir sie Héloïse), der ihn sowas von verzauberte, dass ihm beim Aussteigen am Werkstor in Valentigney völlig schwindlig war.
Der Anblick von Héloïse brachte ihm Glück: er bekam einen Job in der Abteilung zum Rohrezuschneiden. Am nächsten Ersten durfte er anfangen, er zog nach Mandeure, sparte eisern und konnte nach drei Monaten die erste Anzahlung für ein PL 50 machen. Mit diesem PL 50 fuhr er von da an stolz jeden Tag in „sein“ Werk.
Héloïse hingegen arbeitete, das hat Gilbert zufällig rausbekommen, in der Boulangerie einen Ort weiter als Verkäuferin. Ihr Anblick, ihre Kurven, sie war zum Niederknien schön – er konnte kaum noch an was anderes denken. Eines schönen Sommerabends, sie kam gerade nach getaner Arbeit aus der Ladentür, nahm Gilbert allen Mut zusammen und sprach sie an. Ich will’s kurz machen: erst hat sie ihn ein paar Wochen zappeln lassen und irgendwann dann doch erhört, und er konnte sie endlich in die Arme schließen – ein Traum wurde wahr für ihn und für sie wohl auch.
Wieder ein paar Wochen später kauften sie für Héloïse ein PL55 Damenmodell (auch hier mit Ratenzahlung, weil das Geld knapp war zu der Zeit) und machten von da an ihre kurzen Urlaube in der Region mit Zelt und Rad. Und um das Kopfkino perfekt zu machen, wäre jetzt hier der Einsatz von Griegs Peer Gynt Morgenstimmung mehr als angebracht.
Geld für ein Auto war nicht da, aber es war für sie eine unglaublich glückliche Zeit. Es wurde geheiratet, zwei Kinder kamen und Ende der Sechziger war es irgendwann soweit - sie hatten beide mit eisernem Sparen soviel Geld zusammen, dass sie sich ein erstes Auto kaufen konnten: einen gebrauchten Peugeot 204 Grand Luxe Break in bleu océan.
Gilbert arbeitete mittlerweile bei Peugeot Cycles im Versand und hatte Anfang der Siebziger mitbekommen, dass das Atélier Prestige Peugeot etabliert worden war. Er ersehnte sich schon seit langem zusätzlich zu seinem immer noch täglich für die Fahrt ins Werk benutzten PL50 ein richtiges Rennrad. Und wenn er zum Feierabend bei schönem Wetter und einem petit ballon rouge mit Héloïse vor der Haustür saß, sah er sich im Geiste, wie er irgendwann einmal nach Paris fahren würde mit dem Rennrad, in warmer Abendsonne und bei wenig Verkehr die Champs-Elyssées hinauf, am Place de l‘Étoile halbrund bis zur Avenue Victor Hugo, wo ihn auf einer Bank sitzend seine Héloïse im kurzen leichten Sommerkleid mit gewagtem Ausschnitt verliebt erwartete und in die Arme schließen würde. Und es würde eine Sommernacht bei geöffneten Balkontüren, flatternden Vorhängen und einem Blick über die Dächer von Paris folgen, die beide niemals vergessen würden.
Zu seinem 50gsten sollte der Traum des Rennrads nun endlich in die Tat umgesetzt werden, beschloss Gilbert, und Héloïse bestärkte ihn darin. Er fragte im Werk an, man gewährte ihm einen Mitarbeiterrabatt und gab ihm den PY Bestellschein, den wir alle kennen: Rouge rubis sollte es sein, Chrommuffen auf jeden Fall und auch sonst die feinste STC-Ausstattung, von der er seit Jahren phantasierte.
1976 – rechtzeitig zu seinem Geburtstag – war das Schmuckstück zur Abholung bereit. Gilbert nahm es in Empfang, er war gerührt, dieses strahlend intensive Rot – es war ein Traum, wenn auch ein teurer. Und auch Héloïse, das war Gilbert immer wichtig, war ebenfalls begeistert. Von nun an fuhr er immer sonn- und feiertags bei gutem und trockenem Wetter seine Hausrunde mit dem PY. Und er dachte dabei immer wieder an seine Paris-Geschichte.
