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Wie seid ihr zum Rennrad fahren gekommen?

Na, gut, dann jetzt ich:

bin als Kind und Jugendlicher "natürlich" viel Rad gefahren. Wie will man sich auch sonst unabhängig und in kurzer Zeit einen relativ grossen Bewegungsradius schaffen? Zur Schule, zum Fussball, zum Tennis, ins Freibad, zu Freunden usw..
Mit meinem Vater bin ich ein paar Mal mit meinem BMX rund um meine Heimatstadt gefahren, 30km. Heute frage ich mich weniger, wie ich das mit dem BMX geschafft habe, als 10-jähriger, sondern wie mein Vater das geschafft hat. Der ist ein derart unsportlicher Schreibtischtäter, ich glaube, den hat das damals jedesmal total ausgepowert.
Dann bin ich bestimmt 15 Jahre lang überhaupt nicht Rad gefahren. Wozu auch, wenn man einen Führerschein und ein Auto hat! So war der Radius grösser und die benötigte Zeit noch kürzer und Rad fahren war doch anstrengend.
Irgendwann habe ich mir ein Full-Suspension-MTB mit Scheibenbremsen bei Aldi gekauft, für 300 Euro. Das Ding war der komplette Schrott und hat mir den Spaß am Radfahren wieder auf Jahre versaut. Alles hat gequietscht, gerieben, gescheuert. Was für ein Kraftaufwand für nur 20km Radfahren am Main! Aber: die Tour fand ich so toll, dass ich irgendwann dachte, ich probiere es mal mit einem ordentlichen Rad.
Also für 850 Euro ein Winora- Trekkingrad gekauft und Touren gedreht. Die Umgebung hier kennen und lieben gelernt. 20km, 30km, 40km... Bis ich gemerkt habe, dass ich doch eh ca. 80% auf der Strasse fahre und nicht, wie gedacht, durch die Weinberge. Also mal zur Probe vom Kollegen ein gebrauchtes Cube für 333 Euro gekauft. Blut geleckt, vom Virus befallen und nun lässt er mich nicht mehr los.
Laufen ist nicht mein Ding, Nordic Walken ist ok, aber man kommt einfach nicht rum! 2h durch den Wald, ok, frische Luft usw.. Aber nur auf dem RR kann man innerhalb von 2-3h eine Strecke zurücklege, dass man sich irgendwann umschaut und denkt "Wow, vor gerade einmal 2h war ich daaaa hinten!" und zeigt mit dem Finger in Richtung Horizont. :)
So hat das bei mir angefangen und diesen Effekt, aus eigener Kraft solche Strecken zurück zu legen, fasziniert mich immer noch am meisten daran. Ich sehe es daher eigentlich gar nicht primär als Sport an. Der Sport ist für mich eher der positive Nebeneffekt, als Mittel zum Zweck. Aber mittlerweile ist auch der sportliche Reiz hinzu gekommen.
Ich hoffe, ich bleibe auf Jahre am Ball und kann mit immer weniger Anstrengung die gleichen Strecken zurück legen oder mit der gleichen immer weitere Strecken.
 
Didi ist "schuld", da war ich grad mal zweistellig jung geworden und da fuhr ein Deutscher ins gelbe Trikot. Ein oder zwei Jahre später hatte ich ein Peugeot Rennrad - natürlich zu groß - frei nach dem Motto "der Bub wächst noch ..." die Rahmengröße von damals hab ich bis heute nicht erreicht ;-). Wer erinnert sich noch an den Radroman "Salz im Kaffee" von H. Blickensdörfer, musste ich unbedingt lesen. Mit dem Rad bin ich quer durch die Landeshauptstadt zum Training geradelt (meinen Sohn würde ich das heute im gleichen Alter nicht machen lassen - so ändern sich die Zeiten) und hatte es fast frisch bei einem unverschuldetem Unfall geschrottet, die Gelegenheit eine kleinere Rahmengröße als Ersatz zu wählen wurde ungenutzt verstreichen lassen. Irgendwann die ersten Trainingslager auf Malle (schon Jahre nicht mehr zum Radfahren dahin) um dort auch das erste mal von A-Amateuren darauf hingewiesen zu werden, dass in Spanien bestimmte Mittel ohne Rezept und auch günstiger zu bekommen sind - ich glaube ich hatte in meinem jugendlichen Leichtsinn ein Fragezeichen im Gesicht. Dann einige Jahre Triathlon gemacht inkl. des Trends mir einen 26 Zöller zu kaufen - was eine Verirrung ;-). Anschließend ein Italiener gekauft; dann einen Holländer (leider irgendwann wieder verkauft) und nach nun mehr als drei Jahrzehnten RR dauerhaft Alltagsradler auf die Arbeit. Bis vor 15 Jahre gerne Tour u.a. geschaut, dann war mir die Zeit zu schade und habe diese lieber auf dem Rad verbracht. Bessere Hälfte hätte stundenlanges Radschauen und anschließendes Radfahren mit Sicherheit nicht verstanden. In den 90zigern die Route-des-Grandes-Alpes vom Bodensee nach Nizza, einmal vom Bodensee den Rhein aufwärts durch Schweiz und Italien, durch den Schweizer Jura. In den letzten Jahren die ein oder andere RTF und schon zweimal Teile der quaeldich-DLRF. Ich war noch nie live bei der Tour - obwohl lt. einer einschlägigen Radsportzeitschrift das ein "must have ..." wäre, dafür schon auf dem Mt. Ventoux - taucht in der gleichen Liste auf. Wünsche immer genügend Luft im Reifen ...

