OK, ich schreib mal was. Der Bericht spiegelt allerdings kaum den Spaß wieder, den die Serie dieses Jahr gemacht hat.
Die Brevetserie begann am 2. März mit 200km und 0 Höhenmetern. Das ist normalerweise nichts wovor man sich fürchten müsste. Doch war aufgrund des Schneegestöbers der vergangenen Wochen kein gutes Training möglich. Gut, dass der
Eifelmarathon durchgezogen werden konnte, so das etwas Grundlage für die erste Prüfung vorhanden war. Die Randonneure waren nach dem langen Winter "heiß" und so wurde es ziemlich schnell. Nach gut 6,5 Stunden war das Ziel ereicht. Die Runde soll landschaftlich toll gewesen sein, ich habe davon wenig gesehen, da ich genug damit zu tun hatte, die Hinterräder meiner Mitfahrer zu halten, was auf den verwinkelten holländischen Radwegen nicht ganz einfach war.
Danach lief das Training ganz gut, jedoch erwischte mich ein gemeiner Grippevirus. Nachdem der nicht weg ging, habe ich es mit Medikamenten versucht, was zunächst erfolgreich die Viren gekillt hat. Dementsprechen angezählt stand ich beim 300er am Start. Etwa 50% der angemeldeten Randonneure hatten wegen dem Wetter abgesagt. Windstärke 8-9 und 0°C lautete die (korrekte) Vorhersage. Na und?, wenn man den Eifelmarathon fährt, kann man das auch meistern. Ich bin zunächst mit der ersten Gruppe mitgefahren, das war mir aber viel zu schnell. Außerdem hatte das Rad einen Platten, als ich es morgens aus dem Auto zog und daher keinen
Schlauch mehr. Ein Radladen am Wegesrand nutzte ich dazu, aus der Gruppe auszusteigen und Ersatzmaterial zu holen.
Witzigerweise war nicht nur mir das Tempo zu hoch. Irgendwann schloss ich wieder zu der Gruppe auf. Wir sind dann bis zum Ziel zusammengeblieben. Trotz der Antibiotikakur wurde meine Form mit jedem Kilometer besser, so dass ich die letzten 70km meistens vorne fahren konnte. Komisch manchmal.
Nach der Tour war ich natürlich wieder krank, diesmal habe ich aber keine Medikamente genommen und habe das interne Heilungsprogramm benutzt. Das ist anscheinend nachhaltiger, denn seit dem gabs keine Virenprobleme mehr.
Am 20. April stand die 400er Prüfung an. Die Strecke sollte Richtung Belgien gehen. Dort gibt es ein weitläufiges Netz ehemaliger Bahntrassen, RAVel. Etliche Kilometer fuhren wir darauf. Und wie es sich für einen ordentlichen Radweg gehört, stand an jeder Kreuzung ein Poller oder Drängelgitter. Und breiter als 2,50 m muss ein Radweg ja auch nicht sein, sind ja alles schmale Leute die Radfahrer. Es wurde also ständig gebrüllt "POLLER" oder "GEGEN". Trotzdem hat es Riesenspaß gemacht. Ich hatte zwar Mühe, die Gruppe zu halten, doch irgendwann war auch dieses Brevet geschafft.
Danach blieben 4 Wochen, um für den 600er fit zu werden. Ich nutzte die Zeit und bin die angedachte Marathonstrecke unserer Adler RTF abgefahren. Mit ganz knapp 4000 Höhenmtern sehr grenzwertig, daher habe ich die Tour noch einmal überarbeitet. Weitere Probefahrten auf Teilen der Strecke waren eine gute Vorbereitung fürs 600er Brevet.
Dieses startete am 18. Mai. Pünktlich zu diesem Termin gewährte der Wettergott ein Zeitfenster, um die 600km trocken zu bewältigen. Gut so. Ca. 35 Randonneure machten sich auf den Weg. Diesmal führte die Runde zum 3Ländereck. Endlich waren auch mal ein paar Berge dabei, was die Sache etwas auflockerte. Von Anfang an fand sich eine gute Gruppe zusammen. Wir kannten uns schon von den vorangegangenen Brevets und fuhren gemeinsam. Jeder unterstützte jeden, das war richtig gut und eines der Dinge, weshalb Brevets Spaß machen.
Die Strecke bestand aus 2 Runden, abends kamen wir also wieder am Startort an. Moni, die Frau von Veranstalter Michael, stemmte die Kontrollstelle zu Hause und bekochte uns mit Spaghetti Bolognaise und Nachtisch mit frischen Erdbeeren, klasse nach all den Riegeln und Käsebroten. Danach kostete es schon etwas Überwindung, in die Nacht zu den nächsten 300km zu starten. Man hätte auch ins Auto steigen und nach Hause fahren können. Das hat aber aus unserer Gruppe keiner gemacht. Einige sind noch nicht mal zum Parkplatz gefahren. Ich schon, frische Sachen und etwas Proviant hatte ich dort gebunkert. Dadurch war unsere Gruppe geteilt. Zu dritt versuchten wir, die anderen 4 wieder einzuholen, was uns erst nach 2,5 Stunden gelang. Die folgende Nachtfahrt war richtig schön. Leider bekam ich Probleme mit der Müdigkeit. Ich habe mich etwas aus der Gruppe rausfallen lassen und habe versucht wach zu bleiben. Ich hatte die Hoffnung, dass es nach einer Pause wieder besser gehen wird, aber es fand sich keinerlei Gelegenheit einen Kaffee oder was auch immer zu bekommen. Fast 180km fand sich rein gar nichts. Erst als es schon wieder hell war, fand sich endlich ein 24h open McDonalds. Kaffee und Cheeseburger zum Frühstück, klasse. Doch auch danach musste ich weiter die Müdigkeit niederkämpfen. Bei so langen Strecken kann man noch so platt sein, irgendwann läuft es wieder. Darauf vertraute ich und es kam auch so. Mit Dieter aus dem Sauerland legten wir für 50km einen 30er Schnitt hin. Bis Dieter meinte, dass es noch 40km bis ins Ziel wären. Wir haben dann wieder das Tempo rausgenommen und haben uns ins Ziel gerettet. Dort erwartete uns die unermüdliche Moni mit einer Gulaschsuppe und Kuchen.
Wer 2,3,4 und 600 in einem Jahr schafft ist "Superrandonneur". Na ja, "Halbrandonneur" trifft es eher, denn die richtig langen Strecken kommen erst noch. Da hatte ich bisher nicht den Mut zu. 1200km Paris Brest Paris ist nach wie vor ein Traum. Dieses Jahr versuche ein es erstmals mit einem 1000km Brevet. Die Quali dafür ist ja jetzt geschafft. Jetzt muss ich nur noch den Mut finden, da an den Start zu gehen.