Die Welt drehte sich weiter, die Kinder wurden groß, zogen weg, bekamen selbst Kinder und Gilbert und Héloïse gingen nach einem langen und harten Arbeitsleben in Rente. Peugeot Cycles in Valentigney zerfiel, was Gilbert zutiefst traurig machte. Und als dann in den Zweitausendern die alten Peugeot-Gebäude abgerissen wurden, nahm er einen anderen täglichen Spaziergeh-Weg, um das Drama nicht mehr sehen zu müssen. Das rote PY jedoch, immer tiptop geputzt, gefettet und geölt, strahlte wie am ersten Tag.
Sein großer Traum mit dem Rennrad nach und in Paris zu fahren ist leider nie wahr geworden, immer wieder war das Geld zu knapp oder es kam sonst etwas dazwischen. 2020 nun starb Héloïse im hohen Alter, aber ohne sie, seine große Liebe, die er zeitlebens und unermüdlich auf Händen zu tragen versuchte, war für Gilbert alles sinnlos geworden. Sein Schmerz war so groß, er folgte ihr einige Tage später an gebrochenem Herzen.
Nun treten die Enkel auf die Bildfläche. Die Wohnung musste aufgelöst werden, „alles raus“ sozusagen, keine Sentimentalitäten. Und Grandpères rotes PY wollte sowieso keiner von den Smartphone-fixierten Jünglingen haben, von denen ich später einen kennenlernen konnte bzw. musste. Das war der Moment Ende dieses Augusts, also vor ein paar Wochen, an dem ganz leichte Vibrationssignale meine rechte Hand erreichten und die Maus unwillkürlich bei Leboncoin klickte. Da stand tatsächlich in Mandeure ein rotes PY mit Chrommuffen – sensationell, ein Traum, trotz schlechter Fotos. Zuerst mit falscher RH ausgewiesen und nach einigem Hin- und Her und Nachmessen war klar – meine RH.
So hätte sich doch alles abspeilen können, oder? Ob Gilbert Gilbert hieß, ob es seine große Liebe Héloïse tatsächlich jemals gegeben hat und ob sein Traum von der Fahrt in Paris überhaupt existierte? Wir wissen es nicht. Aber ist es nicht eine schöne Vorstellung?
Wie auch immer, Gilberts rotes PY jedoch, das konnte ich retten. Es war in einem außergewöhnlich guten Zustand, kein Rost, keine Beule. Die Macken am Lack müssen von unsachgemäßer und liebloser Zwischenlagerung der Herren Enkel gekommen sein. Auf einem der Verkaufsbilder war das auch zu erahnen.
„Seid ihr einverstanden mit dem Text?“
„Schnief, schneuz, ja, so müsste alles gewesen sein.“
„Dann stell‘ ich das jetzt so im KDM ein?“
„Ja, aber schreib noch dazu, dass Du irgendwann Gilberts Traum wahr machst. Ist ja auch Dein Traum.“
„Hmm, ja, vielleicht ... Vielleicht habt ihr sogar recht ...“
Also, irgendwann werde ich, wenn das Todesvirus endlich gezähmt ist und man wieder nach Paris reisen kann, für Gilbert oder wie immer er hieß, an einem der autofreien Wochenenden im September auf dem roten PY zumindest die Champs-Elyssées hochfahren, einmal um den Etoile rum und an der Ecke Victor Hugo nach der Bank Ausschau halten, auf der die bezaubernde Héloïse ihn erwartet haben könnte ...
Nun aber die Bilder der roten Reine de la Route:
Anhang anzeigen 856147
Anhang anzeigen 856148
Anhang anzeigen 856149
Anhang anzeigen 856150
Anhang anzeigen 856151
Anhang anzeigen 856152Anhang anzeigen 856153Anhang anzeigen 856154Anhang anzeigen 856155
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Zu jedem Rad gehört ja eine Geschichte. Sie ist schließlich das, was in unseren Rädern die Seele sichtbar macht. Und außerdem braucht ja auch der @xbiff momentan etwas Aufheiterung in seiner Quaratäne. Ich erzähle also heute die Geschichte der roten Königin der Landstraße.
