Meine bessere Hälfte hat zwar ein bisschen mehr Verständnis, aber im Kern ist es ähnlich
Besteht hier Bedarf nach einer Selbsthilfegruppe (Thread) wo sich alle Familienväter/Beziehungspartner/Lebensabschnittsgefährten ausheulen können weil sie zu wenig aufs Rad kommen?
Ich gehöre anscheinend zu den glücklichen Männer, die immer machen können was sie wollen und sich dafür keine Erlaubnis holen müssen?!
Was ihr beschreibt, kenn ich aus dem Bekanntenkreis zu genüge, das sich Männer sich für jegliche Aktivitäten, die dem eigenen Genuss dienlich sind, Absolution und (langfristige) Genehmigungen einholen müssen.
Ich kenne das überhaupt nicht, ich bin mit meiner Frau jetzt 25 Jahre zusammen - ich bin 46, wir haben zwei Mädchen, 12-14, großes Haus, Garten, ich arbeite 43 Stunden, meine Frau 30 Stunden.
Ich musste mich noch nie rechtfertigen, irgendwas machen zu dürfen. Wenn mir morgen einfallen würde, am Freitag - Dienstag Ski fahren zu wollen....dann mach ich das. Da gibt es dann ein "viel Spaß Schatz" und das wars.
Ich kenne genug Geschichten von Freunden und Bekannten, die diese, für mich selbstverständliche, Freiheit nicht haben. Und als Fazit fallen mir nur zwei Dinge dabei auf: Auf der einen Seite wollen / brauchen die Männer diese Kontrolle und "Einschränkungen" und sind total fein damit, auf der anderen Seite sind viele damit unglücklich und machen Dinge dann heimlich.
Wie ein guter Freund von mir, der ist freiberuflich, der fährt heimlich in der Woche Rad, und erzählt aber zu Hause, er wäre auf einem "Job".
Ich finds, Entschuldigung, überhaupt nicht gesund, sich vom Partner so einschränken zu lassen. Ich kann nur von mir berichten, und ich denke, 25 Jahre Beziehung ist eine ziemlich gute Referenz: Leben und leben lassen.
Jeder soll doch machen, was er will. Gleichzeitig sollte doch eine (unausgesprochene) Einigkeit darüber herrschen, wann man gebraucht wird.
Z.B., liegen beide Kinder krank auf der Nase, ist es doch eine Selbstverständlichkeit, zu entlasten. Oder ist der Partner krank, übernimmt man natürlich den "Job" des anderen. Genauso sind gewisse Haushaltsaktivitäten unausgesprochen Teamarbeit.
Wenn ich vielleicht eine gewisse Besonderheit bei uns sehe, wir knallen uns als Familie nicht 1001 Termine in den Kalender, wir sind eher "langweilig". Und auch die Aktivitäten der Kinder sind so gelegt, dass die Kinder sich um ihren "Spaß" selber kümmern.
Wir haben die Kinder sehr früh zur Eigenständigkeit erzogen, die beiden machen was sie wollen. Die beiden sind ganz frei - so wie ich das früher auch war. Meine Frau übrigens auch.
Ich weiß nicht, wenn meine Frau mir "zuteilen" würde, was ich zu tun und zu lassen hätte, das wäre der Anfang des Endes unserer Beziehung. Ich lasse mir mein Leben nicht vorschreiben, gleichzeitig ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, so für die Familie da zu sein, wie sie mich braucht.
Und ich würde mal behaupten, ich bin mit meiner Frau komplett auf Augenhöhe. Jeder hat seine (unausgesprochenen) Stärken, Schwächen und Selbstverständlichkeiten im Alltag. Es gibt keinerlei Konkurrenzdenken. Jeder hat seine Aufgaben und Rolle, die sich aus Selbstverständlichkeiten ergeben haben.
Gleichzeitig sollte man doch aber auch das Gespür dafür haben, wenn der Partner gerade mehr trägt als der andere. Oder aber, die angedachten Radausfahrt heute vielleicht doch nicht die beste Idee wäre, weil bsp. irgendwas am Haus gemacht werden müsste.
Und all die Freiheiten, die ich mir "nehme" gestehe ich meiner Frau auch zu, die kann machen was sie will. Wenn sie spontan sagt, sie macht ein Mädelswochende mit ihren Damen: Tschüss, viel Spaß. Da gibt es doch keine Debatte.
Mein Beitrag soll hier jetzt echt nicht missverstanden werden, ich merke immer mehr, oder besonders seitdem wir Kinder haben, in was für einer "glücklichen Lage" ich bin. Bzw, wenn ich diese "Lage" so nicht hätte, gäbe es diese Beziehung (nicht) mehr.
Aber ich kann nur aus meiner Warte aus sagen, auch aus meiner Kindheit heraus, bei meinen Eltern war es auch nie eine Debatte, wer was machen darf und was nicht - sich vom Partner vorschreiben zu lassen was man zu tun und zu lassen hat - halte ich für höchst ungesund auf Dauer. Da ist möglicherweise immer eine Person unzufrieden. Und das ist m.E. für eine langfristige Beziehung Gift. Genauso, wie übertriebener Egoismus und das man keine Rücksicht aufeinander nimmt.
Ich kann nur von mir berichten, das Radfahren hat in den letzten 2,5 Jahren einen enorm wichtigen Stellenwert in meinem Leben eingenommen. Die Zeit auf dem Rad ist meine "Me-Time" um mir den Kopf durchzublasen, Kraft zu tanken, zu reflektieren, Stärke zu finden. Und genau diese "Power", die ich dadurch tanke, bring ich wieder in die Familie zurück.
Ich lasse all den Scheiss, die Belastungen des Alltags, der Arbeit, die zwischenmenschlichen Themen (schwere Krankheit eines Familienangehörigen) auf dem Rad und setze mich danach fokussiert, konzentriert und mental stark zu Hause ein.
Würde man mir das nehmen oder nicht zugestehen, ich würde daran eingehen. Und ich glaube das ist auch der Punkt, den ich oft mitbekomme: Ein "kontrollierender" Partner sieht oftmals nicht, dass das Hobby etwas anderes (sein kann) als nur "schicke Micki" Radzufahren. Dass das Radfahren nämlich eine Funktion haben kann, der essentiell wichtige Funktion für die (mentale) Stabilität des Partners, der gerne auf den Bock möchte. "Me Time", um es kurz zu sagen. Und um "Me-Time" sollte es niemals Streit geben.
Meine Erfahrungen zu dem Thema. Und ich bin leider krank, also findet die "Me Time" auf der Couch statt :/ Männerschnupfen.