Ich selber halte jegliche Emotionalisierung der Debatte für nicht förderlich und möchte mich daher auf die Sachlage beschränken. Eine Verharmlosung oder der Vorwurf einer solchen zielt auf eine Emotionalisierung ab. Ebenso wäre das bei Angstmache oder dem Vorwurf einer Angstmache der Fall. In diese Form des Diskurses sollte man gar nicht erst eintreten, denn das führt zu nichts außer einer weiteren Verfestigung der Polarisierung.
Ich formuliere die Interpretation der Sachlage als Arzt und biomedizinischer Wissenschaftler. Dass ich Covid-19 nicht verhamlosen wollte, will oder werde, mag man daran ablesen, dass ich an meinem Arbeitsort im Zeitraum 10/2020-03/2022 zwei universitäre Corona-Impfzentren aufgebaut und geleitet habe. Davor und währenddessen habe ich Nächte-lang die mir täglich frisch aus der Landesbehörde zugesandten Infektionszahlen samt Alters-/Geschlechtsstruktur und Landkreisverteilung und die sich daraus ableitende Klinikbelastung in unserem Großraum prognostiziert und diese Zahlen der Task Force des Universitätsklinikums regelmäßig als Planungsbasis vorgelegt, Impferfolge darin identifiziert, eine Mittel- und Langfrist-Modellierung der Intensivbelastung bei Voranschreiten der Impfkampagne und bei Verdrängung von delta durch omicron kalkuliert, Mortalitätsdaten und Übersterblichkeiten epidemiologisch eingeordnet, ... ich war und bin also sachlich durchaus tief im Geschehen drin.
Emotionen branden dabei von außen genug an einen heran. Je heißer es wird, um so kälter und nüchterner sollten dann die Analyse und das Kalkül werden.