Als ich am vergangenen Sonntagmorgen in mein Arbeitszimmer kam, war das stumme Geschnattere groß. Meine Peugeots dürfen ja im Arbeitszimmer wohnen, und so empfingen sie mich mit der virtuellen Botschaft, sie hätten die rote Königin nun nach langem Hin- und her überzeugt, im KDM aufzutreten.
„Und die Geschichte dazu?“
„Die musst Du natürlich auch erzählen. Wir kennen die ja schon ...“
„Da brauch‘ ich aber etwas Zeit ...“
„Ja, mach‘. Wir haben die rote Königin jetzt solange bearbeitet, dass sie endlich zugestimmt hat. Jetzt kneif‘ Du nicht ...“
„Bon, d’accord, wenn ihr also wollt ...“
„Ja, ja, ja ...“
Ich setz‘ mich also an den Rechner und hinter mir gibt’s ein Geruckel, weil alle – auch das PX8 - sehen wollten, was ich schreibe.
Habt ihr etwas Zeit? Ok, dann los ...
Wir müssen weit zurück gehen. Ein junger Franzose, nennen wir ihn Gilbert, hat die Unbilden des WW2 erlebt, war in Gefangenschaft, kam um ein Haar frei, kämpfte mutig in der Résistance, und bei den ganzen Wirren dieser Zeit kam seine Ausbildung leider zu kurz. Er lebte im Département Doubs, und ohne vernünftige Ausbildung blieb ihm nur die Möglichkeit, als ungelernte Kraft einen Fabrikjob anzunehmen.
Also machte er sich irgendwann auf nach Valentigney, um zunächst sein Glück bei Peugeot Cycles zu versuchen. Im Bus dorthin – er war nervös, weil er nicht wusste, was ihn erwartet – sah er dann auch noch diesen blonden Engel (nennen wir sie Héloïse), der ihn sowas von verzauberte, dass ihm beim Aussteigen am Werkstor in Valentigney völlig schwindlig war.
Der Anblick von Héloïse brachte ihm Glück: er bekam einen Job in der Abteilung zum Rohrezuschneiden. Am nächsten Ersten durfte er anfangen, er zog nach Mandeure, sparte eisern und konnte nach drei Monaten die erste Anzahlung für ein PL 50 machen. Mit diesem PL 50 fuhr er von da an stolz jeden Tag in „sein“ Werk.
Héloïse hingegen arbeitete, das hat Gilbert zufällig rausbekommen, in der Boulangerie einen Ort weiter als Verkäuferin. Ihr Anblick, ihre Kurven, sie war zum Niederknien schön – er konnte kaum noch an was anderes denken. Eines schönen Sommerabends, sie kam gerade nach getaner Arbeit aus der Ladentür, nahm Gilbert allen Mut zusammen und sprach sie an. Ich will’s kurz machen: erst hat sie ihn ein paar Wochen zappeln lassen und irgendwann dann doch erhört, und er konnte sie endlich in die Arme schließen – ein Traum wurde wahr für ihn und für sie wohl auch.
Wieder ein paar Wochen später kauften sie für Héloïse ein PL55 Damenmodell (auch hier mit Ratenzahlung, weil das Geld knapp war zu der Zeit) und machten von da an ihre kurzen Urlaube in der Region mit Zelt und Rad. Und um das Kopfkino perfekt zu machen, wäre jetzt hier der Einsatz von Griegs Peer Gynt Morgenstimmung mehr als angebracht.
Geld für ein Auto war nicht da, aber es war für sie eine unglaublich glückliche Zeit. Es wurde geheiratet, zwei Kinder kamen und Ende der Sechziger war es irgendwann soweit - sie hatten beide mit eisernem Sparen soviel Geld zusammen, dass sie sich ein erstes Auto kaufen konnten: einen gebrauchten Peugeot 204 Grand Luxe Break in bleu océan.
