Vor etwa zwei Monaten hatte ich in
Ebay-Kleinanzeigen ein tolles altes Scapin gefunden:
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/scapin.145986/page-5#post-4258160
Wie man sieht, hatte der Vorbesitzer das Rad Anfang der Neunziger auf die damals aktuelle 8-fach Dura Ace umgebaut und ein paar passende passende Laufräder spendiert. Als er dann älter wurde, hat er zum Schluß noch einen "bequemeren" Vorbau montiert, bevor es dann etwa zehn Jahre im Keller verschwand. So ist es dann in den Kleinanzeigen aufgetaucht.
Meine erste Idee war, einfach nur den Vorbau zu wechseln, die
Bremsen gegen solide BR-7403 zu tauschen und dann damit in den Sommer zu starten. Als dann aber die (fast) modernen
Bremsen am Vintage-Rahmen hingen, war mir klar: So geht dass nicht! Sieht aus wie eine in die Jahre gekommene Hollywood-Schönheit, die mit zu viel Botox und Silicon wieder wie zwanzig ausschauen will...
Da mir allerdings noch ein klassischer Klassiker in der Sammlung fehlt, war klar, dass ich es auf einen Stand 1980-1985 zurückzurüste, und zwar mit folgenden Eckpunkten:
-möglichst alle original erhaltenen Teile behalten
-Wäscheleinen, Rahmenschaltung und Hacklenpedale, damit ich ohne Diskussion auf Klassikerausfahrten mitfahren kann
-trotzdem möglichst funktional:
Bremsen und Schaltung müssen ohne wenn und aber ihren Dienst verrichten
-möglichst viele Teile aus Sammlung wiederverwenden und das Budget nicht überstrapazieren
Zuerst wurden also Steuersatz und Tretlager zerlegt und gereinigt. Da beide, und auch die
Bremsen, Campagnolo Grand Sport Teile sind, kann man davon ausgehen, das es sich ursprünglich um das Modell "Grand Sport" handelte. Der Rahmen ist trotzdem aus hochwertigem Columbus SL gelötet (spätere Grand Sport Modelle bekamen einfachere Rohre) und anhand der Decals kann man es dem Baujahr 1982 zuordnen.
Passende Laufräder mit Campagnolo Record Naben hatte ich im Keller, das Record Schaltwerk kommt aus dem Forum. Umwerfer, Schalthebel und Kleinteile fand ich in den Kleinanzeigen. Als Bremshebel dienen jetzt Modolos und die Hackenpedale sind Maillard CXC. Mit viel Zeit, viel Never Dull, viel Politur und viel Lagerfett wurde anschließend alles wieder hergerichtet und montiert.
Das Ganze funktioniert jetzt erstaunlich gut. Mit den Simplex SLJ Hebeln kann man die 7-fach Dura Ace Kasette noch akzeptabel schalten und die
Bremsen sind auch kein Sicherheitsrisiko. Die Übersetzung ist durchaus Bergtauglich mit 38-26. Das große Kettenblatt hat zwar ein paar Zähne zuviel (53), aber wer wollte auf die wunderschönen Löcher verzichten? Kompett fahrfertig habe ich 9,6kg gemessen (RH 54 m-m), was wohl an den bleischweren Billigreifen liegt. Der Rahmen dagegen ist natürlich was feines
Was mir nicht gefällt, ist der schwarze Vorbau und das zu dunkle
Lenkerband. Irgendwann werde ich das nochmal ändern. Beim Fahren ist beides ja egal und den Spass verdirbt es auch nicht.
(Und in der nächsten Folge sehen Sie: Ich habe eine 8-fach Dura Ace Gruppe im Keller liegen. Was mache ich nur damit...?)