P.S. hab mal den Thread versucht nachzuvollziehen Bonanzarad hatte ich auch, Klapprad sowieso und kommt wieder für die nächste World-Klapp
 
Es fing alles 1972 an, da wurde ein Spermium Sieger beim allerersten Rennen, die Grundlage fürs Rennradleben war gelegt. Die nächsten 33 Jahre könnte ich jetzt weglassen, mach ich aber nicht.

Ca. 5 Jahre später saß ich auf meinem ersten, grünen 20 Zoll Rad. Ob es in der DDR 12 oder 16 Zoll Räder gab, weiß ich gar nicht. Das kleine Grüne ließ ich (mich) jedenfalls nicht mehr los - um unseren Wohnblock führte ein ca. 2km langes Oval, manchmal bin ich Tagelang dort nur Runden gefahren. Mutter warf mir ab und an Nudeln aus dem Fenster zu. Irgendwann kam dann mal so ein Talentsichter auf mich zu, ob ich nicht Leistungsport RR machen will - das hab ich abgelehnt. Da überleg ich manchmal ob das nun ein Fehler war oder nicht.
Viele Jahre später, ich war bestimmt schon 10 oder 12, gab es das erste 26 Zoll Mifa Rad mit Favorit-3-Gangschaltung. Auch dieses liebte ich, bis einestages ein abscheuliches Insekt auf meinem Arm saß und ich das Rad, beim Versuch das Insekt zu eliminieren, blindlings in das himmelblaue Heck eines Trabis steuerte. Resultat: Biegung im Unterrohr, Vorderrad ging nun viel näher an diesem vorbei, immerhin vorbei. Meine Füße hatten jetzt leider schon ihre endgültige Ausdehnung von Größe 44 erreicht und daran kam das Vorderrad nicht mehr vorbei. Auf einen Müllkippe fand ich ein schickes grünes 28er Damenrad. Aufgebaut, bissel damit gefahren, Reifen geplatzt (so richtig laut), dann wurde das Fahrrad eines Tages plötzlich länger und dann teilte es sich... oha, Rahmen am Tretlager zerbrochen. Die nächsten 8 Jahre waren Fahrradfrei - den Moped/Motorrad/Auto-Führerscheine hielten Einzug in meine Brieftasche und mit ihnen die bequemen Gefährte.

Irgendwann erschien mir mein Kumpel Stefan mit vielen schicken Fahrradzeitungen, Katalogen und er verführte mich mit Worten zum Kauf eines 96er Giant Terragos, ein Mountainbike ohne jegliche Federung. Dafür werde ich ihm ewig danken, denn mein träger, fetter Körper musste bewegt werden. Und die Waage freute es, vielleicht auch meine Freundin, wer weiß. Jedes Jahr wurden es nun mehr km, Teile wurden getauscht und dann kam die Erleuchtung: Stollenreifen sind laut und schwergängig - Semislicks mussten ran. Was für ein Unterschied. Bald trennte ich mich komplett vom Gelände und merkte das echte Slicks noch leichter und besser wären. Und so sollte es sein. Mein neuer Kumpel Ralf hatte inzwischen auf RR umgesattelt, mit meinem Slick-MTB war ich trotzdem noch schneller. Nach wiederum vielen Worten (wie schnell ich doch sein könnte wenn ich auch ein RR hätte) und der ersten anstehenden Vätternrundan hab ich dann kurzerhand einen Cannondale Dealer in den USA aufgesucht und mein CAAD 9 aus dem Verkaufsraum befreit. Das Giant baue ich seit einiger Zeit nun zum Reise-RR um, ein anderes MTB ist mein Winter und Familienradtourrad.