Gilbert arbeitete mittlerweile bei Peugeot Cycles im Versand und hatte Anfang der Siebziger mitbekommen, dass das Atélier Prestige Peugeot etabliert worden war. Er ersehnte sich schon seit langem zusätzlich zu seinem immer noch täglich für die Fahrt ins Werk benutzten PL50 ein richtiges Rennrad. Und wenn er zum Feierabend bei schönem Wetter und einem petit ballon rouge mit Héloïse vor der Haustür saß, sah er sich im Geiste, wie er irgendwann einmal nach Paris fahren würde mit dem Rennrad, in warmer Abendsonne und bei wenig Verkehr die Champs-Elyssées hinauf, am Place de l‘Étoile halbrund bis zur Avenue Victor Hugo, wo ihn auf einer Bank sitzend seine Héloïse im kurzen leichten Sommerkleid mit gewagtem Ausschnitt verliebt erwartete und in die Arme schließen würde. Und es würde eine Sommernacht bei geöffneten Balkontüren, flatternden Vorhängen und einem Blick über die Dächer von Paris folgen, die beide niemals vergessen würden.
Zu seinem 50gsten sollte der Traum des Rennrads nun endlich in die Tat umgesetzt werden, beschloss Gilbert, und Héloïse bestärkte ihn darin. Er fragte im Werk an, man gewährte ihm einen Mitarbeiterrabatt und gab ihm den PY Bestellschein, den wir alle kennen: Rouge rubis sollte es sein, Chrommuffen auf jeden Fall und auch sonst die feinste STC-Ausstattung, von der er seit Jahren phantasierte.
1976 – rechtzeitig zu seinem Geburtstag – war das Schmuckstück zur Abholung bereit. Gilbert nahm es in Empfang, er war gerührt, dieses strahlend intensive Rot – es war ein Traum, wenn auch ein teurer. Und auch Héloïse, das war Gilbert immer wichtig, war ebenfalls begeistert. Von nun an fuhr er immer sonn- und feiertags bei gutem und trockenem Wetter seine Hausrunde mit dem PY. Und er dachte dabei immer wieder an seine Paris-Geschichte.
Die Welt drehte sich weiter, die Kinder wurden groß, zogen weg, bekamen selbst Kinder und Gilbert und Héloïse gingen nach einem langen und harten Arbeitsleben in Rente. Peugeot Cycles in Valentigney zerfiel, was Gilbert zutiefst traurig machte. Und als dann in den Zweitausendern die alten Peugeot-Gebäude abgerissen wurden, nahm er einen anderen täglichen Spaziergeh-Weg, um das Drama nicht mehr sehen zu müssen. Das rote PY jedoch, immer tiptop geputzt, gefettet und geölt, strahlte wie am ersten Tag.
Sein großer Traum mit dem Rennrad nach und in Paris zu fahren ist leider nie wahr geworden, immer wieder war das Geld zu knapp oder es kam sonst etwas dazwischen. 2020 nun starb Héloïse im hohen Alter, aber ohne sie, seine große Liebe, die er zeitlebens und unermüdlich auf Händen zu tragen versuchte, war für Gilbert alles sinnlos geworden. Sein Schmerz war so groß, er folgte ihr einige Tage später an gebrochenem Herzen.
Nun treten die Enkel auf die Bildfläche. Die Wohnung musste aufgelöst werden, „alles raus“ sozusagen, keine Sentimentalitäten. Und Grandpères rotes PY wollte sowieso keiner von den Smartphone-fixierten Jünglingen haben, von denen ich später einen kennenlernen konnte bzw. musste. Das war der Moment Ende dieses Augusts, also vor ein paar Wochen, an dem ganz leichte Vibrationssignale meine rechte Hand erreichten und die Maus unwillkürlich bei Leboncoin klickte. Da stand tatsächlich in Mandeure ein rotes PY mit Chrommuffen – sensationell, ein Traum, trotz schlechter Fotos. Zuerst mit falscher RH ausgewiesen und nach einigem Hin- und Her und Nachmessen war klar – meine RH.
