Aber zurück zur Gabel. Columbus-Gabelbeine sind ja erstmal gerade, wenn man sie bekommt, und vorgebogene Reynolds-Exemplare hatte ich natürlich nicht zur Hand. Also musste ein Gabelbieger her, den die meisten Profis als eigenes
Werkzeug (oder eine ganze Reihe davon) auf einer stabilen Platte fest installiert haben. z.B. so:
https://pfffffffft.wordpress.com/2010/02/17/fork-bender-first-results/
An dieser Idee störte mich aber, extra ein komplettes Gerät bauen zu müssen, das anschließend garnichts anderes kann und immer irgendwo im Weg ist. Zumal ich bereits einen simplen, aber stabilen Rohrbieger für Materialien bis ca. 12 mm Durchmesser habe, der im Grunde genommen ja das Gleiche tut und den ich z.B. für Gepäckträger benutzen werde, oder für gebogene Bremsstege, oder für stählerne Benzinleitungen bei japanischen Autos aus den 90er Jahren, die gern mal durchrosten.
http://www.ebay.de/itm/Profi-Rohrbi...206941?hash=item230e62bb9d:g:HsMAAOSwF1dUSBV7
Mit den serienmäßigen Biegescheiben macht man sich aber Knicke ins Gabelbein, weil ihre Nut im späteren Verlauf zu klein wird, die Hebelkraft an dieser Stelle zu hoch und die größte Scheibe noch zu klein ist. Nach einem zerstörten Gabelbein hatte ich das dann sogar begriffen.
Also folgte der Griff zur Stichsäge und aus einem stabilen Regalbrett (mindestens Buche) wurde eine Biegeschablone mit variablem Radius, die für die meisten Gabeln ausreichen dürfte, wenn man sie entsprechend hindreht. Die reingefeilte Nut fürs Gabelbein sieht man hier leider nicht, aber sie ist natürlich vorhanden.
Die Holzscheibe muss dabei nicht extra arretiert werden, sie bleibt einfach durch die wirkenden Kräfte in der gewünschten Position.
Das Gabelbein biegt man anschließend möglichst gleichmäßig und muss am Anfang vielleicht ein paar Mal kräftig "rucken", um die Elastizität des ganz dünnen Abschnitts zu überwinden. Das Bein nimmt man zwischendurch immer wieder aus dem Bieger und legt es samt Ausfallende über die Zeichnung zum Vergleichen, biegt noch ein wenig nach, vergleicht wieder usw., bis es passt.
Vorsicht: Zu weit gebogene Beine kann man nicht mehr zurückbiegen, muss also ggf. am unteren Ende was abschneiden - besser, sie passen möglichst genau und sind vor allem auch beide identisch.
Dann kommen die Ausfallenden dran, und damit sie auch im richtigen Winkel sitzen, habe ich beide Beine schonmal in den Kopf gesteckt und die Ausfallenden im richtigen Abstand auf eine alte Achse geklemmt.
Der Gabelkopf wird ausgeschliffen, weil er als typisches Long-Shen-Gussteil etwas zu eng gefertigt war und das Schaftrohr garnicht reinpasste:
Übrigens ein ziemlich leichter Kopf, trotz seiner Breite. Er ist nämlich komplett hohl und recht dünnwandig.
Weil dieser Kopf unten einen durchgehenden Anschlag für das Schaftrohr hat, ich ihn aber von oben aufs Rohr stecken und zum besseren Beobachten so auch anlöten wollte, bekommt der Anschlag ein paar Aussparungen zum "Füttern" mit Lot:
Das Einlöten des Schaftrohrs gilt ja zurecht als kritischster Arbeitsschritt am ganzen Rahmen und Überhitzung ist hier gefürchtet, ich fand es mit der nötigen Geduld und großer Flamme aber ausgesprochen einfach. Das kann daran liegen, dass Rohr und Kopf recht ähnliche Wandstärken haben, aber auch daran, dass der Kopf aus Edelstahl ist und die Hitze offenbar etwas träger weitergibt. Es ging jedenfalls ganz leicht: Alles gemeinsam von außen und innen allmählich anwärmen, bis das Flussmittel rundum glasig wird und zusammenläuft, dann etwas Lot in die Aussparungen laufen lassen und mit der Flamme "nach unten ziehen".
Wieder an einer Stelle kräftig gesabbert, aber das lässt sich ja wegfeilen - leider ist auch etwas Lot ins Rohr gelaufen und verdirbt den Blick auf die wunderschönen SLX-Verstärkungen.
Auch innen im Kopf ist überall Lot und alles gut verlaufen:
Weil ich leider keine rostfreien Ausfallenden hatte, bekommen sie noch Edelstahlscheiben aufgelötet, die ich mir dieses Mal aber nicht mühsam mit der Laubsäge gemacht habe und die natürlich noch "etwas" Nacharbeit brauchen:
Aber leider wird die Gabel in diesem Beitrag nicht fertig und ist es auch in Wirklichkeit noch nicht, weil mir etwas dazwischengekommen ist, das ich unbedingt erst machen musste und das ein zentrales Element der ganzen Geschichte ist...