Jetzt werde ich 40 und wenn ich so dran denke, das man vielleicht irgendwann nicht mehr Rennrad oder sogar Fahrrad fahren kann - dann wird mir schon ganz schwer ums Herz, unvorstellbar so ein Leben. Aber dann sehe ich auch die fast 90 jährigen Pioniere und Veteranen aus Schweden vor mir, welche immer noch die 300km mit dem RR um den See schaffen - auch wenn das machmal sichtlich schwer fällt, aber es scheint zu gehen.
 
Das gefällt mir an den vielen Statements und Berichten in diesem Diskussionsthema so gut : Manche Biker-Biographie ist nicht nur menschlich, sportlich und technisch interessant, sondern da und dort immer wieder auch eine Abbreviatur deutscher und europäischer Geschichte. :)Danke euch, sowas könnte ich stunden- und seitenlang lesen. :daumen:
 
Ja, wirklich sehr schön. Alles konnte ich noch gar nicht lesen, aber ich geb mein bestes, jemand hat mal gesagt, für gute Geschichten leben wir. Das stimmt.
 
Ich war als Jugendlichen einfach nur dick! Mein dad setzte mich aufs MTB und fuhr mit mir einige Touren. Ich gewann Freude an dem Sport, verlor ca 15kg und legte mir direkt ein Rennrad zu! :) Anschließend fuhr ich immer Mehr Rad sodass ich insgesamt ca30kg abgenommen habe und nun ein totaler (Rad-)Sport Vernatiker bin :daumen:
 
Fanatiker vielleicht?

Als Fanatismus (von fr: fanatique oder lat. fanaticus; göttlich inspiriert) bezeichnet man
  • im engeren Sinn das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung („ein fanatischer Anhänger einer Ideologie oder einer Gruppierung“),
  • im weiteren Sinn eine besonders hohe emotionale Wertschätzung bestimmter Tätigkeiten, Interessengebiete (fanatischer „Motorrad-Freak“ oder „Fußball-Fan“) oder Objekte wie z. B. Sammelobjekte.
 
Fanatiker vielleicht?

Als Fanatismus (von fr: fanatique oder lat. fanaticus; göttlich inspiriert) bezeichnet man
  • im engeren Sinn das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung („ein fanatischer Anhänger einer Ideologie oder einer Gruppierung“),
  • im weiteren Sinn eine besonders hohe emotionale Wertschätzung bestimmter Tätigkeiten, Interessengebiete (fanatischer „Motorrad-Freak“ oder „Fußball-Fan“) oder Objekte wie z. B. Sammelobjekte.

oh natürlich. Tut mir sehr Leid. Da kam wohl wieder der Pfälzer in mir durch ;-)
Fanatiker ist das richtige Wort :-P

Danke für die Hilfe :daumen:
 
Servus,

Viele spannende Geschichten hier. Ich bin über den Downhillsport zum Rennrad gekommen.
2010 habe ich mit dem DH angefangen und war sofort begeistert, weshalb auch mein gesamtes Studentenbudget regelmäßig in die sündhaft teure Ausrüstung und Bikeparkbesuche gewandert ist. Als die Zeit irgendwann fehlte von Köln aus ständig in verschiedenen Bikeparks oder an geeignete Spots zu gelangen, gestand ich mir ein, dass der Sport sich für mich nicht lohnt. Nicht finanziell und von der Häufigkeit mal ganz abgesehen.
So habe ich diesen Herbst meinen Downhiller verkauft, den größten Teil der Ausrüstung ebenfalls veräußert und freue mich nun trotz des Herbst jeden Tag aufs neue, einfach nach Lust und Laune aufs Rad steigen zu können. Und das einfach so. Revolutionär für mich.
Ich hoffe auf einen Winter, der mir weiterhin so viel Spaß macht um im Frühling dann so richtig auf meine Kosten zu kommen. Im Optimalfall dann mit entsprechender Kondition :)
 