So hätte sich doch alles abspeilen können, oder? Ob Gilbert Gilbert hieß, ob es seine große Liebe Héloïse tatsächlich jemals gegeben hat und ob sein Traum von der Fahrt in Paris überhaupt existierte? Wir wissen es nicht. Aber ist es nicht eine schöne Vorstellung?
Wie auch immer, Gilberts rotes PY jedoch, das konnte ich retten. Es war in einem außergewöhnlich guten Zustand, kein Rost, keine Beule. Die Macken am Lack müssen von unsachgemäßer und liebloser Zwischenlagerung der Herren Enkel gekommen sein. Auf einem der Verkaufsbilder war das auch zu erahnen.
„Seid ihr einverstanden mit dem Text?“
„Schnief, schneuz, ja, so müsste alles gewesen sein.“
„Dann stell‘ ich das jetzt so im KDM ein?“
„Ja, aber schreib noch dazu, dass Du irgendwann Gilberts Traum wahr machst. Ist ja auch Dein Traum.“
„Hmm, ja, vielleicht ... Vielleicht habt ihr sogar recht ...“
Also, irgendwann werde ich, wenn das Todesvirus endlich gezähmt ist und man wieder nach Paris reisen kann, für Gilbert oder wie immer er hieß, an einem der autofreien Wochenenden im September auf dem roten PY zumindest die Champs-Elyssées hochfahren, einmal um den Etoile rum und an der Ecke Victor Hugo nach der Bank Ausschau halten, auf der die bezaubernde Héloïse ihn erwartet haben könnte ...
Nun aber die Bilder der roten Reine de la Route:
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Frank, schöner hätte man diese Geschichte nicht erzählen können! Chapeau!Zu jedem Rad gehört ja eine Geschichte. Sie ist schließlich das, was in unseren Rädern die Seele sichtbar macht. Und außerdem braucht ja auch der @xbiff momentan etwas Aufheiterung in seiner Quaratäne. Ich erzähle also heute die Geschichte der roten Königin der Landstraße.
Als ich am vergangenen Sonntagmorgen in mein Arbeitszimmer kam, war das stumme Geschnattere groß. Meine Peugeots dürfen ja im Arbeitszimmer wohnen, und so empfingen sie mich mit der virtuellen Botschaft, sie hätten die rote Königin nun nach langem Hin- und her überzeugt, im KDM aufzutreten.
„Und die Geschichte dazu?“
„Die musst Du natürlich auch erzählen. Wir kennen die ja schon ...“
„Da brauch‘ ich aber etwas Zeit ...“
„Ja, mach‘. Wir haben die rote Königin jetzt solange bearbeitet, dass sie endlich zugestimmt hat. Jetzt kneif‘ Du nicht ...“
„Bon, d’accord, wenn ihr also wollt ...“
„Ja, ja, ja ...“
Ich setz‘ mich also an den Rechner und hinter mir gibt’s ein Geruckel, weil alle – auch das PX8 - sehen wollten, was ich schreibe.
Habt ihr etwas Zeit? Ok, dann los ...
Wir müssen weit zurück gehen. Ein junger Franzose, nennen wir ihn Gilbert, hat die Unbilden des WW2 erlebt, war in Gefangenschaft, kam um ein Haar frei, kämpfte mutig in der Résistance, und bei den ganzen Wirren dieser Zeit kam seine Ausbildung leider zu kurz. Er lebte im Département Doubs, und ohne vernünftige Ausbildung blieb ihm nur die Möglichkeit, als ungelernte Kraft einen Fabrikjob anzunehmen.
Also machte er sich irgendwann auf nach Valentigney, um zunächst sein Glück bei Peugeot Cycles zu versuchen. Im Bus dorthin – er war nervös, weil er nicht wusste, was ihn erwartet – sah er dann auch noch diesen blonden Engel (nennen wir sie Héloïse), der ihn sowas von verzauberte, dass ihm beim Aussteigen am Werkstor in Valentigney völlig schwindlig war.
Der Anblick von Héloïse brachte ihm Glück: er bekam einen Job in der Abteilung zum Rohrezuschneiden. Am nächsten Ersten durfte er anfangen, er zog nach Mandeure, sparte eisern und konnte nach drei Monaten die erste Anzahlung für ein PL 50 machen. Mit diesem PL 50 fuhr er von da an stolz jeden Tag in „sein“ Werk.
