… ja das stimmt und erfüllt mich mit großer Sorge . Wer k a n n das ?
Im Grunde genommen kannst Du das auch selbst. Du brauchst vorerst nur zwei wirklich stabile, lange Aluminiumprofile, zwei bis vier Schraubzwingen, einen exakt zentrierten Radsatz (der in den Rahmen passt) und einen Zollstock, um den Abweichungen relativ zueinander auf die Spur zu kommen.
Wenn das Vorderteil des Rahmens gerade sein sollte, reichen auch zwei Kohlefaserstäbe ("Drachenstäbe") oder eine dünne Schnur.
Zum Richten wird dann ggf. ein stabiler Schraubstock an einem ebenso stabilen, schweren Tisch nötig, etwas Kraft und Mut und anschließend das übliche Ausfallenden-Richtwerkzeug mit den beiden "Glocken".
Ich habe die Vorgehensweise zwar auch schon ein paar Mal fotografiert, wirklich toll ist das meiste davon aber nicht geworden und ich bin auch gerade nicht daheim, deshalb versuche ich es mal mit Worten.
Wenn der ganze Rahmen aus der Spur läuft und man nicht weiß, wo der Fehler liegt, aber anschließend zumindest wieder einen geradeausfahrenden Rahmen haben will, braucht man die Profile (L-Profil oder besser Vierkantrohr) und die Schraubzwingen.
Test Nr. 1: Beide Räder in der Spur?
Gabel ganz normal mit passendem Steuersatz einbauen, beide Räder ohne
Reifen einbauen. Rad auf die
Felgen stellen.
Profile links und rechts neben die
Felgen legen und mit den Schraubzwingen an die Felge des ersten Rades ziehen (vorn oder hinten ist erstmal egal).
Profile mit Ober- und Unterrohr fluchtend ausrichten, wenn das Vorderrad darin befestigt wurde. Dann schauen, wo das Hinterrad steht:
- zwischen den Profilen: in Längsrichtung alles gut!
- neben den Profilen, aber parallel: Hinterbau zu einer Seite verbogen.
- winklig zu den Profilen: Ausfallenden verbogen und/oder Hinterbau verdreht (oft ist dann ein Auto gegen das abgestellte Rad gefahren)
Test Nr. 2: Gabel mittig?
- Gabel ausbauen, Rad in die Gabel einbauen.
- Profile mit zwei Schraubzwingen an die Felge klemmen; müssen parallel sein (auf den Boden legen, Felge dazwischenstellen, Schraubzwingen anziehen).
- Felge mit Profilen so weit drehen, dass der Gabelschaft zwischen den Profilen liegt: Ist er in der Mitte, oder seitlich versetzt?
Das geht natürlich auch mit den Drachenstäben und etwas Klebeband.
Ist die Gabel seitlich verzogen, kann man ihre Beine einzeln einfach wieder hinbiegen. Dazu den Gabelschaft möglichst weit unten mit Rohrklemmbacken in den Schraubstock spannen und einfach am Gabelbein ziehen, Ausfallenden mit Richtglocken ausrichten und nochmals messen. Aber Vorsicht: Nicht selten wurden Rahmen mit schief angelötetem Steuerrohr schon werksseitig über die Schiefstellung der Gabel kompensiert! Geht es dabei nur um 1-2 mm, fällt das später kaum auf.
Ist die Gabel von einem Auffahrunfall nach hinten gebogen, wirft man sie lieber weg. Das ist mit den Schienen auch nicht zu ermitteln.
Test Nr. 3: Hinterbau mittig zum restlichen Rahmen?
- Hinterrad ausbauen und Rahmen am Tretlagergehäuse in den Schraubstock spannen.
- Drachenstab am Steuerrohr und diagonal an der anderen Seite des Sitzrohrs anlegen; Abstand zum Ausfallende messen.
- Seite wechseln und Abstand zum anderen Ausfallende messen.
- Gesamtabstand der Ausfallenden zueinander messen.
- Hinterbau auf der Seite mit der größeren Abweichung von Hand in die gewünschte Richtung biegen, dabei vor dem Ausfallende anfassen, um es nicht abzuknicken
- Nochmals messen usw.
- Stimmen Gesamtabstand und Mittigkeit, Ausfallenden mit dem "Glockenwerkzeug" ausrichten.
- Nochmals messen, usw.
Bei Rahmen aus einfachen, dickwandigen Rohren geht das recht einfach und man merkt auch ganz gut, wann der Rahmen "kommt". Bei dünnwandigen, elastischen Hinterbauten aus hochfesten Rohren wird das deutlich schwieriger und kraftaufwendiger, geht aber meistens auch, wenn man sich traut, den Hinterbau mit Gewalt 7 cm und mehr auszulenken. Das kostet natürlich Überwindung und man kann ihn dabei auch zerstören, ist mir aber noch nie passiert.
Test Nr. 4: Hinterrad steht senkrecht in Flucht des Sitzrohrs (falls das Sitzrohr gerade sein sollte!)?
- Am besten einfach mit optischer Peilung ermitteln.
- Alternativ: Drachenstäbe parallel an die (eingebaute) Felge kleben und das Rad drehen, Abstände zum Sitzrohr oben und unten messen.
Richten ist hier schwierig, weil beide Ausfallenden parallel verbogen werden müssen, was bei größeren Korrekturen aber einen Höhenversatz erzeugt (Ausfallenden ggf. anschließend ausfeilen: eins oben, das andere unten, erneut prüfen).
Test Nr. 1 wiederholen, jetzt sollte weitestgehend alles fluchten.
Wenn nicht: Beide Räder zwischen die Schienen klemmen, Hinterrad im Rahmen lösen und erneut festziehen. Dann steht es zwar schief im Hinterbau, aber zumindest in der Flucht des Vorderrads. Bei kleineren Abweichungen reicht das übrigens von vornherein aus, solange der
Reifen noch in den Hinterbau passt.