Ich hatte mich eigentlich immer mal wieder für den (Renn)Radsport interessiert und auch öfter mal mit dem Gedanken gespielt mir ein Rennrad zu kaufen. Allerdings habe ich mich immer vor den relativ hohen Einstiegskosten gescheut. Ausserdem hatte ich andere Hobbies.
Es war im Februar 2011, als unsere Tochte zwei Jahre alt war, ich meine damaligen Hobbies ebenfalls seit zwei Jahren stark vernachlässigt hatte und meine Frau mit einem Nähkurs begonnen hatte. Von da an saß meine Frau jeden Abend vor der Nähmaschine und ich alleine vor der Glotze.
Aus dieser Situation heraus habe ich mir überlegt, dass ich auch wieder ein Hobby brauchte: Was zum schrauben und mit Action; vielleicht etwas, das auch schnell ist - aber nicht so gefährlich wie Motorradfahren (das hatte ich schon hinter mir); Etwas Bewegung würde mir auch gut tun und an der frischen Luft wollte ich sein; mit viel Zeit für mich, als Ausgleich zur Arbeit und Familie.
Kurzum - ich setzte mich an den PC und ersteigerte einen Rennradrahmen von Quintana Roo: Der sah geil aus, hatte eine Carbongabel und der Hinterbau war auch aus Carbon :daumen:. Dazu bestellte ich mir bei Rose eine 105er Gruppe, Laufräder, Vorbau, Lenker, Sattelstütze und Sattel. Nach kurzer Zeit hatte ich das Rad zusammengeschustert und die erste Probefahrt stand an. Das war wirklich merkwürdig. Ich hatte das Gefühl, dass ich das Radfahren verlernt hatte - so ein rumgeeier war das. Schon nach wenigen Ausfahrten musste ich dann aber feststellen, dass mir der Rahmen zu klein war. Parallel dazu hatte ich dann auch gelesen, was es mit den unterschiedlichen Rahmengrößen auf sich hat...
Nachdem ich mich dann etwas intensiver mit dem Thema beschäftigt hatte, habe ich mir einen neuen Rahmen zugelegt und den Fehler korrigiert. Heute bin ich bestens mit meinem Rennrad zufrieden und ärger mich nurnoch darüber, dass ich nicht schon 10 Jahre früher mit diesem geilen Hobby / Sport begonnen habe.
 
Ich wollte schon immer ein schnelles und leichtes Fahrrad. Habe erst diverse Baumarkträder (1990- 1998) geschrottet, dann ein Crossrad (2000) gekauft, welches ich heute noch als Stadtschlampe nutze und endlich in 2005 ein Rennrad.
Es war und ist mein erstes RR! Bis jetzt 22 TKm gestrampelt. Mal sehen wann das Nächste kommt?
 
Ich durch notwendiges Ausdauertraining zu dem Moto Cross Sport , das Cross fahren ist lange weg , dann ein paar Jahre Triathlon ( ganz am Start der neuen Sportart ) aber nach Familienprotest wg. ständiger Abwesenheit trainingsbedingt ist heute nur noch hobbymässiges (Renn 50%) Radfahren (50%) nach , an dem meine Frau teilhat.
Geht also auch...:).
 
Radgefahren bin ich zunächst mit meinem Sohn - damals ca. 7 Jahre alt. Die Typen in den "Semiprofi-Fahradzeugs" fand ich immer TOTAL lächerlich!!! Kann man nicht in normaler Kleidung radfahren?!!? Außerdem sind die meistens SEHR rücksichtslos gefahren...
Über die Zeit versackte ich immer mehr zuhause. Zu sehen gab es für mich nur die nähere Umgebung (ca. 1000m Radius). Der Lebensstil war alles andere als Gesundheitsförderlich! Einkaufen und in den dritten Stock stiefeln war LEISTUNGSSPORT!!!
Zum Glück setzte mich dann jemand auf ein altes Rennrad - zeigte mir, wo man mit dem Rad so alles hinfahren kann - ich bemerkte was es so alles zu sehen gibt - erkundete endlich mal die ganzen neu angelegten Radwege im Ruhrgebiet - bemerkte wie es mir psychophysisch SEHR VIEL besser ging - und hatte zum Herbst dann auch so ein "lächerliches Semiprofi-Fahradzeugs" an.
Ich fuhr dann nach einem Motivationstief zum Jahresende den ganzen Februar jeden Tag - gönnte mir Anfang März ein "echtes" Rennrad und noch mehr "lächerliches Semiprofi-Rennradzeugs" - leckte Blut - hatte einen SUPER Rennradtreff - und fuhr im Sommer meinen ersten 200er - im August die Rose-RTF 263km und den Krayer Marathon mit 258km....
 
Angefangen hat es mit dem Stahlrenner meines Vaters. Den bin ich ab und zu um 2004/2005 im Sommer gefahren. Aber so richtig klick gemacht hat es dann 2007. Mein alter Herr hat sich zu einem Radmarathon angemeldet und da werden die Startplätze ausgelost. Weil er nicht wusste, ob er Losglück hat, sollte ich mich auch registrieren. Naja, wir sind dann beide ausgelost worden :D Ich habe mir aber geschworen, dass ich nicht mit der Stahlgurke an den Start gehe. Habe mir deshalb mein erstes RR gekauft und wie ein Besessener trainiert und auch durchgehalten. Danach war ich infiziert und bin es bis heute :)
 
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