Héloïse hingegen arbeitete, das hat Gilbert zufällig rausbekommen, in der Boulangerie einen Ort weiter als Verkäuferin. Ihr Anblick, ihre Kurven, sie war zum Niederknien schön – er konnte kaum noch an was anderes denken. Eines schönen Sommerabends, sie kam gerade nach getaner Arbeit aus der Ladentür, nahm Gilbert allen Mut zusammen und sprach sie an. Ich will’s kurz machen: erst hat sie ihn ein paar Wochen zappeln lassen und irgendwann dann doch erhört, und er konnte sie endlich in die Arme schließen – ein Traum wurde wahr für ihn und für sie wohl auch.
Wieder ein paar Wochen später kauften sie für Héloïse ein PL55 Damenmodell (auch hier mit Ratenzahlung, weil das Geld knapp war zu der Zeit) und machten von da an ihre kurzen Urlaube in der Region mit Zelt und Rad. Und um das Kopfkino perfekt zu machen, wäre jetzt hier der Einsatz von Griegs Peer Gynt Morgenstimmung mehr als angebracht.
Geld für ein Auto war nicht da, aber es war für sie eine unglaublich glückliche Zeit. Es wurde geheiratet, zwei Kinder kamen und Ende der Sechziger war es irgendwann soweit - sie hatten beide mit eisernem Sparen soviel Geld zusammen, dass sie sich ein erstes Auto kaufen konnten: einen gebrauchten Peugeot 204 Grand Luxe Break in bleu océan.
Gilbert arbeitete mittlerweile bei Peugeot Cycles im Versand und hatte Anfang der Siebziger mitbekommen, dass das Atélier Prestige Peugeot etabliert worden war. Er ersehnte sich schon seit langem zusätzlich zu seinem immer noch täglich für die Fahrt ins Werk benutzten PL50 ein richtiges Rennrad. Und wenn er zum Feierabend bei schönem Wetter und einem petit ballon rouge mit Héloïse vor der Haustür saß, sah er sich im Geiste, wie er irgendwann einmal nach Paris fahren würde mit dem Rennrad, in warmer Abendsonne und bei wenig Verkehr die Champs-Elyssées hinauf, am Place de l‘Étoile halbrund bis zur Avenue Victor Hugo, wo ihn auf einer Bank sitzend seine Héloïse im kurzen leichten Sommerkleid mit gewagtem Ausschnitt verliebt erwartete und in die Arme schließen würde. Und es würde eine Sommernacht bei geöffneten Balkontüren, flatternden Vorhängen und einem Blick über die Dächer von Paris folgen, die beide niemals vergessen würden.
Zu seinem 50gsten sollte der Traum des Rennrads nun endlich in die Tat umgesetzt werden, beschloss Gilbert, und Héloïse bestärkte ihn darin. Er fragte im Werk an, man gewährte ihm einen Mitarbeiterrabatt und gab ihm den PY Bestellschein, den wir alle kennen: Rouge rubis sollte es sein, Chrommuffen auf jeden Fall und auch sonst die feinste STC-Ausstattung, von der er seit Jahren phantasierte.
1976 – rechtzeitig zu seinem Geburtstag – war das Schmuckstück zur Abholung bereit. Gilbert nahm es in Empfang, er war gerührt, dieses strahlend intensive Rot – es war ein Traum, wenn auch ein teurer. Und auch Héloïse, das war Gilbert immer wichtig, war ebenfalls begeistert. Von nun an fuhr er immer sonn- und feiertags bei gutem und trockenem Wetter seine Hausrunde mit dem PY. Und er dachte dabei immer wieder an seine Paris-Geschichte.
