Na dann mal los
Wie angekündigt, wollte ich ja eigentlich schon im letzten Monat etwas präsentieren. Leider habe ich es aber nicht geschafft, bis zur Deadline das Rad aufzubauen und abzulichten. Darum trete ich nun im November mit meinem aktuellsten Fang an, einem:
Textima Bahnrad
Gelötet im Jahre 1980 von Christian Pyttel in der Chemnitzer Nordstraße zum Punktefahren. Klassisch muffenlos, schlank, filigran, mit engem Radstand und natürlich ein Leichtgewicht dank des dünnen Geröhrs. Auf aerodynamische "Spielereien" wurde bei diesem Rahmen verzichtet und er wurde komplett aus runden Röhren konstruiert:
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Mitte des Jahres fand er seinen Weg zu mir als quasi blankes Rahmenset (leider habe ich davon kein passables Bild mehr). Steuer- und Tretlager waren zwar drin, allerdings irgendwelches modernes Geraffel. Also nichts für mich "Original-Teil-Fetischisten" - Material aus der passenden Epoche musste her!
Ganz besonders Stolz bin ich dabei auf die Vorbau-Lenker-Kombi. Da es zu dieser nahezu unmöglich war kurze Vorbauten von Cinelli zu importieren wurden in der Nordstraße kurzerhand die 50mm Sportrad-Vorbauten modifiziert und verbaut. So ein Teil konnte ich vor ein paar Jahren mal in der Grabbelkiste eines Vereins abgreifen und seit dem hat es auf seinen Einsatz gewartet.
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Ich gebe zu, so ein kurzer Vorbau steht dem Rad nicht unbedingt am Besten. Aber es ist nun mal ein original Teil und er macht den großen Rahmen für mich fahrbar ?
Der Lenker stammt ebenfalls aus der Nordstraße. Die meisten kennen wahrscheinlich nur die klassischen Zeitfahrlenker und Sprintbügel, aber es wurden auch "normale" Lenker produziert. Ob es sich dabei nun speziell um einen Bügel zum Punktefahren handelt kann ich nicht sagen. Schließlich könnte er genauso gut auch für ein Rennrad gefertigt worden sein. Allerdings gingen die Spuren des Lenkerbands nur bis zur Hälfte und Abdrücke der Bremshebel-Schellen konnte ich auch nicht entdecken. Ach und für die, die sich fragen woher ich nun weiß dass es ein Textima-Lenker ist: Im Griffbogen ist sehr charakteristisch die Lenkerbreite sowie der Drop eingeschlagen (bei Maßanfertigungen steht dort häufig auch direkt der Name des Fahrers).
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Die restlichen Teile entsprechen dem "üblichen Standard"... Eine
durchgerockte authentische 170mm Campa Kurbel mit schönen Kampfspuren und einem 49er Kettenblatt passt sehr gut zum Rad.
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Dazu auch eine passende Campa Stütze sowie den markanten und typischen Geierschnabel von Concor.
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Beim Laufradsatz hab ich mich ebenfalls für eine klassische Kombi entschieden: Campagnolo Record Hochflanschnaben mit
Mavic GP4
Felgen. Sicherlich hätte ich auch Textima
Felgen verwenden können, aber zum einen bilde ich mir ein auf alten Originalbildern meistens Kastenfelgen zu erkennen und zum anderen kann man die
Mavic's auch wirklich bedenkenlos fahren ohne angst vor Beschädigungen etc ?
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Auf dem Bild sieht man auch sehr schön die ungebohrten Ausfallenden (obwohl es ja eigentlich schon fast Standard war). Warum nun bei diesem Rahmen darauf verzichtet hat kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich musste es schnell gehen und es lagen gerade keine gebohrten Ausfaller herum. Oder der "Trend" mit dem Bohren ging erst später los ?
Obwohl im Ausfallende noch etwas "Luft" nach vorn ist, wurde der Radstand schon schön knackig. Mit meiner aktuellen Bereifung wäre es auch nicht möglich, die Naben komplett bis ins Ende des Ausfallers zu schieben, da der
Reifen schon vorher gegen das Sattelrohr drückt ?
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Was mir weiterhin an dem Rahmen sehr gut gefällt ist der schlanke Hinterbau. Die Anlehnung der Sitzstreben ist absolut malerisch und wird durch den kurzen Quersteg über dem Hinterrad sogar noch weiter abgerundet. Dieses Detail sehe ich mir wirklich sehr gern an:
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Vielleicht auch noch interessant für Leute die nicht ganz so Tief im Thema stehen ist die Gabel bzw der Gabelkopf. Dieser, unter Sammlern als
Rinkowski-Gabel bezeichntete, Typ verfügt über einen schlanken und aerdynamischen Gabelkopf, welcher von innen hohl ist und durch ein "Fachwerk" verstärkt wird. Da man sich das jetzt sicherlich schwer vorstellen kann vielleicht mal ein Bild davon:
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Gabeln dieses Typs wurden fast ausschließlich an Rahmen zum Punktefahren verbaut. Ein paar Rennräder habe ich damit auch mal gesehen, aber ansonsten verfügen andere Textima Modelle eher über die Gabelköpfe mit den markanten "hängenden Schultern" oder über Köpfe mit kombinierter Lenkerklemmung... aber ich schweife schon wieder ab ?
Eigentlich wäre ich mit meiner Vorstellung nun durch und freue mich auf weitere spannende Räder von der "Konkurrenz"