Ja, das gibt´s. Ein Spezl war mit einer Osteuropäerin liiert, sie fährt vor Ihre Eltern in der Heimat besuchen. Er mit seinem großen Geleändewagen hinterher. Das war in den ausklingenden Neunzigern. Als er die letzte Kleinstadt vor den Dörfern verläßt, folgt ihm ein Polizeiauto und hält ihn auf der Landstraße an. Er dachte an eine Routinekontrolle, die Polizisten waren aber keine sondern nur verkleidet und das Polizeifahrzeug gestohlen. Also stand er nach einem kurzen Handgemenge solo und mit seinem Gepäck aber ohne Auto und Geld auf der Landstraße und wurde zum Wanderer.
Im nächsten Dorf ruft er seine Freundin an und verständigt die Polizei. Freundin und örtliche Polizei treffen fast gleichzeitig ein. Die Polizisten erklären, daß man ja auch auf Landstraßen wegen der Polizei gar nicht anhalten müsse, das regle das örtliche Gesetz auch genau so, weil das eben bekannt sei, daß Strolche Polizeiautos für diese Überfälle ausleihen würden, schütteln den Kopf und lachen meinen Spezl aus.
Seine Freundin entschuldigt sich bei ihm, daß sie ganz vergessen hat, ihm das vor seiner Anreise noch zu erklären und fährt mit ihm ihren Eltern. Dort angekommen ist es dunkel und er hat sich die Gegend und umliegenden Häuser gar nicht angesehen bzw. gar nicht wahrgenommen. Die Eltern empfangen ihn herzlich, es gibt einen reich gedeckten Tisch und für die Region typisch zu jedem Happen mindestens einen klaren Kartoffelschnaps.
Am nächsten morgen wacht er auf und sein Auto steht wieder vor der Tür. Als er in die Küche kommt sitzen dort die örtlichen Polizisten und scherzen mit dem Vater der Freundin. Sie erklärt Ihm, daß man das Auto wieder gefunden hätte.
Noch spürt er keinen sonstigen verdacht und als man gemeinsam und zur Feier des Wiederfindens seines Autos in die nächste Kleinstadt fährt, hat er auch keinen Blick für die umliegenden Häuser. Sie kommen erst abends wieder und in der Kleinstadt war es ein wenig feuchtfröhlich, der abend im haus der Eltern der Freundin ebenso; aber das ist ja angeblich typisch für die Region.
Man legt sich schlafen und er hat mitten in der Nacht Sodbrennen und steht auf, schaut aus dem Fenster und sieht im Hof eine dunkle Gestalt um sein Auto herumschleichen. So greift er neben das Bett, greift den Baseballschläger, den er tagsüber für die Rückfahrt eingekauft hatte und rennt in den Hof, stellt die dunkle Gestalt nicht nur sondern drischt auf diese mit voller Wucht ein. Komischer Weise entfernt sich die Gestalt aber nicht von seinem Auto, worauf er um so mehr ausholt und zuschlägt, worauf die Gestalt immer wieder laut aufschreit. Das weckt das Haus, das Licht im Hof geht an und der Vater seiner Freundin stürzt sich zwischen die in Lumpen gehüllte Gestalt und meinen Spezl, worauf mein Spezl angeblich von der Gestalt erstmal abläßt.
Seine Feundin hat die Situation dann aufgeklärt. Der Vater war der Leiter der örtlichen Strafvollzugsanstalt, hatte nachdem er eingetroffen war und von dem Diebstahl seines Autos berichtete noch in der Nacht mit einigen Gefangenen und den örtlichen Polizisten gesprochen und dort sein Leid geklagt. Daraufhin stand das Auto morgens wieder im Hof und die örtlichen Polizisten berichteten stolz, daß sie es angeblich gefunden hätten; dafür bekamen diese Kaffee und Frühstück. Wer es in den Hof gefahren hätte, wußte aber Keiner. Nachdem das Auto aber wieder da war, hat der Vater zusätzlich einem Häftling versprochen, daß er früher entlassen würde, wenn er das Auto mit Leib und Leben verteidigen und sicherstellen würde, daß es nicht geklaut würde. Deshalb ließ der sich wohl auch lieber von meinem Spezl verdreschen, als wegzulaufen.
Na ja, solange er dort war, stand fortan jede Nacht über die geschundene und in Lumpen gehüllte Gestalt neben dem Auto und bewachte es. Als mein Spezl mit seiner Freundin/ der Tochter wieder abreiste, nahmen sie diesen nun ehemaligen Häftling mit in die nächste kleinere Stadt mit Bahnhof und dieser war, trotz der massiven Beulen und Verletzungen am Körper überglücklich, daß er so fünf Jahre früher zu seiner Familie zurückkehren durfte.
Andere Länder, andere Sitten.