Die Welt drehte sich weiter, die Kinder wurden groß, zogen weg, bekamen selbst Kinder und Gilbert und Héloïse gingen nach einem langen und harten Arbeitsleben in Rente. Peugeot Cycles in Valentigney zerfiel, was Gilbert zutiefst traurig machte. Und als dann in den Zweitausendern die alten Peugeot-Gebäude abgerissen wurden, nahm er einen anderen täglichen Spaziergeh-Weg, um das Drama nicht mehr sehen zu müssen. Das rote PY jedoch, immer tiptop geputzt, gefettet und geölt, strahlte wie am ersten Tag.
Sein großer Traum mit dem Rennrad nach und in Paris zu fahren ist leider nie wahr geworden, immer wieder war das Geld zu knapp oder es kam sonst etwas dazwischen. 2020 nun starb Héloïse im hohen Alter, aber ohne sie, seine große Liebe, die er zeitlebens und unermüdlich auf Händen zu tragen versuchte, war für Gilbert alles sinnlos geworden. Sein Schmerz war so groß, er folgte ihr einige Tage später an gebrochenem Herzen.
Nun treten die Enkel auf die Bildfläche. Die Wohnung musste aufgelöst werden, „alles raus“ sozusagen, keine Sentimentalitäten. Und Grandpères rotes PY wollte sowieso keiner von den Smartphone-fixierten Jünglingen haben, von denen ich später einen kennenlernen konnte bzw. musste. Das war der Moment Ende dieses Augusts, also vor ein paar Wochen, an dem ganz leichte Vibrationssignale meine rechte Hand erreichten und die Maus unwillkürlich bei Leboncoin klickte. Da stand tatsächlich in Mandeure ein rotes PY mit Chrommuffen – sensationell, ein Traum, trotz schlechter Fotos. Zuerst mit falscher RH ausgewiesen und nach einigem Hin- und Her und Nachmessen war klar – meine RH.
So hätte sich doch alles abspeilen können, oder? Ob Gilbert Gilbert hieß, ob es seine große Liebe Héloïse tatsächlich jemals gegeben hat und ob sein Traum von der Fahrt in Paris überhaupt existierte? Wir wissen es nicht. Aber ist es nicht eine schöne Vorstellung?
Wie auch immer, Gilberts rotes PY jedoch, das konnte ich retten. Es war in einem außergewöhnlich guten Zustand, kein Rost, keine Beule. Die Macken am Lack müssen von unsachgemäßer und liebloser Zwischenlagerung der Herren Enkel gekommen sein. Auf einem der Verkaufsbilder war das auch zu erahnen.
„Seid ihr einverstanden mit dem Text?“
„Schnief, schneuz, ja, so müsste alles gewesen sein.“
„Dann stell‘ ich das jetzt so im KDM ein?“
„Ja, aber schreib noch dazu, dass Du irgendwann Gilberts Traum wahr machst. Ist ja auch Dein Traum.“
„Hmm, ja, vielleicht ... Vielleicht habt ihr sogar recht ...“
Also, irgendwann werde ich, wenn das Todesvirus endlich gezähmt ist und man wieder nach Paris reisen kann, für Gilbert oder wie immer er hieß, an einem der autofreien Wochenenden im September auf dem roten PY zumindest die Champs-Elyssées hochfahren, einmal um den Etoile rum und an der Ecke Victor Hugo nach der Bank Ausschau halten, auf der die bezaubernde Héloïse ihn erwartet haben könnte ...
Nun aber die Bilder der roten Reine de la Route:
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Und was muß ich mir unter besagtem PY Bestellschein vorstellen?
Nein, das PL50 und das PL55 gab's nur im Kopfkino ...@DS19Pallas ja eine sehr schöne Geschichte. Eine die noch zwei weitere Räder antizipiert, hast Du das PL50 und das PL55 auch gerettet oder sind es die Räder aus Deinem Arbeitszimmer, die gerne auch in den Nebenrollen der Geschichte päsent sein wollten?
Schön geschrieben, hätte fast geheult. Aber was muß ich mir unter besagtem PY Bestellschein vorstellen?
Da gibt's auch noch ne Seite 1 dazu (siehe Anhang) ...Anhang anzeigen 856176
Es gab da solche BEstellformulare, mit deren Hilfe man sich sein ganz persönliches Rädchen im Atelier bauen lassen konnt!